Lost in the Bermuda Triangle


Publiziert von marmotta , 1. Mai 2012 um 23:24.

Region: Welt » Liechtenstein
Tour Datum:30 April 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:Triesen, Säga - Neugrütt - P. 618 - Magrüel - Lawenastrasse - Rinderwald - Rinderpleika - Rappastein - Hochspeler - Alp Lawena - Triesen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Triesen, Säga
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Triesen, Sonnenkreisel

Nachdem im Bergland noch eine Woche zuvor hochwinterliche Verhältnisse geherrscht hatten, sorgten nun der Föhn und die zugehörigen Temperaturen (vielerorts wurde erstmals im April die 30-Grad-Marke geknackt) dafür, dass zumindest die südseitig ausgerichteten Grasflanken bis weit über 2000 m vom Schnee freigeputzt sind und die Wandersaison -wenn auch etwas verspätet- nun endlich voll lanciert werden kann!
 
Klar, ist die Auswahl an höheren Gipfelzielen noch entsprechend eingeschränkt. Nebst den "üblichen Verdächtigen" im Alpstein (Wildhuser Schafberg, Lütispitz, Stauberenkanzel etc.), die erfahrungsgemäss als erste trockenen Fusses erreicht werden können, locken vor allem die steil aus dem (föhnigen) Rheintal aufragenden Gipfel im Ländle, namentlich der Kette Falknis-Mittagspitze bzw. Falknis-Steg. Vorgewarnt durch den Bericht von 360, der sich 2 Tage zuvor in der Gegend herumgetrieben hatte, stellte ich mich windmässig auf das Schlimmste ein. Doch glücklicherweise legte der "älteste Rheintaler" an diesem Tag eine Pause ein und gewährte vorübergehende Schonung, so dass ich schlussendlich einen fast windstillen, heissen Frühsommer-Wandertag erleben durfte.
 
Vom Rheintal aus will die Grathöhe von Rappastein und Hochspeler hart erarbeitet werden: Knapp 1800 Hm in zumindest ab der Alp Lawena (1529 m) anhaltend steilen Grasflanken strapazieren die Wadenmuskeln ordentlich. Ich wählte zudem bis zu P. 1039 oberhalb von Magrüel wiederum den Alten Lawenaweg, diesen empfinde ich noch immer als zu steil und somit (für mich) nicht effizient. Vielleicht liegt das aber auch einfach an meiner mittelmässigen Kondition… ;-)
 
Nachdem mir bereits der erste Abschnitt des Alten Lawenawegs dermassen eingefahren war,  wähle ich ab Magrüel für den weiteren Aufstieg zu den steilen Grasflanken unter dem Rappastein diesmal nicht den (abermals steilen) Pfad hinauf nach Tuass, sondern die sanft ansteigende, dafür kilometerlang taleinwärts ziehende Lawenastrasse. Diese ist derzeit noch an zwei markanten Stellen, an denen auf einer Höhe von ca. 1250 m tiefe Runsen bzw. Tobel gequert werden, durch Lawinenschnee verschüttet, der jedoch mit der entsprechenden Vorsicht problemlos überwunden werden kann.
 
Noch vor Erreichen der Alp Lawena steige ich entlang einer (auf der LK gut erkennbaren) Runse, die ebenfalls noch mit dreckigem Lawinenschnee gefüllt ist, steil durch den Wald empor, bis ich die Grasmatten der Rinderpleika erreiche. Über P. 1930 gelange ich -praktisch ohne Schneeberührung- problemlos zur Grathöhe knapp südöstlich des felsigen Gipfelkopfes des Rappasteins und über dessen kurzen Südostgrat auf den mit einem grossen Kreuz geschmückten Gipfel (wann lerne ich endlich mal, dass alte, spröde Holzgipfelkreuze tunlichst NICHT angefasst werden sollten, da man sich dabei fast immer Spreisseln in die Hände einbringt…?!).
 
Ich schnaufe erstmal kräftig durch - der knapp dreistündige Aufstieg hat mir wieder einmal klar meine (konditionellen) Limiten aufgezeigt. Aber die Wandersaison hat ja auch gerade erst begonnen.
 
Bei fast windstillen Verhältnissen und sommerlichen Temperaturen geniesse ich die Einsamkeit hoch über den Tälern der Valüna zur einen und der Lawena zur anderen Seite und die fantastische Aussicht, die nur nach Süden durch das Falknis-Grauspitz-Massiv verstellt ist. Nordseitig sieht es noch immer hochwinterlich aus, während die steilen Südflanken zunehmend ausapern, so dass die (auch an diesem Tag zahlreich zu beobachtenden) Murmeltiere und Gämsen nun wieder genügend zu fressen finden dürften.
 
