Huderbank - Kaiserkopf - Hochglück


Publiziert von THB68 , 15. November 2011 um 06:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:12 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A12 Inntalautobahn, Ausfahrt Vomp, weiter nach Terfens und hinauf zum Ortsteil Umlberg. Parkmöglichkeit beim Beginn der Forststraße zur Gan-Alm
Kartennummer:AV-Karte 5/3 Karwendel Ost

Nachdem seit meinem letzten Besuch auf der Huderbankspitze vor 3 Wochen durchwegs warmes, föhniges Herbstwetter war, möchte ich heute noch einmal die Überschreitung Huderbank - Hochglück versuchen - wahrscheinlich heuer die letzte Möglichkeit.

Diesmal starte ich mit dem Fahrrad um 6.15 Uhr am Umlberg oberhalb von Terfens. Im Schein der Stirnlampe geht es entlang dem mäßig ansteigenden Almweg in die Gan, wo langsam die Dämmerung einsetzt.

Knapp einen Kilometer nach der Alm ist dann für das Fahrrad Endstation. Zu Fuß geht es über zahlreiche Serpentinen durch steilen, felsdurchsetzten Laubwald hinunter zum "Kristalpl", wo eine Brücke über den Vomper Bach führt. Auf der anderen Bachseite habe ich nach kurzem Aufstieg den Vomper Loch-Talweg erreicht, dem ich talauswärts folge.

Um den Jägersteig zur Huderbank zu erreichen, müsste ich bis zur Katzenleiter talauswärts gehen. Um diesen Umweg nicht machen zu müssen, verlasse ich beim "Steigschlag" den Weg und steige durch die von der Huderbank direkt herabziehende Rinne weglos bergan. Die Abkürzung hat sich gelohnt - bereits um 9.15 Uhr bin ich auf der Huderbank.

Die nun folgenden felsigen und schrofigen Passagen auf die Huderbankspitze habe ich schnell hinter mir, und um 10.15 Uhr stehe ich am Gipfel der Huderbankspitze. Hier beginnt nun Neuland für mich. Zunächst geht es problemlos auf dem Grat weiter, zwei kurze Abbrüche im Grat werden überklettert, und schon bald stehe ich auf der nächsten Graterhebung. Hier biegt der bisher in nordwestlicher Richtung verlaufende Grat nach Norden ab, und ab hier wird der Grat schmal, ausgesetzt und immer wieder von Abbrüchen unterbrochen.

Der Führer empfiehlt hier ein Absteigen nach links in die Flanke zum Ödkarl. Diese Flanke ist ziemlich brüchig, ich komme nur langsam voran. Meiner Einschätzung nach ist der Übergang hier umso leichter, je tiefer man sich hält. Da ich aber nicht zu viel an Höhe verlieren möchte, halte ich mich knapp unter der Grathöhe und quere auf brüchigen Schrofenbändern, die immer wieder von kurzen Abbrüchen unterbrochen werden. Eine letzte kurze Wand führt mich hinunter zur tiefsten Stelle im Gratverlauf.

Von dieser Scharte muss ich noch einmal über extrem brüchiges Gelände nach links absteigen, um den folgenden Turm im Gratverlauf umgehen zu können. Durch eine Rinne erreicht man am oberen Rand eines grasbewachsenen Hanges wieder den Grat.

Nun dem Grat entlang weiter, teilweise etwas ausgesetzt, da nun auch zum Ödkarl hin steile Felsen abbrechen, aber ohne jede Schwierigkeit, bis man relativ leicht nach rechts in die Rinne hinausqueren kann, die aus der Schneepfanne zum Grat herauf und dann weiter durch die gesamte Südflanke des Kaiserkopfes führt. Diese Rinne ist bei weitem nicht so steil, wie es von der Huderbankspitze her den Anschein hat. Der Fels ist erstaunlich fest, und schon bald erreicht man eine Scharte knapp unterhalb des Gipfels. Von hier nach links über gut gestuften Fels hinauf zum Vorgipfel und auf dem Grat in wenigen Minuten zum Hauptgipfel des Kaiserkopfes.

Der Übergang hat doch wesentlich länger gedauert als geplant - erst um 12.45 Uhr bin ich am Kaiserkopf und genieße erst einmal die Aussicht nach allen Seiten. Doch schon bald geht es weiter, denn die Zeit drängt. Am Nordgrat des Kaiserkopfes sind zwei kurze, aber ziemlich schmale und ausgesetzte Abbrüche zu überwinden, die man am besten direkt überklettert. Von der tiefsten Scharte geht es dann ohne Probleme immer am Grat hinauf zum Hochglück.

Mittlerweile ist es 14 Uhr, in 3 Stunden beginnt die Dämmerung. Der leichteste und schnellste Abstieg wäre nach Norden in die Eng - für mich allerdings kein Thema, da ich keine Rückkehrmöglichkeit ins Inntal habe. Der Weg über die Hochglückscharte reizt mich auch nicht besonders, da man von der Scharte nicht direkt nach Süden absteigen kann, sondern in Richtung Eiskarlspitze aufsteigen muss, bis man nach links ins Ödkarl hinausqueren kann.

