Über die Alpe di Foioi auf die Cresta del Piatto


Publiziert von Zaza , 24. September 2007 um 22:07.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:20 September 2007
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Castello 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Bignasco bis Fontanelada
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Piano di Peccia - Peccia, von hier weiter nach Bignasco
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco sotto le stelle (die intakten Hütten bieten nur ein Dach über dem Kopf)
Kartennummer:1271

"Der Weg ist das Ziel" - bei dieser Tour gilt diese Weisheit ganz besonders. Die Cresta del Piatto ist eine bescheidene Erhebung, aber die Alpe di Foioi ist ein mythischer Ort. Die (wahre) Geschichte dieses Alpweges wird auch im sehr empfehlenswerten Roman "Il Fondo del Sacco" (dt: Nicht Anfang und nicht Ende) von Plinio Martini aufgegriffen:
 

Giuseppe Zan Zanini hatte als Stallknecht in Rom das Geld angespart, um die Alpe di Foioi für 40 Jahre zu pachten. Damit war die Klausel verbunden, den Alpweg entlang der plattigen Schlucht sowie die Hütten auszubauen. Der Mann schuf einen genialen Weg mit diversen eindrücklichen Treppen, die bis heute dem Zerfall widerstehen. Bei der ersten grossen Treppe ist rechts in der Wand sorgfältig die legendäre Inschrift eingemeisselt::

 

Io Giuseppe Zan Zanini di Caveg fece la strada per pasare le bestie bovine su l'alpe l'anno 1833+

(Ich, Giuseppe Zan Zanini aus Cavergno, baute diesen Weg im Jahr 1833, um das Vieh auf die Alp zu treiben).

 

Das Werk brachte ihm leider nur beschränkt Glück, denn er verlor in den harten Jahren auf der Alp 39 Kühe und drei Ehefrauen. Heute ist es kaum vorstellbar, dass einst Kühe diesen Weg benutzten, man muss aber wissen, dass die damaligen Kühe nicht mit den heutigen, hochgezüchteten Tieren zu vergleichen sind.:

 

Man startet in Faed und folgt kurz dem Wanderweg bis über den Ri di Foioi. Ein Pfad führt nun rechts in die Schlucht, in der man aufsteigt, bis zu ersten grossen Treppe, die mit einer Schlaufe die Felswand überwindet. In der Folge ist der Pfad ziemlich überwachsen, aber rote Markierungen helfen bei der Routensuche. Eine weitere Treppe führt zu einem älteren Drahtseil, das bei der Überwindung der nächsten Stufe hilft. Man kommt nach weiterem, interessantem Aufstieg zu den intakten Hütten von Terasc (P. 1276) und Corte di Fondo (P. 1718). Hier enden Pfad und Markierungen. Ein schräger Aufstieg mit etwas Gebüsch führt zunächst zu den Trümmern von Corte di Mezzo (ca. 1920 m) und Corte di Cima (ca. 2080 m). Nun steigt man über die obersten Grashänge bis zum Beginn des Couloirs, das steil in die Bocchetta N di Foioi hinaufführt. Vom Pass geht man kurz über den Grat , einem Hindernis links ausweichend, bis zu einer markanten Felsnadel. Hier ist der Punkt für den Abstieg nach Piatto Cröis. Der Gipfel der Cresta del Piatto (2476 m) wird von hier in Kürze mit einer etwas ausgesetzten Kraxelei erreicht. (Die Bewertung T6, II, ist nur für diesen kurzen Abschnitt passend. Begnügt man sich mit de Überschreitung des Passes, ist die Route etwa mit T5 zu bewerten).

Der Abstieg ist relativ bequem, denn nach einem steinigen oberen Teil stösst man weiter unten auf einen guten Pfad, der von Piatto Cröis hinunter nach Piano di Peccia führt.  

Die Fondazione Val Bavona hat vor, den Foioi-Alpweg bis Corte di Fondo in Zukunft zu unterhalten. Bisher ist aber nur die unterste Treppe ausgebessert worden.:

Update: Giuseppe Brenna wird voraussichtlich 2010 ein Buch über das Leben des Giuseppe Zan Zanini veröffentlichen.


Tourengänger: Zaza, Aurora


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Kommentare (5)


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Taka hat gesagt: Respekt
Gesendet am 25. September 2007 um 14:59
Immer wieder interessant, deine selten begangenn Touren!Schöner Bericht...

Gruss Taka

lorenzo hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2007 um 19:21
Was gibt es schöneres, als bei diesem nass-kalten Wetter Deine Tourenberichte zu lesen, die wunderbaren Fotos zu geniessen, wieder einmal in "Nicht Anfang und nicht Ende" zu blättern und von den nächsten Ferien im Tessin zu träumen? Die schönsten Touren sind doch jene, die man noch nicht gemacht hat, und die einem Andere wie den berühmten Floh hinters Ohr setzen...

Gruss Lorenzo

lorenzo hat gesagt: Sotto le Stelle
Gesendet am 11. Oktober 2007 um 14:59
Hallo Zaza

wo biwakiert man auf der Alpe Foioi am Besten (möglichst hoch und mit Wasser)?

Gruss

Lorenzo

Zaza hat gesagt: RE:Sotto le Stelle
Gesendet am 11. Oktober 2007 um 16:56
Ciao Lorenzo,

nun, das kommt drauf an, ob es regnet oder nicht...

im Ernst: Das ist schwierig. Als wir dort waren, gab es von unten bis oben kein Wasser. Und im oberen Teil, wo man notfalls ins Tobel gelangen könnte, führt der Ri di Foioi meist kein Wasser.

Besser Biwaktauglich ist vermutlich Corte di Cima der Alpe d'Ogliè. Dort hat's einen Brunnen (hat aber auch nicht immer Wasser, jetzt ist es wohl bereits abgestellt).

Grüsse, Zaza

lorenzo hat gesagt: May be next year
Gesendet am 11. Oktober 2007 um 22:24
OK, umdisponieren!

Danke

Lorenzo


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