Wissigstock und Engelberger Rotstock - oder: stark ausgedehnte Umwanderung der Walenstöcke


Publiziert von Staeffl , 1. September 2011 um 16:28.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:31 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-OW   CH-UR   Ruch- und Walenstockgruppe   Chaiserstuelgruppe   CH-NW   Bauen - Brisen - Bürgenstock 
Zeitbedarf: 11:30
Strecke:Oberrickenbach - Eggeli Grat - Bannalpsee - Bannalper Schonegg - Rot Grätli - Wissigstock - Engelberger Rotstock - Rugghubel - Brunni - Eggeli Grat - Oberrickenbach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Axen - Stans - Wolfenschiessen - Oberrickenbach / Fell. Gratis-Parkplätze sind rings um die Bahnen vorhanden

In Kürze (Weg-/Zeitangaben):
Start Oberrickenbach (Parkplatz bei Bannalp-Bahn) ca. 7:00; Eggeli Grat (Wegweiser) ca. 7:35; Bannalpsee (Staumauer) ca. 8:35; Urner Staffel ca. 8:55;  Bannalper Schonegg (nach kleinem Abstecher Richtung Bietstöck) ca. 10:30; Verzweigung Isenthal (Pt. 2441) ca. 11:05; Rot Grätli ca. 11:45; Engelberger Lücke ca. 12:20; Wissigstock ca. 12:55; Engelberger Lücke zum 2. ca. 13:20; Engelberger Rotstock ca. 13:35; Engelberger Lücke zum 3. ca. 13:50; Rugghubel (SAC-Hütte) ca. 14:55; Brunni ca. 16:05; Walenalp (via Walenpfad) ca. 17:05; Eggeli Grat (Wegweiser) ca. 17:50; zurück beim Parkplatz um ca. 18:25
ZÜGIG BEGANGENE TOUR OHNE GROSSE PAUSEN!

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Endlich Ferien!
Natürlich hatte ich mir im Vorfeld schon Gedanken gemacht, was ich während den drei Wochen Auszeit von der Berufstätigkeit anstellen soll. Gipfelziele hatte ich mir schon unter dem Jahr einige aufgeschrieben, so dass zumindest einige davon abgehakt werden sollten.

Beim Studium der Karte nach der Fürenwand-Klettersteig-Tour muss mir dabei auch der Engelberger Rotstock ins Auge gefallen sein. Und als ich hier auf hikr auf entsprechende Tourenberichte stiess, wurde der (inkl. Wissigstock) ebenfalls als Ziel auserkoren.

Etwas länger dauerte die Suche nach einem Ausgangspunkt für meine Wanderung. Nach eingehender Konsultation der Karte entschloss ich mich schliesslich für Fell bei Oberrickenbach. Von dort führt eine Seilbahn hoch zum Bannalpsee.

Den Komfort einer Gondel wollte ich mir jedoch nicht gönnen. Nach dem ich mein Auto in der Nähe der Bahn geparkt hatte, marschierte ich munter drauf los. Nur zwei, drei Minuten zurück Richtung Oberrickenbach, bis ich den Wegweiser erreicht hatte.
Zuerst folgt man einem Strässchen runter, dann über eine Brücke und nun dem schmalen Wanderweg wieder hoch Richtung Eggeligrat. Der Pfad führt in engen Serpentinen über Wiesland und (etwas höher) durch Mischwald, auf dem Grat schliesslich durch Tannenwald. Öfters wird's auch ziemlich stotzig, also durchaus eine schweisstreibende Angelegenheit. Dafür gewinnt man rasch an Höhe, wie einem kurze Blicke zurück zeigen.

Die Umgebung wechselt ständig ein wenig. Zur Rechten schiebt sich das Massiv der Walenstöcke aus dem Boden, man kommt plötzlich in urwaldiges Gebiet, überquert den Firnhüttbach auf vom Wasser frei gelegten Platten - da wird dem Auge des Wanderers kaum langweilig, so viele Eindrücke gibt es zu verarbeiten!

Schliesslich erreicht man auf dem stets gut sichtbaren und ausgeschilderten Weg die Bergstation und kommt kurz darauf an den Bannalpsee. Ich hielt mich an der linken Seite des Sees und folgte den Wegweisern Richtung Bannalper Schonegg. Bis zum Urner Staffel ist der Weg wieder ziemlich breit und spaziertauglich. Was sich die Erbauer des Urner Staffel gedacht haben, als sie diesen scheusslichen Betonklotz in die alpine Umgebung stellten, wird mir ein Rätsel bleiben. Das sieht  - wenigstens von aussen, drinnen war ich nicht - eher wie eine militärische Anlage denn wie ein Hotel aus.