Ich entscheide mich für die dritte Möglichkeit, den direkten Abstieg ins Ödkarl, der laut Führer möglich sein soll. Zunächst geht es über Schutthänge bergab, später über grasbewachsene Flanken, die dann plötzlich mit steilen Felsen in den Karboden abbrechen. Ich steige wieder ein Stück bergan und probiere, nach Norden zu queren und doch noch einen Weg ins Kar zu finden. Doch auch hier versperren ungangbare Wände den Weg. Der Rückweg zum Gipfel und über die Hochglückscharte geht sich nicht mehr aus - mittlerweile steht die Sonne schon tief. Als letzte Möglichkeit versuche ich so weit links wie möglich, direkt an den vom Kaiserkopf herunterziehenden Wänden mein Glück, und finde tatsächlich eine Rinne, durch die ich ins Ödkarl hinunterkomme. Die Sonne geht gerade unter, als ich den Karboden erreiche.

Nun sollte es keine größeren Schwierigkeiten mehr geben. Die Steigspuren, die hinunter ins Vomper Loch führen, sind schnell gefunden und ich komme rasch tiefer. Doch als ich in die Zunternregion komme, verlieren sich die Steigspuren immer wieder. Zunächst denke ich mir nicht viel dabei, ich finde auch ohne Steig talwärts. Als dann ein Felsriegel das gesamte Kar absperrt muss ich zweimal wieder zurückgehen bis ich den durch ein altes, rostiges Drahtseil gesicherten Weg finde, der durch eine steile Grasflanke zwischen den Felsen hindurch führt.

Da das Ödkarl mit einer ungangbaren Klamm ins Vomper Loch mündet, muss man nun ca. 200 Höhenmeter nach rechts zum "Ödkarl-Brennten" aufsteigen. Auch hier ist der Steig total verwachsen, ich krieche durch die Zuntern, und nur einige spärlich angebrachten Drahtseile an den ausgesetzten Stellen zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Um 17 Uhr bin ich beim "Ödkarl-Brennten". Mittlerweile hat das Wettrennen gegen die einsetztende Dunkelheit begonnen. Der Weg führt zu einem vor Jahrzehnten durch einen Waldbrand zerstörten Zunternfeld, in dem die ausgebleichten Holzreste kreuz und quer herumliegen. Am Ende dieser Lichtung finde ich dann den Steig nicht mehr. Zum Suchen ist es jetzt schon zu spät. So schnell wie möglich bahne ich mir in Fallinie einen Weg durch die Zuntern bergab, immer leicht links haltend, da ich weiß, dass diese Hänge zur "Au" hin teilweise mit Felsen abbrechen.

Bald werden die Zuntern weniger und gehen in Buchenwald über. Auf dem steilen, laubbedeckten Waldboden geht es weiter bergab, die Lichtverhältnisse sind schon ziemlich schlecht. Gegen 17.30 Uhr stehe ich dann plötzlich auf dem von der "Au" talauswärts führenden Weg. Ich krame meine Stirnlampe aus dem Rucksack und folge in der stockdunklen Nacht dem Weg. Um 18.15 bin ich beim "Kristalpl", dann folgt der Gegenanstieg hinauf Richtung Gan. Um 18.50 erreiche bin ich mein Fahrrad, um 19.15 Uhr bin ich wieder am Umlberg.

Alles in Allem eine wunderschöne Tour, die man aber besser zu einer Jahreszeit machen sollte, wo die Tage etwas länger sind. Auch dürfte es von Vorteil sein, wenn man den Steig ins Ödkarl schon einmal in die Gegenrichtung gegangen ist. Leichter und kürzer wäre der Abstieg in die Eng, hier müsste man vorher aber eine Rückfahrtmöglichkeit zum Ausgangspunkt organisieren.

Tourengänger: THB68


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 15. November 2011 um 07:50
Seawas aus Kochel! Spätestens mit diesem Bericht steht die Tour auf meiner "to-do-Liste". Besten Dank für den Bericht!

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 17. November 2011 um 09:03
Sakradi,
Respekt und Gratulation zu dieser Gewalttour. Und dann noch auf H.v.Barths Spuren durchs Ödkar ins Vomperloch und das ohne ein Biwak.
Und alles bei dem schmalen Zeitfenster. Puh. Ganz schön verwegen.

VG
Dirk

romaduli hat gesagt: Huderbank-Kaiserkopf-Hochglück
Gesendet am 1. Oktober 2012 um 14:32
Im Alleingang und zu dieser Jahreszeit, eine tolle Leistung. Noch dazu war der Absiteg ins Ödkarl nicht bekannt und der hat`s in sich, wie ich vor einigen Jahren erlebt habe.



Kommentar hinzufügen»