Parinacota 6357m


Publiziert von Bolivar , 16. April 2013 um 12:59.

Region: Welt » Bolivien » Cordillera Occidental
Tour Datum:29 März 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: BOL   RCH 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1490 m
Abstieg: 1490 m
Strecke:Parkplatz - Hochlager - Sattel (Parinacota/Pomerape) - P. 6357m (NW summit) - P. 6347m (N summit) - P. 6344m (N false summit) - Parkplatz (direkter Abstieg)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Ort Sajama vor der kleinen Kirche links Richtung Fussballplatz abbiegen und der Schotterstrasse Richtung Nordwest folgen. Anschliessend Querung des Rio Lauca, vorbei an der Siedlung La Plazuela und weiter über die Fahrspur durch tiefen, weichen Sand bis unterhalb des Sattel zwischen dem Parinacota und dem Pomerape. Auf ca. 4870m kann das Auto parkiert werden.
Unterkunftmöglichkeiten:in Sajama gibt es 2 - 3 einfache Unterkünfte

Heute war es also soweit. Nach einer kurzen und vor allem kalten Nacht in Sajama sind wir um 02:00 Uhr aufgestanden. Ich habe nicht all zu gut geschlafen was aber nicht an der Höhe, sondern viel mehr an der Kälte lag. Trotz mehrerer Wolldecken hatte ich zum schlafen Socken, lange Unterwäsche und sogar eine Wollmütze an. Als der Wecker klingelte waren auch die restlichen Kleider schnell angezogen und eine halbe Stunde später sassen wir beim Frühstück. Nach Frühstücksflocken mit Joghurt, etwas Brot und Gebäck und zwei Tassen "mate de coca" fühlte ich mich eigentlich ganz gut und war voller Tatendrang. Trotzdem waren gewisse Zweifel vorhanden, ich hatte lediglich zwei Akklimatisationstouren hinter mir wobei wir bis maximal 5330m aufgestiegen sind. Wie würde mein Körper weiter oben reagieren?

Der Ausgangspunkt für den Parinacota liegt knapp 25km von Sajama entfernt. Um 03:00 Uhr (...eigentlich reichlich spät) sind wir mit dem 4x4 aufgebrochen und haben diesen ca. 1h später erreicht. Je nach Beschaffenheit der Fahrspur resp. Wasserstand des Rio Lauca muss auch mehr Zeit mit einberechnet werden. Komischerweise hatte ich bereits im Auto etwas kalte Füsse und ich hatte Zweifel, ob meine Entscheidung die schweren Plastikstiefel nicht mitzunehmen die Richtige wahr. Mitten in der Nacht ist es in dieser Höhe a) verdammt kalt und b) braucht der Körper auch viel länger bis er einigermassen in die Gänge kommt. Bis zum Sonnenaufgang würden also maximal 3h vergehen und spätestens dann sollten die Füsse auch wieder warm werden. Glücklicherweise habe ich recht behalten.

Vom Parkplatz auf knapp 4900m an der Ostflanke des Berges sind mein Bergführer Porfirio und ich gemütlich und sehr langsam Richtung Sattel zwischen dem Parinacota und Pomerape hochgestiegen. Dabei kommt man auch am Hochlager vorbei wo wir aber keine Zelte vorfanden. Wie ich vernommen habe wird der Berg auch in der Hochsaison (Mai, Juni, Juli und August) nur etwa einmal pro Woche bestiegen. Man ist also ganz alleine unterwegs. Bereits im Voraus habe ich entschieden auf eine Nacht im Zelt zu verzichten und dafür viel gemütlicher und tiefer in Sajama zu übernachten. Auch diese Entscheidung sollte sich im Nachhinein als richtig erweisen. Die 300 Höhenmeter vom Parkplatz zum Hochlager sind einfach und schnell zu bewältigen und die Unterkunft in Sajama um ein vielfaches komfortabler als eine Nacht auf 5200m im Zelt. 

