Bernhardsberg
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..... eine Notiz aus Franz Kafkas Tagebüchern zu seiner Reise in die Schweiz, die er, zusammen mit Max Brod, 1911 unternommen hatte und die ihn anschliessend auch nach Italien und Frankreich führte.
26. August 1911
.... Die Schweiz während der ersten Morgenstunden sich selbst überlassen
.... Heinz meinte in der Vorbereitung, dass er durchaus in der Lage sei, Karten lesen zu können und sich selbst überlassen .... heute doch nicht! Das Gleis 5 verhiess zuerst mal gähnende Leere – der Zug würde in vier Minuten eintreffen, so die digitale Verspätungsmeldung. Eine zusätzliche soll hier noch verbucht werden, dann strömten die Reisenden auf die Passarelle, die in Basel grösstenteils eigentlich nur Kritiker im Hintergrund weiss. Trotz vorgängiger Beschreibung wurde das Handy eingesetzt, dessen wir uns doch merkwürdigerweise so oft unterziehen .... schliesslich stand er vor mir, der Heinz. Um den Fluss der Eilenden nicht aufzuhalten, begaben wir uns zuerst einen Stock tiefer in die Schalterhalle SBB Basel, die ich vorhatte ihm zu zeigen – allerdings zuerst das Kaffi, das ich ihm versprochen habe: wir setzten uns ins „Blue Train“ am Centralbahnplatz (man beachte mit einem grossen C!) – in den Links ist dazu Erhellendes nachzulesen.
.... Reisen, da könnten die Steine des Bahnhofs Basel seitenlange Geschichten erzählen. Die meisten, meine Behauptung, achten sich nicht wenn sie in Basel wegfahren oder ankommen, heben nicht das Antlitz und verweilen kurz, um sich die grossen Ölgemälde in der Schalterhalle etwas näher anzusehen – sie stammen aus einer Zeit, als Reisen zwar gerade durch die Eisenbahn einfacher geworden ist, aber noch ein Privileg weniger war. Auch das Wesen von Bahnhofbuffets hat sich geändert – so wie in Basel geschehen eine dekadente: die Migros hat sich dessen bemächtigt und statt Weile die Schnelligkeit zum Muss erhoben, an Wochenenden ein müssig Unterfangen....
.... wir nehmen das Tram Nr. 10 (das gelbe), welches die BLT verwaltet, denn in Basel gibt es eine weitere Trämligesellschaft, die BVB, das sind die Grünen...Wir kommen am Theaterplatz vorbei mit dem Tinguely-Brunnen und den Rostbögen von Serra, werden über die Heuwaage gefahren, halten vor dem Zolli und befinden uns kurz danach auf Baselbieter Boden. Strasse und Tramtrassee oft getrennt, das fördert die Geschwindigkeit. Noch sind wir im urbanen Raum – die Dörfer haben hier nicht mehr trennendes Land dazwischen, alles ist verbaut: Binningen, Bottmingen und dann Oberwil, dessen neue Tramstation eine gewisse Tristesse verströmt!
.... nicht auf Wanderwegen bewegen wir uns auf diesem Spaziergang, queren Tramgeleise nach dem ersten Boxenstopp und die Birsig, an dessen Ufer ein gut ausgebauter Mergelweg entlangführt. Noch sind die Hündeler nicht ausgerückt oder wahrscheinlich schon wieder zu Hause, jedenfalls ist der angetroffene Gegenverkehr rudimentär – uns kann’s recht sein.
