Herzogstand (1731 m) und Heimgarten (1790 m) - eine Nacht über Oberbayern
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Der lange Grat zwischen Herzogstand und Heimgarten zählt zu dem Großartigsten, was die Bayerischen Voralpen zu bieten haben. Im Süden die schneidigen Felswände von Wetterstein und Karwendel und im Norden im krassen Gegensatz dazu die weite Ebene mit den Voralpenseen und wenn's schön ist, reicht der Blick bis nach München. Auf dem Grat schwebt man irgendwo zwischen diesen Eindrücken, je nachdem, wohin man gerade blickt. Der Grat ist nicht schwierig und so kann man schauen und staunen.
Doch wie fast überall gibt es auch hier einen Haken. Das Problem ist, von der Schönheit der Tour wissen natürlich auch andere Berggänger und zusätzlich dazu schaufelt die Herzogstandbahn tagsüber jede Menge Touristen nach oben. Doch es gibt auch hier Abhilfe. So wirklich verlassene Wege gibt es hier zwar nicht, es bleibt also noch die Idee mit der ungewöhnlichen Zeit...
...und das Zeitmanagement der hier vorgeschlagenen Tour ist wahrlich ungewöhnlich. Start als späte Feierabendtour vom Parkplatz der Herzogstandbahn und hinauf den Steig in Richtung Herzogstandhaus. Der lichte Wald gibt schöne Blicke auf's Karwendel frei, dessen Felswände zunehmend in blasses Rot der untergehenden Sonne tauchen. Sehr abwechslungsreich führt der landschaftlich reizvolle Weg hinauf zum Herzogstandhaus. Um diese Tageszeit wird man bis hier vermutlich noch niemandem begegnet sein und mit großer Wahrscheinlichkeit wird das auch so bleiben. Am Herzogstandhaus öffnet sich erstmals durch den Einschnitt des Kesselbergpasses der Ausblick nach Nordosten. Man trifft auf den breiten Reitweg, der vom Pass aus herauf zieht und folgt ihm in Richtung Herzogstand. Im Vorbeigehen wundert man sich über einen hell erleuchteten Automaten am Herzogstandhaus - es handelt sich hierbei tatsächlich um einen Eisautomaten und er ist auch nachts in Betrieb. Ich bin zwar ein Fan unerschlossener Gebiete, aber nachts eisschleckend durch die Berge zu ziehen, hat schon einen gewissen Stil.
Einige Minuten später zweigt links der Steig zum Martinskopf (1675 m) ab. In wenigen Minuten ist dessen Gipfel erreicht, der sehr lohnend ist. Ist man zur rechten Zeit vor Ort, sieht man den Grat Herzogstand-Heimgarten direkt vor dem roten Band der untergehenden Sonne - ein Anblick, für den sich die Mühen des kurzen Aufstiegs gelohnt haben. Wieder runter zum Hauptweg und auf diesem hinauf zum Herzogstand, zuletzt in scheinbar endlos vielen, flachen Kehren. Dort steht der Pavillion, ein kleines, offenes Holzhäuschen, das Schutz für die Nacht bietet. Der Schlafsack wird ausgebreitet und dann kann der Sonnenuntergang und die sich ausbreitende Nacht genossen werden. Der Gipfel des Herzogstands ist möglicherweise die schönste Aussichtsloge in Oberbayern: Bei gutem Wetter blitzen die Lichter Augsburgs, auch München ist ausgezeichnet zu überblicken. Man sieht den Fernsehturm blinken und die AllianzArena leuchtet in verschiedenen Farben. Auf den Straßen zu Füßen der Berge kann man den Lichtern der Autos zusehen und die vielen Dörfer und Städte im Umkreis blinken mit ihren vielen Lichtern scheinbar um die Wette. Es sieht fast aus wie Sternbilder am Boden. Auch die Voralpenseen sind zu sehen: In fahlem Grau heben sich ihre Umrisse aus der Nacht ab. Im Süden ist es deutlich finsterer: Außer Krün und Mittenwald sieht man keine Ortschaften, keine Straßen - nur das Münchner Haus auf der Zugspitze könnte als heller Stern durchgehen.
