Tiefkarspitze - Nordostgrat


Publiziert von Westfale , 19. November 2014 um 23:00.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:15 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 10:00

Nachdem ich nunmehr seit drei Jahren Wochenende um Wochenende im Wetterstein und Karwendel mein Unwesen treibe und dementsprechend schon fleißig in den tollen Tourenbeschreibungen (Danke an Euch alle!) hier gewildert habe, will ich mit dieser Tour nun auch meinen Einstand geben. Es kommt ja nicht oft vor, dass die üblichen Verdächtigen noch ein paar Brocken übrig lassen, die bislang bei Hikr unbeschriebene Blätter sind. Da muss man eben handeln. ;-) So viel zum Vorgeplänkel.. 

Der Plan zur Besteigung der Tiefkarspitze war eigentlich seit langem gefasst. Insbesondere nachdem mein ursprünglicher Plan der Besteigung von Süden (siehe Bericht von Mabon) kläglich an der Suche des Einstiegs scheiterte, sodass ich mir damals stattdessen die Hochkarspitze vornahm. Dann also die Besteigung von Norden. Fraglich war nur noch der Weg. Mein Tourenspezi Aaron wollte partout den Nordwestgrat gehen. Mir schwebte hier eigentlich der leichteste Anstieg vor (siehe "Schnellabstieg ins Dammkar", Bericht von Kardirk), da ich nicht unbedingt Lust auf den im DAV-Führer beschriebenen IIIer im überhängenden Kamin hatte. Wenn auch der Nordostgrat laut Führer weniger lohnend ist, waren hier doch nur IIer Stellen angekündigt. Damit hatten wir also einen guten Kompromiss gefunden.

Los ging es um 5Uhr morgens in Mittenwald mit Radunterstützung bis zum Bankerl unter der Dammkarhütte. Von hier aus dann Richtung Hochlandhütte und dem Hinweisschild zum Predigtstuhl folgend ins steile Geröll. Man verfolgt nun das Geröllfeld bis ans oberste Ende (meist Schneereste). Hier geht es links in einen schmierigen Kamin (II-III). An dessen Ende steiles, unangenehmes Geröll. Man hält sich hier tendenziell eher rechts bis man in eine Rinne kommt, die in einem Absatz unter einem Felsabbruch mündet. Hierbei handelt es sich um den ersten Gratabbruch, den man umgehen kann (Führer). Das muss man natürlich auch erstmal wissen, bzw. realisieren. Ich entschied mich hier dummerweise für die Klettervariante während mein Spezi erstmal unten wartete und dort nicht so begeistert meine Kletterei verfolgte. Dass es anders geht, war nicht offensichtlich und eine Umkehr durch den schmierigen Kamin weiter unten wollte ich auch tunlichst vermeiden, sodass nur die Flucht nach vorne möglich schien.

Die Wand ist äußerst bröselig und ausgesetzt. Die Schlüsselstelle hier dürfte im Bereich III liegen (Rest der Wand II. Grad). Hier muss man sich aufgrund mangelnder Tritte ziemlich eindrehen und winden. Ab hier war mir klar, dass eine Umkehr äußerst haarig würde. Daher immer weiter. Nach wenigen deutlich leichteren Zügen trifft man nun oben auf eine Rinne.
Hier zeigte sich dann schnell, dass eine Umgehung machbar ist. Warum einfach, wenn es auch schwer geht?

Nachdem mein Spezi auf dem leichten Weg nachgerückt war, kam nun nichts mehr, was uns aus der Ruhe gebracht hätte. Man umgeht südlich erneut einen größeren Aufschwung und landet in einer weiteren Geröllrinne, in der es nun recht unschwierig zum Gipfel geht. Auf den Nordwestgrat treffen wir anders als im Führer angegeben nicht wirklich, sondern kommen quasi von Süden auf dem Gipfel.

Dort erstmal Brotzeit. Nach der Kletteraktion hatte ich eigentlich genug von weiteren Eskapaden und wollte auf dem Schnellabstieg runter. Nicht so mein Spezi, der den Grat über die Larchetfleckspitzen mit anschließender Umgehung der drei Kircheln dran hängen wollte. Wenn man schonmal da ist.. so gab ich schließlich nach.
Erstmal ging es durch die lehmige Rinne Richtung Dammkar hinunter mit anschließendem Wiederaufstieg zum Grat. Dieser plätschert bis zu den Larchetfleckspitzen ziemlich gemütlich dahin.
Die ersten beiden der drei Kircheln werden südseitig umgangen. Der Führer hat hier eigentlich keine Schwierigkeiten angekündigt.
Wir haben uns aber offenbar verhauen und sind bei einer in den Boden gerammten Eisenstange ziemlich weit südlich abgestiegen (Steile Grasflanken. Ier Stellen) und dann einem Grasband gefolgt, das kurz vor dem letzten Kirchl etwas unterhalb von diesem abbricht.
Hier sind wir mangels Alternativen wieder aufgestiegen und offenbar zurück auf den Pfad gekommen (Kletterei I-II). Der Rest war geschenkt. Das letzte Kirchl wird dammkarseitig auf einem breiten Weg, vorbei an Gebirgsjäger-Schützenlöchern, umgangen. Ruckzuck ist man nun sicher im Dammkar angekommen. Nun schnell zur Dammkahütte abgestiegen und mit Blick zum heutigen Gipfelziel ein Maß weggepumpt. Ein Genuss..

Abschließend bleibt zu bemerken, dass der beschriebene Grat über die Larchetfleckspitzen (mit Umgehung der Kirchln) sicherlich auch eine der leichteren Variante auf die Tiefkar darstellt.
Wenn man auf die Wegfindung achtet dürfte es sicherlich weniger ausgesetzt und steil sein, als der Schnellabstieg.
Die Schwierigkeitsangabe bezieht sich auf die Tour mit direkter Kletterei. Mit Umgehung ist die II im DAV Führer realistisch. Wegfindung nicht immer ganz einfach. Hier helfen die drei Sätze im Führer auch nicht wirklich ;-)




Tourengänger: Westfale


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Kommentare (2)


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DHM123 hat gesagt: Respekt
Gesendet am 20. November 2014 um 21:53
schaut stellenweise ganz schön heikel aus. Die Schlüsselstelle sieht aber nicht so schwer aus, ein 3er sollte reichen, da sind ja super Henkel da :)
LG aus M

Westfale hat gesagt: RE:Respekt
Gesendet am 23. November 2014 um 23:21
Servus DHM, danke für das Lob! Klar, die Einschätzung ist sehr subjektiv. Könnte eventuell auch eine II sein wenn ich mich doof angestellt habe :-) Ein paar satte Tritte gab es vor dem Foto auch noch.. Hatte sich aber dann schnell erledigt. Typisches Karwendelgebrösel..


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