Frieder, NO-Grat


Publiziert von kardirk , 14. August 2022 um 21:43.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:11 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:12 km

Der NO-Grat des Frieder stand schon lange auf meiner Wunschliste – jetzt hats geklappt. Es gibt Leute, die die Tour als „Einstieg“ zur Überschreitung Kreuzspitzl – Kreuzspitze – Kuchelbergkamm gehen –  für mich kaum fassbar, Respekt vor der Kondi und dem Vermögen, hatte ich so nie und werd ich jetzt auch nicht mehr erlangen mir reicht der Grat alleine, die Tour ist auch so eindrücklich genug.
Mittlerweile gibt’s von diesem Jahr auch auf Youtube ein 1-stündiges Begehungs-Video, das alle Fragen beantwortet.

Ich bin mit dem Rad bis zur Lichtung unterhalb des Kammes gefahren, dann allerdings nicht vie im AV beschrieben über den Kamm zwischen zwei Gräben, sondern rechter Hand den steilen Waldhang nördlich haltend bis zur Kammhöhe (ca.1300) angestiegen:
T3-4, weglos, einige Wildwechsel, 1h.

Ich dachte damit das schlimmste geschafft zu haben, ist aber so nicht ganz so. Am Kamm wechseln sich immer wieder kurze Steilstufen, dichte Latschenfelder und gut zu gehende lichte Waldungen ab. Insbesondere die Latschenfelder erfordern etwas Durchhaltevermögen, es gibt kaum Gassen und man kommt nur langsam voran.
T3-4, 1:20h.

Dann steht man vor einem Latschenkamm mit sichtbarer Gasse, direkt unterhalb eines scheinbar sperrenden Felsturmes. Der Kamm ist steil, die von unten sichtbare Gasse muss erst erkämpft werden, dann geht’s deutlich besser voran. Der Felsturm wird überraschend leicht von rechts über Felsen (I) erklommen.
Weiter am Kamm, an zwei kecken Türmchen vorbei, die man unschwer erklettern kann, dann folgt eine schwerere Steilstufe (I-II), rechts leichter zu erklimmen.
Weiter viel Gehgelände in latschigen Grasschroffen, dann kommt die nächste etwas unübersichtiliche Felsstufe mit mehreren Anstiegsmöglichkeiten, für mich die Schlüsselstelle, I-II, ausgesetzt, brüchig.
Weiter den Grat zur nächsten steilen Stufe, die von rechts gut zu erklimmen ist und jetzt auf dem schönsten felsigen Verlauf weiter, zuletzt über Gras zur letzten Stufe, die ebenso von rechts über eine Rampe leicht erklettert werden kann.
Und dann ist man oben.
T4-5, I-II, 2:20 – gesamt 4:30h, der AV sagt gut 4h, war also nicht so schlecht.

Übergang zum Friederspitzl 0:30h.

Der Abstieg bietet dann nochmal ein landschaftliches Schmanklerl. Zunächst über den Wanderweg abwärts bis zum 2ten Sattel. Hier auf aufgelassenen teilweise schwer zu ersehenden Steiglein hinab ins Gamskarl und zum lauschigen Karboden mit wieder vielen Latschen. Teilweise rote Markierungen.
Vom Kar auf dem gut sichtbaren Steiglein nun teilweise ausgesetzt durch Steilwald mit vielen Kehren hinab ins Tal und zum Radldepot bei der Lichtung.
T3, 2:30h.

Fazit: Sehr schöne einsame wuide Tour. Teilweise durch die Latschen etwas mühselig. Der Grat hat mehr Gehgelände als man meint, die Kletterstellen sind meist kurz, dabei brüchig und grieslig.
Landschaftlich eindrucksvoll.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (7)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 15. August 2022 um 06:43
Gratulation zum schönen Grat und danke für die Blumen. Das war damals wirklich eine sehr lange Tour. Würde ich in dieser Form wohl nicht nochmal wiederholen. Den Frieder NO Grat werde ich aber sicher wiederholen. Was mich ein wenig schockiert, ist das YouTube Video! Eine Stunde über eine derart unbekannte und kaum begangene Tour... Schade.

Gruß Nico

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 15. August 2022 um 18:31
Danke fürs Mitnehmen!
In den Ammergauern hab ich nun noch mehr offene Ziele^^

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. August 2022 um 20:55
Ja die Ziele werden nicht weniger und die Möglichkeiten nicht mehr. Da freut man sich über jede gelungene Tour.
VG Dirk

derMainzer hat gesagt: Nordostgrat Frieder / YouTube DF
Gesendet am 16. August 2022 um 08:16
Griaß di Kardirk,

