Gratüberschreitung von der unt. Dammkarscharte zur Tiefkarspitze - Karwendel Live
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Bei der momentanen Unwetter-trächtigen Wetterlage ist die Durchführung einer anspruchsvollen längeren Klettertour kaum noch verantwortbar. Deshalb suche ich nach einer Route mit diversen Fluchtmöglichkeiten, so dass die Runde, je nach Erfordernis, flexibel verkürzt oder verlängert werden kann. Schließlich werde ich bei dieser Gratüberschreitung fündig, an 5 Stellen sind relativ schnelle Rückzugsmöglichkeiten vorhanden, vorausgesetzt, man wartet bei einem heranziehenden Gewitter nicht zu lange.
Meine Maximalausprägung sieht folgendermaßen aus:
- Überschreitung 3 Kirchln
- Überschreitung Larchetfleckspitzen
- Tiefkarspitze
- Schnellabstieg ins Dammkar
- falls es immer noch schön ist, sollte auch noch eine Sportkletterroute am Predigtstuhl drin sein
Ich nutze den "Schnellaufstieg" mit der Karwendelbahn, nach Durchquerung des Skifahrertunnels und ein paar Metern Abstieg stehe ich schon in der unteren Dammkarscharte. Etwas ungläubig betrachte ich den brüchigen Klotz vor meiner Nase, hier soll die Gratüberschreitung ihren Anfang nehmen ? Ich könnte kotzen, lese nochmal den Führer, vielleicht geht es ja weiter westl. los. Aber alles herumwinden hilft nichts, "do gehts auffi".
Als ich mich dann endlich zum Klettern durchgerungen habe, stellt sich heraus, dass die Felsqualität wesentlich besser ist, als die Optik hat vermuten lassen. Nach wenigen Minuten habe ich das westl. Kirchl erklommen, es folgt ein kurzer Abstieg in vorwiegend plattigem Fels, der auf einem Schrofenrücken fußt. Dieser Schrofenrücken bricht ostseitig nahezu senkrecht in die erste Scharte ab, der Abbruch soll durch eine abwärtsführende Querung überwunden werden. Ich schau mir die Querung an, und bin ein wenig geschockt, entweder ich habe mich ausgesprochen dumm angestellt, oder dies ist die schwerste IIIer-Stelle die ich jemals geklettert bin. Bin mal gespannt wie das weitergeht.
Der Aufstieg auf das mittl. Kirchl erfolgt teils am Grat, teils in rinnen-/kaminartigen Gebilden, und endet zunächst auf einem Vorgipfel, der steil in eine Scharte abbricht. Oben steckt ein Ringhaken zum Abseilen oder Sichern ? Besser erstmal den Führer konsultieren, man klettert südseitig durch einen Riß und eine nachfolgende schräge Verschneidung bis unterhalb der Scharte ab. Ging ganz gut, auf der anderen Seite wieder zum Grat hinauf, und nun auf der Dammkarseite, knapp links des Ostgrates, über steile Schrofen in die nächste Scharte absteigen.
Nochmal schnell im Führer nachschlagen ( leider zu hastig ), und nun passiert mir ein ärgerlicher Fehler, anstatt den nächsten Turm zu umgehen und nachfolgend eine grasige Rinne abzusteigen, steige ich gleich eine grasige Rinne ab, laufe gut 200 m in östl. Richtung weiter, und steige wieder zum Grat auf.
Oben angelangt stelle ich konsterniert fest, dass ich das östl. Kirchl leider umgangen habe. Ich könnte mich ohrfeigen, aber da dies an der Situation nichts ändern würde, konzentriere ich mich auf den, nun folgenden, Westgrat der westl. Larchetfleckspitze.
Die Westflanke sieht beeindruckend aus, mitten durch den Plattenpanzer der Gipfelwand zieht ein Riß nach oben. In meinem Führer ist von einer Begehung noch nichts vermerkt, aber dies ist zweifellos die ultimative Linie auf die westl. Larchetfleckspitze.
Links unterhalb des Plattenpanzers verfolge ich stattdessen eine Rampe die auf einem Felskopf endet. Eine weitere Rampe führt rechtshaltend bis unter eine brüchige Wandstelle mit einem kleinen Überhang. Es kostet mich wieder einiges an Nervenkraft, bis ich die 3 - 4 m so klettern kann, dass der Ausbruch eines Griffes oder Trittes sehr unwahrscheinlich wird. Danach geht es wieder linkshaltend über plattigen Fels bis zum gezackten Ausstiegsriß. Die nachfolgende Rinne führt auf den Gipfelgrat.
