Raffelspitze (2324m) Überschreitung SO-Grat - Hochkar
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Endlich mal wieder ins Karwendel.
Nach dem schönen Tourenbericht von ADI angespitzt, stand diesmal endlich der schon lange auf meiner List stehende SO-Grat der Raffelspitze auf dem Programm. Die Ausrichtung des Grates versprach nach dem doch recht heftigen Wintereinbruch der letzten Tage wenigsten einigermassen schneefrei zu sein, was sich auch als richtig erweisen sollte.
Anders als ADI startete ich jedoch nicht vom Hochsattel, sonder "faul" wie ich nun mal bin kurz vor der Angeralm (Bikedepot). Dort zweigt ein Forstweg nach links ab, der zunächst talauswärts, dann aber wieder taleinwärts den Hang zum Bärnalpgraben hinaufführt. Die Fahrtrasse endet direkt am Grabenausgang.
Hier beginnt einer dieser ungemein bequemen alten Jagsteige, leider auch schon etwas verfallen, der in knapp 1h auf den Bärnalpsattel (1820m) führt. Hier gabs dann die erste Schneeberührung, gut 5-10cm hats hier noch, schon recht sulzig. Wer die Bilder mit denen von ADI's Bericht vergleicht, wird kaum einen Unterschied zwischen April und September sehen.
Weiter gings über die feuchten Matten, möglichst immer in Nähe des südlichen Abbruchs die schneefreien Flecken nutzend. So erreichte ich die erste Schlüsselpassage, eine senkrechte Quermauer, die auf den ersten Blick völlig unbezwingbar schien.
Dann entdeckt man jedoch die kleine steile Leiste und sieht auch schon die Versicherungen. Überraschend ist das schon - wer die wohl angebracht hat. Die Verankerungsstifte sehen sehr proffessionell aus und sind auch bombenfest, lediglich das gedoppelte glatte Stahlseil wirkt etwas improvisiert. Ich habs mal unten auf seine Haltbarkeit gestestet und war positiv überrascht. Die Stelle wäre ohne Sicherungen sicher ein IIIer, besonders der Einstieg, der leicht abdrängend ist. Ansonsten ist der Fels hier bombenfest und es gibt eigentlich auch überraschend gute Griffe und Tritte immer an der richtigen Stelle.
Man kann diese Stelle aber auch ganz leicht umgehen, in dem man dem Gjaidsteig bis zum Schuttstrom folgt, der von der O-Flanke herabstreicht und dann erst zum Grat ansteigt.
Weiter gings über einen grasigen Abschnitt bis zumSteilansatz des Grates. Hier öffnet sich erst ganz zu letzt rechts eine steile Rinne, die es zu erklimmen gilt - II, brüchige Steilschrofen.
Vom Ende der Rinne folgt eine kurze Querung in der Flanke, bevor ich dann durch eine steile plattige Rinne direkt den Grat erklomm - nochmal II, etwas feucht vom Schnee, fester Fels.
Es folgt nun eine kurze plattige, aber flache Passage, fester Fels, schön zu gehen - ausgesetzt, II.
DIe Fortsetzung ist nun ein breiter steiler grasdurchsetzter Schrofenrücken, mit einzelnen Steilstücken, I , bevor man an die absolute Schlüsselstelle der Route kommt. Schon die leicht rötliche Färbung des Fels läßt nichts gutes vermuten und in der Tat trifft man nun eine megabrüchige Stelle in Form eines Doppeltürmchens. Schon vom bloßen Anblick brach gleichmal ein Kissengrosses Felsstück ab und rauschte gen Tal. Adi ist hier in einer Rinne abgestiegen, das sah aber noch grusliger aus, eine Querung auf der N-Seite war von Schnee bedeckt, nach einigem Rätseln entschied ich mich dann für eine für mich typische Lösung - einfach direkt rüber. Mit äußerstem Finger.. äh Fußspitzengefühl habe ich dann beide Stellen einfach direkt überklettert, ein echter Hochseilakt, geht aber ganz gut. II, gefühlte III.
Nach dieser Stelle wird der Grat nicht unbedingt leichter, es kommen noch einge steile ausgesetzte Stellen, sowie nochmals ein extrem brüchiger Turm (rote Färbung!!), den ich N-seitig umging und dann kleingriffig wieder zum Grat zurückstieg, nochmal gut II+.
zuletzt wird der Grat flacher, es folgen noch ein paar Kletterstellen, davon zuletzt noch eine wunderschöne an einem festem Felsturm mit guten Tritten und Griffen.
Den Schluss bildet ein Grasschrofengrat, dann war ich oben.
Insgesamt ein doch recht anspruchsvoller Anstieg, weniger wegen der technischen Schwierigkeiten, als wegen der Brüchigkeit des Terrains, meinen Respekt ADI, das Du den Grat auch wieder abgekletterst
bist.
