Wohin fliesst die Reuss?
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Gewiss, um diese Frage zu beantworten, müsste man nicht die über 70 Kilometer von Luzern nach Windisch wandern. Ein kurzer Blick in die Karte oder eine rasche Recherche im Internet würden genügen. Aber dennoch reizt mich der lange Marsch an der Reuss entlang, quasi als eine über 70 Kilometer lange Antwort auf die gestellte Frage…
Das Velo bringt mich zum Start in Luzern (435m). Hier fliesst der Vierwaldstättersee in die Reuss, hier soll auch meine Wanderung beginnen. Es ist morgens kurz nach vier Uhr. Früher bin ich oft an Wochenenden diesen Weg an der Reuss entlang nach Hause gelaufen; auch in dieser frühen Morgenstunde.
Für den Abschnitt bei Reussbühl ist früher die Bezeichnung „Xylophonweg“ gebräuchlich gewesen. Doch schon vor Jahren wurden die namensgebenden Betonplatten mit Asphalt überdeckt. Nun klingt es nicht mehr beim darüber Laufen oder Fahren. Beim Reusszopf ergiesst sich die Kleine Emme in die Reuss. Doch so klein ist diese Emme nicht immer. Bei Hochwasser spüren auch die abwärtsgelegenen Orte die zerstörerische Kraft dieses Flusses.
Von nun an begleiten mich Himmelskörper: der Planetenweg führt bis zur Perlenbrücke. Auch diesen Abschnitt kenne ich bestens, mein früheres Trainingsgebiet sozusagen. Ansonsten würde ich wohl einige Male ob den in der Dunkelheit lauernden Holzfiguren erschrecken.
Kurz vor der Perlenbrücke beginnt es zu Dämmern. Über diese Brücke wechsle ich die Flussseite, von nun an bin ich orographisch rechtseitig der Reuss unterwegs. Dadurch gewinne ich etwas Abstand zur Autobahn, die unzähligen Vogelstimmen heben sich so deutlicher vom Motorenlärm ab. Etwas Nebel liegt über der Reuss und dem angrenzenden Land. Bei der Brücke in Gisikon (418m) kehre ich ins Hotel Garni an der Reuss ein. Das Frühstückbuffet lockt. Dieses ist reichlich gedeckt, mit dem bisher angesammelten Kohldampf lohnt sich diese Investition.
Ich folge weiter dem rechten Reussufer. Das sanfte Morgenlicht lädt zum Fotografieren ein. Das Vogelgezwitscher ist die mich begleitende Musik. Die Auenlandschaft wird immer prächtiger, nur die omnipräsenten Starkstromleitungen stören das Bild etwas. Sins (397m) wird passiert; das Restaurant Zollhaus hat noch nicht offen. Bei Mühlau (394m) wechsle ich zur anderen Seite, um nicht beim Reussspitzli in die Sackgasse zu laufen.
Der weitere Weg führt mich durch malerische Naturschutzgebiete. Störche gehören hier zum Ortsbild. Wasservögel können im Überfluss bestaunt werden. Kurz nach Ottenbach (386m) liegt die Hälfte meines Marsches hinter mir. Noch keine Spur von Müdigkeit oder gar Erschöpfung. Ein leichter Hunger macht sich aber bemerkbar. So kehre ich kurz nach Mittag beim Restaurant Hecht in Rottenschwil (383m) ein.
Der folgende Abschnitt am Flachsee entlang ist ein Paradies. Sowohl für die Wasservögel, wie auch „Bird Spotters“. Da spielt man mit einem 300mm-Tele in der unteren Liga… Nach dem Dominilochstäg erlaube ich mir die Abkürzung, statt der ausholenden Kehre der Reuss zu folgen. So erreiche ich Bremgarten (386m) schon kurz nach zwei Uhr. Auch hier kürze ich quer durchs Städtchen ab.
Wieder zurück an der Reuss folge ich weiter dem rechten Ufer. Auch die Schleife nach Eggenwil lasse ich aus und wandere direkt übers Feld. Hier werden bereits Kartoffeln gepflanzt. Die Sonne entfaltet ihre ganze Kraft, es wird warm und die Reuss gleisst. Bei Gnadental ziehen die dortigen Inseln im Fluss ihre Aufmerksamkeit auf sich. Stetten (354m) wird passiert, so langsam machen sich die zurückgelegten Kilometer bemerkbar. Die Füsse brennen leicht. Die Reuss würde zum Kühlen einladen, aber danach würde man wohl nicht mehr weiter marschieren wollen.
