von der Bannalp nach Isenthal - eine lange, hochalpine Tour mit Uri Rotstock, 2928m


Publiziert von Linard03 , 27. März 2013 um 21:19.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:22 März 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   Ruch- und Walenstockgruppe   CH-OW   Chaiserstuelgruppe   CH-NW 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 2560 m
Strecke:Bannalp - Bannalper Schonegg - Rot Grätli - Rugghubelhütte - Engelberger Lücke - Schlossstocklücke - Rotstocksattel - Uri Rotstock - St.Jakob / Isenthal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Oberrickenbach, per Seilbahn zur Bannalp hoch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo St. Jakob / Isenthal

Eigentlich war ganz 'was anderes geplant, aber wie bereits letzten Winter scheine ich die "falschen" Ziele an den "falschen" Wochenenden auszusuchen. Wieder mal mit einer Bergschule unterwegs; das eigentliche Ziel hiess ursprünglich Rheinwaldhorn (3. Versuch ...). Aber je näher das Wochenende rückte, desto schlechter wurde das Wetter im Süden.
Gebietswechsel: Uri Rotstock statt Rheinwaldhorn - es sollte meine bis anhin anspruchsvollste Schneeschuhtour werden ...


Samstag, 23.3.

Treffpunkt in Oberrickenbach an der Talstation. Unsere Gruppe bestand an diesem Wochenende aus 4 Teilnehmern & Bergführer René. Eine kleine Gruppe, welche bestens harmonieren sollte. Die kleine Luftseilbahn brachte uns auf die Bannalp; eine für mich bis anhin unbekannte Region.
Sonniges Winterwetter begrüsste uns auf der Bannalp (1713m). Unser Bergführer wollte die lästige Traverse unter dem Bietstöck vermeiden. Deshalb stiegen wir zunächst etwas ab zum Haus Urnerstafel (1690m), von wo aus wir dann auf bequemen Hang aufsteigen konnten. Die Skipisten schienen noch im perfekten Zustand zu sein, doch die Lifte standen still.

Nachdem dieser erste Steilhang überwunden war, erreichten wir bald den ersten Sattel, Schoneggeli (2250m). Von hier aus hatte man einen ersten Blick auf den Uri Rotstock. Und hier trafen wir auch 6 Skitourengänger, welche in den 2 Tagen eine ähnliche Route wie wir geplant hatten - deshalb traf man sich von nun an immer wieder von neuem ...

Es folgte eine kurze Steilstufe, wo es ein paar Meter abzusteigen galt. Während die Skitürler zu Fuss abstiegen, kraxelten wir rückwärts hinunter, damit wir unsere Frontzacken einsetzen konnten. Eine weitere Traverse brachte uns zur Nordflanke des Oberberg. Hier erhielten wir Einblick in den Aufstiegshang zum Rot Grätli.
Hatten wir bis hierhin eitel Sonnenschein, standen wir nun plötzlich in einer dicken Nebelsuppe. Diese löste sich erst wieder auf, als wir das Rot Grätli (2559m) erreicht hatten. Nach dem steilen Schlusshang war nun eine Rast redlich vierdient. Diese wurde zudem versüsst mit einem schönen Ausblick zum Titlis, Dammastock-Kette & Sustenhorn.

Dann tauchten wir wieder in die Nebelsuppe ein. Der lange, nicht enden wollende Weg zur Hütte war ein teilweise mühsames Gehen im kompletten whiteout. Schliesslich erreichten wir dank GPS die Rugghubelhütte (2290m). Diese sahen wir allerdings erst, als wir davor standen ...

Wir waren heute die ersten Ankömmlinge: alle Läden waren zu, die Hütte war dieses Wochenende nicht bewartet (leider - denn bei 20 angemeldeten Personen hätte sich dies doch mehr als gelohnt ?!). So begann unser fleissiger Bergführer gleich mit Holz spalten, um den Ofen möglichst schnell zu heizen und damit Wasser kochen zu können.

Bald traf die uns bereits bekannte 6er-Gruppe ein, etwas später auch noch eine 9er-SAC-Gruppe. Damit war die Hüttenbelegung auch schon komplett. Obwohl das Wasserkochen ewig Zeit in Anspruch nahm, kamen die drei Gruppen problemlos aneinander vorbei; man half sich gegenseitig.

