Seit meiner ersten Skitour im Wallis auf dem Simplon schaue ich das Fletschhorn mit seiner schönen Nordwand an. Und immer wieder denkt man drüber nach, ob man die Wand nichtmal angehen sollte. Im sommer 2012 neigte sich aber leider meine 3,5 jährige Zeit im Wallis dem Ende entgegen. Und was wäre ein besserer (Ski)-Abschluss als die Tour, die einem vom ersten Tag an im Kopf herumgeht?
Zweifeln liess mich nie das Runterfahren, sondern eher das hochlaufen. Aber wenn mans sich nicht anschaut, wird mans nie wissen. Und als dann auch noch die Verhältnisse passten (vielen Dank auch für den Bereicht von Peter K) gings am abend nach der Arbeit über den Simplon zur Rossbodenstaffel. Um 20:30 liefen wir los, natürlich im Gepäck Kocher, Schlafsack und Isomatte. Wir rechneten fest damit an einem schönen Wochenende bei guten Verhältnissen im Biwak keinen Platz mehr zu ergattern. Also wir dann ankamen, waren wir natürlich ganz alleine. Immerhin war die kurze Nacht weich und warm. Die Wecker waren auf 04:00 gestellt, um 03:00 bekamen wir dann Gesellschaft von "Tagestourgehern" die nicht im kalten Wind frühstücken wollten.
Mit deutlich leichteren Rucksäcken sind wir kurz darauf losgelaufen. Aus Gewichtsgründen (oder Vergesslichkeit?) hatte ich auf Harscheisen verzichtet, was sich jetzt bei der Traverse zum Wandfuss sehr unangenehm bemerkbar machte. Aber dann gingen die Ski eben etwas früher an den Rucksack. Der Durchstieg durch die Wand war dann sehr schön, mit einem einmaligen Sonnenaufgang, leuchtenden Seracs über einem ... so wie man es sich vorstellt. Im Aufstieg sind wir rechts der Felseninsel gegangen, die Abfahrt links, von der Steilheit macht das keinen Unterschied. Nur direkt am Austieg begann es langsam hart und blank zu werden. Auf dem Gipfelgrat wurden wir dann von einem kalten Wind begrüsst, sodass die Gipfelrast auf dem etwas unscheinbaren Gipfel nur kurz ausfiel.
Natürlich war die Abfahrt in diesem Ambiente ein Traum. Wie immer kostet die erste Kurve, der gefühlte Sprung ins Leere, Ueberwindung. Ist der aber mal gemeistert kommt die Sicherheit zurück und der restliche Teil war Genuss pur. Der Wechsel der Kurven wurde schneller und es trieb mich auf der Suche nach steilerem Gelände immer mehr an den rechten Rand. Bei jeder Kurve hat man einen ganz kurzen Moment das Gefühl, man könne fliegen.
Und was waren da Leute in der Wand, als obs Freibier am Gipfel gäb. Leider konnten wir nicht ganz vermeiden, dass einige von den entgegenkommenden mit hartem Schnee beschossen wurden. Trotz des Biwaks wird diese Tour scheinbar mehr noch als Tagestour gemacht. Tauschen wollte ich trotzdem nicht, einerseits wegen des Beschusses, andererseits wars recht warm und die Abfahrt später wohl nicht mehr so super. Die Jungs und Mädels nahmens aber locker und liessen sich auch durch unser Bombardement nicht stören.
Nach einer kurzen Rast im Biwak gings zurück zum Auto und dann auf den Pass zum super Fruchtkuchen im runden Hotel!
Wenn es für mich einen guten Abschied vom Wallis geben konnte, dann war es diese Tour. Wegzufahren viel danach natürlich nochmals viel schwerer.
Noch ein Satz zur Bewertung: Bei guten Verhältnissen ist diese Tour sicherlich einfacher als weniger steile, dafür enge Couloirs. Die angegebenen +50° sind nur im obersten Teil, und wer will hat die gesamte Wandbreite Zeit sich auf eine Kurve vorzubereiten. Aus meiner bescheidenen Erfahrung heraus hätte ich jetzt SS vergeben.
Technische Skischwierigkeit: 5.2, bei 45° auf 500m / 50°-55° auf 200m
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