Der Säntis, diesmal zu Fuss


Publiziert von rkroebl , 22. November 2011 um 22:45.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:14 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1150 m
Strecke:Schwägalp - Tierwies - Säntis (nur Aufstieg)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder ÖV nach Schwägalp, Talstation Säntisbahn
Kartennummer:Wanderkarte Obertoggenburg Alpstein, 1:25'000

Auf dem Säntis war ich über viele Jahre verteilt zu etlichen Gelegenheiten. Meist mit Geschäftspartnern aus dem Ausland, denen es die Schönheiten der Schweiz zu zeigen galt. Zu Fuss, aber, davon habe ich erst seit kurzer Zeit geträumt und an einem dieser herrlichen Novembertage in diesem zum Glück nicht enden wollenden Herbst dann aber auch in die Tat umgesetzt. 

Wie man da raufkommt, ist hier X-fach beschrieben, darum gehe ich sicher nicht in Details, schon gar nicht, weil es hier weit kompetentere Berichterstatter gäbe und gibt.  Vielleicht kann ich aber den Eindruck eines Säntisnovizen mit eher mässiger Erfahrung im Hochgebirge  (dazu darf man den Alpstein doch zählen, oder?) wiedergeben und den Aufstieg aus meiner Sicht beschreiben. Wer möglicherweise erst am 'einsteigen' ist, wie ich, mag in meinen Zeilen vielleicht Inspiration finden.

Gut, ein prächtiger Novembermorgen, topfit und motiviert, das Auto auf den vollkommen leeren Parkplätzen gleich bei der Talstation der Säntisbahn auf der Schwägalp parkiert. Zum Wegweiser, Blick auf die Karte. Blick auf den Säntis. Alles klar, da oben ist die Bergstation, da will ich hin. Nur...

...auf der Karte ist da zwar ein Bergwanderweg eingezeichnet, aber wo der dann durchgehen soll, ist mir ein absolutes Rätsel. Denn der Blick hinauf in die schattige Wand in Richtung Bergstation sagt nur eines:

"Hier kann man nicht rauf, siehst Du hier einen Weg, du Blödmann?!" 

Nun, ich nehme mal den Weg auf der Karte unter die Füsse. Er soll mich zur Tierwieshütte und danach zum Gipfel führen. Der Anstieg ist dann fast unproblematisch, es gibt tatsächlich einen Weg! Gut, die Tafel vonwegen 'Lebensgefahr' hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Genausowenig, wie das kleine Schneeband, das da nun aber an der allerdümmsten Stelle, irgendwo auf dreiviertel Höhe an einer engen Passage vor sich hin lag. Es war gefroren, so konnte ich mich irgendwie mit meinem Bergstock pickelnd halbwegs sichern. Blutschwitzend gemeistert, habe ich sie, die Stelle. Von weiter unten hatte ich ja schon beobachtet, wie jemand vor mir auf dem Bauch liegend, sich mit dem einen Bein in der Spalte zwischen Fels und Schneeband sichernd über dieses Passage gekrochen ist. Ich habe diesen Künstler weiter oben dann wieder getroffen und konnte ein paar Worte mit ihm wechseln. Er hatte die Stelle für eklig, seine Methode für weder elegant noch lässig in Erinnerung, aber ohne Stock oder Pickel war's wohl nicht anders zu meistern, das Schneebändchen. Weil, ein Ausrutscher dort und Du kannst von unten auf der Schwägalp den ganzen Aufstieg nochmal machen, waren wir uns einig.

Nichts besonderes zu berichten sonst, vom Weg hinauf zur Tierwies. Das ging zügig, es waren kaum mehr als vielleicht 10 Leute insgesamt auf der Strecke, denke ich, man kam sich wirklich nicht in die Quere. Der Aufstieg ist problemlos machbar, wenn man 'Schwindelfrei und Trittsicher' an den Start bringt. 

Nach einer Verpflegungspause auf den Stufen vor der geschlossenen Tierwieshütte  und endlich, endlich, in der wärmenden Sonne, ging's dann weiter zum Gipfel. Ein Auf und Ab in Schrofen, mal hier oder dort muss man die Hände nehmen. Klettern konnte man dem aber nicht sagen. Die Krönung dann, das 'Himmelsleiterli' kannte ich ja von Fotos. Dieser  mit Stahlseilen und Stufen garnierte Klettersteig mit der Ameisenkaravane drin. Nicht aber heute so. Ich konnte das Leiterli vollkommen alleine, niemand vor oder hinter mir, genüsslich durchsteigen und fand sogar die Musse, auf halber Höhe noch per iPhone einen Twitter-Gruss mit Foto an meine Freunde und Bekannten im Flachland zu schicken und ein paar Mails zu lesen. Zum Glück habe ich das Telefon nicht fallen lassen, denn meine Hände waren in Kälte erstarrt - die Stahltrossen im Himmelsleiterli waren so eisig, dass man sich fast die Finger dran anfrohr. Nächstes Mal Handschuhe.

