Von der Spitzkarl zur Huderbank - Exzess rund ums Ödkarl


Publiziert von Westfale , 18. Juni 2018 um 12:50. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:16 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 18:00
Aufstieg: 2950 m
Abstieg: 2950 m
Strecke:ca. 35km
Kartennummer:DAV Karwendel Mitte+Ost

Wie schon in anderen Berichten zum Bergsteigen im Vomper Loch beschrieben wird, ziehen sich die Unternehmungen in diesem urigen Ambiente ziemlich in die Länge. Die hier vorgestellte Tour verlangt eigentlich nach einem zünftigen Biwak. Kollege Wagemut hatte allerdings nur den Samstag zur Verfügung, somit schnürten wir dann notgedrungen eine Tagestour zusammen.

Aufgrund weiterer Randbedingungen starteten wir um gemächliche 7:15 an der Karwendelrast zu dieser Mammutunternehmung. Obwohl die Sonne erst um 21:15 untergehen sollte, war somit vorprogrammiert, dass wir im Schein der Stirnlampe zurückkommen würden.

Der erste Teil des Weges geht entlang einer breiten Fahrstraße. An einem hölzernen Hinweisschild wird dann Richtung Hochnissl, Hallerangerhaus etc. abgeweigt. Alternativ gibt es etwas oberhalb dieses Abzweigs einen weiteren Weg, der sich später mit dem erstgenannten vereinigt. Nun quert der Weg einige Kilometer oberhalb den Abbrüchen des tief eingeschnittenen Vomper Bachs entlang und offenbart schöne Einblicke in diese urwüchsige Landschaft. An der gegenüberliegenden Bergflanke sieht man alsbald den Knappensteig, der sich dort ins Tal hinab zieht. Noch ein paar Kilometer weiter erreichen wir endlich die urige Jagdhütte im Zwerchloch.

Nun die gut versicherte Katzenleiter hinauf und weiter bis zu den triefenden Wänden. Unser Einstieg gen Ödkarl-Brennten wird unmittelbar nach der Querung des Ödkarl-Baches erreicht. Der Steig ist stellenweise kaum auszumachen. Der Steig verläuft eigentlich auf dem vom "im Ödkarl Brennten" nach Südosten hinabziehenden Rücken und ist aus Wagemuts Erinnerung relativ gut freigeschnitten. Wir verzetteln uns aber dennoch und geraten einiges weiter westlich in eine Rinne, aus der oben plattig ausgequert wird. Eine IIIer-Stelle, die rückblickend die unangenehmste der ganzen Tour war. Nun beginnt ein übler Latschenkampf, der sich einige hundert Höhenmeter zieht, bis wir beim Ödkarl-Brennten wieder eine Gasse im Latschenverhau ausmachen können. Auf dieser dann zum Grataufbau der Spritzkarl.

Hier gibt es Genußkletterei an meist festem Fels, der gelentlich von Latschenfeldern durchsetzt ist. Wir treffen auf eine Platte die laut AVF links umgangen wird. Wagemut zieht jedoch dort gerade durch. Ich schließe mich an. Etwas ausgesetzt, jedoch bombenfest. Nun wieder durch Latschen bis der Grat sich zurücklegt und es unschwierig, jedoch brüchig weiter zum Gipfel der Spitzkarl geht. Dort ein behelfsmäßiges Kreuz.

Wir machen eine kurze Pause. Ich bin bereits ziemlich platt vom Latschengeturne. Wagemut schmeisst mir eine halbe Zitrone zu, die ich genußvoll verspeise. Doping vom Feinsten, probiert es mal aus. Hat angeblich schon der alte Hermann von Barth damals bei seinen Touren im Gepäck gehabt, so erzählt zumindest Wagemut...

Nun nähern wir uns unschwierig der Eiskarlspitze und machen dort zwei Kletterer aus, die sich bereits im Abstieg befinden. Wie sich im Gipfelbuch nachlesen lässt, haben sie den Nordpfeiler der Spritzkar gemacht. Schade, dass wir sie dazu nicht mehr mit Fragen löchern konnten.