.... die Birsig entspringt in Frankreich, gluckst einmal auf Solothurner Boden, wechselt später erneut zur la Grande Dame, um dann einen langen Schluck Baselbiet zu schlürfen, schliesslich ergiesst sie sich bei der Schifflände in den Rhein, auf kantonalstädtischem Boden – bewegtes Leben, dass sogar unterhalb des Bernhardsbergs eine Renaturierung erfahren hat, eine naturkundliche Tafel besagt, dass auch der Eisvogel hier zu finden sei. Über einen Holzsteg gelangen wir schliesslich zum eigentlichen Ziel dieses Ausfluges: wahrscheinlich einer der kleinsten Rebparzelle des Baselbiets, das auch weite Blicke in die Juralandschaft ermöglicht: die Landskron ist zu erkennen, die Jurazüge (erste Linie) und auch der Gempen, der auf der Landeskarte als Schartenflue eingezeichnet ist. Die Sonne beginnt mächtig einzuheizen und der Weg wird zunehmend staubig. Auf der Anhöhe angekommen, erkennen wir weit im Dunst den höchsten Turm der Schweiz, den Chrischona-Turm, den Klotz links davon, das ist das Bruderholzspital (Baselland) und den Wasserturm mit seinem Kupferdach.
.... wie es auch andere Oberwils gibt, ein weiteres Biel gibt es im Baselbiet: nur wenige Meter von dessen Gemeindegrenze spazieren wir hinauf zum Bielhübel, mit seinem trigonometrischen Punkt, vorbei erneut an einem renaturierten Flecken mit Tümpel und verblühten Seerosen. An Obstplantagen entlang, gerade zeitig treffen wir auf einen Rastplatz beim Punkt 383, der genügend Plätze für eine Gruppe bereitstellt – Boxenstopp im Freien mit genügend schützendem Gestrüpp! Nach dem Bottenlohn tritt der staubige Weg hinaus aufs Freie, leicht erhöht, wo davon auszugehen ist, dass im Frühjahr der Blick dunstfrei bis weit ins Badische hinaus möglich sein dürfte. An einer Gärtnerei vorbei, die die bunte Kürbiswelt zum Verkauf feil hält, queren wir eine im Baselland bekannte „Rennstrecke“ – die Verbindungsstrasse zwischen Oberwil und Allschwil. An Kirschenbäumen vorbei gelangen wir zum Paradishof, wo die Wegführung anhand der Karte „uff dr Wiese“ endet.... doch diese Ungemach ist von kurzer Dauer. Der Wald als Erholungsraum ist heute ja nicht mehr geschützt vor Mobiliar: Tafeln und Leitplanken führen uns entlang an einem Lernweg, das hat aber auch sein Gutes, denn man trifft auf Lebensräume, denen wir uns vor Jahrzehnten entfremdet haben – seien es Tümpel mit Seerosen oder Sträucher, deren Namen beinahe unaussprechlich daherkommen. Die letzten Meter im Wald führen nun entlang des Dorenbachs, der an der Schiessanlage beider Basel vorbeizieht und in den Allschwilerweiher mündet, an dessen Ufer Fischer ihre Ruten stehen haben. Später fliesst dieses Bächlein als Grenzgewässer zwischen BL und BS hinab zum Zolli, mündet dort in die Birsig.
.... im Restaurant Weiherhof wird uns noch das Tagesmenu zuteil, obwohl schon 15 Uhr. Gegenüber hält das Tram Nr. 8, „s’Drämmli uff di wart Ych nämmli“ und bringt uns in 10 Minuten zurück zum Bahnhof SBB.
.... Heinz wunderte sich über so viel Landschaft in greifbarer Nähe des Urbanen...Basel und Umgebung tickt einfach anders.
Kommentar
bidi35
Der
Henrik, ein Glücksfall! Ich habe vor, mit den Jeudisten unserer SAC-Sektion im nächsten Frühling eine Wanderung zu den seltenen Rebberg-Tulpen auf dem Bernhardsberg bei Oberwil/BL zu machen. Da ich keine Ahnung hatte, wo man da hinfahren und wandern soll, habe ich
Henrik gefragt, ob er mich auf der Reko begleiten könnte. Er konnte!!
