Dom 4545m die unvollendete wird beendet. (nach fast genau zwei Jahren)
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Dom 4545m die unvollendete wird beendet
Vor fast genau zwei Jahren war ich bereits schon mal am Dom unterwegs. Auf dem Festigrat räusperte er sich. Den darauf folgende Rodeoritt verlor ich leider und er warf mich ab. Seit her hat mich immer wieder etwas zum Dom hingezogen. Als ob einem etwas mit diesem riesigen Eis und Felsberg verbindet. Immer wieder tragen mich meine Gedanken dort hin. Irgend etwas ist einfach nicht beendet, etwas fehlt.
Nach mehreren anläufen war es nun endlich soweit. Vorfreude gemischt mit einem mulmigen Gefühl begleitet mich bereits als ich zu Haus ins Auto steige um nach Randa zu fahren. Was erwartet mich? Geht diesmal alles gut? Werden Erinnerungen wach wenn ich vor Ort stehe? Getrau ich mich noch mals über den Festigrat hoch? Es bleibt mir nichts anderes überig als mich einfach darauf einzulassen.
In Randa deponiere ich schliesslich mein Fahrzeug im Parkhaus beim Bahnhof und bereite mich für den Aufstieg zur Domhütte vor. Es wird heiss werden.
Domhütte
Vom Bahnhof Randa P.1407 wandere ich durch das Dorf, an der Kirche vorbei und durch Wiesen bis zur Brücke über den Dorfbach. Dies wird überquert und anschliessende geht’s weiter bis kurz vor Gere wo der Weg nach rechts weiter führt. Im lichten Wald geht es nun bergwärts. Als Anhaltspunkt kann man sich an die Wegweiser Europaweg richten.
Auf gut halber Strecke trifft man auf die Europahütte P.2265, die bei genügend Zeit zu eine kühlen Getränk einlädt. Ich lasse diese links liegen und steige weiter hoch bis an den Fuss der Festiflue. Bis hier hin bewegt man sich im Bereich von T2.
Nun beginnt der Klettersteig ähnliche Teil des Domhüttenzustiegs. Über einige Steintreppen und auf einem alpinen Pfad der gut mit Drahtseilen, Eisenstiften und Griffen gesichert ist führt der Weg bis kurz vor die Hütte hoch. Hier trifft man auf ein Geröllfeld dass einem auf den letzten Metern zur Hütte begleitet. Auf der Hütte treffe ich auch auf meine Begleitung, Renato, der mit mir am nächsten Tag mein Projekt in angriff nimmt. Selbstverständlich mit den nötigen Hintergrundinformationen.
Als ich bei der Hütte stehe und zum Dom schaue, bekomme ich schon ein mulmiges Gefühl. Zudem zeigt sich der Dom im oberen Teil in Wolken gehüllt so als ob er sagen möchte: Pass auf, ich entscheide wan ich dier erlaube, wann du mich besteigen darfst. Irgend wie ist es ja auch so. Die Berge erlauben uns wann wir auf ihnen stehen dürfen.
Dom 4545m
Nach einer ruhigen Nacht ist um 2:45 Uhr Tagwach. Um 3:15 Uhr marschieren wir dann im licht unserer Stirnlampen dem Festijoch entgegen. Da der Gletscher starck zurückgewichen ist, verläuft die Route bis zum Festijoch etwas anders. Von der Hütte folgt man dem Weg über die rechte Seitenmoräne des Festigletschers. Man bleibt auf der Moräne, möglichst nahe an den Felsen des Festigrates und betritt den Gletscher erst auf etwa 3400m Höhe, nach der grossen Spaltenzone. Nun steigt man auf dem flacheren Gletscher (Achtung: Spalten sind keinenfalls zu unterschätzen.) weiter bis direkt unter das Festijoch hoch. Erst hier betritt man die Felsen und klettert hoch zum Festijoch. Die alte Route wird nicht mehr unterhalten. Über gut gestufte und griffige Felsen (II-III) klettert man hoch auf das Festijoch P.3723. Dieser Aufstieg ist viel sicherer und angenehmer zum begehen als der alte, da auch bei mehreren Seilschaften kaum Steinschlaggefahr besteht. Einige Borhaken sind vorhanden.
Nun steigt man rechts (südöstlich) über die Felsen des Festigrates (II) hoch. Man könnte auch links vom Grat im Schnee hochsteigen. Direkt über den Grat ist die Absturtzgefahr allerdings wesenlich geringer. Weiter oben verlieren sich die Felsen im Firn. Hier muss ein ca. 60m langer Steilhang überwunden werden. So spät im Sommer ist diese Passage meist vereist und sehr heikel zu begehen. Trotz des im Juli gefallenen Schnees, mussten wir beinahe im Blankeis aufsteigen. Renato stieg hoch und sicherte mit Eisschrauben. Entgegen den meisten informationen die von einer Querung sprechen, steigen wir auf der linken Seite des Steilhangs senkrecht bis auf das darüberliegende kleine Plateau. Nun befinden wir uns etwa auf 3900m. Hier dreht der Grat nach rechts ab und wird etwas weniger steil. So gelangen wir schon bald in die Nähe des Domvorgipfels P.4479 den wir links umgehen. So erreicht man die Gabel. Hier vereinigen sich auch die Normalroute mit unserer vom Festigrat her kommend. Über ein kurzes Gratstück mit perfekten Schnee und Trittverhältnissen erreichen wir schliesslich den Gipfel. Dom P.4545
Endlich stehe ich ganz oben. Irgendwie war es ein langer Weg endlich ganz oben stehen zu dürfen.