Nach dem Urner Staffel verengt sich der Pfad und führt ein kurzes Stück an einem Bach entlang, zuerst recht stotzig, dann weiter über Wiesland, wo der Weg schliesslich wieder breiter wird - also nicht zu verfehlen.
Weiter oben wird ersichtlich, dass der Weg auch gerne von Kühen benutzt wird. Da's am Vortag noch geregnet hat, war's ein Ding der schieren Unmöglichkeit, die Schuhe (und Waden) sauber zu halten! Allzu gerne wich ich da auf das Bord neben dem Weg aus (und war damit nicht allein - nachfolgende Wanderer taten es mir gleich).
Am Abzweiger zur Schonegg lag der Wegweiser am Boden - wie ich später herausfand, zeigte er dort auch in die korrekte Richtung, da die Verzweigung auf meiner Karte aber nicht recht ersichtlich war, folgte ich einfach mal meinem Instinkt und folgte der Geraden.

Blöderweise war dort der sichtbare Weg plötzlich zu Ende - aber kein Grund, sich verrückt zu machen, Pause war eh langsam angesagt, also Banane und Schokoriegel verdrücken und Kartenstudium durchführen.
Überraschenderweise lief mir ausnahmsweise mal ein menschliches weibliches Wesen nach (nicht nur Geissen und Kühe wie sonst... ;) ). Ihre Frage, ob ich von Wolfenschiessen sei, verneinte ich, erfuhr dafür  im folgenden Informationsaustausch, dass sie selbst eine ehemalige Wolfenschiesserin war. Also eine Ortskundige, und insgeheim fragte ich mich, ob das Plätzchen hier vielleicht ein kleiner Geheimtipp war. Die Aussicht konnte ich wegen des Nebels nicht voll geniessen, aber allein für das Foto mit dem Flugzeugflügel hatte sich der Verfranser (wie ich dann später heraus fand, bei den Bietstöck) gelohnt.

Einen Moment lang überlegte ich mir, ob ich beim Weiterweg Richtung Bannalper Schonegg über die zwei Höcker in diese Richtung queren sollte. Da dort aber gerade ein paar Älpler ihre Schafe trieben, liess ich es lieber bleiben.
Statt dessen folgte ich nun wiederum der Wolfenschiesserin, deren Ziel (mit einem Kollegenpärchen, das etwas langsamer unterwegs war als sie selbst) das Rot Grätli war: zurück auf dem von Kühen zertrampelten Weg, der auch nach der Verzweigung hoch keineswegs besser war. Noch mehr Dreck an den Waden garantiert!

Inzwischen waren auch mehr Wandersleut unterwegs. Nicht gerade Völkerwanderungen, aber im Gegensatz zu den ersten anderthalb Stunden in fast vollkommener Einsamkeit bedeutend mehr Verkehr.

Nach der Kuppe der Bannalper Schonegg führt der Weg über einen Stacheldrahtzaun weiter auf felsigerem Untergrund, ist problemlos auszumachen und gut sichtbar markiert. Zur Rechten erheben sich imposant Hasenstöck, Ruchstock und Oberberg mit einer Menge Geröll an ihrem Fuss.
Bei Punkt 2441 ist die Verzweigung nach Isenthal mit blauer Farbe angeschrieben. Ab hier führt der Weg nun nur noch über Geröll und Fels, zum Teil auch mit leichter Kraxelei, einige Stellen sind mit Ketten gesichert. Auf eindrückliche Weise verändert sich das Gesicht der Landschaft auf dieser Wanderung erneut, man erklimmt mächtige Steinstufen hoch zum Rot Grätli.
Eine grössere Gruppe Wanderer mit Kindern kam mir hier entgegen, ausgerüstet mit Gstältli und Seilen. Sehr vorbildlich!

Inzwischen machte sich auch die zurückgelegte Strecke (und Höhenmeter) bemerkbar. Der Weg bis zum Rot Grätli zog sich in die Länge, mit dem Engelberger Rotstock war das eine Gipfelziel zwar in Sichtweite, dieser schien jedoch partout nicht näher rücken zu wollen!

Wie war ich da erleichtert, endlich auf dem Rot Grätli zu sein. Erst mal ein paar Höhenmeter auf dem Grat weg von all den anderen Wanderern und dort erst mal eine kurze Verschnaufpause machen.
Den Engelberger Rotstock könnte man vom Rot Grätli her anscheinend auch in der Direkten besteigen - da ich aber weder die Strecke kenne und zudem alleine unterwegs war, wollte ich mich auf kein derartiges Abenteuer einlassen. Statt dessen folgte ich weiter den (blau-weiss-blauen) Markierungen und den Wegspuren, zuerst etwas runter und über Platten und Blöcke, dann wieder hoch durch Geröll. Weiter oben war eine Gruppe von (mindestens) drei Herren zu sehen, die sich kraxelnd und kletternd durch die Felsen kämpften, und ich war froh, mich für meine Variante entschieden zu haben.

Bei der Engelberger Lücke angekommen, war der Blick hoch zum Rotstock nicht besonders ermutigend (da ziemlich steil). Ich entschied mich, erst den Wissigstock zu erklimmen; der Weg war zwar weiter, dafür nicht ganz so steil. Dafür lag zusätzlich noch eine ganze Ladung Schnee; der Marsch auf den Gipfel wurde denn (wenn man die lange Anmarschzeit bedenkt) auch kein Zuckerschlecken, auch wenn bereits gespurt und der Weg so gut nachvollziehbar war. Die Strapazen der Tour machten sich langsam bemerkbar, und ziemlich erschöpft kam ich auf dem Gipfel an.
Das Hochgefühl, diesen erreicht zu haben, wurde ein wenig getrübt durch den Nebel, welcher die Aussicht verhinderte. Die paar Löcher, die's zwischendurch gab, waren kaum der Rede wert und zeigten nur Berge in der Nähe.