Magistral...von der Kafi/Gipfeli Beiz in Oberwil (Restaurant zu Alten Post), der Birsig entlang, durch wunderbare Naturgebiete, zu dem Rebberg auf dem Bernhardsberg, dann über Bielhübel, Bottenlohn, Paradishof, Herzogenmatt bis zum abschliessenden Tafeln im Restaurant Weiherhof an der Neuweilerstrasse...er wusste den Weg (hat ihn letzte Nacht auswendig gelernt).
Danke
Henrik...ohne dich hätte ich den Weg nicht gefunden. Nun müssen nur noch die Tulpen blühen im Frühling!!! Erfolg der Wanderung garantiert.
26. August 1911
.... Die Schweiz während der ersten Morgenstunden sich selbst überlassen
.... Heinz meinte in der Vorbereitung, dass er durchaus in der Lage sei, Karten lesen zu können und sich selbst überlassen .... heute doch nicht! Das Gleis 5 verhiess zuerst mal gähnende Leere – der Zug würde in vier Minuten eintreffen, so die digitale Verspätungsmeldung. Eine zusätzliche soll hier noch verbucht werden, dann strömten die Reisenden auf die Passarelle, die in Basel grösstenteils eigentlich nur Kritiker im Hintergrund weiss. Trotz vorgängiger Beschreibung wurde das Handy eingesetzt, dessen wir uns doch merkwürdigerweise so oft unterziehen .... schliesslich stand er vor mir, der Heinz. Um den Fluss der Eilenden nicht aufzuhalten, begaben wir uns zuerst einen Stock tiefer in die Schalterhalle SBB Basel, die ich vorhatte ihm zu zeigen – allerdings zuerst das Kaffi, das ich ihm versprochen habe: wir setzten uns ins „Blue Train“ am Centralbahnplatz (man beachte mit einem grossen C!) – in den Links ist dazu Erhellendes nachzulesen.
.... Reisen, da könnten die Steine des Bahnhofs Basel seitenlange Geschichten erzählen. Die meisten, meine Behauptung, achten sich nicht wenn sie in Basel wegfahren oder ankommen, heben nicht das Antlitz und verweilen kurz, um sich die grossen Ölgemälde in der Schalterhalle etwas näher anzusehen – sie stammen aus einer Zeit, als Reisen zwar gerade durch die Eisenbahn einfacher geworden ist, aber noch ein Privileg weniger war. Auch das Wesen von Bahnhofbuffets hat sich geändert – so wie in Basel geschehen eine dekadente: die Migros hat sich dessen bemächtigt und statt Weile die Schnelligkeit zum Muss erhoben, an Wochenenden ein müssig Unterfangen....
.... wir nehmen das Tram Nr. 10 (das gelbe), welches die BLT verwaltet, denn in Basel gibt es eine weitere Trämligesellschaft, die BVB, das sind die Grünen...Wir kommen am Theaterplatz vorbei mit dem Tinguely-Brunnen und den Rostbögen von Serra, werden über die Heuwaage gefahren, halten vor dem Zolli und befinden uns kurz danach auf Baselbieter Boden. Strasse und Tramtrassee oft getrennt, das fördert die Geschwindigkeit. Noch sind wir im urbanen Raum – die Dörfer haben hier nicht mehr trennendes Land dazwischen, alles ist verbaut: Binningen, Bottmingen und dann Oberwil, dessen neue Tramstation eine gewisse Tristesse verströmt!
.... nicht auf Wanderwegen bewegen wir uns auf diesem Spaziergang, queren Tramgeleise nach dem ersten Boxenstopp und die Birsig, an dessen Ufer ein gut ausgebauter Mergelweg entlangführt. Noch sind die Hündeler nicht ausgerückt oder wahrscheinlich schon wieder zu Hause, jedenfalls ist der angetroffene Gegenverkehr rudimentär – uns kann’s recht sein.