Ich brauchte gut 2,30h für den Grat, ließ es allerdings auch ganz gemächlich angehen, machte einige Fotopausen, der Grat erfordert zudem Hohe Konzentration, die 1h im AV Führer ist schon sehr knackig berechnet.
Nun folgte eine gemütliche ausgedehnte Gipfelrast in der nicht mehr ganz so warmen Sonne.
Abstieg erfolgte zunächst über den NW-Grat bis in die erste Scharte, dort Querung in die Rinne, die steil und kleinsplittrig zum großen Schutthang in der W-Flanke führt.- Stellenweise I.
Dort über Schnee hinab zur obere Karmulde und über die steilen Hügelchen weiter hinab, zuletzt über den großen Schuttstrom bis ins Tal ( nicht immer gut zu gehen, eine echte Schutt-Masochisten Route, besonders gegen Ende mit den größeren Steinen - wer mag das schon aufwärts gehen) hinunter und über einen Forstweg zurück zum Radldepot und locker gleitend, während einige Biker vorbeirauschtend, nach Scharnitz zurück.
Zeiten:
Scharnitz - Angeralm 1,20 ca.400hm
Angeralm - Bärnalpsattel 1,20h, 450hm
Sattel - Gratansatz 40min, ca.100hm
Grat - Gipfel - 2,30h 400hm
Abstieg bis Depot, 1000hm 2,30h
Depot Scharnitz 50min
Fazit:
Anspruchsvolle und abenteuerliche Tour, sehr einsam.
Fels nicht immer zuverläßich, teilweise sehr brüchig - I-II.
Der Abstieg geht über unendlichen Schutt - echt nur was für Liebhaber.
Wetter:
Sonnig, aber recht frisch.
ab 1600m Schnee, besonders auf den Nordeiten, teilweise schon recht massiv.
Dürfte aber auf den Sonnenseiten bei bisheriger Wettervohersage bis in Gipfelregionen recht schnell wieder verschwinden.
Hinweis:
Im Karwendel ist Jagdhochsaison. Was während dieser Tour geschossen wurde, sowas hab ich in meinen 30Jahren Karwendeltouren noch nicht gehört. Das Karwendel dürfte um ein ganzes Rudel ärmer geworden sein. Die kläglichen Reste flüchtet sich zu mir ins Hochkar.
Also aufpassen und eventuelle Warnschilder und Hinweise ernst nehmen.
Nach dem schönen Tourenbericht von ADI angespitzt, stand diesmal endlich der schon lange auf meiner List stehende SO-Grat der Raffelspitze auf dem Programm. Die Ausrichtung des Grates versprach nach dem doch recht heftigen Wintereinbruch der letzten Tage wenigsten einigermassen schneefrei zu sein, was sich auch als richtig erweisen sollte.
Anders als ADI startete ich jedoch nicht vom Hochsattel, sonder "faul" wie ich nun mal bin kurz vor der Angeralm (Bikedepot). Dort zweigt ein Forstweg nach links ab, der zunächst talauswärts, dann aber wieder taleinwärts den Hang zum Bärnalpgraben hinaufführt. Die Fahrtrasse endet direkt am Grabenausgang.
Hier beginnt einer dieser ungemein bequemen alten Jagsteige, leider auch schon etwas verfallen, der in knapp 1h auf den Bärnalpsattel (1820m) führt. Hier gabs dann die erste Schneeberührung, gut 5-10cm hats hier noch, schon recht sulzig. Wer die Bilder mit denen von ADI's Bericht vergleicht, wird kaum einen Unterschied zwischen April und September sehen.
Weiter gings über die feuchten Matten, möglichst immer in Nähe des südlichen Abbruchs die schneefreien Flecken nutzend. So erreichte ich die erste Schlüsselpassage, eine senkrechte Quermauer, die auf den ersten Blick völlig unbezwingbar schien.
Dann entdeckt man jedoch die kleine steile Leiste und sieht auch schon die Versicherungen. Überraschend ist das schon - wer die wohl angebracht hat. Die Verankerungsstifte sehen sehr proffessionell aus und sind auch bombenfest, lediglich das gedoppelte glatte Stahlseil wirkt etwas improvisiert. Ich habs mal unten auf seine Haltbarkeit gestestet und war positiv überrascht. Die Stelle wäre ohne Sicherungen sicher ein IIIer, besonders der Einstieg, der leicht abdrängend ist. Ansonsten ist der Fels hier bombenfest und es gibt eigentlich auch überraschend gute Griffe und Tritte immer an der richtigen Stelle.
Man kann diese Stelle aber auch ganz leicht umgehen, in dem man dem Gjaidsteig bis zum Schuttstrom folgt, der von der O-Flanke herabstreicht und dann erst zum Grat ansteigt.
