Gulderstock (2511 m)


Publiziert von rkroebl , 19. Juli 2012 um 02:29.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Spitzmeilengruppe 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:(Seilbahn Matt) - Bergstation Wissenberge - Skihütte Fitterenstäfeli - Bärenboden - Chamm - Fugfurggel - Gulderstock - Chammplanggen - Bärenboden - Fitterenstäfeli - Bergstation Wissenberge - (Matt) 17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto zur Talstation der Seilbahn in Matt
Kartennummer:Ausschnitt map.geo.admin.ch / GPS etrex 30

Heute war ja Sommer für diese Woche, drum konnte mich nichts im Tal halten. Ab, frühmorgens schon ins schöne Glarnerland! Der Gulderstock (2511m) war mir ein Begriff, weil ich ihn im Winter mal vom benachbarten Fanenstock aus gesehen und für interessant befunden hatte. Der Berg wird offenbar nicht sehr oft bestiegen (hier bei Hikr.org verzeichnet er bisher nur 8 Besteigungen, die Hälfte davon als Skitouren) was er nun bestimmt nicht verdient hat! Da die hier schon vorhandenen Tourenberichte sich nicht eigentlich nur um den Gulderstock drehen und/oder Routen beschreiben, die ich mir nicht zutraue, musste ich für einen Tourenvorschlag auf den SAC Führer "Alpinwandern/Gipfelziele Ostschweiz" zurückgreifen, was später in diesem Bericht noch zu ein paar kritischen Sätzen führen wird.

Los ging es für mich an der Bergstation der Seilbahn auf den Wissenbergen. Erst auf Fahrsträsschen in Serpentinen, später auf Bergwanderweg, geht es hinauf nach Fitterenstäfeli (Wegweiser Skihütte Fitterenstäfeli), dann weiter wieder auf Fahrsträsschen nach Bärenboden und Chamm (Wegweiser nach Chamm fehlt - beim Bärenboden wurde er abgeschraubt, offenbar). Bei den momentan leerstehenden Alphütten (schöner Brunnen vorhanden) endet das Schottersträsschen, ab hier geht's weglos und ohne Signalisation weiter.

Um auf die Fuggfurggle, das Joch zwischen Fuggstock (2370 m) und Gulderstock kommen, ist mächtig steigen angesagt. Der Hang hat klare Strukturen, die es einem vereinfachen, jeweils die nächsten 100 Meter des Aufstiegs zu planen. Allerdings sind weite Teile des steilen Geländes dicht mit Alpenrosen bewachsen, was einen einigermassen geradlinigen Aufstieg verunmöglicht. Ich habe mich bis fast auf Grathöhe möglichst links gehalten und bin ganz oben kurz auf den Grat hinüber traversiert (Details bei den Fotos). Beim Erreichen des Grats etwa bei P. 2283  tun sich Vistas auf. Einerseits sieht man nun auf die 'andere Seite' in Richtung Graubünden, andererseits kann man sich den Grataufstieg zum Fuggstock mit dem Feldstecher zu Gemüte führen und - wie ich für meinen Fall - konstatieren, dass es gut war, den auszulassen. T6 II ausgesetzt - nicht meine Liga.

Wenn man sich auf dem Grat in Richtung Gulderstock bewegt, wird einem gleich klar, dass da noch einige Kraxeleien auf einen warten. Das geht gleich schon an der Fuggfurggle los, wird später noch intensiver. Nach dem ersten Aufstieg auf dem gezackten Grat, kriegt man dann auch das Tagesziel zum ersten mal zu sehen. Da stehen Gulderturm (2520 m) und Gulderstock (2511 m) in ihrer rötlichen Pracht hoch über allem und schauen wirklich gut aus! Auf und Ab dem Grat entlang, bis man den Felsaufbau vom Gulderturm erreicht, der den Weiterweg für Normalsterbliche blockiert.  Da drüber würde ich nie steigen. Also folge ich den Anweisungen des SAC, die da sind, den Gulderturm nordwestlich in der Westflanke zu umsteigen. So stand's da, so tat ich das, obwohl das gar nicht gemütlich aussah, von wo ich stand. Aber da waren sowas wie Spuren, die offenbar der empfohlenen Route folgten. Ich ging also links um den Turm herum. Das beinhaltete ausgesetzte Traversen über steile Schuttrinnen, Kletterei in Gestein, das sich bei Berührung - egal ob mit Hand oder Fuss - in Richtung Tal in Bewegung setzte. Kurzum, ekelhaft. Kommt dazu, dass ich da nie sicher war, ob ich jetzt schon am Turm vorbei bin und wieder auf den Grat klettern sollte, oder nicht, da die Sicht nach oben nicht viel taugte. Ich verwarf die ersten paar Möglichkeiten zum Aufstieg und absolvierte den dann durch eine Rinne, die mich justament zum Gipfel des Gulderstocks führte. Eher Zufall.