.... die Birsig entspringt in Frankreich, gluckst einmal auf Solothurner Boden, wechselt später erneut zur la Grande Dame, um dann einen langen Schluck Baselbiet zu schlürfen, schliesslich ergiesst sie sich bei der Schifflände in den Rhein, auf kantonalstädtischem Boden – bewegtes Leben, dass sogar unterhalb des Bernhardsbergs eine Renaturierung erfahren hat, eine naturkundliche Tafel besagt, dass auch der Eisvogel hier zu finden sei. Über einen Holzsteg gelangen wir schliesslich zum eigentlichen Ziel dieses Ausfluges: wahrscheinlich einer der kleinsten Rebparzelle des Baselbiets, das auch weite Blicke in die Juralandschaft ermöglicht: die Landskron ist zu erkennen, die Jurazüge (erste Linie) und auch der Gempen, der auf der Landeskarte als Schartenflue eingezeichnet ist. Die Sonne beginnt mächtig einzuheizen und der Weg wird zunehmend staubig. Auf der Anhöhe angekommen, erkennen wir weit im Dunst den höchsten Turm der Schweiz, den Chrischona-Turm, den Klotz links davon, das ist das Bruderholzspital (Baselland) und den Wasserturm mit seinem Kupferdach.
.... wie es auch andere Oberwils gibt, ein weiteres Biel gibt es im Baselbiet: nur wenige Meter von dessen Gemeindegrenze spazieren wir hinauf zum Bielhübel, mit seinem trigonometrischen Punkt, vorbei erneut an einem renaturierten Flecken mit Tümpel und verblühten Seerosen. An Obstplantagen entlang, gerade zeitig treffen wir auf einen Rastplatz beim Punkt 383, der genügend Plätze für eine Gruppe bereitstellt – Boxenstopp im Freien mit genügend schützendem Gestrüpp! Nach dem Bottenlohn tritt der staubige Weg hinaus aufs Freie, leicht erhöht, wo davon auszugehen ist, dass im Frühjahr der Blick dunstfrei bis weit ins Badische hinaus möglich sein dürfte. An einer Gärtnerei vorbei, die die bunte Kürbiswelt zum Verkauf feil hält, queren wir eine im Baselland bekannte „Rennstrecke“ – die Verbindungsstrasse zwischen Oberwil und Allschwil. An Kirschenbäumen vorbei gelangen wir zum Paradishof, wo die Wegführung anhand der Karte „uff dr Wiese“ endet.... doch diese Ungemach ist von kurzer Dauer. Der Wald als Erholungsraum ist heute ja nicht mehr geschützt vor Mobiliar: Tafeln und Leitplanken führen uns entlang an einem Lernweg, das hat aber auch sein Gutes, denn man trifft auf Lebensräume, denen wir uns vor Jahrzehnten entfremdet haben – seien es Tümpel mit Seerosen oder Sträucher, deren Namen beinahe unaussprechlich daherkommen. Die letzten Meter im Wald führen nun entlang des Dorenbachs, der an der Schiessanlage beider Basel vorbeizieht und in den Allschwilerweiher mündet, an dessen Ufer Fischer ihre Ruten stehen haben. Später fliesst dieses Bächlein als Grenzgewässer zwischen BL und BS hinab zum Zolli, mündet dort in die Birsig.
.... im Restaurant Weiherhof wird uns noch das Tagesmenu zuteil, obwohl schon 15 Uhr. Gegenüber hält das Tram Nr. 8, „s’Drämmli uff di wart Ych nämmli“ und bringt uns in 10 Minuten zurück zum Bahnhof SBB.
.... Heinz wunderte sich über so viel Landschaft in greifbarer Nähe des Urbanen...Basel und Umgebung tickt einfach anders.
Kommentar

Der


Magistral...von der Kafi/Gipfeli Beiz in Oberwil (Restaurant zu Alten Post), der Birsig entlang, durch wunderbare Naturgebiete, zu dem Rebberg auf dem Bernhardsberg, dann über Bielhübel, Bottenlohn, Paradishof, Herzogenmatt bis zum abschliessenden Tafeln im Restaurant Weiherhof an der Neuweilerstrasse...er wusste den Weg (hat ihn letzte Nacht auswendig gelernt).
Danke

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