Der Abstieg zur Hochglückscharte ist mit dezenten Farbtupfern versehen. Es muss ab und an Hand angelegt werden (I). Wir erreichen die Scharte wo uns Wagemut ein wenig Schnee organisiert. Die Quelle im Kar ist offenbar von Schnee verdeckt. Egal, es bleibt keine Zeit für eine langwierige Suche. Unschwierig weiter zu Hochglück und Kaiserkopf. Der Abstieg vom Kaiserkopf hat es jedoch in sich. Hier wird unangenehm durch eine bröselige Rinne abgestiegen. Anschließend erneute Querung zum Grat. Zwei Türme werden etwas tiefer in der Flanke umgangen. Bevor es dann zum letzten Gratteil in Richtung Huderbankspitze geht. Hier wird auch nochmal Hand angelegt (I-II). Nun nochmal im Bröselgelände hinab zur Huderbank, von der dann ein wilder Steig in Richtung Katzenleiter zieht.

Im Abstieg von der Huderbank holt uns die Dunkelheit ein. Es ist mittlerweile 21:30. Gerade im Wald ist der Steig ziemlich unscheinbar und verwachsen, sodass wir uns trotz Stirnlampe schwer tun, den Übergang zum markierten Weg zu finden, der Richtung Zwerchloch durch die Abbrüche leitet. Wir haben den Pfad verloren. Ein kurzer Abgleich von Höhenmesser und DAV-Karte zeigt, dass wir noch ca. 50hm runter müssen. Nach kurzem Zickzack finden wir dann jedoch die gesuchte Einmündung. Nur noch wenige Minuten bis zum kühlen Nass, das wir schon länger unerreichbar in der Huderbankklamm haben rauschen hören.

Es folgt der lange Hatscher zurück zur Karwendelrast. Ab der Jagdhütte Zwerchloch sind unfassbare 2,5h veranschlagt. Zombiehaft torkele ich Wagemut hinterher bis wir nach ca. 18h wieder am Auto angelangt sind. Alles in allem eine runde aber entbehrungsreiche Unternehmung. Ein Biwak wird Wiederholern schwer empfohlen.
 


Tourengänger: Wagemut, Westfale


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Kommentare (8)


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bula_f hat gesagt:
Gesendet am 19. Juni 2018 um 15:19
Glückwunsch! Da habt ihr eine ... krasse Tour hingelegt!

Ich bin - ehrlich gesagt - nicht unglücklich, dass dieser Kelch an mir vorbei gegangen ist :-).

VG, Carsten

Westfale hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. Juni 2018 um 22:27
Servus Carsten,
Danke dir. Ja, war mal wieder sehr intensiv. Ein bisschen Erholung ist manchmal auch ganz nett. Für den Grat zum Wörner bist Du aber schon fest eingeplant..
Viele Grüße
Sebastian

Wagemut hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juni 2018 um 21:03
Servus Carsten,

konditionell hättest Du das sicher gepackt. Wahrscheinlich dauert die Wörner-Gschicht am End weniger lang, als die vorgestellte Tour.:-)

Viele Grüße,

der Joseph

bula_f hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juni 2018 um 09:56
Konditionell schon, aber meine Laune hätte es nicht gepackt :-)

Bis bald, Carsten

ADI hat gesagt:
Gesendet am 25. Juni 2018 um 23:32
Grandios....grandios.....Spitzentour....einsam...lang....fordernd....
GRATULIERE

VLG!

ADI

Westfale hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Juni 2018 um 09:07
Danke Dir, ADI. Meine nächste Tour wird mich wohl ganz gemütlich - gewissermaßen in deinen Fußstapfen - auf das Gleirschtaler Brandjoch führen.

ADI hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juni 2018 um 09:09
Du wirst keinen III. Grad vorfinden....
VUI SPASSSSSSSSSSSS...............

Wagemut hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2018 um 09:36
Servus ADI,

danke danke! Ich denk oft an diese schöne Runde zurück. Ich wüsst jetzt gar nicht was länger ist, die Kühkarl-Moserkar-Rauhlkarl-Reibn oder die Ödkarlreibn. Egal, auf jeden Fall war's ein richtig gut genutzter Wandertag!:-)

Viele Grüße,

der Joseph


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