Unteres Tatelishorn (2497m), Oberes Tatelishorn (2962 m)


Publiziert von gero , 31. Mai 2011 um 17:50.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:28 Mai 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1870 m
Abstieg: 1870 m
Strecke:Eggenschwand - Stock - Spittelmatte - Sagiwald - Unteres + Oberes Tatelishorn (21,9 km)
Kartennummer:LK Schweiz Blatt 263 (Wildstrubel)

Dichte Wolken hängen herum, als Walter und ich um 5 Uhr in Eggenschwand (1200 m) starten. Der Wetterbericht hat aber zuversichtlich den Ausläufer eines Azorenhochs angekündigt - lassen wir uns nicht entmutigen und nehmen wir den steilen Weg hinauf zur Spittelmatte unter die Sohlen!

Die Seilbahn ist in Revision, wir werden den ganzen Tag keine Menschenseele treffen und haben die Landschaft für uns allein. Als wir gegen 6:20 Uhr das Stockhüttli (1834 m) passieren, guckt hier und da schon blauer Himmel durch die zusehends größeren Wolkenlücken. Gegen 7 Uhr überqueren wir die Spittelmatte, der Gipfel des Altels funkelt in der Morgensonne - traumhaft! Allerdings hat die Kaltfront des gestrigen Tages nochmals einigen Schnee abgeladen - mal sehen, wie das dann weiter oben weitergeht.

Wir überqueren den Schwarzbach an einer geeigneten Stelle und schlendern hinter zum Sagiwald. Er wird, nun wieder südostwärts ansteigend, umrundet, dann geht es weiter oben auf etwa 2200 m nordostwärts über die Terrassen von Tatelen zunächst leicht ansteigend, später mittelmäßig steil hinauf zum Unteren Tatelishorn (2497 m, 9 Uhr). Dabei stört uns die dünne Neuschneeauflage von etwa 1cm absolut nicht - nachmittags beim Abstieg ist sie von der Sonne bereits wieder weggeschmolzen.

Auf dem Unteren Tatelishorn sitzend, geraten wir immer wieder in Wolkenbänke, die aus dem Gasterental heraufziehen und zunächst die Sicht auf den Weiterweg hinauf zum Oberen Tatelishorn stark einschränken. Natürlich machen wir uns trotzdem auf den Weg dort hinauf - hier liegt nun etwas mehr Schnee als bisher, und dieser ist ob der Morgenstunde teilweise hart gefroren. Wir entschließen uns, kurzerhand die Grödel zu benutzen - ein guter Entschluß, sie erleichtern uns den Aufstieg doch erheblich. Im unteren Drittel der Flanke stellt sich ein bei normalen Verhältnissen sicher harmloser Felsriegel in den Weg - heute erweist er sich als recht ungemütlich, stellenweise überzieht Blankeis den Schutt, und wir steigen außerordentlich vorsichtig in diesem momentan fast schon heiklen, etwa 35 Grad steilen Gelände aufwärts.
 
Dieses Hinauftasten kostet natürlich Zeit, Kraft und volle Konzentration. Weiter oben ist dann der Schutt völlig von Schnee bedeckt - ohne die Grödel ginge es bei diesen Verhältnissen überhaupt nicht mehr weiter, denn der Schnee ist knallhart gefroren - und immer noch erstaunlich steil und somit auch anstrengend. Bei diesen Verhältnissen könnte man eigentlich sehr gut ganz normale Steigeisen gebrauchen!

Ein paar Mal hoffe ich, daß die nächste Kuppe endlich der Gipfel des Oberen Tatelishornes sein möge - aber es kommt immer wieder eine weitere Fortsetzung. Plötzlich ändert der bisher hartgefrorene Schnee seine Konsistenz: er wird weich, unvermutet breche ich bis zur Hüfte ein und muß mich wieder herauswühlen. Aber dann habe ich es doch geschafft: um 11 Uhr habe ich das Obere Tatelishorn (2962 m) erreicht, nur 2 m niedriger als der höchste Berg Deutschlands. Inzwischen haben sich die Wolken der frühen Morgenstunden weitgehend aufgelöst, ein grandioser Bergtag mit fulminantem Panorama belohnt die Mühen des unerwartet anstrengenden Aufstieg. Dominierend steht natürlich der mächtige Altels zum Greifen nah vor mir - sein Nordgrat strebt ja unmittelbar gegenüber in den Himmel. Grausige Schuttabsätze führen äußerst ausgesetzt zu seinem Beginn hinunter - kein Wunder, daß er nur sehr selten begangen wird!

Im übrigen mögen meine Fotos von der eindrucksvollen Kulisse künden - das Doldenhorn, das Hockenhorn, das Rinderhorn, über den Rindersattel guckt grad der Mont Blanc herüber ..... phantastisch!

Nach einer halben Stunde gehts dann wieder hinunter, auf dem gleichen Weg am Sagiwald entlang und über die Spittelmatte bis zum Abzweig des Steilabstieges ins Gasterental am Stierenbergli (1830 m). Auch dieses Highlight nehmen wir noch mit: oben durch Nadelwald, dann vorbei an lauschigen Wassertümpeln und schließlich durch ein Felsloch zu steileren, an wenigen Stellen drahtseilversicherten Absätzen. Hier am Gurnigel stehen wir unmittelbar über der Schlucht, die der Schwarzbach auf seinem Weg hinunter ins Gasterental tief eingeschnitten hat. Am Berghotel Waldhaus (1358 m) kehren wir zuletzt noch auf eine Halbe ein, bevor wir durch die Chlues hinunterwandern zum Ausgangspunkt unserer Bergtour in Eggenschwand.


Bewertung:
- bis zum Unteren Tatelishorn leicht - hier meine ich, wäre mal eine T1 (höchstens T2) gerechtfertigt.
- Ganz anders der heutige Charakter des leicht vereisten, teils fast schon etwas heiklen Steilschutthanges hinauf zum Oberen Tatelishorn: hier muß ich eine T5- eintragen - ABER NUR WEGEN DER HEUTIGEN SEHR UNGÜNSTIGEN VERHÄLTNISSE, sonst sicher WESENTLICH harmloser!

Tourengänger: gero


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Geodaten
 6119.gpx Von Eggenschwand auf die Tatelishörner

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Kommentare (3)


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bidi35 hat gesagt: schöner Steiss...
Gesendet am 31. Mai 2011 um 19:23
...in fast nachbarlichem Gebiet mit Fotosujets, die sich längst in meinem Kopf festgesetzt haben.

GRATULIERE

LG Heinz


gero hat gesagt: RE: schöner Steiss...
Gesendet am 31. Mai 2011 um 21:25
Servus Heinz,

danke für die Gratulation - nun hab ichs also doch gepackt, das Obere Tatelis, bei spätwinterlichen Verhältnissen.
Dabei spukten mir dauernd Deine Worte von neulich im Kopf rum - Du entsinnst Dich: "das OT wird im Winter nur sehr selten bestiegen". Jetzt weiß ich, warum - und habe vollstes Verständnis dafür!

Gruß vom immer noch strohtrockenen Mittelfranken an den Thuner See, Deine wunderbare Heimat mit all den tollen Berglein!

LG Georg

Felix hat gesagt: da hat es sich also doch gelohnt!
Gesendet am 31. Mai 2011 um 19:33
Schön schaut's aus - da wär ich gern mitgekommen ...

lg Felix


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