Die Nacht ist zwar frisch, aber es ist recht angenehm im Pavillion, denn man liegt windgeschützt. Früh morgens darf man den Sonnenaufgang nicht verpassen. Zuerst dominiert noch das Grau der Nacht und über den Kochelsee ziehen die Nebelschwaden, aber dann kommt sie - und wie sie kommt! Zuerst färbt sie den Horizont in immer tieferes Rot, bis sie sich majestätisch aus diesem hell leutenden Gürtel erhebt und feuerrot über dem Blomberg ihren Lauf durch den Tag beginnt. Der Grat ist tiefrot gefärbt und weiter geht die Wanderung!
Vom Herzogstandgipfel geht es hinunter zum Grat, der anfangs etwas schmal ist, aber zunehmend an Breite gewinnt. Drahtseilsicherungen geben im Halbdunkel die nötige Sicherheit. An einer Zwischenerhebung vorbei geht es an den breiten Gipfelaufbau des Heimgarten heran, der unschwierig erstiegen wird. Hinter dem Herzogstand hat die Sonne mittlerweile ihren roten Gürtel verlassen und hüllt die Wände von Wetterstein und Karwendel in bestes Fotolicht. Das Kreuz des Heimgartens leuchtet im Morgenlicht.
Nach kurzer Pause geht es über die Heimgartenhütte und die Ohlstädter Alm, die Hänge des Rotwandlkopfs querend, auf schönem Steig zurück nach Walchensee, wo sich die ersten Wanderer über den unerwarteten Gegenverkehr sichtlich wundern. Für uns die ersten Menschen des Tages. Jetzt geht es wieder zurück in die Arbeit - eine Nacht über Oberbayern liegt hinter uns!
In dieser Ausführung eine eindrucksvolle 5*-Tour.
Mit auf Tour: Johannes.
Anmerkungen:
Ein paar weitere Fotos von der Tour gibt's hier (Kurzbericht):
Heimgarten (1790 m) - der Klassiker vom Herzogstand
Hier ist die Tour im Winter beschrieben:
Heimgarten (1790 m) - der Grat im Winter
Kategorien: Bayerische Voralpen, Mehrtagestour, Biwak, 5*-Tour, 1700er, T3.
Doch wie fast überall gibt es auch hier einen Haken. Das Problem ist, von der Schönheit der Tour wissen natürlich auch andere Berggänger und zusätzlich dazu schaufelt die Herzogstandbahn tagsüber jede Menge Touristen nach oben. Doch es gibt auch hier Abhilfe. So wirklich verlassene Wege gibt es hier zwar nicht, es bleibt also noch die Idee mit der ungewöhnlichen Zeit...
...und das Zeitmanagement der hier vorgeschlagenen Tour ist wahrlich ungewöhnlich. Start als späte Feierabendtour vom Parkplatz der Herzogstandbahn und hinauf den Steig in Richtung Herzogstandhaus. Der lichte Wald gibt schöne Blicke auf's Karwendel frei, dessen Felswände zunehmend in blasses Rot der untergehenden Sonne tauchen. Sehr abwechslungsreich führt der landschaftlich reizvolle Weg hinauf zum Herzogstandhaus. Um diese Tageszeit wird man bis hier vermutlich noch niemandem begegnet sein und mit großer Wahrscheinlichkeit wird das auch so bleiben. Am Herzogstandhaus öffnet sich erstmals durch den Einschnitt des Kesselbergpasses der Ausblick nach Nordosten. Man trifft auf den breiten Reitweg, der vom Pass aus herauf zieht und folgt ihm in Richtung Herzogstand. Im Vorbeigehen wundert man sich über einen hell erleuchteten Automaten am Herzogstandhaus - es handelt sich hierbei tatsächlich um einen Eisautomaten und er ist auch nachts in Betrieb. Ich bin zwar ein Fan unerschlossener Gebiete, aber nachts eisschleckend durch die Berge zu ziehen, hat schon einen gewissen Stil.
