Brienzergrat Durchwanderung mit Nächtigung auf dem Grat....


Publiziert von rogerg , 1. September 2012 um 15:27.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:18 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Brienzergrat   CH-BE   CH-LU   CH-OW 
Zeitbedarf: 15:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 2500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Sörenberg mit der Bahn zum Brienzer Rothorn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Harderkulm Bahn nach Interlaken Bahnhof
Unterkunftmöglichkeiten:Brienzer Rothorn
Kartennummer:1209 Brienz

Diese Tour stand schon lange auf meiner Wunschliste, doch hat immer die Zeit gefehlt und/oder das Wetter nicht mitgespielt. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Tourenbericht überhaupt veröffentlichen soll, da es bereits diverse sehr gute Berichte für diese wundervolle Travesierung gibt. Habe mich denoch entschlossen, meine Erlebnisse zu beschreiben, und zwar richtet sich dieser Bericht an alle jene, die nicht sicher sind, ob die Tour evtl. zu gefährlich oder zu weit (Kondition) für sie ist. Ich hatte die Zweifel auch, da meine Kondition in den letzten Jahren sehr nachgelassen hat, weiters war meine Frau dabei, die mit Klettern (alles >T5) wenig am Hut hatte. Ich konnte sie doch für diese Tour begeistern, doch waren wir uns einig, dass wir diese Tour aus den genannten Gründen nicht an einem Tag machen, sondern wenn möglich auf dem Brienzer Rothorn übernachten würden ,doch aufgrund des wunderschönen August Sommers (mit hoher Hitze) war an diesem Wochenende alles ausgebucht und in ein Massenlager wollte ich nicht, da ich dort dann mehr die Augen offen habe als zu.... Wir entschlossen uns kurzum, aufgrund der hohen Temperaturen, irgendwo auf dem Brienzergrat zu übernachten, geplant war auf dem Augstmatthorn, aber dazu später mehr...

Die Reise startete vom luzerner Hinterland kurz nach 6 Uhr mit den öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Sörenberg, wo wir die erste Bahn um 07:30 Uhr auf's Brienzer Rothorn (2350m) nahmen. Oben angekommen gönnten wir uns zur Versträrkung einen Kaffee. Die Aussicht war toll es hatte auch schon einige Touris, d.h. die besten Plätze auf der Sonnenterasse waren schnell weg. Meine Frau genoss die warmen Sonnenstrahlen, ich war mit meinen Augen und Gedanken bereits Richtung Interlaken unterwegs und da wurde mir das erste Mal richtig bewusst, das mein Traum endlich wahr werden würde, nämlich die Durchschreitung des Brienzergrates. Ich konnte mich kaum mehr lorseissen von diesem Anblick! Die grasig grünen teils spitzigen Gipel waren eine Augenweide! Schon dort fiel mir v. a. ein etwas steiler Gipfel auf, es stellte sich dann später als das Tannhorn heraus, aber dazu später....

Wir machten uns dann zügig Richtung Schongütsch (2320m) auf den Weg. Die Touris schauten mich teils verwundert an, da ich so einen grossen Rucksack dabei hatte, denn ich hatte ja volle Camping Ausrüstung geladen inkl. Kocher, Schlafsäcke usw. Dieses Gewicht sollte ich auf dem Grat dann noch arg büssen....

Nach dem Abstieg über eine Steintreppe überholten wir kurzerhand eine Wandergruppe, machten uns dann auf den Weg zum Chruttenpass. Dort muss man aufpassen, dass man nicht weiter dem markierten Weg läuft, sonst wird der Aufstieg auf den Grat etwas mühsam. Wir steigen also in den Grat hinein Richtung Briefenhörnli. Der Briefenhörnli Grat (2102m) ist sehr locker und es hat den üblichen Weg für diesen Grat, schmal aber doch gut wanderbar (T4). Zum Briefenhörnli (2165m) geht's noch etwas hinauf (hier könnte man noch die Burg machen, liess ich aber aus..), dann geht's hinüber zum Wannepass und ein kleiner Aufstieg zum Balmi. Es macht sich langsam diese Hitze bemerkbar, weiters frage ich mich, ob die Trinkvorräte wohl reichen würden?? Nach einer Pause machen wir uns Richtung Tannhorn auf die Beine. Meine Frau schaute teils misstrauisch hinauf, da er steil wirkt. Nach einer schönen Travesierung erreichen wir den Fuss des Tannhorns (2221 m). Gleich zu Beginn ist diese Schlüsselstelle, die meiner Meinung an T6 grenzt. Es hat dort zwar verlegte Seile doch das Gelände ist sehr steil, weiters sind die Steine locker und die Seile teils nicht mehr sicher. Wir brauchen dort ziemlich lange bis wir dieses durchstiegen haben, danach kamen wir auf einen enorm steilen Grat (flach) ca. 50cm auf 20 Meter lang der Schwindelfreiheit voraussetzt! Nach dieser Schlüsselstelle geht's ziemlich steil hinauf, doch dort hat es Gras, wo man teils die Hände braucht (zur Sicherheit). Ich bemerke wieder das Gewicht des Rucksacks, oben angekommen werde ich von anderen Alpinisten auf den schweren Rucksack angesprochen. Das Tannhorn eignet sich auch als Tagestour z. B. vom Gebiet Kemmeriboden aus. Aufgrund von "grusigen" Fliegen machten wir auch bald ne Fliege und stiegen rasch wieder ab. Der Abstieg Richtung Interlaken ist nicht mehr so anspruchsvoll, doch auch da kam es in der Vergangenheit zu Unfällen anhand von zwei Kreuzen sah ich das.