Jä nu, Hauptsache, ich konnte endlich Pause machen. Der Futternachschub bestand aus Banane und einigen Schoggi-Riegeln, und danach ging es mir schon bedeutend besser. Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch machte ich mich - jetzt wieder etwas munterer und voller Tatendrang, den Engelberger Rotstock auch noch abzuholen - wieder auf den Weg.

Ein zweites Mal passierte ich die Engelsberger Lücke und nahm den ziemlich stotzigen Anstieg in Angriff. Markierungen hat es keine (zumindest hab ich keine gesehen), dafür massig Wegspuren. Der Untergrund besteht vorwiegend aus schiefrigem Geröll.
Aufgrund der Steilheit (und wenn man nicht rumpläuschelt ;) ) überwindet man die ca. 130 Höhenmeter ziemlich rasch.
Oben hatte sich bereits ein weiterer "Erstbegeher" eingefunden, wir tauschten ein paar Freundlichkeiten aus und zeterten über den Nebel, der auch diesen Gipfel eingehüllt und die Fernsicht verunmöglicht hatte. Wenn die weisse Masse sich mal ein wenig öffnete, knipsten wir beide wie verrückt, um wenigstens das eine oder andere Foto mit nach Hause nehmen zu können.

Ich machte mich schon bald wieder auf den Weg. Unten bei der Engelsberger Lücke traf ich das Paar wieder, welches mir bei meinem Abstieg vom Wissigstock entgegen gekommen war. Wir unterhielten uns ebenfalls kurz, und sie verzichteten wegen des Nebels auf den Engelberger Rotstock.

Ich eilte voraus. Eigentlich wollte ich erst die Direkte Richtung Rugghubelhütte einschlagen (wie's das Paar hinter mir tat), da ich aber noch immer einen weiten Weg vor mir hatte, doch schon recht Energie verbraucht hatte und nicht wirklich wusste, wo lang, entschied ich mich, keine Experimente einzugehen, und kehrte zum Rot Grätli zurück und von dort auf dem gut sichtbaren und markierten Weg zur SAC-Hütte.

Ein Stück vor der Hütte sichtete ich einen Mungg, und natürlich musste sofort die Kamera gezückt werden. Leider verschwand er hinter einem Stein, und geduldig wartete ich, ob er sich noch mal zeige. Das Paar von der Engelberger Lücke holte mich hier wieder ein, und zusammen entdeckten wir das Murmeltier etwas weiter weg.
Schliesslich entdeckten wir noch weitere Munggen, von denen sich der eine oder andere gar nicht mal so scheu tat und sich sogar in Pose warf. Zudem waren das schon richtige Prachtsbrocken, die sich wohl bereits für den Winter vorbereiteten.

Allzu lang hielt ich mich aber nicht mehr mit Fotografieren auf.
An der Rugghubelhütte ging's vorbei Richtung Rigidalstaffel und Brunni auf einem gut frequentierten Wanderweg. Der Nebel verwehrte mir - leider - auch hier einige Tiefblicke. Und - schlimmer noch - auch die Sicht auf etwaige Orientierungspunkte. So begann sich die Strecke bis zum Brunni endlos zu ziehen, insbesondere da sich der lange Marsch jetzt richtig bemerkbar machte. So langsam kam ich in die Phase, wo man die Schritte einfach noch automatisch setzt und nur noch hofft, endlich ans Ziel zu gelangen.

Schliesslich erkannte ich am Wegweiser zum Klettersteig Brunnistock, dass ich zumindest in der Nähe war, und finalemente tauchte sie doch noch aus dem Nebel auf, die obere Station der Sesselbahn, dann der See und die Hütte. Jetzt erst mal eine weitere kurze Pause, etwas trinken, und dann die letzte Etappe in Angriff nehmen!

Die führte mich Richtung Rosenbold, von dort über den Walenpfad zur Walenalp auf einem ganz schönen Wanderweg, dort erst über eine Kiesstrasse und dann wieder über einen Wanderweg durch urwüchsigen Wald weiter zum Eggeligrat. Auch hier schien sich die Strecke eeeeendlos in die Länge zu ziehen. Was für ein Gefühl, schliesslich wieder an einem Punkt zu stehen, den man schon am frühen Morgen passiert hatte. Und zu wissen, dass das Ziel immer näher rückte.

Und welche Erleichterung, endlich aus den schweren Schuhen rauszukommen. Ziemlich kaputt, aber zufrieden mit meiner Leistung, machte ich mich auf den Heimweg.

Für die Wanderung auf den Grossen Mythen am nächsten Tag (traditionelle Sonnenaufgangs-Tour am 1. August) nahm ich mir jedoch vor, es gemütlich anzugehen (am Ende habe ich dennoch einige andere Berggänger überholen können... ;) ).



Tourengänger: Staeffl


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