Auf Hausbesuch - Des Winters Berge


Publiziert von lainari , 25. März 2013 um 18:55.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:24 März 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf bis Felsenmühle
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 17 Sächsisch-Böhmische Schweiz oder 1:10.000, Rolf Böhm, Kleiner Zschand

Winterstein-(Kleiner Winterberg)-Großer Winterberg
 
Mein Wunsch nach Frühling blieb unerhört, die Sächsische Schweiz blickt auf eine weitere Schnee- und Frostwoche zurück. Zeit für einen Hausbesuch! Auf zu den Bergen, die den Winter im Namen tragen. So steige ich früh am heutigen Morgen bei rekordtiefen -19° C ins Auto. Diese Nacht war die kälteste Märznacht seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Ich rolle auf trockenen und griffigen Straßen Richtung Startpunkt. Unterwegs muss ich noch einen Tankstopp einlegen. Am Eingang des Kirnitzschtales in Bad Schandau ist zu lesen, dass die Straße nur bis zur Felsenmühle offen ist. Die Felsenmühle war schon ein geplanter Punkt auf meiner Route, aber erst für den Rückweg. Die Umleitung über Sebnitz würde weitere wertvolle Zeit kosten. Ich erreiche meinen neuen provisorischen Startpunkt an der Felsenmühle im Kirnitzschtal. Hier sind es nur noch -12,5° C. So richtig regelkonform kann man eigentlich nur als Gasthaus-Kunde parken. Ich entdecke einige Stellplätze quer zur Straße, die keine besondere Beschilderung haben, dort sollte es gehen. Ich laufe die gesperrte Straße entlang bis zur Neumannmühle. Hier wird eine Stützmauer neu errichtet, die vom Hochwasser 2010 beschädigt wurde.
 
Ich wende mich nach rechts in den Großen Zschand hinein. Nach einiger Zeit biege ich abermals nach rechts, um kurz darauf nach links in die Raubsteinschlüchte abzuzweigen. Auf Grund meines Tankstopps und des längeren Anmarschweges verpasse ich den Sonnenaufgang um eine Viertelstunde. Pech gehabt, es kann ja nicht immer klappen. Durch enge Spalten und über Leitern erreiche ich den Gipfel des Wintersteins/Hinteren Raubschlosses. Die Entstehung der Felsenburg mit Holzfachwerkaufbau wird im 14. Jh. angenommen. Zur Funktion muss erneut ein Zusammenhang mit den übrigen sächsischen und böhmischen Felsenburgen gesucht werden. Die Lage kann nur mit einer Wachfunktion sinnvoll begründet werden. Raubritter waren auch hier, trotz des Beinamens Hinteres Raubschloss, wenn überhaupt, bestenfalls temporäre Nachnutzer. Auf der Gipfelplattform findet sich ein rechteckiges gemauertes Turmfundament. Weil der Burgfelsen den dahinterliegenden höheren Bärenfangwänden nur wenig vorgelagert ist, muss man davon ausgehen, das der ganze dahinterliegende Felsbereich ein Verteidigungsraum war, denn sonst wäre die Burg nach Süden nicht zu verteidigen gewesen. Auch der ein Stück seitlich stehende - Wartburg genannte - Felsen war einst befestigt. Ein aufkommender scharfer Ostwind vertreibt mich vom Gipfel. Abgestiegen, laufe ich auf einem schönen Wanderpfad am Fuß der Bärenfangwände weiter. Der harte Schnee macht die ganze Sache etwas mühsam. Ich passiere einen völlig zerstörten Birkenwald. Der nasse Oktoberschnee im vorigen Herbst hat wahrscheinlich die dort noch blättertragenden Bäume umgebogen und geknickt. Im Verlauf wechselt vor mir eine Rotte Wildschweine vom Futterplatz am besonnten Südhang hinunter zum Tageseinstand in eine Schlucht. Bedrohlich große Brocken sind nicht dabei, es handelt sich ausschließlich um Halbstarke, sogenannte Überläufer. Nun erreiche ich die Kreuzung am Fuß des Kleinen Winterberges.
 
Nach schweißtreibendem Aufstieg gehe ich auf dem Unteren Fremdenweg an der Flanke des Kleinen Winterberges entlang. Auf einem Felsen ist oberhalb ein gemauerter Pavillon zu sehen, der wohl gerade renoviert wird. Nach diversen Aussichtsmöglichkeiten an der Felskante treffe ich später auf die Kreuzung Fremdenweg am Kleinen Winterberg. Der eigentliche Gipfel liegt in der Kernzone des Nationalparks und ist nicht zugänglich. Vielleicht ändert sich das, wenn der Pavillon fertiggestellt ist. Über den Fremdenweg laufe ich zum Großen Winterberg. Gasthaus und Aussichtsturm haben im Winter SA und SO von 11-16 Uhr geöffnet. Da war ich heute deutlich zu zeitig hier. Ich beargwöhne das geschlossene Eishaus (Infostelle des Nationalparks). Hat man hier den Frühling weggesperrt? Ist das die Zentrale des Winters? Frostig genug ist es davor…
Ich mache mich zunächst auf dem Aufstiegsweg auf den Rückweg. Auf Höhe der Pichelwiese deponiere ich mein Gepäck auf einem umgestürzten Baum und nehme einen Stehimbiss ein. Dann laufe ich weiter abwärts und wähle dazu den Abstieg durch das Heringsloch. Das ist nicht etwa eine Bezeichnung die sich ein Fischliebhaber ausgedacht hat, sondern soll sich von einem alten Wort für Befestigung ableiten. Im Verlauf kreuze ich den Pfad, den ich auf dem Hinweg begangen habe. Jetzt steige ich in den Quenengrund hinunter, der den Anfang vom Kleinen Zschand bildet. An den Quenenwiesen treffe ich auf einen geräumten Forstweg und gelange schließlich zur Felsenmühle. Am Auto angekommen, sind es nun -4° C.
Ich hoffe, dass der Winter meinen Hausbesuch ernstnimmt und sich nun doch bald zurückzieht.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 4 h 15 min. Die Strecke ist im Normalfall mit T2 zu bewerten, unter Winterbedingungen jedoch mit T3. 

Tourengänger: lainari


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Geodaten
 15181.kml

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