Großglockner - wolkenlos und blauer Himmel


Publiziert von goppa , 14. Juli 2011 um 22:26.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:27 Juni 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kals - Lucknerhaus (Mautstraße € 9,00)
Unterkunftmöglichkeiten:Lucknerhaus (erreichbar mit ÖV von Lienz/Kals, gutes Gasthaus - idealer Stützpunkt auf 2000m für Touren in der Umgebung) Lucknerhaus , Lucknerhütte (2241m, am Aufstiegsweg gelegen), Stüdlhütte (Alpenvereinshütte - idealer Ausgangspunkt) Stüdlhütte , Adlersruhe oder Erzherzog Johann Hütte (höchstgelegener Stützpunkt auf 3451m mit daraus resultierenden Vor- und Nachteilen, erreichbar aus Kärnten und Osttirol)
Kartennummer:AV Karte

Andreas hat sich zum Geburtstag eine Bergtour auf den höchsten Berg Österreichs gewünscht. Von Juli bis September besonders an schönen Wochenenden ein äußerst stark  frequentierter Gipfel, also habe ich als idealen Termin die letzte Juniwoche vorgeschlagen. Die letzten Tage brachten Schnee bis unter 2500m, aber für Montag bis Mittwoch wurde ein Hochdruckfenster angesagt. Ein Telefongespräch zwischen Salzburg und Rankweil und wir verabredeten uns für Sonntag um 13:23 in Mittersill. Am Samstag wird gepackt - mit der Hochtourenausrüstung für zwei Personen ergibt es doch einen erklecklichen Haufen - und danach noch auf einer Geburtstagsfete gefeiert.

26.06.2011 Sonntag früh um 07:51 Uhr steige ich in den Zug nach Feldkirch/Innsbruck und nach gut einstündigem Aufenthalt weiter nach Kitzbühel. Hier heißt es umsteigen in den ÖBB-Bus nach Lienz/Osttirol. Die Berge um Kitzbühel sind wolkenverhangen und die Straßen regennaß. Für die Busfahrt bis Mittersill berappe ich günstige € 6,70. Dort treffe ich fast zugleich mit Andreas ein und gemeinsam geht die Fahrt über den Felbertauernpaß. Beim Südportal überrascht uns Sonnenschein und starker Wind, der die Wolken verbläst und unsere Vorfreude weckt. Die Wettervorhersage scheint zu passen! Von Huben führt die Straße ins Kalsertal hinauf, bei Schönwetter kann man bereits bei der Anfahrt nach Kals, in der Ortsparzelle Staniska, den mächtigen Großglockner bewundern. Besonders eindrucksvoll vom Schleierfall, an einem kleinen Rastplatz rechts an der Straße. Vom heimeligen Fremdenverkehrsort Kals am Großglockner 1325m führt die Kalser-Glocknerstrasse (mautpflichtig € 9,00, dafür kann man dann gratis parken) bis zum Lucknerhaus auf fast 2000 m. Hier steht man auf dem Parkplatz (auch mit öff. Bus erreichbar) direkt vor dem 1800 Meter aufragendem Großglockner. Heute schneeweiß eingeschneit und fallweise noch mit Wolkenresten verbrämt.

Andreas bekommt zum Ausfüllen seines Rucksacks noch Klettergurt, Steigeisen und Helm, um 15:40 gehen wir bei Sonnenschein, aber durch die letzten Schlechtwettertage angenehm frischen Temperaturen los. Erst dem Ködnitzbach folgend, durch einen kleinen Lärchenwald, dann bald ansteigend hinauf zur gemütlichen Lucknerhütte 2241m. Bis hierher führt ein geschotterter breiter Weg, nun geht es auf dem gut markierten Wandersteig weiter aufwärts zu unserem heutigen Tagesziel, der Stüdlhütte auf 2802m, die wir nach nicht einmal zwei Stunden erreichen. Andreas hat gestern bereits telefonisch zwei Lager vorbestellt. Die Stüdlhütte hat mit einer "Hütte" nicht mehr viel gemein. Es ist ein großzügiger, mittlerweile 15 Jahre neuer moderner Bau mit einer in Bergsteigerkreisen berühmten Küche. Die Buchung als Halbpension ist also auf jeden Fall zu empfehlen. Das Tagesmenü ist in der Gaststube angeschrieben, für uns gibt es Flädle- bzw. Tomatencremesuppe (soviel man mag), drei ausgiebige Hauptspeisen zur Wahl, ein erlesenes Salatbuffet und ein exquisites Beerendessert - eine Haube für so eine Berghütte.