Dann wunderschöne Travesierung zum Aellgäuhorn mit anschliessendem Abstieg zur Aellgäuriolicka. Dort kreuzt man kurz den markierten Weg. Ich erhoffte mir dort eine Wasserquelle, doch weit und breit kein Wasser oder Trog in Sicht, nur die Sonne brennte weiter! Danach gings weiter auf's Schnierenhörnli (2069 m), auch dort braucht man zur Sicherheit 2-3 Mal die Hände. Beim Aufstieg spürte ich wieder die Beine, nicht zuletzt wegen dem schweren Rucksack, auch waren die Wasservorräte fast verbraucht, und bei dieser Hitze schwitzten wir extrem. Oben angekommen gönnten wir uns neben den lästigen Fliegen eine Pause bevor es wieder zum Abstieg auf 1883m in die Lücke vor dem Gummhorn ging. Von oben sah ich ein Reservoir für die Kühe, davor war ein Wassertrog. Wir waren gerettet und doch völlig am Ende unserer Kondition. Wir beschlossen dort auf dem Grat nähe dieser Quelle zu übernachten, obwohl die Zeit noch gereicht hätte, bis aufs Augstmatthorn zu gehen, doch wir wollten kein Risiko eingehen! Wir suchten uns auf dem Grat eine gute Stelle und warteten bis die brennende Sonne endlich unterging, Danach kochten wir eine Suppe und genossen die Abendsitmmung auf dem Grat. Wir sahen sogar noch einen Steinbock ,der alleine Richtung Gummhorn stieg! Kühe waren unsere Nacht Freunde. Wir schliefen irgendwann unter freiem Himmel mit Tausenden gut sichtbaren Sternen tief ein, denn wir waren tot müde aber zufrieden von unserer Leistung....

Am nächsten Morgen gegen 07:00 Uhr bezwangen wir mit neuen Kräften den Blasenhuben (1965m), dort war es teils etwas nass wegen der Morgenreife, mussten also die Hände für den Aufstieg benutzen, danach ging es hinunter (wieder übliche Brienzer Grat Wanderung) vor den letzten grossen Aufstieg zum Augstmatthorn (2137m). Auch da wieder spürte ich die Beine vom Vortag. Oben angekommen waren wir uns einig, dass wir richtig entschieden haben nicht da zu übernachten, denn wieder hatte es Hunderte von Fliegen. Danach Abstieg via Suggiture zum Harder Kulm. Denkt ja nicht nach dem Suggiture ist es gelaufen, der Abstieg durch den Wald bis zum Harder Kulm zieht sich verdammt in die Länge. Wir genossen anschliessend so gegen 14:00 Uhr ein kühles Getränk beim Harder Kulm Restaurant bevor es mit der Bahn hinunter nach Interlaken ging. In der Bahn erzählte mir noch eine ältere Dame, dass sie den Grat auch vor 40 Jahren gamacht hätte, aber unter 7 Stunden, doch mit etwas weniger Gepäck...


Fazit: Diese Tour ist der Hammer! ich empfehle nur das nötigiste im Rucksack mitzunehmen (jedes Gramm zählt), aber viel Wasser,  denn es gibt eigentlich keine Möglichkeit Wasser nachzufüllen ausser eben an diesem Kuhbrunnen wie oben beschrieben! Konditionell ist die Tour sehr anspruchsvoll, will man alles an einem Tag machen! Noch heute erinnern wir uns an diese Mega Tour v. a. auch wegen der weiten Aussicht auf den tiefblauen Brienzersee und die Alpenkette wie Eiger, Mönch und Jungfrau...

Tourengänger: rogerg


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