Westliche Karwendelspitze

Ich muss davon ausgehen, dass heute eine der letzten Gelegenheiten für eine Tour in etwas höheren Gefilden ist. Leider ist das Wetter nicht ganz stabil, also wähle ich eine Runde, die die Möglichkeit eines Abbruches per Seilbahn bietet. Die Westliche Karwendelspitze soll es also werden, die habe ich vor Jahren als Vorprogramm des Mittenwalder Höhenweges mal besucht, mehr als das kurze Stück von der Bergstation zum Gipfel kenne ich hier tatsächlich nicht.

Start ist am Parkplatz neben der B2, von wo es in zahllosen Kehren im dichten Wald hinauf zur Mittenwalder Hütte geht - nie arg steil und auf recht gutem Weg. Nach einer Kaffeepause geht es nun spannender weiter: zunächst steigt der jetzt wesentlich alpinere Steig einen Sporn hinauf, dabei bietet er eine kleine Leiter und eine Steilstelle mit ein paar Eisenkrampen. Dann folgt die bekannte Querung, die man auch von der Seilbahn aus bewundert. Sie stellt sich als weniger ausgesetzt als erwartet heraus, einige Passagen sind mit Stahlseilen gesichert - bei Nässe sind diese dringend notwendig, da der Fels leicht speckig und oft gen Tal geschichtet ist.
Nach dem markanten Masten der Seilbahn geht es auf etwas schuttbedeckten Schrofen im Zickzack weiter nach oben, bis sich ein letzter Steilhang in den Weg stellt, der aber ohne jegliche Schwierigkeiten überwunden wird.
Die Sonne und das zuletzt nicht vorhandene Grün grüßten schon lange, allerdings sind die beiden angenehmen Dinge auch mit viel Trubel verbunden, man trifft nämlich kurz oberhalb der Seilbahn auf die beiden. Ich folge kurz der kleinen Panoramarunde, biege dann aber zur Westlichen Karwendelspitze ab, die auf einem teilweise gesicherten Plattenband unterhalb der vom Klettersteig überschrittenen Zacken erreicht wird. Die Pause ist sehr kurz, das geringe Platzangebot auf dem Gipfel und der große Andrang passen nicht zusammen.

Der Abstieg führt kurz hinab zum Verbindungsweg von der Seilbahn ins Dammkar - den Tunnel weiter unten nehme ich nicht. Unter der Nordwand meines Gipfels geht es also hinüber in die enge Scharte und jenseits, jetzt auf der österreichischen Seite, auf im Schutt versinkenden Stufen hinab, bis man wieder zum Hauptkamm quert. Nun geht es auf dem hier breiten Rücken hinunter in die Dammkarscharte.
Es folgt der Abstieg durch die endlose graue Schuttwüste des Dammkares. Da man eigentlich nie abfahren kann (ganz vereinzelt kann man im tiefen Geröll abrutschen) ist der Abstieg relativ mühsam, immerhin findet man die beste Route gut, ist ja eine ausgewiesene und markierte Skiroute. Unten an der Hütte ist eine zweite Einkehr fällig, wegen des unsicheren Wetters aber nicht allzu ausgiebiger Natur.
Die Truppe von den Gebirgsjägern, die auf dem Serpentinenweg unterhalb vor mir ist, ist nur schwer zu überholen (die sind wegen des massiven Gepäcks nicht wirklich schnell), deshalb bin ich über einen kleinen Schuttstrom hinabgegangen. Und nun, Ochsenbodensteig oder Forstweg? Naja, es könnte regnen, da ist mir im Zweifel ein guter Forstweg lieber und so steige ich ohne Besonderheiten zum Parkplatzab. Trocken ist es geblieben, daheim gibt es dann ein für Ende September ungewöhnlich kräftiges Gewitter.

Fazit:
Schöne Runde, allerdings nicht nur im Bereich rund um die Bergstation nicht gerade einsam. Ein bisschen Schwindelfreiheit ist im Aufsteig notwendig, technisch ist die Tour aber unproblematisch.

Gehzeiten:
Zur Mittenwalder Hütte 1h
Zum Gipfel 1h45
Zur Dammkarhütte 1h
Ins Tal 55min