Weiter gings über einen grasigen Abschnitt bis zumSteilansatz des Grates. Hier öffnet sich erst ganz zu letzt rechts eine steile Rinne, die es zu erklimmen gilt - II, brüchige Steilschrofen.
Vom Ende der Rinne folgt eine kurze Querung in der Flanke, bevor ich dann durch eine steile plattige Rinne direkt den Grat erklomm - nochmal II, etwas feucht vom Schnee, fester Fels.
Es folgt nun eine kurze plattige, aber flache Passage, fester Fels, schön zu gehen - ausgesetzt, II.
DIe Fortsetzung ist nun ein breiter steiler grasdurchsetzter Schrofenrücken, mit einzelnen Steilstücken, I , bevor man an die absolute Schlüsselstelle der Route kommt. Schon die leicht rötliche Färbung des Fels läßt nichts gutes vermuten und in der Tat trifft man nun eine megabrüchige Stelle in Form eines Doppeltürmchens. Schon vom bloßen Anblick brach gleichmal ein Kissengrosses Felsstück ab und rauschte gen Tal. Adi ist hier in einer Rinne abgestiegen, das sah aber noch grusliger aus, eine Querung auf der N-Seite war von Schnee bedeckt, nach einigem Rätseln entschied ich mich dann für eine für mich typische Lösung - einfach direkt rüber. Mit äußerstem Finger.. äh Fußspitzengefühl habe ich dann beide Stellen einfach direkt überklettert, ein echter Hochseilakt, geht aber ganz gut. II, gefühlte III.
Nach dieser Stelle wird der Grat nicht unbedingt leichter, es kommen noch einge steile ausgesetzte Stellen, sowie nochmals ein extrem brüchiger Turm (rote Färbung!!), den ich N-seitig umging und dann kleingriffig wieder zum Grat zurückstieg, nochmal gut II+.
zuletzt wird der Grat flacher, es folgen noch ein paar Kletterstellen, davon zuletzt noch eine wunderschöne an einem festem Felsturm mit guten Tritten und Griffen.
Den Schluss bildet ein Grasschrofengrat, dann war ich oben.
Insgesamt ein doch recht anspruchsvoller Anstieg, weniger wegen der technischen Schwierigkeiten, als wegen der Brüchigkeit des Terrains, meinen Respekt ADI, das Du den Grat auch wieder abgekletterst
bist.
Ich brauchte gut 2,30h für den Grat, ließ es allerdings auch ganz gemächlich angehen, machte einige Fotopausen, der Grat erfordert zudem Hohe Konzentration, die 1h im AV Führer ist schon sehr knackig berechnet.
Nun folgte eine gemütliche ausgedehnte Gipfelrast in der nicht mehr ganz so warmen Sonne.
Abstieg erfolgte zunächst über den NW-Grat bis in die erste Scharte, dort Querung in die Rinne, die steil und kleinsplittrig zum großen Schutthang in der W-Flanke führt.- Stellenweise I.
Dort über Schnee hinab zur obere Karmulde und über die steilen Hügelchen weiter hinab, zuletzt über den großen Schuttstrom bis ins Tal ( nicht immer gut zu gehen, eine echte Schutt-Masochisten Route, besonders gegen Ende mit den größeren Steinen - wer mag das schon aufwärts gehen) hinunter und über einen Forstweg zurück zum Radldepot und locker gleitend, während einige Biker vorbeirauschtend, nach Scharnitz zurück.
Zeiten:
Scharnitz - Angeralm 1,20 ca.400hm
Angeralm - Bärnalpsattel 1,20h, 450hm
Sattel - Gratansatz 40min, ca.100hm
Grat - Gipfel - 2,30h 400hm
Abstieg bis Depot, 1000hm 2,30h
Depot Scharnitz 50min
Fazit:
Anspruchsvolle und abenteuerliche Tour, sehr einsam.
Fels nicht immer zuverläßich, teilweise sehr brüchig - I-II.
Der Abstieg geht über unendlichen Schutt - echt nur was für Liebhaber.
Wetter:
Sonnig, aber recht frisch.
ab 1600m Schnee, besonders auf den Nordeiten, teilweise schon recht massiv.
Dürfte aber auf den Sonnenseiten bei bisheriger Wettervohersage bis in Gipfelregionen recht schnell wieder verschwinden.
Hinweis:
Im Karwendel ist Jagdhochsaison. Was während dieser Tour geschossen wurde, sowas hab ich in meinen 30Jahren Karwendeltouren noch nicht gehört. Das Karwendel dürfte um ein ganzes Rudel ärmer geworden sein. Die kläglichen Reste flüchtet sich zu mir ins Hochkar.
Also aufpassen und eventuelle Warnschilder und Hinweise ernst nehmen.
Tourengänger:
kardirk

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