Huderbankspitz & Kaiserkopf


Publiziert von Plauscher , 16. Juni 2022 um 13:56.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:11 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 15:30
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:ca. 10 bis 15 Kilometer in eine Richtung
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Innsbruck auf A12 Richtung Kufstein. Abfahrt Vomp nehmen und weiter bis Vomp (Dorf), wo's links hoch nach Vomperberg geht. Bei einer Abzweigung links halten, bis das (westliche) Vomperberger Plateau mit der dortigen Karwendelrast erreicht wird (die dortigen Parkmöglichkeiten sind spärlich).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Umgekehrt wie Zufahrt.
Unterkunftmöglichkeiten:Mir keine bekannt. Die Karwendelrast ist meines Wissens mittlerweile geschlossen.

Der schöne - vom Wattener Alpenschwimmbad und von der Walder Alm aus gut sichtbare - Kaiserkopf fehlt(e) mir noch. Zwei wenig erfolgreiche Besteigungsversuche via Zwerchloch und Schneepfanne habe ich im Juni und August 2008 unternommen. Die Huderbankspitze habe ich im Mai 2008 bestiegen. Mein Alpenvereinführer (Auflage 2005) enthält keine Informationen zum Übergang von der Huderbankspitze zum Kaiserkopf. Dank eindrücklicher Berichte auf hikr.org konnte ich nunmehr in Erfahrung bringen, dass der Übergang (für mich) grundsätzlich machbar sein dürfte (und möglicherweise leichter - wenn auch langwieriger - als der Zugang von Norden via Hochglück).

Start um 4:20 Uhr bei der Karwendelrast. Die Melans-Alm umgehe ich wegen wuchernder, mannhoher Brennnesselstauden großräumig oberhalb (30 bis 40 Höhenmeter extra). Um 6:00 Uhr erreiche ich den Zwerchbach (kurz vor der Katzenleiter letzte Wasserauffüllmöglichkeit). Gegen 8:00 Uhr erreiche ich die Huderbank.

ACHTUNG: Der Abschnitt zwischen Karwendelrast und Huderbank ist ein Zecken-Hotspot. Mangels Auftragung geeigneter Abwehrmittel war ich beständig mit Absuchen und Entfernen beschäftigt, wodurch sich die Tour vermutlich um eine gute Dreiviertelstunde verlängert hat. Einen ausreichenden Impfschutz gegen FSME kann ich hier nur dringendst empfehlen.

Die Steilstufe links (westlich) umgehend erreiche ich gegen 9 Uhr die Huderbankspitze mit einem schönen, neuen Gipfelkreuz.

Auf dem (gelegentlich) ausgesetzt-schmalen Nordwestgrat geht's zu einem Gratkopf, der etwas niedriger als die Huderbankspitze ist und wo der Grat von Südost-Nordwest auf Süd-Nord einschwenkt (SG II). Etwa in der Mitte dieses Abschnittes bietet sich - bei der hier besonders scharfen Gratschneide - eine kleinräumige, südliche Umgehung via zwei schräg verlaufende Rinnen an, die gemeinsam eine Art V bilden (SG II). Hier habe ich mich beim Hinweg bereits verhauen, zumal ich die erste (ausgeprägtere) Rinne viel zu tief in die Flanke abgestiegen bin und sehr aufwendig von der Huderbankspitz-Südwestflanke in die Huderbankspitz-Westflanke hinübergequert bin.

Generell ist das Gelände bei der westlichen Umgehung des Huderbankspitz-Nordgrates sehr unübersichtlich, da sich die Steilabbrüche des Nordgrates als mitunter durchgängige - ebenfalls nach Norden ausgerichtete - Felswandl'n weit in die Westflanke hinabziehen, wodurch sich in der Westflanke entsprechende Rippen ausprägen. Möglicherweise ist das Gelände vom Kaiserkopf kommend übersichtlicher ...

Vom vorhin erwähnten Gratkopf (Drehung von Nordwest auf Nord), steige ich entlang einer Rippe rund 50 Höhenmeter in die Westflanke ab. Bevor die Rippe nach Norden zu mit einer ausgeprägteren Felswand abfällt, quere ich über die Rippe nach Norden schräg abwärts durch plattig-bröseliges Gelände zu einer zweiten, markanteren Rippe, welche weit in die Westflanke hinabzieht und nach Norden hin wiederum steil abfällt. Eine sehr tiefe (westliche) Umgehung scheint mir nicht möglich, zumal die Westflanke weiter unten ebenfalls in einen Steilabbruch übergehen dürfte. Etwas oberhalb (östlich) eines markanten Felseinschnittes in der Rippe, steige ich in den nördlichen Steilabfall der Rippe ein. Die ersten Meter sind die Schwierigsten (mE SG II+), danach steige ich schräg abwärts querend (etwa Nordwesten), bis ich bei einem Schneerest den Fuß des nördlichen Steilabfalls der westlich hinabziehenden Rippe erreiche (SG II, unangenehme Schrofen).