Mich zieht es weiter über den Grat zum Hochspeler (2226 m). Diese eher unscheinbare Graterhebung ist doch tatsächlich bis dato noch keinem Hikr-Bericht zugeordnet - obwohl natürlich Omega3 diesen Gipfel auf seiner Respekt einflössenden Tour über den gesamten Kamm von Steg bis zum Plasteikopf ebenfalls überschritten hatte. Der Grat zwischen Rappastein und Hochspeler könnte möglicherweise direkt begangen werden, ich weiche der ersten Felsbastion vor P. 2154 jedoch auf guten Bändern südwestlich aus und erreiche so in einigen Minuten, zuletzt über ein kurzes, steiles Schneegrätchen, den Gipfel. Noch immer lässt der "älteste Rheintaler" auf sich warten, so mache ich nochmals eine gemütliche Rast in der Sonne und lasse die gewaltige Szenerie rund um Nordwand des Falknis-Massivs auf mich wirken.
 
Für den Abstieg wähle ich die steile Südwestflanke, in der ich auf noch fast durchgehendem Firn bequem und gelenkschonend bis zur 700 m tiefer gelegenen Alp Lawena abrutschen kann. So sollten Abstiege im Gebirge immer funktionieren!
 
Bei immer heisser werdenden Temperaturen geht es anschliessend auf der Lawenastrasse (diesmal ohne die "Abkürzung" über den Alten Lawenaweg) bis hinunter nach Triesen, wo mich eine flirrende Hitze empfängt.
 
Epilog:
 
Einige werden sich nun vielleicht fragen, was die Bezeichnung "Bermuda-Dreieck" im Titel soll und weshalb ich überhaupt keine Fotos hinzugefügt habe. Nun, die Geschichte ist die: Als ich nach dem kilometerlangen Hatsch auf der Lawenastrasse und den Asphaltstrassen im Dorf an der Bushaltestelle cff logo Triesen, Sonnenkreisel ankam, war ich dermassen erschöpft und dehydriert, dass ich -nachdem ich realisiert hatte, dass mein Bus nach Buchs Bhf erst in 15 min fährt- nur noch Gedanken an die Befriedigung meiner Grundbedürfnisse nach Essen und Trinken verwenden konnte, der ich im nahen MIGROS-Detailhändler nachgehen wollte. Meine ansonsten immer wohlbehütete Kamera nahm ich vom Gürtel meiner Hose und wollte sie in den Rucksack packen. Es blieb beim "Wollen", denn offenbar war ich, ohne die Kamera einzupacken, losmarschiert. Und als ich 10 min später wieder zur Bushaltestelle zurückkam, lag keine Kameratasche mehr dort...
 
Sollte sich meine leise Hoffnung erfüllen, dass jemand die Kamera gefunden und abgegeben hat, werde ich die Fotos zur Tour selbstverständlich zu gegebener Zeit nachliefern.
 
Leider entwickelt sich die Gegend rund um das kleine Liechtensteiner Örtchen Triesen immer mehr zu meinem persönlichen "Bermuda-Dreieck", welches wertvolle Gegenstände meiner Bergausrüstung auf geradezu mysteriöse Weise verschlingt. Nachdem sich bereits vor gut einem Jahr an fast gleichem Ort meine Steigeisentasche mit samt den Steigeisen für immer in die ewigen Jagdgründe des Guggerbodatobels oberhalb von Triesen verabschiedet hatte (click), nun auch noch die fast doppelt so teure Fotoausrüstung. Ich mag langsam nicht mehr an einen Zufall glauben und finde es eigentlich auch nicht mehr lustig…  
 
  

Tourengänger: marmotta


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Kommentare (3)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 1. Mai 2012 um 23:46
hi marmotta,
vielleicht hat ein netter netter Mensch deine Kamera nur sichergestellt und wird sie demnäxt im Fundbüro abgeben!! So etwas Ähnliches hab ich jedenfalls schon mal erlebt. Drück dir die Daumen, das die Kamera wieder auftaucht.
Übrigens, bei 1850 Höhenmeter in 3 Std kann man aber jetzt nicht wirklich von Konditionsproblemen sprechen!!!... wollt ich noch gesagt haben :-))
Grüße aus Flachlandhausen
WoPo

Rhenus Alpinus hat gesagt: Fundbüro Triesen
Gesendet am 2. Mai 2012 um 07:29
Liechtensteiner sind normalerweise nicht kriminell - von denen, die auf der Bank arbeiten einmal abgesehen ;-)

Ich würde es mal im Fundbüro versuchen:

Fundbüro
Empfangssekretariat Gemeindeverwaltung
Tel. +423 399 36 36
Gemeindepolizei
Tel. +423 399 36 42
Natel: +423 792 36 42

Gruß

Gregor

Rhenus Alpinus hat gesagt: RE:Fundbüro Triesen
Gesendet am 2. Mai 2012 um 07:30
oder probiere es hier: http://www.liemobil.li/content.aspx?auswahl=5415&mid=5415


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