Den Sattel zwischen Parinacota und Pomerape haben wir schnell erreicht und ab hier geht es nun über Sand und Schutt stetig im zickzack hoch. Der Berg weist keine technischen Schwierigkeiten auf, ab ca. 5500m bei der Schneegrenze werden jedoch zur Sicherheit die Steigeisen angezogen. Die Schnee- resp. Firnflanke ist kontinuierlich 35 - 40 Grad steil. Ab Ende der Hochsaison muss hier mit mühsamem Büssereis (span.: penitentes) gerechnet werden. Hat man die Schneegrenze einmal erreicht, gibt es eigentlich nur noch den Weg nach oben. Eine Wegbeschreibung ist nicht möglich, man hält sich jedoch eher rechterhand wo es nicht ganz so steil ist. Die nicht enden wollende Firnflanke verlangt einem alles ab und bis man oben am Kraterrand steht vergehen Stunden. Man muss also ganz schön auf die Zähne beissen und die letzten 200 - 300 Höhenmeter sind nur noch mühsam. Nach ein paar wenigen Schritten wird jeweils wieder auf den Stöcken ausgeruht. Die Sonne brennt nun extrem, ich bin froh meine leichten steigeisenfesten Raichle-Schuhe zu tragen und verzichte sogar während des ganzen Aufstieges auf die dicke Daunenjacke die ich im Rucksack verstaut habe.

Kurz vor 11:00 Uhr Morgens haben wir schlussendlich den Kraterrand erreicht. Die Ausmasse des Kraters sind riesig, die Aussicht schlichtweg fantastisch. Nun stellt sich aber die Frage nach dem höchsten Punkt des Kraters welcher gar nicht so einfach zu eruieren ist. Diesbezüglich habe ich auf Summitpost ein interessantes Foto gefunden. Für eine Umrundung des ca. 200m tiefen Kraters hätten wir also mindestens 1h gebraucht. Die Energie- resp. die Trinkreserven hätten dazu wohl nicht gereicht. Zumindest von unserem Standort aus war jedoch offensichtlich, wo sich der höchste Punkt (6357m, NW summit) befinden würde. Zügig sind wir zu diesem hochgestiegen und haben uns gegen 11:00 Uhr zum Gipfelerfolg gratulieren können. Nach zahlreichen Fotos und nachdem wir das Panorama ausgiebig genossen hatten, haben wir die bolivianischen Gipfel North summit (6347m) und North false summit (6344m) überschritten und sind von dort sehr steil und auf direktem Wege bis zum Parkplatz abgestiegen. Dabei kann der Abstieg über den Sattel zwischen Parinacota und Pomerape umgangen werden.

Unser Fahrer Porfidio hatte unten die ganze Zeit auf uns gewartet und die Stellung gehalten. Nach kurzem Bericht und einer Verpflegung sind wir glücklich und zufrieden wieder nach Sajama zurückgekehrt. Die Besteigung meines ersten 6000er war also Tatsache, die Tour ein unbeschreiblich schönes Erlebnis. Nach einer weiteren Nacht in Sajama haben wir am nächsten Tag noch eine der zahlreichen Thermalquellen besucht. Eine Wohltat für die strapazierten Glieder und Muskeln. Anschliessend mussten wir von diesem schönen Ort wieder Abschied nehmen, im Laufe des Nachmittags sind wir wieder wohlbehalten in La Paz angekommen.

Reiseveranstalter: SUEDAMERIKATOURS.DE  

Tourengänger: Bolivar


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Kommentare (12)


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Vauacht hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 16. April 2013 um 13:14
Gratulation zu Eurer Monstertour auf diesen fantastischen Vulkan! Ich habe bereits auf diesen Bericht gewartet :)

Die schiere Groesse des Kraters raubt einem fast den Atem....wowww!!

Allzeit gute Touren!

