Via della Variante "diretta" und "Sentiero delle Guardie" am Monte Generoso (1701m)
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Der Monte Generoso bietet alpine, wilde Aufstiege in geringer Höhe. Darunter die bekannte "Via della Variante", (Bericht Delta Bericht Zaza) welche die jähe Westflanke durchzieht. Wie der Name andeutet, sind dazu viele Varianten möglich. Die günstige, horizontale Schichtung des Gesteins erlaubt steile Anstiege bei mässigen Schwierigkeiten. Unten beschriebene Tour folgt alten, teilweise vergessenen Pfaden, wie sie im Tessin keine Seltenheit sind.
Steile, spannende Routen am generösen Touristenberg - ein Abenteuer mit gewaltiger Fernsicht und einem herben Verlust.
Start im malerischen Dörfchen Rovio. Für den Zustieg nach Perostabbio nimmt man am besten einen Laubrechen mit, doch auch ohne ist der spärlich rot markierte Pfad gut zu finden. An der malerischen Huette vorbei, die Warnung* ignorierend, bis zur grossen Querung der Via della Variante. Dort hats noch einige harte Altschneefelder, ohne Pickel und in besseren Turnschuhen zu heikel. Alternativ steige ich direkt über einen Grassporn, zuletzt rechts ausweichend zum Baraghetto hoch. Die Schwierigkeiten bewegen sich in dieser Variante "diretta" um T4. Bei Vereisung, Schnee oder Nässe jedoch anspruchsvoll. Vom Baraghetto zum Hauptgipfel geht man wiederum an witzigen, aber ernst gemeinten Warnschilder in die Via Ferrata Angelino (ausgesetzt dem Gipfelgrat folgend, einige überhängenden Passagen) oder über den markierten Wanderweg in der Ostflanke.
Absolut klare Gipfelsicht von den Erhebungen oberhalb Genua zum Monviso, dem gewaltigen Monte Rosa Massiv über Berner Hochalpen bis zur Bernina - gewaltig!
Abstieg zurück bis zum Sattel bei P. 1445 zwischen Cima dei Torrioni und Cima della Piancaccia. Dort führt ein alter Pfad, der "Sentiero delle Guardie", die Weiden von Camoscia hinab (T4). Nach Überwindung des Bachlaufs (am besten bei den grossen Steinblöcken, bis in den Sommer Lawinenschnee) quert man auf einem Band unter eindrücklichen, überhängenden Felswänden nach Süden. Vom alten Weg ist nichts mehr übrig, das abschüssige Band muss auf Gämswechseln gequert werden (T5) - Achtung Steinschlag! Gemäss alter LK kann original unter den Felswänden weiter gequert werden - für diese Variante hatte es aber noch zuviel Schnee. Darum stieg ich auf dem Kamm zwischen den zwei Armen des Valle dei Cugnoli ab. Unten läuft dieser in einen ausgesetzten, schmalen Sporn aus, wo ins Bachbett nach Süden abgestiegen wird. In steilem Buchenwald mühsame Querung zurück zum Weg Prato di Pioda - Perrostabio. Einzelne Markierungen mit rot/weissem Band an Bäumen.
Diese Abstiegsvariante ist nur trittsicheren Berggängern mit Erfahrung in weglosen, steilen Waldanstiegen zu empfehlen. Schwierigkeit und Gelände sind mit den einschlägigen Züri Oberland Alpin Touren vergleichbar (T5). Die Orientierung dürfte um einiges anspruchsvoller sein, wenn die Buchen Laub tragen.
Für mich war es die erste Tour am Monte Generoso - für meine Fotokamera die letzte überhaupt. Auf einem steilen Schneefeld verabschiedete sie sich unbemerkt aus der Gürteltasche, eine einstündige Suchaktion blieb erfolglos. Schade um die Aufnahmen der Tour und die treue Begleiterin. R.I.P.
Szenenwechsel am nächsten Tag: Klettern in den Denti de la Vecchia.
* Mich irritieren die aufdringlichen Warnschilder, sie errinern mich an die Hinweise auf Zigarettenpackungen. Bald steht wohl an den Einstiegen von T5/T6 Touren "diese Route führt zu Höhensucht und kann töten" oder "Alpinwandern macht sehr schnell abhängig und verursacht bleibende Glücksgefühle"!

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