ich bin die Tour zwei Tage später gegangen. Das YouTube Video beantwortet aus meiner Sicht nicht alle Fragen zum Nordostgrat. Gerade im Steilwald hat der DF und seine Frau den kapitalen Fehler begangen, weiter oberhalb der Markierung S (Baum), den Pfad in die linke Flanke zu folgen. Beide hätten weiter rechts im Gelände aufsteigen müssen, da sich das Gelände dort deutlich zurücklehnt. Wenn man das Gelände lesen kann, erkennt man das auch. Auch verstand ich nicht, dass die Steilstufe nach den Türmen von beiden nicht rechts genommen worden ist. Wie du richtig beschrieben hast, Stellen I, Bänder, aber ausgesetzt und brüchig. Die weiteren Kletterstellen waren, außer der beiden Rinnen, (deine Schlüsselstelle), wo ich die rechte genommen habe, nicht schwer.
Zwei Hinweise an weitere Aspiranten. Wer dort hoch will, soll sich nicht auf die Markierungen, welche im YouTube Video beschrieben sind, verlassen. Diese sind mittlerweile unkenntlich gemacht worden, bis auf das S am Baum. Die erste Rinne, rechts in der Flanke, wo man durch die Latschen durchsteigen muss, sind mir zwei Grasschrofen in der direkten Aufstiegslinie ausgebrochen. Diese waren sehr locker und durchnässt. Hier Vorsicht walten lassen. Das Gelände verzeiht dort keine Fehler, abfallendes steiles Gelände. Beim Abstieg vom Friederspitz habe ich den Einstieg zum Weg Nr. 258 nicht gefunden. Dieser ist wohl zugewachsen, das Schild mit den zwei Pfeilen sagt schon alles aus. Hier ist es besser, zwischen Frieder und Friederspitz abzusteigen. Dann findet man den Pfad eher. Trotzdem eine nette alternative zu den üblichen Aufstiegswegen und wie du richtig beschrieben hast, landschaftlich eindrucksvoll.

Pfiat di
derMainzer

Nic hat gesagt: RE:Nordostgrat Frieder / YouTube DF
Gesendet am 17. August 2022 um 13:19
Wer macht denn dort bitte Markierungen? Jetzt bin ich dann echt bald soweit, dass ich diese Touren für mich behalte. Vor unserer Begehung gab es nur einen einzigen Bericht bei "Stein und Schnee" und keinerlei Spuren oder gar Steinmänner. Jetzt gibt's ein Video, Markierungen und der Grat wird wohl zur Modetour. Scheiß YouTube, echt. Und diese Leute machen Videos, obwohl sie offensichtlich zu unbeholfen sind, die richtige Route zu finden.

derMainzer hat gesagt: Nordostgrat Frieder / Markierungen
Gesendet am 17. August 2022 um 14:26
Griaß di Nic,

ist doch ganz einfach. Die Orangenen Punkte sind von der Forstwirtschaft. Aber auch Geologen und Jäger müssen irgendwann mal auf den Grat und/oder in die Flanken, um nach den rechten zu sehen. Wer sich oft im Alpinen Raum bewegt, erkennt irgendwann mal, für welchen zweck solche farblichen Markierungen angebracht worden sind. Die Farbe Orange ist jedenfalls nicht bei Alpinisten anzutreffen (rot), eher Markierungen aus Naturalien u.a. Stoamandl und sonstiges etc.. Allerdings sind die Bewegungsspuren auf den Grat ausgeprägter, als es im letzten AV- Führer für das Gebiet Allgäuer – / Ammergauer Alpen beschrieben worden ist. Sehr wahrscheinlich sind dort öfters die Jäger unterwegs. Eine Modetour wird der Frieder Nordostgrat ganz gewiss nicht, lese mal die Kommentare unter dem YouTube Video. Hier gehen nur die üblichen Verdächtigen hinauf. Ich denke mal, dass der Großteil von Aspiranten schon im unteren Drittel die Tour wegen den Steilflanken abbrechen wird. Auch sind die Kletterstellen nicht ganz einfach, auch wenn nur mit I und II bewertet (Kardirk), aber trotzdem extreme steile abfallende Flanken und brüchiges Gelände, das der Kategorie T5 gerecht wird. Das Gelände verzeiht keine Fehler. Ausrutschen und/oder stolpern können in dem Gelände gesundheitlich unangenehme Folgen nach sich ziehen. Das Video wird eher viele von einer Begehung abschrecken.
P.S.
Ich hatte die Tour auch aus dem Blog Stein und Schnee inkl. dem AV- Führer und eure beiden Berichte, Bula_f und du hier im Forum. Allerdings war im letzten Jahr kein Zeitfenster zu Begehung möglich, da mich der ungebetene Gast aus Italien/Trentino vor Touren abseits vom Mainstream in den Ammergauer Alpen abgehalten hat.

Pfiat di
derMainzer


kardirk hat gesagt: RE:Nordostgrat Frieder / Markierungen
Gesendet am 17. August 2022 um 14:45
Dem kann ich nur beipflichten. Meine Route war noch nördlicher und eigentlich komplett „falsch“ - der AV nennt ja den Rücken zwischen den 2 Gräben weiter südlich als Aufstiegsweg durch die Bergflanke. Dort hab’s keinerlei Zeichen an den Bäumen. Auch sonst bin ich auf keine menschlichen Spuren gestoßen, wie etwa Schnitte in den Latschen, Steinmandl oder ähnliches. Die Latschen schienen mir weiter sehr naturbelassen und lediglich durch Wild „gepflegt“. Logisch ist natürlich das unsere Tourenbeschreibungen nicht nur die „Fachleute „ anregen, sondern alle die sowas interessiert. Seit es das im Internet gibt, hat die Anzahl von Menschen im Gebirge deutlich zugenommen. Im Karwendel war ich in den Neunzigerjahre auf vielen Gipfeln laut Gipfelbuch einer der wenigen. Jetzt sind Touren, wie der N Grat des Risser Falken fast schon zu Modetouren.
Insofern entspannt bleiben und vielleicht nicht jeden Geheimtipp posten , ist manchmal nicht leicht, ich weiß das auch….
Servus, Dirk.


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