Daß wir mit unserer frühen Terminwahl außerhalb des Wochenendes günstig liegen, beweist unser 12er-Lager, das mit lediglich 5 Personen belegt ist.

27.06.2011 - Montag früh um 05:00 Uhr - Frühstück. Die ersten Gipfelaspiranten hüpfen in den Gängen schon in den Klettergurt, wir lassen uns Zeit und genießen ein ausgiebiges Frühstück. Um 06:10 Uhr steigen auch wir dann hinauf zum Ködnitzkees, wo uns die aufgehende Morgensonne etwas wärmt. Die Steigeisen angeschnallt, ans Seil gebunden, geht es sanft aufwärts, bis es nach einer Stunde in der harten Schneespur steiler hinauf geht und über den verschneiten Bergschrund der Felsgrat erreicht wird, wo wir über die stahlseilversicherten Felsen die 3451m hoch gelegene Adlersruhe erreichen. Zwanzig Minuten Pause, die ersten heutigen Glocknerbesteiger kommen nun schon vom Gipfel zurück, wir steigen weiter auf.

Sturmwind bläst uns ein paar mal fast aus der Trasse, hoffentlich bleibt es nicht so böig!
Glocknerleitl - infolge der Gletscherschmelze ist der Zustieg nun etwa 40 Grad steil, aber durch den Schnee jetzt im Frühsommer kommen wir gut voran. Beim Aufstieg über die verschneiten Platten staut es sich, ich kenne den Aufstieg von den Winterbesteigungen und wähle eine eigene direkte Route, so lassen wir einige Gruppen hinter uns. Andreas steigt sicher hinter mir auf, für seine erste Hochtour hervorragend. Relativ rasch erreichen wir den Kleinglockner und einige Meter tiefer dann den scharfen Schneegrat der Scharte. Ich hänge eine HMS-Sicherung ein, mit der mich Andreas auf dieser kurzen Schlüsselstelle sichert. Der Blick in die Palavicinirinne hinunter ist jedesmal beeindruckend - "Andreas! Seil! Gib Seil!" Es ist nicht so angenehm, mitten in der Scharte zu stehen, wo der Pickelschaft ins Leere sticht. Die sicheren Felsen auf der anderen Seite sind erreicht, ich sichere Andi beim Nachstieg und steige gleich weiter auf.
Um 10 Uhr erreichen wir nach knapp 4 Stunden von der Stüdlhütte den Gipfel des Großglockners - stehen zu zweit auf dem höchsten Berg Österreichs. Es ist jedes Mal beeindruckend und doch immer wieder anders. Der Blick geht rundum - Wilder Kaiser, Watzmann, Wiesbachhorn, Schobergruppe, Dolomiten, Marmolata, Ortler, Großvenediger .... - keine Wolke am blauen Himmel - ein Traumtag! Fünf Minuten für uns allein auf dem Gipfel, dann folgt die nächste Seilschaft, wir steigen ab.

Für den Abstieg zur Adlersruhe benötigen wir zwei Stunden, länger als für unseren Aufstieg, aber es steigen viele nachfolgende Seilschaften auf und wir können uns nun Zeit lassen. Auch auf der Adlersruhe, wo wir eine ausgiebige Mittagsrast einlegen und über die immer noch von unten aufsteigenden Seilschaften staunen. Für manche ist hier auf fast 3500m Höhe der Gipfel ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit erreicht, andere versuchen, im jetzt von der Sonne aufgeweichten Nachmittagsschnee, noch den Gipfel zu besteigen. Wir steigen weiter ab zur Stüdlhütte, wo wir unseren, dort deponierten Kulturbeutel und die Wanderstöcke holen, unsere schweren Rucksäcke für die Fahrt hinunter zur Lucknerhütte der Materialseilbahn (€ 4,00/Rucksack) übergeben und so leichtfüßig talwärts traben. Zumindest bis zur Lucknerhütte, wo wir unser Gepäck wieder auf die Schultern laden.

Herrlich dann der Blick von der Gaststube des Lucknerhauses hinauf in den Schnee und zum Gipfel, wo wir selbst noch vor sechs Stunden standen. Kalter Schweinsbraten mit Kren auf dem Brettle und ein kühles schaumgekröntes Blondes auf dem Tisch. Ein wunderbarer Tag!





Tourengänger: goppa


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