Frieder - schwarz gestrichelt
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Meiner Orientierungsfähigkeit nach Wanderkarte gebe ich heute eine 4-, aber auch mit schlechten Schulnoten kann man interessante Sachen erleben. Also der Reihe nach: Als Abschluss und Höhepunkt meiner EM- und Wander-Urlaubswoche wollte ich die 2000-Meter-Marke knacken und habe mir den Frieder vorgenommen. Auf der Kompass-Karte zieht sich eine dicke, rote Linie vom Friedergries hinauf, die kann ja wohl nicht zu verfehlen sein. Nun, den ersten Fehler schreibe ich dann auch nicht mir zu, sondern eben der Karte. Ich bin auch nicht der erste, der ihn macht (algi hat ihn
hier sogar schon einmal beschrieben), sonst wären die Trittspuren nicht gar so deutlich, die auf den Felsbuckel direkt neben dem Austritt der Friederlaine ins Gries hinaufführen. Kein Wunder, schließlich beginnt der rote Strich auf der Karte genau an dieser Stelle, nur: Hier geht es nicht weiter, der Felsen bricht nach wenigen Metern steil ab, und auch sonst ist kein Steig in der rechtsseitigen Wand der Schlucht zu entdecken. Der beginnt dann erst 50 Meter östlich, wo dem Wanderer dann auch gleich unter den ersten Bäumen durch einen Wegweiser bestätigt wird, dass er richtig liegt.
Es geht zügig durch den Wald bergan, und an einer Stelle, wo der breite Wandersteig einen Rechtsknick macht, führt auch ein deutlicher Trampelpfad geradeaus direkt nach oben. Der wird wohl die Serpentine abschneiden, habe ich mir gedacht, und weil er auch nicht übermäßig steil ist, habe ich mich für den entschieden. Dann muss ich aber einen Blackout gehabt haben (oder war es einfach die Überdosis an morgendlicher Bergluft?), denn dass ich keineswegs nach wenigen Metern wieder auf den Hauptweg getroffen bin, ist mir gar nicht aufgefallen. Erst als der Weg ein längeres Stück auf etwa 12oo m ohne größeren Höhengewinn dem Hang folgte, kam mir das dann komisch vor, denn ich hatte noch im Kopf, dass der rote Strich auf der ganzen Strecke ziemlich rechtwinklig die Höhenlinien schneidet. Also nochmal die Karte rausgezogen, und siehe da: Da gibt es noch eine dünne, schwarz gestrichelte Linie - die war mir zu Hause gar nicht aufgefallen. Sie führt tatsächlich erst ein ganzes Stück weiter parallel zur Friederlaine, um dann doch rechts abzuknicken und sich oberhalb der Waldgrenze wieder mit dem roten Weg zu vereinigen. Um diese Erkenntnis klüger geworden, lautete mein Entschluss, auf dem nun einmal eingeschlagenen Weg zu bleiben. Um es gleich zu sagen: Bereut habe ich diese Entscheidung nicht, es handelt sich um einen wunderschönen schmalen Steig, der im weiteren Verlauf auch nirgends mehr zu verfehlen ist. Ein zusätzlicher Vorteil - gerade an einem wolkenlosen Sommertag - liegt darin, dass der eigentliche Aufstieg zum Gipfel von Westen her erfolgt und man so der direkten Sonneneinstrahlung so lange wie möglich entgeht. Trotzdem möchte ich diese Variante hier nicht empfehlen, sie hat nämlich eine heikle Stelle: Während zunächst an einigen besonders schmalen Passagen im Steilhang ein Drahtseil als Handlauf angebracht ist, fehlt dieses ausgerechnet bei der Querung einer auch noch wasserführenden Runse. Wenige Meter dahinter setzt es wieder ein, und das Drahtknäuel, das an der ersten Öse hängt, lässt vermuten, dass es da wohl früher noch eine weitere gegeben hat, die jetzt aber nicht mehr da ist. So muss man bis dahin also ungesichert gelangen. Okay, ich habe es gemacht, weil ich nun schonmal da war, aber ich möchte nicht derjenige sein, der vielleicht noch weniger bedarfte Bergwanderer dazu animiert hat, es nachzumachen. Das soll hier einfach gesagt sein. (Wobei die Schwierigkeit ohne Rucksack und Phototasche natürlich ein ganzes Stück geringer wäre.)
Hat man dann erst den FR-Weg wieder erreicht - zu erkennen an den hin und wieder auftauchenden gelben Markierungspunkten - ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz auf dem Friederspitz, das neben der bereits grandiosen Aussicht mit einem ganz besonders dicken Gipfelbuch aufwartet. Wer allerdings auch das Graswangtal und den Ammersee sehen will, muss wieder knapp 80 Höhenmeter ab- und auf der anderen Seite aufsteigen zum Frieder selbst, denn der steht dafür vom Friederspitz aus noch im Weg. Dort habe ich also Gipfelbrotzeit gehalten und mich dann gestärkt an den Abstieg gemacht. Der erfolgte auf dem bei hikr.org schon mehrfach beschrieben Normalweg über die Friederalm ins Elmautal. Einigermaßen knieschonend, dafür am Ende mit brennenden Sohlen von dem langen Forststraßenhatscher.
Fazit: Herrliche Tour an einem herrlichen Tag - wegen ihrer Länge und der am Nachmittag zunehmenden Hitze aber recht anstrengend. Das ausreichend mitgenommene selbstgemachte Hollerwasser hat mich über die letzten Kilometer gerettet.

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