Toggenburger Hundstein (1903 m)

Gipfel im Schatten des Säntis
 
Er führt ein wahres Schattendasein, nicht nur am frühen Morgen wenn im Osten vom Säntis die Sonne aufgeht, auch sonst läuft man am Toggenburger Hundstein (1903 m) meist achtlos vorbei. Der SAC-Führer widmet ihm nur wenige Zeilen auf Seite 195 und auch Hikr-Besuche hat er bisher nur spärlich erhalten. Dennoch ist er ein lohnendes Ziel für eine Halbtagestour.
 
Ivo66 und Lena haben in erst kürzlich bestiegen. Mit dem Tourenbericht von ihnen und einem Foto von Alpin Rise in der Tasche habe ich mich heute früh auf den Weg zu ihm gemacht. Etwa 50 m westlich des Wegweisers Langenbühl (1473 m) habe ich den breiten Alpweg verlassen und bin weglos über die hier noch mäßig steile Alpweide in nördlicher Richtung aufgestiegen.
 
Das Vieh hatte hier schon ganze Arbeit geleistet und die Höhe des Grases hielt sich so in Grenzen. Etwa 150 m unterhalb des Sattels (1784 m) wurde es dann steiler. Das Gras war dann auch hoch, was im Aufstieg aber wenig hinderlich war. Murmeltiere waren auch zu sehen und zu hören, aber Gämsen weit und breit nicht. Vermutlich haben sie sich den Sommer über an andere Orte zurückgezogen. Den Sattel habe ich dann auch problemlos erreicht.
 
Dort konnte ich mir ein Bild von T6/III machen. Den Direkteinstieg zum Grat habe ich dann auch links liegen lassen, wie auch den im erwähnten Foto rot eingezeichneten Aufstieg zum Grat, der mir nicht ganz geheuer erschien. Wäre ich doch lieber ihm gefolgt, da sich meine ca. 15 m östlich verlaufende Aufstiegsvariante auf den Grat bei der späteren Betrachtung als eher steiler entpuppte.
 
Als ich in den Schrofen drin war, war das Gelände steiler als vermutet und des Grases wegen waren von unten sichtbare Schrofen beim Blick nach unten plötzlich nicht mehr da. Etwas Nervenkitzel machte sich breit und wieder Absteigen hätte ich hier nicht wirklich wollen. Fehler wären hier nicht mehr verziehen worden. Aber ich wusste ja, dass es da eine andere Möglichkeit gab. Mit erhöhter Vorsicht erreichte ich den ausgesetzten Grat, dem ich bis nach oben folgte (eine Stelle II-). Der Fels war meist fest, aber zweimal hatte ich im unmittelbaren Gratbereich auch lockere Griffe erwischt, wie später auch noch mal bei einem kurzen Aufstieg vom Sattel auf einen Sporn am Vorgipfel.
 
Den Gipfel hatte ich für mich allein. Es kommt wohl eher selten vor, dass sich jemand hier herauf verirrt. Die Gipfelschau war imposant. Über die Churfirsten hinweg zu den Glarnern und bis hin zum Berner Oberland. Eindrücklich auch der Einblick in die felsige Südflanke des Säntis. Die ausgiebige Pause habe ich dann auch genossen.
 
Den Abstieg habe ich über die einfachste Route angetreten. Im hohen Gras war sie zwar nicht schwierig, aber auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, wie eine kurze Rutschpartie im Gras auf dem Hosenboden zeigte. Bei Nässe ist vom Toggenburger Hundstein auf jeden Fall abzuraten.
 
Noch früh in der Zeit, konnte ich noch an der Alp Wis zu einem Kaffee und später an der Laui-Beiz einkehren.
 
Fazit: Der Toggenburger Hundstein bietet dem Berggänger einer schöne alpine Kurzwanderung, bei der fakultativ auch kurze Kraxeleinlagen möglich sind. Die Gefahr einen überlaufenen Gipfel anzutreffen, besteht bei ihm absolut nicht. Einen Einblick in T6-Gelände konnte ich auch nehmen. Ehrlich gesagt hört der Schneid bei mir jenseits von T5 auf. Wenn Delta die "blaue" Route zum Gipfel mit T5- bewertet, habe ich heute beim Aufstieg zum Grat wohl die T5+ gestreift.