Brienzergrat (Brienzer Rothorn - Harderkulm)


Publiziert von Schneemann , 10. September 2012 um 10:00.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 9 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Brienzergrat   CH-BE   CH-LU   CH-OW 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:ca. 21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo sörenberg rothornbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo interlaken ost

Motivation:
Der Brienzer Grat gehört seit langem zu meinen Traumzielen (dank Hikr!). Eine solche Gratwanderung über mehr als 9 Stunden bei der man von Start bis Ende praktisch durchgehen auf dem ausgeprägten, grasigen Grat unterwegs ist sucht ihresgleichen. Landschaftlich ein Leckerbissen dank dem türkis leuchtenden Brienzer See und dem Kontrast zwischen den Grasbergen und den schneebedeckten Riessen des Berner Oberlands. Zudem ist die Tour prädestiniert für eine ÖV-Tour. Ich bin früh am Morgen mit der Gondel von Sörenberg hinauf zum Brienzer Rothorn und dann am Abend mit der Standseilbahn von Haderkulm hinunter nach Interlaken (das ergibt ein Zeitfenster von etwa 10 Stunden). Die krassen Bilder zur Schlüsselstelle am Tannhorn hatten mich allerdings bisher immer abgeschreckt, aber in diesem Sommer wollte ichs mal wagen...auch als Test ob ich mit starker Exponiertheit im grasigen Gelände klarkomme.

Tour:
Das angenehme an einer Gratwanderung ist dass man sich um die Wegfindung kaum Gedanken machen muss. Ich hatte noch nichtmal eine Karte dabei (was nicht gerade vorbildlich ist) und dennoch keinen Moment überlegen müssen wo es denn weiter geht.  Man bleibt einfach immer am Grat und sobald der offizielle Wanderweg abzweigt folgt man der sehr deutlichen Wegspur. So ca. zwischen Chruterepass und bis vors Augstmatthorn verläuft der Weg abseits der offiziellen Wege, ansonsten rot markiert. Es ist mehr Wandervolk unterwegs als ich dachte, der Grat scheint also kein Geheimtipp zu sein. Lustig ist auch dass man ständig denselben Gesichtern begegnet und sich am Abend fast schon zu kennen meint ...ein paar waren schneller als ich, machten dafür aber längere Pausen, was zum ständigen "Führungswechsel" führt ;)

Der Start vom Rothorn verläuft auf dem Wanderweg und quert teilweise noch unter dem Grat und ist unschwierig; alles selbsterklärend. Verlässt man den Wanderweg wirds anspruchsvoller und fast durchghend leicht ausgesetzt (meist T4) und man folgt immer dem Grat in ständigem Auf- und Ab im grasigen Gelände. Man nimmt dabei so viele Gipel mit dass ich es aus Faulheit aufgegeben habe zu zählen oder nachzuschaun wie die alle heissen ;)
Es gibt ein paar "Zwischenausstiege" um zur Not auf Wanderwegen absteigen zu können, was mich beruhigte, denn einige Wetterberichte sagten lokale Gewitter vorher. Nach dem letzten Aufstieg zum Augstmatthorn war ich schliesslich sehr platt und hoffte schon fast am Ziel zu sein. Weit gefehlt, denn der Abstieg zum Harderkulm ist von da an zwar sehr einfach und meist eben bzw. leicht abschüssig...aber zieht sich unglaublich in die Länge. Leider streikte mein GPS, aber die gesamte Wegstrecke dürfte rekordverdächtig sein; ich tippe auf mehr als ein Halbmarathon.

Von der Schwierigkeit her hab ich zwei Fazits. Zum einen fand ich die Schlüsselstelle am Tannhorn zum Glück einfacher als erwartet. Die Bewertungen auf Hikr die teilweise von extremer Ausgesetzheit und T6 sprechen kann ich nicht so ganz teilen. Obwohl ich mich bei starker Exponiertheit meist unwohl fühle hatte ich hier nirgends ein wirklich unsicheres oder heikles Gefühl. Auch technisch wirds kaum anspruchsvoll und man muss eigentlich nie die Stöcke wegpacken (Stöcke fand ich bei dieser Tour äusserst hilfreich, aber man vergewissere sich dass sie fest geschraubt sind!) . Die grössere Schwierigkeit war für mich eher die Länge der ausgesetzten Passagen über viele Stunden hinweg. Die wenigen Passagen unterhalb der Nordseite des Grats waren noch sehr nass und entsprechen unangenehm rutschig. Einige steile Grasabschnite im Abstieg sollten m.E. auch sehr vorstichtig angegangen werden (und nicht bei Nässe).

Fazit:
Eine Voralpen-Gratwanderung-Grasberge-Traumtour! Abgesehn vom Abstieg zum Harderkulm ist die ganze Gratwanderung ein einziger Genuss mit fast durchgehener Panoramasicht. Ein paar recht exponierte Stellen verschaffen zudem einen gut dosierten Adrenalinkick. Ein Schmankerl unter den Gratwanderungen, aber mit Anforderungen an Konzentration und Kondition.

Anmerkung: Interessanterweise war mein rechter Oberschenkel viel stärker belastet als der Linke, was bestimmt damit zusammenhängt das man meistens auf der linken Gratseite (zum Brienzer See hin gewandt) unterwegs ist...

Anmerkung2: nicht ein einziger Steinbock war zu sehen!

Tourengänger: Schneemann


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Kommentare (2)


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Ka hat gesagt: Steinböcke...
Gesendet am 13. September 2012 um 18:59
Gell, die Fritzen wollten sich einfach nicht zeigen...!
Vielleicht lags an der Jägersause, welche zwischen Bitschi und Planalp in kleinem Häusle gefeiert wurde ;)

Schneemann hat gesagt: RE:Steinböcke...
Gesendet am 14. September 2012 um 14:53
Eigentlich hatte ich mit einen harten Kampf erwartet um den schmalen Grat mit Herden von Steinböcken ;) Aber gut, in Interlakten hab ich dann einen schwer bewaffneten Mörd...äh...Jäger in die Harderkulm-Bahn einsteigen sehn. So gesehn ists vielleicht gut dass sie sich versteckt haben...


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