Unser Bergführer war zwar auch erstmals in der Rugghubelhütte, organisierte jedoch alles derart gut, dass man ihn für den Hütten-Stv hielt ... Gerne liessen wir uns von ihm mit Suppe & Spaghetti bekochen ;-)
Da das Wetter für Sonntag eher unsicher war, diskutierten wir noch den weiteren Tourenverlauf. Für den Uri Rotstock müssten die Verhältnisse sehr gut sein, andernfalls lässt sich dieses Tourenziel nicht erreichen. Soll es allenfalls auf den Brunnistock gehen, dem Tourenziel der beiden Skitouren-Gruppen? Oder auf den Engelberger Rotstock als "Trostgipfel"? Wir werden sehen ...

Sonntag, 24.3.

Um 05.30 Uhr weckte uns der Bergführer, das Wetter sei gut. Also frühstücken und bereit machen; um 06.25 Uhr zogen wir bei klarem Himmel los. Der Nebel hing zwar bereits wieder über Engelberg, kümmerte uns jedoch nicht weiter.

Unsere Route folgte wieder derjenigen von gestern Nachmittag, mit dem Unterschied, dass wir jetzt sahen, wo's langgeht ... Das leichte Morgenrot über dem Engelberger Rotstock stimmte uns zuversichtlich, während wir den steilen Aufstieg zur Engelberger Lücke (2686m) in Angriff nahmen.

Als wir diese erreicht hatten war klar, dass wir unsere ursprünglichen Ziele weiter verfolgen würden. Zwar bildete sich eine hohe Wolkendecke, der Nebel blieb jedoch unten - das Wetter versprach einigermassen stabil zu bleiben.
Es folgte eine Traverse zur Schlossstocklücke (2665m) hinauf. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den Brunnistock und Uri Rotstock. Die Skifahrer zogen im steil abfallenden Hang schöne Kurven (wobei der Schnee vermutlich nicht so einfach zu fahren war), während wir in direkter Falllinie auf den Blüemlisalpfirn zusteuerten (weshalb heisst der eigentlich so? Die Blüemlisalp ist doch ziemlich weit weg ...?).

Hier trennten sich die Wege der 6er-Tourengruppe von unserem. Während Letztere anfellten und auf den Brunnistock aufstiegen, zogen wir unterhalb des Brunnistocks vorbei und peilten die Moräne an, welche sich Richtung Stelli hochzieht.

Nach einer ersten Steilstufe hielten wir bei P.2517 eine Rast, wobei diese wie alle anderen ziemlich kurz ausfiel. Zum einen hatten wir den langen Aufstieg vor uns, v.a. aber hatten wir auch den sehr langen Abstieg im Hinterkopf. Der Zeitplan musste einigermassen eingehalten werden, wollten wir das einzige Postauto vom Nachmittag nicht verpassen (16.26 Uhr).

Also kurze Trinkpause, dann weiter der Moräne hoch bis zu P.2740, wo wir letztendlich den Grat erreichten. Dieser bescherte uns eine kurze Verschnaufpause, da der Grat relativ flach verläuft. Am Ende des Grates ging's aber nochmals richtig zur Sache: eine steile, unangenehme Traverse um den Vorgipfel herum, welche uns zum Schneeschuh-Depot brachte. Weiter nun zu Fuss, wobei teils heikle Passagen auf Schnee und Geröll zu bewältigen waren.

Kurz vor dem Sattel (P.2798) deponierten wir auch noch die Rucksäcke, welche wir für den Gipfel-Aufstieg nicht benötigten. Auf dem Wegweiser stand 20 Min. bis zum Gipfel - kurze und lockere Sache, dachte ich ... Mehrheitlich auf aperem Gelände, teils jedoch auch mit Schneefeldern durchsetzt ging's ziemlich steil und direkt in Richtung Gipfel. Derart steil, dass ich jetzt doch ziemlich beissen musste. Zu berücksichtigen gilt, dass wir auch schon mehr als 5 Std. unterwegs waren, somit machten sich auch erste Ermüdungs-Erscheinungen bemerkbar ...