Bei Mellingen (350m) wähne ich mich bereits nahe am Ende meines Marsches. Der Rand der 25‘000er-Karte auf meinem Handy kommt immer näher. Doch ein Blick auf die am Weg aufgestellte Übersichtskarte des Naturschutzgebietes verrät, dass es noch ein weiter Weg ist. Ich beginne die verbleibende Strecke in Etappen aufzuteilen. Ich hangle mich quasi von Brücke zu Brücke. Das beeindruckende Eisenbahnviadukt bei Gruemet ist der erste solche Fixpunkt. Mangels genauer Karte muss ich mich nun auf die Wanderwegweiser verlassen. Diese führen allerdings nicht immer dem kürzesten Weg entlang…
Die Autobahnbrücke bei Lindmühle wird erreicht. Diese markiert in etwa die Hälfte zwischen Mellingen und Windisch. Doch Mellingen liegt schon weit zurück, die Strapazen sind bereits vergessen, so dass die bevorstehende Distanz nicht bewusst werden kann…
Es beginnt langsam zu dunkeln. Ich streife an Birmenstorf (342m) vorbei. Den folgenden Zipfel kürze ich nicht ab, ich folge dem gelb markierten Wanderweg. So darf ich die Reuss nochmals intensiv bei Abendröte erleben. Mit dem letzten Licht nähere ich mich Windisch (338m). Der letzte Rank der Reuss wird nochmals auf der Strasse entlang abgekürzt. Für die letzten Meter wechsle ich erneut das Flussufer. Im Dunkeln bin ich gestartet, nach 15 Stunden erreiche ich ebenfalls im Dunkeln das Ziel: Die Reuss ergiesst sich in die Aare.
Fazit: Ein intensiver Tag mit vielen Erlebnissen. Der Frühling erwacht unter lautem Vogelgezwitscher. Das Grün ist aber noch nicht so präsent, nur der Bärlauch spriesst schon. Auch die restlichen Farben zeigen sich erst spärlich in Form vereinzelter Blümchen. In den nächsten Wochen dürfte das Ambiente für allfällige Nachwanderer noch eine Steigerung erfahren. Die Wanderung kann gut in mehrere Etappen unterteilt werden.
Mein bisher längster Marsch hat 50 Kilometer betragen. Die nun absolvierten 40 Prozent mehr an Kilometern haben es in sich. Ich war froh, am Ziel zu sein. Viel weiter hätte ich nicht mehr marschieren wollen. Aber dies ist wohl auch eine Sache der Einstellung und dem anvisierten Ziel.
Nun stellt sich die nächste Frage: Woher kommt die Reuss?
Das Velo bringt mich zum Start in Luzern (435m). Hier fliesst der Vierwaldstättersee in die Reuss, hier soll auch meine Wanderung beginnen. Es ist morgens kurz nach vier Uhr. Früher bin ich oft an Wochenenden diesen Weg an der Reuss entlang nach Hause gelaufen; auch in dieser frühen Morgenstunde.
Für den Abschnitt bei Reussbühl ist früher die Bezeichnung „Xylophonweg“ gebräuchlich gewesen. Doch schon vor Jahren wurden die namensgebenden Betonplatten mit Asphalt überdeckt. Nun klingt es nicht mehr beim darüber Laufen oder Fahren. Beim Reusszopf ergiesst sich die Kleine Emme in die Reuss. Doch so klein ist diese Emme nicht immer. Bei Hochwasser spüren auch die abwärtsgelegenen Orte die zerstörerische Kraft dieses Flusses.
Von nun an begleiten mich Himmelskörper: der Planetenweg führt bis zur Perlenbrücke. Auch diesen Abschnitt kenne ich bestens, mein früheres Trainingsgebiet sozusagen. Ansonsten würde ich wohl einige Male ob den in der Dunkelheit lauernden Holzfiguren erschrecken.
Kurz vor der Perlenbrücke beginnt es zu Dämmern. Über diese Brücke wechsle ich die Flussseite, von nun an bin ich orographisch rechtseitig der Reuss unterwegs. Dadurch gewinne ich etwas Abstand zur Autobahn, die unzähligen Vogelstimmen heben sich so deutlicher vom Motorenlärm ab. Etwas Nebel liegt über der Reuss und dem angrenzenden Land. Bei der Brücke in Gisikon (418m) kehre ich ins Hotel Garni an der Reuss ein. Das Frühstückbuffet lockt. Dieses ist reichlich gedeckt, mit dem bisher angesammelten Kohldampf lohnt sich diese Investition.