Einige Minuten später zweigt links der Steig zum Martinskopf (1675 m) ab. In wenigen Minuten ist dessen Gipfel erreicht, der sehr lohnend ist. Ist man zur rechten Zeit vor Ort, sieht man den Grat Herzogstand-Heimgarten direkt vor dem roten Band der untergehenden Sonne - ein Anblick, für den sich die Mühen des kurzen Aufstiegs gelohnt haben. Wieder runter zum Hauptweg und auf diesem hinauf zum Herzogstand, zuletzt in scheinbar endlos vielen, flachen Kehren. Dort steht der Pavillion, ein kleines, offenes Holzhäuschen, das Schutz für die Nacht bietet. Der Schlafsack wird ausgebreitet und dann kann der Sonnenuntergang und die sich ausbreitende Nacht genossen werden. Der Gipfel des Herzogstands ist möglicherweise die schönste Aussichtsloge in Oberbayern: Bei gutem Wetter blitzen die Lichter Augsburgs, auch München ist ausgezeichnet zu überblicken. Man sieht den Fernsehturm blinken und die AllianzArena leuchtet in verschiedenen Farben. Auf den Straßen zu Füßen der Berge kann man den Lichtern der Autos zusehen und die vielen Dörfer und Städte im Umkreis blinken mit ihren vielen Lichtern scheinbar um die Wette. Es sieht fast aus wie Sternbilder am Boden. Auch die Voralpenseen sind zu sehen: In fahlem Grau heben sich ihre Umrisse aus der Nacht ab. Im Süden ist es deutlich finsterer: Außer Krün und Mittenwald sieht man keine Ortschaften, keine Straßen - nur das Münchner Haus auf der Zugspitze könnte als heller Stern durchgehen.
Die Nacht ist zwar frisch, aber es ist recht angenehm im Pavillion, denn man liegt windgeschützt. Früh morgens darf man den Sonnenaufgang nicht verpassen. Zuerst dominiert noch das Grau der Nacht und über den Kochelsee ziehen die Nebelschwaden, aber dann kommt sie - und wie sie kommt! Zuerst färbt sie den Horizont in immer tieferes Rot, bis sie sich majestätisch aus diesem hell leutenden Gürtel erhebt und feuerrot über dem Blomberg ihren Lauf durch den Tag beginnt. Der Grat ist tiefrot gefärbt und weiter geht die Wanderung!
Vom Herzogstandgipfel geht es hinunter zum Grat, der anfangs etwas schmal ist, aber zunehmend an Breite gewinnt. Drahtseilsicherungen geben im Halbdunkel die nötige Sicherheit. An einer Zwischenerhebung vorbei geht es an den breiten Gipfelaufbau des Heimgarten heran, der unschwierig erstiegen wird. Hinter dem Herzogstand hat die Sonne mittlerweile ihren roten Gürtel verlassen und hüllt die Wände von Wetterstein und Karwendel in bestes Fotolicht. Das Kreuz des Heimgartens leuchtet im Morgenlicht.
Nach kurzer Pause geht es über die Heimgartenhütte und die Ohlstädter Alm, die Hänge des Rotwandlkopfs querend, auf schönem Steig zurück nach Walchensee, wo sich die ersten Wanderer über den unerwarteten Gegenverkehr sichtlich wundern. Für uns die ersten Menschen des Tages. Jetzt geht es wieder zurück in die Arbeit - eine Nacht über Oberbayern liegt hinter uns!
In dieser Ausführung eine eindrucksvolle 5*-Tour.
Mit auf Tour: Johannes.
Anmerkungen:
Ein paar weitere Fotos von der Tour gibt's hier (Kurzbericht):

Hier ist die Tour im Winter beschrieben:

Kategorien: Bayerische Voralpen, Mehrtagestour, Biwak, 5*-Tour, 1700er, T3.
Tourengänger:
83_Stefan

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Kommentare (7)