Während des Aufstiegs, vorallem im unteren Teil des Festigrates, bleiben wir immer wieder stehen, damit ich den Abhang sowie die ungefähre Unfallstelle betrachten kann und sprechen darüber. Erinnerungen? Fehlanzeige. Erinnerungen bekomme ich keine. Es ist als ob ich die Tour zum ersten mal mache und zum ersten mal hier durchsteige.
Abstieg (Normalroute)
Den abstieg absovlieren wir über die Normalroute. Die Normalroute ist technisch unschwierig aber keineswegs unintressant. Unter dem imposanten Nadelgrat, an riesen Séracs und Spalten vorbei geht’s stetig abwärts.
Erst steigen wir zum Sattel zwischen Gipfel und Vorgipfel (Gabel) ab und wandern schliesslich in weiten kehren über die ausgedehnten Schnee und Firnhänge der Nordflanke des Doms. In einem weiten rechtsbogen umgeht man die Abbrüche die sich etwa auf 4000m befinden und gelangt so zurück zum Festijoch. Da man auf dem Hobärggletscher teilweise parallel zu den Spalten geht, ist auch auf diese spezielle zu achten. Bevor es schliesslich nochmals ein paar wenige steile Meter hoch zum Festijoch geht, sollte man einen Gang zulegen und etwas schneller gehen, da man hier genau durch die Auslaufzone von einem Gletscherabbruch gehen muss. Die ca. 10 steilen Meter aufs Joch sind schnell absolviert und wir machen eine kurze Pause in der ich beinahe die ganze Route nochmals verinnerlichen und auf mich wirken kann.
Da wir zur Zeit alleine unterwegs sind, uns keine Seilschaft folgt, steigen wir über die alte Normalroute ab auf den Festigletscher ab. Da diese Route offiziell nicht mehr begangen wird, unterlasse ich eine genaue Beschreibung.
Den besten Weg, durch das Spaltelabyrinth des Festigletscher, suchend und schliesslich der Seitenmoräne folgend marschieren wir zurück zur Domhütte.
Absolut zufrieden und Happy stehe ich nun wieder vor der Domhütte.
Nach einer ausgiebigen Rast erfolgt noch die Kür, der Hüttenabstieg nach Randa. Schnell gelange ich nach Randa zum Bahnhof, besteige mein Auto und fahre nach Hause.
Für mich war dies eine ganz spezielle und eigenartige Tour. Mit riesem Respekt und einem sehr mulmigen Gefühl starte ich zu diesem Grossprojekt. Immer wieder schweifen die Gedanke zwei Jahre zurück. Zu den Informationen die ich von Drittpersonen erhalten habe und aus Fotos kenne.
Verhindern aufkommende Erinnerung von damals ein weiterkommen? So, dass ich die Tour abbrechen muss?
Dem war nicht so. Keine einzige Erinnerung stellte sich ein. Ich bewege mich im Gelände als ob ich diese Tour zum erstenmal begehe. Als aussenstehende Person betrachte ich das ganze. Die Situation vor zwei Jahre hätte irgend jemandem passieren können. Irgendwie erleichterte mir dies den ganzen Aufstieg.
Das wirklich spezielle am ganzen war:
In den letzten zwei Jahr hat mich immer wieder etwas zum Dom hingezogen. Immer wieder sind meine Gedanken dort hin geschweift und ich wusste, dass ich nochmals dort hin kehren werde. Ich wusst, so lange ich diese Tour nicht komplett begangen habe, ist diese nicht abgeschlossen.
Nun war es so, mit jedem Meter den ich nun am heutigen Tag absoviert habe, spürte ich wie der Reiz und der Drang zum Dom schwächer wird.
Als ich schliesslich wieder bei der Hütte stehe und hoch schaue, spüre und weiss ich, dass ich das Ende der Odyssee gefunden habe. Endlich habe ich die Ruhe wieder, kein ziehen zu diesem Berg ist mehr da. Der Dom hat mir erlaubt auf ihm zu stehen und ihn zu geniessen.
Danke allen die mich in den letzten zwei Jahren begleitet haben und noch immer begleiten. Nur dank euch konnte ich vor wenigen Tagen ganz oben stehen.
Fazit:
· Tolle wenig schwere Hochtour die allerdings nicht zu unterschätzen ist, den sie hat ihre Tücken vorallem im Spätsommer! Blankeispassagen!
· Rieseger Ausblick auf dem Dach der Schweiz (Höchster vollständig in der Schweiz stehender Berg)
· Festi- und Hobärggletscher ist nicht zu unterschätzen. Spalten und Gletscherabbrüche mahnen zur Vorsicht.
· Lange Tagestour, auch über die Normalroute
· Langer Hüttenzustieg mit teilweise Klettersteig ähnlichem Karakter.
Material
·
· Eisausrüstung
· 30m Seil
· Minimalste Felsausrüstung
Hütte
· Super schöne gemütliche Hütte.
· Entgegen anderer Aussagen tolles und genügendes Essen und super freundliche Hüttecrew.
· Auch bei voller Hütte finde ich die Liegeplätze ausreichend. Hab schon in viel engeren Schlägen geschlafen.
· Leider nur ein kleiner Waschtrog. Wir befinden uns allerdings auf einer SAC-Hütte und somit absolut verkraftbar.
· Der fehlende Luxus macht doch gerade den Charm aus.
· Endlich mal eine Hütte wie es sein soll. (Monterosahütte Fehlanzeige)
Genaue Route:
Randa P.1407, Dorfbach, Gere, P.2016, P.2149, P.2820, Domhütte P.2940, Festigletscher, Festijoch P.3723, Festigrat, Dom P.4545, Hobärggletscher Normalroute, Festijoch P.3723, Festigletscher, Domhütte P.2940, Randa Bahnhof P.1407

Kommentare (6)