Bolivar hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 16. April 2013 um 13:23
Hallo Vauacht,

Vielen Dank, dieser Vulkan ist einfach fantastisch!
..auch ich verfolge Deine Südamerikaberichte regelmässig. Es gibt unendlich viel zu entdecken da.

viele Grüsse
Marc

simba hat gesagt: Guter, aufschlussreicher Bericht!
Gesendet am 16. April 2013 um 16:00
Servus.
Lese deine Bolivienberichte sehr aufmerksam, weil es mich vermutlich nächsten Sommer auch dorthin zieht. Da freut man sich über so gute Infos aus erster Hand gleich doppelt ;)
Beste Grüße
Si

Bolivar hat gesagt: RE:Guter, aufschlussreicher Bericht!
Gesendet am 16. April 2013 um 18:19
Hallo Simba,

Bolivien ist ein wunderschönes Land. Da wünsche ich Dir jetzt schon viel Spass bei der Planung und Ausführung. Und falls Du weitere Tipps brauchst, gib mir einfach Bescheid.

viele Grüsse
Marc

amphibol hat gesagt: Hammer!
Gesendet am 17. April 2013 um 04:59
Herzliche Gratulation zum Parinacota!

Eine super Bergtour in einem nicht einfachen klimatischen Umfeld!

Viele Grüsse und weitere schöne Touren!
Have fun
amphibol

Bolivar hat gesagt: RE:Hammer!
Gesendet am 17. April 2013 um 10:34
Hallo Amphibol,

Vielen Dank. Habe soeben gelesen, dass Du aktuell auch in der Gegend weilst. Dir weiterhin viel Spass in Südamerika.

beste Grüsse
Marc

licpet13 hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2013 um 20:48
Hallo Bolivar Superreisebericht!! Da ich den Vulkan in zwei Monaten besteigen möchte, hätte ich noch einige Fragen:
Wie hast Du dich der Höhe angepasst? Wie lange warst Du in der Gegend? Benötigt man ein "Permesso"? Wenn ja, woher?
Herzlichen Dank für eine Antwort!
Beste Grüsse Peter

Bolivar hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. August 2013 um 13:48
Danke Peter!
Ich war eine Woche vor meiner Abreise nach Bolivien noch in Bogota/Kolumbien auf knapp 2700 Meter Höhe (ohne körperliche Betätigung). Somit war ich einigermassen gut akklimatisiert. In Bolivien habe ich dann erstmals folgende 2 leichte 5000-er bestiegen:

*Serranias Almillanis 5108m
*Cerro Japa Japani 5330m

Den Tag vor dem Parinacotaaufstieg waren wir bereits auf 4000m im Parque Nacional Sajama. Für mich hat es somit sehr gut gepasst und ich hatte nie irgendwelche Beschwerden. Im Nachhinein würde ich vielleicht höchstens in La Paz noch einen zusätzlichen Tag verbringen. Ein "permiso" braucht es m.E. nicht, man muss sich jedoch beim Eingang des Parque Nacional Sajama registrieren lassen und auch eine Gebühr bezahlen. Südamerikatours.de hat das jedoch alles bestens organisiert. Du kannst Dich auf jedenfall auf eine tolle Gegend und einen anstrengenden Aufstieg freuen. Bolivien ist atemberaubend.

viele Grüsse
Marc

licpet13 hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. August 2013 um 12:11
Hallo Marc
herzlichen Dank für Deine aufschlussreichen Antworten. Ich werde von Sucre über Potosi, Ujuny bis nach Putre (Chile) reisen. Das sollte für die Aklimatisation reichen.

Viele Grüsse
Peter

Bolivar hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2013 um 16:13
..denke ich auch, da bewegst Du Dich bereits in guter Höhe. Viel Spass und Erfolg!

Beste Grüsse
Marc

MicheleK hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 24. August 2014 um 00:56
Sali Marc,
gratuliere zum mega Vulkan. Ist auch auf meiner Liste, das Altipiano wegens ist schon die Reise nach Bolivien wert.
Ich habe eine Community ueber Vulkane eroeffnet, waer cool koenntest du dort die Tour auch posten,

Gruss,
Michele

Bolivar hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 4. September 2014 um 18:16
Ciao Michele,

Den Parinacota kann ich Dir wärmstens empfehlen. Es gibt wohl wenige so formschöne Vulkane und vorallem bist Du dort im Normalfall alleine unterwegs. Der Berg wird jährlich nur ein paar wenige Male bestiegen. Bei mir geht's leider voraussichtlich erst gegen Ende nächsten Jahres wieder nach Südamerika, möchte gerne mal was in Chile machen. Ich habe mich übrigens bei der Community eingetragen.

viele Grüsse
Marc


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