Sensationelle Aussicht in alle Richtungen, ein Steinmannli und ein paar in die Felsen gemeisselte Zeichen markieren den Gipfel und die Kantonsgrenze zwischen Glarus und St. Gallen. Ein Gipfelbuch war nicht zu finden. Beim Abstieg zurück auf dem selben Grat stutzte ich dann einen Moment. Die Umgehung des Gulderturms stand ja wieder an. So wie das da aussah, wäre eine Umgehung auf der Südostseite vollkommen problemlos. SAC hin oder her, ich hatte genug von der Kraxelei im brüchigen Schiefer und wanderte im Gras, auf einem gut ausgeprägten Gemspfad am Turm vorbei - dies in vielleicht 5 Minuten (statt 20 auf der Nordwestseite), nicht ausgesetzt und ohne Einsatz der Hände. Ein Spaziergang!

Nimmt mich ja schon Wunder, warum der SAC eine schlechte, gefährlichere Route empfiehlt. Leider ist die wesentlich einfachere, schnellere und sicherere Variante nur von der Gipfelseite her auf Anhieb erkennbar. Männiglich wird sich also durch das Scherbenchaos in der Ostflanke quälen, statt Liedlein pfeifend durchs Gras zu wandern. Ich habe die Passagen fotografiert und erwähne bei den Fotos noch etwas dazu, wie man auch schon im Aufstieg die bessere Route erkennen kann.

Nachtrag: Zum Thema auch die Anmerkung von Alpin_Rise bei den Fotos beachten.

Kurz nach der diesmal flotten, angenehmen Passage unter dem Turm bog ich dann auf einem kaum erkennbaren Pfad rechts ab, um durch die Nordostflanke abzusteigen. Das Sonnenhorn (2163 m), das man da im Abstieg noch mitnehmen kann, schenkte ich mir, da ich mangels Wasser etwas auf den Stümpen daherkam. Elend steil, elend lang, rutschiges Gras, rutschiges Gestein der Abstieg durch die Chammplanggen - Mann, ging das in die Knie! Irgendwann kreuzt man dann das Fahrsträsschen, das einem am Morgen nach Chamm gebracht hat. Da stiefelt man dann ab, zur Seilbahnstation Weissenberge.

Eine sehr schöne Tour, vorallem darum, weil sie sehr abwechslungsreich daher kommt und in Punkto Aussicht Phänomenales bietet. An so einem Tag wie heute sowieso!

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 11928.gpx Gulderstock

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Kommentare (2)


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PStraub hat gesagt: Fehler im SAC-Führer?
Gesendet am 20. Juli 2012 um 18:57
Im Alpinführer (10. Auflage) steht auf Seite 676: "Das Gelände um die Gipfelaufbauten kann allseitig begangen werden, wobei die grasbewachsene Südostseite etwas weniger steil und meist trockener ist."
Das erscheint mir nicht wirklich falsch, denn begehbar sind und begangen werden tatsächlich beide Seiten.
Im Abstieg geht man besser doch Richtung Sunnenhörnli. Dort hat es eine (knappe) Wegspur. Und das Gelände ist weniger steil und angenehm gestuft.

rkroebl hat gesagt: RE:Fehler im SAC-Führer?
Gesendet am 20. Juli 2012 um 23:48
Ich basierte auf den SAC Führer "Alpinwandern/Gipfelziele Ostschweiz" und in dem steht auf Seite 178 "...nördlich kurz absteigen und in der steilen Westflanke unter dem Gulderturm queren." Inzwischen wurde mir ja von sehr kompetenter Stelle bestätigt, dass in dem mir vorliegenden Führer ein Fehler drin war. Ist ja kein Problem - ich kenne jetzt beide Varianten und bin ein Bisschen stolz darauf, dass ich die bessere selber entdeckt habe. :-)

Im Abstieg ging ich schon Richtung Sunnehöreli auf dem 'skizzierten' Pfad, habe ihn dann aber aus freien Stücken verlassen (Wasser- und Zeitmangel).


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