Schliesslich erreichten wir kurz vor 12 Uhr den Gipfel des Uri Rotstock (2928m). Wow, was für eine Rundsicht, trotz hoher Wolkendecke! Der Säntis zum Greifen nahe, dominant aus ungewohnter Perspektive der Glärnisch, Tödi & Oberalpstock in den Wolken, dafür wiederum freie Sicht zum Titlis und den Berner Alpen (Wetterhorn & Co.).

Auch hier fiel die Rast eher kurz aus, ein garstiger, kalter Wind pfiff uns um die Ohren. Zurück zum Rucksack-Depot und sofort weiter zu den Schneeschuhen. Unter Berücksichtigung der vollen Konzentration während der erneuten Traverse beeilten wir uns, da der Wind zeitweise stürmisch auffrischte.

Wir waren deshalb froh, konnten wir den Grat verlassen und im Schutze der Mulde (zwischen Grat & Moräne) weiter absteigen. Vorbei an der Gitschenhörelihütte gelangten wir zum ersten Steilhang. Dieser war derart zerfahren, dass man nicht mehr seine eigenen Spuren ziehen konnte. Somit gab's auch mit den Schneeschuhen eher eine ungewollte Rutschpartie als ein kontrolliertes Absteigen.

Nicht weiter schlimm, so wurden viele Höhenmeter innert kürzester Zeit vernichtet ;-) Allerdings machte ich dabei entweder eine unkontrollierte Bewegung oder überlastete das eine Knie sonst wie. Jedenfalls hatte ich fortan ziemliche Knieschmerzen, welche ich erst nach dem Einnehmen von Schmerzmitteln lindern konnte :-(

Die weiteren Steilhänge waren deshalb eher eine Tortur für mich, aber schliesslich gab es ja keine Alternative als Absteigen ... Jedenfalls war ich froh, als wir endlich flacheres Gelände erreichten. Es folgte noch der endlos lange Schlurfweg das Tal hinaus, bis wir unser Tagesziel um ca. 16 Uhr erreichten: Stn. St. Jakob / Isenthal (990m).

Da unsere Trinkvorräte längst erschöpft waren, hätten wir uns jetzt gerne etwas Trinkbares gegönnt. Leider gibt's hier keine Beiz und die Gitschenenbahn brachte lediglich leere Bier-Harasse ins Tal hinunter ... Auch der Bus-Chauffeur konnte uns nicht aushelfen. So musste denn der kurze Aufenthalt am Bahnhof Altdorf genutzt werden, um den Kiosk zu stürmen ... Ein ereignisreiches Wochenende nahm so sein Ende.

Fazit:
Auch wenn das ursprünglich anvisierte Tourenziel wiederum nicht realisiert werden konnte: dies war eine spannende, sehr lohnende Tour! Es war aber auch eine sehr lange und fordernde Tour - ich würde sogar behaupten, es war meine bislang anspruchsvollste Schneeschuhtour überhaupt!

Danke an René, unseren Bergführer, welcher ein äusserst angenehmes Tempo anschlug und trotz der Touren-Länge das Zeit-Management jederzeit im Griff hatte!

Zahlen:
- Tag 1: 900m Aufstieg, 320m Abstieg, ca. 4 3/4 Std.
- Tag 2: 930m Aufstieg, 2240m Abstieg, ca. 9 Std.

Bemerkungen:
weshalb der GPS-track des 2. Tages nicht auffindbar ist, weiss ich auch nicht ... irgendwie habe ich das Gerät noch nicht im Griff ...

Tourengänger: Linard03


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

TeamMoomin hat gesagt: Sehr
Gesendet am 27. März 2013 um 21:51
schöne Wintertour habt ihr da gemacht! Und mit dem Rheinwaldhorn klappts sicher auch mal noch nicht aufgeben!
Wie gehts deinem Knie unterdessen?

Lg Oli und Moomin

Linard03 hat gesagt: RE:Sehr
Gesendet am 28. März 2013 um 19:08
danke! Und ja, irgendwann wird's dann wohl noch klappen mit dem Rheinwaldhorn ...

Dem Knie geht's schon wieder ordentlich, auch wenn ich diese Woche noch etwas leiden musste und sich auch noch andere Wehwehchen bemerkbar machten; man ist halt auch nicht mehr der Jüngste ...

LG, Richard


Kommentar hinzufügen»