Die nun folgende Gratüberschreitung zur Tiefkarspitze und den Schnellabstieg ins Dammkar hat kardirk in folgendem Bericht bereits vorbildhaft im Aufstiegssinne beschrieben. Da gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen. Beim Abstieg durch die rote Rinne halte ich mich unvorsichtigerweise mal kurz an einem Felsbrocken fest, der bricht natürlich aus, und mich schmettert es ins Geröll. Was bleibt sind die üblichen Blessuren.
Der Einstieg in den Schnellabstieg vom Sattel zwischen Tiefkarspitze und östl. LFS ist durch einen schon recht verblassten Pfeil gekennzeichnet. Der Weg ist gut markiert, und läßt sich deshalb problemlos weiterverfolgen.
Da sich das Wetter wider erwarten gut gehalten hat, quere ich über die Geröllfelder zum Einstiegsbereich des Predigtstuhls hinüber, und klettere noch den SW-Pfeiler. Es handelt sich um eine absolute Genußkletterei, die mali hier beschrieben hat. Die Route weist schon deutliche Begehungsspuren auf, aber wenn es nicht gerade ultra-heiß ist, läßt sich die Tour trotzdem noch gut machen. In der 4-ten Seillänge treffe ich auf einen großen frischen Blutfleck, da muß vor wenigen Stunden ein Kletterunfall passiert sein.
Auf der Dammkarhütte treffe ich dann tatsächlich eine Frau, der durch Steinschlag, ausgelöst von einer anderen Seilschaft, eine stark blutende Wunde am Bein zugefügt wurde. Mal wieder eine Gelegenheit über die Mitnahme eines Kletterhelms nachzudenken.
Schwierigkeitsübersicht:
- Dammkarscharte bis westl. Larchetfleckspitze T6-, III+
- westl. Larchetfleckspitze bis Tiefkarspitze und Schnellabstieg T5 (eine brüchige Rinne im
Schnellabstieg T6- )
- Predigtstuhl SW-Pfeiler T3, IV+
Fazit: großartige Tour, die den alpin erfahrenen Bergsteiger erfordert.
Die Kletterschwierigkeiten der Überschreitung sind stellenweise im oberen IIIer Bereich angesiedelt. Aufgrund der zweifelhaften Festigkeit des Gesteins würde ich anraten, die schwierigen Stellen abzusichern.
Viele Grüße
Albert
Meine Maximalausprägung sieht folgendermaßen aus:
- Überschreitung 3 Kirchln
- Überschreitung Larchetfleckspitzen
- Tiefkarspitze
- Schnellabstieg ins Dammkar
- falls es immer noch schön ist, sollte auch noch eine Sportkletterroute am Predigtstuhl drin sein
Ich nutze den "Schnellaufstieg" mit der Karwendelbahn, nach Durchquerung des Skifahrertunnels und ein paar Metern Abstieg stehe ich schon in der unteren Dammkarscharte. Etwas ungläubig betrachte ich den brüchigen Klotz vor meiner Nase, hier soll die Gratüberschreitung ihren Anfang nehmen ? Ich könnte kotzen, lese nochmal den Führer, vielleicht geht es ja weiter westl. los. Aber alles herumwinden hilft nichts, "do gehts auffi".
Als ich mich dann endlich zum Klettern durchgerungen habe, stellt sich heraus, dass die Felsqualität wesentlich besser ist, als die Optik hat vermuten lassen. Nach wenigen Minuten habe ich das westl. Kirchl erklommen, es folgt ein kurzer Abstieg in vorwiegend plattigem Fels, der auf einem Schrofenrücken fußt. Dieser Schrofenrücken bricht ostseitig nahezu senkrecht in die erste Scharte ab, der Abbruch soll durch eine abwärtsführende Querung überwunden werden. Ich schau mir die Querung an, und bin ein wenig geschockt, entweder ich habe mich ausgesprochen dumm angestellt, oder dies ist die schwerste IIIer-Stelle die ich jemals geklettert bin. Bin mal gespannt wie das weitergeht.