Oben dann, habe ich den ebenen Gang durch den geschlossenen Holzgalerie-Tunnel hinein ins Gebäude der Bergstation allerdings sehr genossen. Genau so, wie den Most auf der Aussichtsterrasse und die bewundernden Blicke der Turnschuhtouristen, die an meiner Montur und den Schweissstreifen auf meinem stolzgeschwellten Hemd erkannt zu haben glauben, dass ich von Bergbahnen nicht viel halte.

Den Weg hinunter habe ich dann aber schon die Bahn genommen, man gönnt sich ja sonst nichts. 

Tourengänger: rkroebl


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4-
T4-
9 Jun 14
Säntis 2502m · Sherpa
T4-
2 Sep 21
Silberplatte, Saentis · olethros
T5- 6a
17 Jul 14
3 Tage Alpstein · tricky
T3+
29 Aug 15
Säntis · xrs1959
T3
3 Jul 14
Musfallen-Route auf den Säntis · CampoTencia

Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Fico hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 23. November 2011 um 20:37
Gratulation zu deinem anschaulichen Bericht und zur persönlichen "Erstbesteigung" des Säntis, obendrein im November und mit einer "hochalpinen", vereisten Stelle auf dem Normalweg! Und die Himmelsleiter ganz für dich allein, das ist schon fast ein Privileg. ;-)

rkroebl hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 23. November 2011 um 23:24
Besten Dank. Wie ich sehe, waren wir auch Mitte des Monats wenige Tage auseinander auf der gleichen Route (Schafberg) unterwegs. Bin dieser Tage in der Region Walensee tätig, den Alpstein werde ich aber immer wieder besuchen. Würde mich nicht wundern, wenn wir mal gegenseitig das Gipfelfoto machen würden, irgendwo. :-)
Ray

DerFennek hat gesagt:
Gesendet am 26. November 2011 um 18:53
Schöner Bericht. Vielen Dank.

Hast du zufällig ein Foto von dem Schneeband? Schätzt du es als gefährlich für ungeübte ein?

Wir möchten gerne noch mit einer Freundin rauf, die allerdings wenig Bergerfahrung hat. Grödl hätten wir noch für sie.

Sollte man sonst noch was beachten?

Ich selbst war war letztes Jahr auf dem gleichen Weg schonmal oben, aber da wars noch Sommer :)

Vielen Dank!

Grüße Pascal

rkroebl hat gesagt: Schneeband
Gesendet am 27. November 2011 um 01:03
Salut Pascal

Leider kein Foto sorry. Stell Dir das in etwa so vor, dass pickelhart gefrorener Schnee auf einem Felsband liegt, das vielleicht 1,5 Meter breit ist. Das dann über vielleicht 8 Meter. Dumm ist, dass die ganze Chose (Band, Schneepackung) nach links abschüssig hängt. Und links geht's geht's wirklich weit und sehr steil runter. Im Schneeband sind Trittspuren, vereist, nach links hängend. Vor mir steigende Leute haben Steinsplitter in die Tritte geworfen um sie weniger rutschig zu machen. Das würde ich je nach Zustand der Tritte wieder tun. Zusätzlich natürlich mit einem Stock einpickeln, Schritt für Schritt. Bringt wohl primär nur Sicherheit für die Psyche, aber die kann man ja auch brauchen.

Dies alles aus meiner Erinnerung über den Zustand der Stelle am Tag meiner Tour. Vielleicht sieht das alles viel besser aus, inzwischen.

Ich kann natürlich keine Verantwortung für Eure Freundin übernehmen. Blöd wäre, wenn sie in dieser kurzen Passage 'blockieren' würde. Wenn sie es allerdings bis dort hin geschafft hat, hat sie schon ein paar kribblige Stellen überstanden und schafft die dann wohl auch. Auch die Lebensgefahr-Tafel ist viel weiter unten. :-)

Ansonsten fand ich die Route schneefrei und vollkommen trocken vor. Alle Steig- und Haltehilfen standen zur Verfügung, aus meiner Sicht (und ich bin nun wirklich kein toller Alpinist) war nur das mit dem Schneeband da erwähnenswert und etwas heikel. Wie es ab der Tierwieshütte (die ist geschlossen!) weitergeht, weisst Du ja und kannst Eure Freundin auf das und das Himmelsleiterli vorbereiten.

Viel Spass!

Ray

rkroebl hat gesagt: Schneeband
Gesendet am 27. November 2011 um 01:22
Ach ja, vergessen: Schreib uns doch dann bitte, wie's war und gegangen ist. Und nicht vergessen WARM einzupacken, bis Tierwies alles Schatten und es wird, wie ich gestern andernorts feststellen konnte nun wirklich kalt und windig.

Ray


Kommentar hinzufügen»