Grattour vom Goldlochspitz zum Plasteikopf


Publiziert von Kauk0r , 5. Juni 2017 um 00:18.

Region: Welt » Liechtenstein
Tour Datum: 3 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL   Rätikon 
Aufstieg: 1250 m
Strecke:21 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach dem Tunnel die erste Möglichkeit rechts zum Parkplatz Steg/Gängelesee, kostenlos und mit Toilettenanlage.

Nachdem ich 2015 am letzten Hochsommertag auf dem Traumgrat über den Plasteikopf auf den Grauspitz gestiegen bin, konnte ich dieses Jahr am (vorerst) letzten Frühsommertag die grandiose Gratwanderung von Norden her fortsetzen und vom Goldlochspitz über Rappenstein und Hochspeler auf den Plasteikopf gehen. Für den Abstieg habe ich dann noch eine Variante unter dem Hochspeler begangen.

Die meisten Infos zu den Gipfeln sind bereits zu finden, wer es etwas umfangreicher mag, geht den kompletten Grat von Sücka auf den Grauspitz: *Über 10 Gipfel auf den Top of Liechtenstein.

Ich hatte weder Lust noch die Muße einen langen Hatsch hinzulegen, deshalb entschied ich mich für das Fahrrad um das lange Valünatal und die Alpstraße nach Gapfahl Obersäss etwas zu vereinfachen (zumindest im Abstieg). Mit einem Trekking-Rad ist das alles gut zu absolvieren, nur die Querrinnen für den Wasserabfluss sind für meinen Geschmack etwas breit und erfordern Konzentration.

Da ich nach dem Plasteikopf deshalb wieder zum Rad zurückkehren muss, habe ich mir im Vorfeld überlegt, wie ich das wohl ohne größere Gegenanstiege schaffen könnte. In der Karte und dem Luftbild schien es möglich direkt zur letzten Kehre vor dem Obersäss zu gelangen, ohne bis zum Rappensattel gehen zu müssen. Nachdem der Blick in die Flanke vor Ort dies ebenfalls möglich erscheinen ließ, stellte ich mein Rad in der Kehre bei ca. 1810 m ab.

Nun auf dem Alpweg und später der Quadstrecke in den Sattel zwischen Kolme und Goldlochspitz, aber hier hat man dann ein phantastisches Grat-Panorama über dem Rheintal. Der Weiterweg über den Goldlochspitz ist einfach (T3), die felsigen Passagen noch mit Drahtseilen versichert. Allerdings ist der Abstieg am schmalen Grat Richtung Rappensattel durchaus steil. Der felsige Aufschwung zum Rappenstein ist ebenfalls versichert (T3), man gewinnt rasch die Höhe bis zum Gipfel des Rappensteins mit Kreuz und neuem Gipfelbuch. Für die meisten Berggänger ist hier Schluss und so verlaufen sich die Spuren im weiteren Verlauf beinahe. Die Überrschreitungs des Hochspelers ist nicht wesentlich schwieriger als der bisherige Weg, nur das halt die Spur fehlt. Direkt im Anschluss an den Hochspeler wird ein felsiger Aufschwung rechts/südlich umgangen um dann zu dem felsigen Gratteil zu gelangen, der den mittleren Teil des Übergangs zum Plasteikopfs bildet. Aus der Nähe entpuppen sich die Grattürme als ein Mondlandschaft aus losen Felsblöcken. Technisch nirgends schwierig oder ausgesetzt, stellt sich die Begehung aber durchaus heikel dar, da die Blöcke und Felstrümmer immer wieder lose gelagert sind. Hier muss man höllisch aufpassen, nicht irgendwie zu verunglücken. So oft wie möglich versucht man die eingelagerten Graspassagen zu nutzen. Danach steht man unter der Felsbarriere am Plasteikopf Nordgrat, die man nach links/östlich umgehen kann. Deutliche Spuren leiten in den Trümmerkessel und hindurch. Die Spur führt dann noch durch das anschließende Geröllfeld und zum grasigen Teil der Ostflanke, man sollte sich den Übergang gut einprägen, um nicht im Abstieg zu tief zu steigen (so wie es mir aus einem unerfindlichen Grund passierte und mir ca. 50 Höhenmeter zusätzlichem Aufstieg bescherte). Die steile Ostflanke ist dann weglos, aber gut gestuft und führt zurück auf den Grat. Dort nur kurz weiter an den nächsten Steilaufschwung heran, den ich dann wieder links umgangen habe, hierbei helfen so etwas wie Spuren. Nach der Rückkehr zum Grat an den felsigen Gipfelaufschwung heran, den man auf guten Tritten, aber ausgesetzt rechts/westlich umgeht. Die sehr brüchig erscheinenden Felsen im Mittelteil des Übergangs habe ich wiederum auf einem guten Band etwas unterhalb auf der Westseite umgangen. Eine kleine Felsspalte leitet zum Einschnitt vor dem Gipfel hinab, der auf einer gutmütigen Felsplatte erreicht wird. Insgesamt ist der Abschnitt am Plasteikopf der anspruchsvollste Teil der Tour, am Gipfel auch recht ausgesetzt. Möglicherweise kommt der (obere) T4-Bereich noch hin, man sollte diesen Schwierigkeitsgrad auf jeden Fall gut beherrschen. Auf dem Plasteikopf hat es eine Gamelle mit Buch in einem Steinmann. Das Buch feiert nächstes Jahr 20jähriges Jubiläum, in den letzten Jahren hat sich die Zahl der Begehungen vergrößert, ca. 20 Einträge sind es pro Jahr. Allerdings hat der Deckel der Gamelle ein Loch, falls jemand hochgeht könnte er vielleicht für Ersatz sorgen oder etwas zum Abdichten mit nach oben nehmen.