Der Aufstieg auf das mittl. Kirchl erfolgt teils am Grat, teils in rinnen-/kaminartigen Gebilden, und endet zunächst auf einem Vorgipfel, der steil in eine Scharte abbricht. Oben steckt ein Ringhaken zum Abseilen oder Sichern ? Besser erstmal den Führer konsultieren, man klettert südseitig durch einen Riß und eine nachfolgende schräge Verschneidung bis unterhalb der Scharte ab. Ging ganz gut, auf der anderen Seite wieder zum Grat hinauf, und nun auf der Dammkarseite, knapp links des Ostgrates, über steile Schrofen in die nächste Scharte absteigen.
Nochmal schnell im Führer nachschlagen ( leider zu hastig ), und nun passiert mir ein ärgerlicher Fehler, anstatt den nächsten Turm zu umgehen und nachfolgend eine grasige Rinne abzusteigen, steige ich gleich eine grasige Rinne ab, laufe gut 200 m in östl. Richtung weiter, und steige wieder zum Grat auf.
Oben angelangt stelle ich konsterniert fest, dass ich das östl. Kirchl leider umgangen habe. Ich könnte mich ohrfeigen, aber da dies an der Situation nichts ändern würde, konzentriere ich mich auf den, nun folgenden, Westgrat der westl. Larchetfleckspitze.
Die Westflanke sieht beeindruckend aus, mitten durch den Plattenpanzer der Gipfelwand zieht ein Riß nach oben. In meinem Führer ist von einer Begehung noch nichts vermerkt, aber dies ist zweifellos die ultimative Linie auf die westl. Larchetfleckspitze.
Links unterhalb des Plattenpanzers verfolge ich stattdessen eine Rampe die auf einem Felskopf endet. Eine weitere Rampe führt rechtshaltend bis unter eine brüchige Wandstelle mit einem kleinen Überhang. Es kostet mich wieder einiges an Nervenkraft, bis ich die 3 - 4 m so klettern kann, dass der Ausbruch eines Griffes oder Trittes sehr unwahrscheinlich wird. Danach geht es wieder linkshaltend über plattigen Fels bis zum gezackten Ausstiegsriß. Die nachfolgende Rinne führt auf den Gipfelgrat.
Die nun folgende Gratüberschreitung zur Tiefkarspitze und den Schnellabstieg ins Dammkar hat kardirk in folgendem Bericht bereits vorbildhaft im Aufstiegssinne beschrieben. Da gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen. Beim Abstieg durch die rote Rinne halte ich mich unvorsichtigerweise mal kurz an einem Felsbrocken fest, der bricht natürlich aus, und mich schmettert es ins Geröll. Was bleibt sind die üblichen Blessuren.
Der Einstieg in den Schnellabstieg vom Sattel zwischen Tiefkarspitze und östl. LFS ist durch einen schon recht verblassten Pfeil gekennzeichnet. Der Weg ist gut markiert, und läßt sich deshalb problemlos weiterverfolgen.
Da sich das Wetter wider erwarten gut gehalten hat, quere ich über die Geröllfelder zum Einstiegsbereich des Predigtstuhls hinüber, und klettere noch den SW-Pfeiler. Es handelt sich um eine absolute Genußkletterei, die mali hier beschrieben hat. Die Route weist schon deutliche Begehungsspuren auf, aber wenn es nicht gerade ultra-heiß ist, läßt sich die Tour trotzdem noch gut machen. In der 4-ten Seillänge treffe ich auf einen großen frischen Blutfleck, da muß vor wenigen Stunden ein Kletterunfall passiert sein.
Auf der Dammkarhütte treffe ich dann tatsächlich eine Frau, der durch Steinschlag, ausgelöst von einer anderen Seilschaft, eine stark blutende Wunde am Bein zugefügt wurde. Mal wieder eine Gelegenheit über die Mitnahme eines Kletterhelms nachzudenken.
Schwierigkeitsübersicht:
- Dammkarscharte bis westl. Larchetfleckspitze T6-, III+
- westl. Larchetfleckspitze bis Tiefkarspitze und Schnellabstieg T5 (eine brüchige Rinne im
Schnellabstieg T6- )
- Predigtstuhl SW-Pfeiler T3, IV+
Fazit: großartige Tour, die den alpin erfahrenen Bergsteiger erfordert.
Die Kletterschwierigkeiten der Überschreitung sind stellenweise im oberen IIIer Bereich angesiedelt. Aufgrund der zweifelhaften Festigkeit des Gesteins würde ich anraten, die schwierigen Stellen abzusichern.
Viele Grüße
Albert
Hike partners:
algi
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