Ab hier geht's deutlich leichter und wieder tendenziell ansteigend über eine weitere, kleine Rippe in Richtung jener Rinne, die zu einem Grasfleck am Ansatz des Kaiserkopf-Südgrates führt. Die Rinne und den Grasfleck angenehm hoch und weiter auf dem anfangs leichten und breiten Kaiserkopf-Südgrat. 

Bald kommt ein ausgesetztes, messerscharfes Gratstück mit einem anschließenden, rund fünf Meter hohen Gratabbruch nach Norden, welchen ich - ebenfalls exponiert - etwas östlich haltend abklettere (mE die Krux des gesamten Überganges, halbwegs brauchbarer Fels, SG II+). Gleich danach quere ich die teils plattig-schuttbeladene Ostflanke des Südgrates - tendenziell leicht fallend - hinüber zur südseitigen Gipfelrinne des Kaiserkopfes (SG II, ausgesetzt).

Die Gipfelrinne in ungewohnt schöner und angenehmer Kletterei hoch bis zu einem Schuttfleck mit Schneefeld im Mittelteil und dann neuerlich schöne Kraxelei zum obersten Ostgrat des Kaiserkopfes (SG II). Am kurzen Ostgrat ohne besondere Schwierigkeiten (SG I-II) hoch zum Vorgipfel und Gipfel.

Wegen zahlreicher Verhauer im unübersichtlichen Gelände hat der Übergang dann doch rund 3:15 Stunden gedauert ... erst gegen 12:20 Uhr und daher geschlagene acht Stunden ab Aufbruch bei der Karwendelrast erreiche ich den Gipfel.

Naheliegend wäre jetzt der Weiterweg zur - mir bereits bekannten - Hochglückspitze mit Abstieg zur Lamsenjochhütte und anschließendem Rückweg über die Lamsscharte zur Karwendelrast gewesen (zwar ein langer Marsch, aber ab der Hochglückscharte wesentlich leichter). Allerdings habe ich meine verbogenen, nicht mehr verkleinerbaren Bergstöcke unterhalb der Huderbankspitze deponiert und werde daher den Rückweg auf der Anstiegsroute antreten. 

Obzwar sich der Rückweg zur Huderbankspitze auch langwierig gestaltet, geht's - infolge besserer Routenkenntnis - mit 2:30 Stunden. Der Rückweg von der Huderbankspitze zur Karwendelrast ist dann nochmals ein gutes Stück und geht kaum schneller als der Hinweg. Erst um kurz vor 20 Uhr erreiche ich die Karwendelrast.

Die absolute Höhendifferenz beträgt knapp 1.700 Höhenmeter. Nach meiner Einschätzung kommen beim Zustieg zum Zwerchloch und vor allem bei der (tiefen) Umgehung des Huderbankspitz-Nordgrates insgesamt rund 400 Höhenmeter Höhenverlust dazu, welche beim Rückweg nochmals zu gehen sind. Ohne großen Verhauer dürften daher rund 2.500 Höhenmeter zu veranschlagen sein.

Die Bewertung mit SG II darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine ernste Karwendeltour handelt. Die Hauptschwierigkeiten liegen meines Erachtens weniger bei den Kletterstellen, als in der schwierigen Übersicht und dem beständigen Gehen auf splittrig-bröseligem (Platten-)Gelände. So manch einfacher, übersichtlicher SG III - wie z.B. der Brandjoch-Südgrat - fiel mir wesentlich leichter als der Übergang von der Huderbankspitze zum Kaiserkopf.

Die meisten Fotos stammen - infolge besserer Routenkenntnis - vom Abstieg.

Tourengänger: Plauscher


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Kommentare (2)


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Toni83 hat gesagt:
Gesendet am 16. Juni 2022 um 14:54
Hey Plauscher, gratuliere zu dieser Paradetour und danke für den Bericht. Die Runde treibt mich auch schon einige Zeit um.
Immerhin liest sie sich bei dir etwas leichter als im zitierten Blog. Aber wirklich wissen tut man's halt erst wenn man es selber gemacht hat.
Interessant wäre die Möglichkeit über die Schneepfanne runter zu kommen - sicher auch höchst unübersichtlich.
Schöne Grüße
Toni

Plauscher hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2022 um 16:02
Hey Toni,
danke dir :-)
Vielleicht schauen wir uns die Schneepfanne mal gemeinsam - aber bitte mit Seil ;-) - an. Würde eher über die Schneepfanne aufsteigen und über die Huderbank runter (dann wären die schwierigsten Stellen im Aufstieg zu machen).
Liebe Grüße


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