Variante Abstieg: Zunächst gelangte ich auf gleichem Weg zurück zum direkten Gipfelaufschwung am Hochspeler. Von hier stieg ich aus der Einschartung zu einem Schneefeld im Oberälpele hinab, das Gelände ist etwas heikel, da der Untergrund noch sehr platt vom Schnee ist. Im Schnee konnte ich gut und ohne Höhenverlust zum Hochspeler-Nordrücken queren, von diesem auf einer Alpnutzungsspur in das Kar Underälpele. Es ist noch gut mit Schnee gefüllt und so geht es mit der gebotenen Vorsicht steil aber zügig hinab. Das Kar wird von steil abfallenden Felswänden abgeschlossen, den einzigen Durchlass zur Älpelehalde bildet eine steile Mulde. Sie ist zwar schneefrei, der Untergrund teilweise noch platt, die Stufung aber passabel.  Eine letzte Schneezunge leitet mich die Halde hinab und im Weidegelände schnell zur Alpstraße. Alles in allem wieder T4, wer den Plasteikopf schafft, kommt auch hier zurecht. Inwieweit diese Variante im Sommer angenehm zu gehen ist weiß ich nicht, das Gras wäre besser gangbar, aber der Untergrund scheint doch auch geröllig zu sein. Sollte die Mulde noch schneegefüllt sein, eventuell besser vom Underälpele zur Rappensteinhalde queren, hier sind auch breite Wegspuren.

Aktuelle Verhältnisse: Am Weg weitgehend schneefrei, kurze Abschnitte im Bereich Goldlochspitz und Rappenstein wären umgehbar. Einzig in der Umgehung der Felswand am Plasteikopf ist ein Schneefeld zwingend zu begehen, es wird aber jeden Tag kleiner. Die Nordseite unter dem Hochspeler wird auch zunehmend ausapern. Auf Schwarzhorn und Grauspitz waren Tourengänger, ob sie über das Ijesfürggele aufgestiegen sind habe ich nicht gesehen, ein Duo stieg hier jedenfalls das komplett schneebedeckte Notz-Kar ab. Mit Kurzski hätte man aktuell noch bis ca. 1850 Meter runterfahren können. Ob der Übergang von der Demmerahöhi und Schwarzhorn ohne Schneekontakt möglich ist weiß ich nicht, da ich den genauen Routenverlauf nicht mehr parat habe. Die Pfälzerhütte ist noch geschlossen, der Fahrweg noch nicht ganz durchgängig schneefrei.

Fazit: Der Grat zwischen Goldlochspitz und Schwarzhorn ist unbedingt empfehlenswert! Wer es etwas moderater möchte geht bis zum Rappenstein, wer noch etwas Einsamkeit und Abenteuer sucht geht bis zum Plasteikopf (oder natürlich noch weiter). Erwähnenswert finde ich noch die Vielfalt an Flora, die es am Grat hat. Es blühen unzählige Blumen in verschiedensten Farben, später im Sommer kommt dann noch das Edelweiß hinzu. Selten hat mich ein Alpweg so in seinen Bann gezogen wie der zum Gapfahl-Obersäss, Grund sind die vielen Lärchen die hier stehen und zur Zeit ergrünen (und im Herbst ergolden)!

Tourengänger: Kauk0r


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