Ich folge weiter dem rechten Reussufer. Das sanfte Morgenlicht lädt zum Fotografieren ein. Das Vogelgezwitscher ist die mich begleitende Musik. Die Auenlandschaft wird immer prächtiger, nur die omnipräsenten Starkstromleitungen stören das Bild etwas. Sins (397m) wird passiert; das Restaurant Zollhaus hat noch nicht offen. Bei Mühlau (394m) wechsle ich zur anderen Seite, um nicht beim Reussspitzli in die Sackgasse zu laufen.
Der weitere Weg führt mich durch malerische Naturschutzgebiete. Störche gehören hier zum Ortsbild. Wasservögel können im Überfluss bestaunt werden. Kurz nach Ottenbach (386m) liegt die Hälfte meines Marsches hinter mir. Noch keine Spur von Müdigkeit oder gar Erschöpfung. Ein leichter Hunger macht sich aber bemerkbar. So kehre ich kurz nach Mittag beim Restaurant Hecht in Rottenschwil (383m) ein.
Der folgende Abschnitt am Flachsee entlang ist ein Paradies. Sowohl für die Wasservögel, wie auch „Bird Spotters“. Da spielt man mit einem 300mm-Tele in der unteren Liga… Nach dem Dominilochstäg erlaube ich mir die Abkürzung, statt der ausholenden Kehre der Reuss zu folgen. So erreiche ich Bremgarten (386m) schon kurz nach zwei Uhr. Auch hier kürze ich quer durchs Städtchen ab.
Wieder zurück an der Reuss folge ich weiter dem rechten Ufer. Auch die Schleife nach Eggenwil lasse ich aus und wandere direkt übers Feld. Hier werden bereits Kartoffeln gepflanzt. Die Sonne entfaltet ihre ganze Kraft, es wird warm und die Reuss gleisst. Bei Gnadental ziehen die dortigen Inseln im Fluss ihre Aufmerksamkeit auf sich. Stetten (354m) wird passiert, so langsam machen sich die zurückgelegten Kilometer bemerkbar. Die Füsse brennen leicht. Die Reuss würde zum Kühlen einladen, aber danach würde man wohl nicht mehr weiter marschieren wollen.
Bei Mellingen (350m) wähne ich mich bereits nahe am Ende meines Marsches. Der Rand der 25‘000er-Karte auf meinem Handy kommt immer näher. Doch ein Blick auf die am Weg aufgestellte Übersichtskarte des Naturschutzgebietes verrät, dass es noch ein weiter Weg ist. Ich beginne die verbleibende Strecke in Etappen aufzuteilen. Ich hangle mich quasi von Brücke zu Brücke. Das beeindruckende Eisenbahnviadukt bei Gruemet ist der erste solche Fixpunkt. Mangels genauer Karte muss ich mich nun auf die Wanderwegweiser verlassen. Diese führen allerdings nicht immer dem kürzesten Weg entlang…
Die Autobahnbrücke bei Lindmühle wird erreicht. Diese markiert in etwa die Hälfte zwischen Mellingen und Windisch. Doch Mellingen liegt schon weit zurück, die Strapazen sind bereits vergessen, so dass die bevorstehende Distanz nicht bewusst werden kann…
Es beginnt langsam zu dunkeln. Ich streife an Birmenstorf (342m) vorbei. Den folgenden Zipfel kürze ich nicht ab, ich folge dem gelb markierten Wanderweg. So darf ich die Reuss nochmals intensiv bei Abendröte erleben. Mit dem letzten Licht nähere ich mich Windisch (338m). Der letzte Rank der Reuss wird nochmals auf der Strasse entlang abgekürzt. Für die letzten Meter wechsle ich erneut das Flussufer. Im Dunkeln bin ich gestartet, nach 15 Stunden erreiche ich ebenfalls im Dunkeln das Ziel: Die Reuss ergiesst sich in die Aare.
Fazit: Ein intensiver Tag mit vielen Erlebnissen. Der Frühling erwacht unter lautem Vogelgezwitscher. Das Grün ist aber noch nicht so präsent, nur der Bärlauch spriesst schon. Auch die restlichen Farben zeigen sich erst spärlich in Form vereinzelter Blümchen. In den nächsten Wochen dürfte das Ambiente für allfällige Nachwanderer noch eine Steigerung erfahren. Die Wanderung kann gut in mehrere Etappen unterteilt werden.
Mein bisher längster Marsch hat 50 Kilometer betragen. Die nun absolvierten 40 Prozent mehr an Kilometern haben es in sich. Ich war froh, am Ziel zu sein. Viel weiter hätte ich nicht mehr marschieren wollen. Aber dies ist wohl auch eine Sache der Einstellung und dem anvisierten Ziel.
Nun stellt sich die nächste Frage: Woher kommt die Reuss?
Tourengänger:
Tobi
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