Der Mauerläufer der Cima di Sassello, 1899m (TI)
|
||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
IN MEMORIAM DER POLNISCHEN INTERNIERTEN UND ERBAUERN DER MAUER 1945 - 1949
Der Befehl: „Erstellung einer massiven Trockensteinmauer mit fester Abdeckung auf dem Grenzkamm von der Forcarella Pt. 1642 zur Forcola Pt. 1709, Minimale Höhe 170cm, Minimale Breite 80cm, unter Einbezug der Felsen“…“Begehbar“… „Die Eidgenossenschaft, resp. die Internierungsbehörde der Armee sind für Sprengmaterial, Werkzeuge und Transportseile, sowie für die Bewachung, Unterbringung und Verpflegung der polnischen Internierten verantwortlich“
Begründung: Schutz vor übergreifenden Waldbränden und als Schutz-Zaun gegen Geissen. (Absoluter Unsinn)
Wer wollte die Mauer: Die Ortsgemeinden, welche das Weiderecht und Holzrecht vergaben? Oder gaben sie auf Druck des Kantons oder Bundes nach?
Die Ausführung: Begonnen auf der Forcarella Pt. 1642 und gebaut bis auf die Cima di Sassello, 1899m. Unvollendet und dennoch ein schier unglaubliches Denkmal. 1945 bis 1949.
Denkwürdig: Arbeitsbeschaffung? Bewegungstherapie gegen Heimwehkoller? Ablenkung durch Bündelung der Energie? Dankbarkeit den „Gastgebern“?
Motivation: Gehorsam. Kost und Logie. Sicherheit vor den Nazis. Hoffnung auf heile Heimkehr.
Helmut Kohl übergab den Polen einen Stein der Berlinermauer zur Versöhnung und bedankt sich für den aktiven Beitrag an die Wiedervereinigung Deutschlands.
Und die Schweiz?
Die Polenmauer zur Cima di Sassello wartet auf eine Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der Schweizergeschichte. Schon 70 Jahre.
Euer Mauerläufer
(Gedanken eines Schweizers mit 800 Diensttagen während dem faszinierenden Aufstieg über die Polenmauer.)
Ewuska hat folgende wichtige Hintergrundinformationen unter Kommentare (testo italiano vede sotto) mitgeteilt, welche ich grob übersetzt wiedergebe:
„Danke Andreas für diesen Bericht! Du hast ein sehr interessantes Thema angeschnitten.
Zwischen dem 19. Und 20. Juni 1940 haben etwa 50‘000 Soldaten aus ganz Europa die Schweizergrenze bei der Flucht vor den Deutschen Truppen überschritten, ohne eine andere Wahl gehabt zu haben. Unter den Flüchtlingen waren 13‘000 Polen, davon etwa 500 Offiziere. Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat ihnen die Möglichkeit gegeben, Kurse, Schulen und Universität zu besuchen. Daraus gingen 111 Diplome der Technischen Hochschule, 53 Maturanden und 10 Doktoranden der Wissenschaft hervor.
Ursprünglich galt ein Arbeitsverbot für die Internierten. Doch der „Plan Wahlen“ hat angeordnet, sie in Arbeiten verschiedener Sektoren einzusetzen. Die Polen haben beigetragen bei 450km Strassenbau – darunter der Sustenpass – beim Bau oder Renovation von 63 Brücken, bei der Urbarmachung von 1000 ha Land, Roden von 1300 ha Wald und haben in Minen und der Landwirtschaft gearbeitet.
1945 kam eine zweite Welle von Flüchtlingen, doch ihr Los hat total gewechselt: Sie arbeiteten 14 Stunde pro Tag, wurden ausgenützt und unterzahlt….
Allerbeste Grüsse
Ewa“
Die Tour wurde bereits verschiedene Male beschrieben (z.B.:
ivo66 und
PStraub zwei Tage zuvor ). Die etwa 1 km lange Mauer kann zu 70% normal begangen werden. Ausgeprägte Umgehungen links und rechts bei kniffligen Stellen. (T4-)
Nachtrag vom 4. Oktober 2017: ES WAREN NICHT DIE POLNISCHEN INTERNIERTEN
David Coulin hat in einem interessanten Artikel im "Die Alpen" des SAC die fundierte Erkenntnis geäussert, dass diese Polenmauer nicht von den Internierten Polen des II. Weltkrieges erstellt wurde. Aufmerksam wurde er, als er die eingemeisselte 1948 entdeckte. Die polnischen Internierten wurden jedoch bei Kriegsende 1945 entlassen. Dazu hat das Forstamt in Gorduno einen Abrechnungsrodel von 1950. Daraus geht hervor, dass Einheimische am Mauerbau arbeiteten.
Inwieweit Polnische Internierte eine bereits bestehende Mauer flickten oder auch nach 1945 daran arbeiteten, ist offen. Ein Arbeitslager befand sich in Gorduno. Sicher ist, dass Einheimische traditionsgemäss noch heute die "Polenmauer" unterhalten und ausforsten.
Der Befehl: „Erstellung einer massiven Trockensteinmauer mit fester Abdeckung auf dem Grenzkamm von der Forcarella Pt. 1642 zur Forcola Pt. 1709, Minimale Höhe 170cm, Minimale Breite 80cm, unter Einbezug der Felsen“…“Begehbar“… „Die Eidgenossenschaft, resp. die Internierungsbehörde der Armee sind für Sprengmaterial, Werkzeuge und Transportseile, sowie für die Bewachung, Unterbringung und Verpflegung der polnischen Internierten verantwortlich“
Begründung: Schutz vor übergreifenden Waldbränden und als Schutz-Zaun gegen Geissen. (Absoluter Unsinn)
Wer wollte die Mauer: Die Ortsgemeinden, welche das Weiderecht und Holzrecht vergaben? Oder gaben sie auf Druck des Kantons oder Bundes nach?
Die Ausführung: Begonnen auf der Forcarella Pt. 1642 und gebaut bis auf die Cima di Sassello, 1899m. Unvollendet und dennoch ein schier unglaubliches Denkmal. 1945 bis 1949.
Denkwürdig: Arbeitsbeschaffung? Bewegungstherapie gegen Heimwehkoller? Ablenkung durch Bündelung der Energie? Dankbarkeit den „Gastgebern“?
Motivation: Gehorsam. Kost und Logie. Sicherheit vor den Nazis. Hoffnung auf heile Heimkehr.
Helmut Kohl übergab den Polen einen Stein der Berlinermauer zur Versöhnung und bedankt sich für den aktiven Beitrag an die Wiedervereinigung Deutschlands.
Und die Schweiz?
Die Polenmauer zur Cima di Sassello wartet auf eine Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der Schweizergeschichte. Schon 70 Jahre.
Euer Mauerläufer
(Gedanken eines Schweizers mit 800 Diensttagen während dem faszinierenden Aufstieg über die Polenmauer.)

„Danke Andreas für diesen Bericht! Du hast ein sehr interessantes Thema angeschnitten.
Zwischen dem 19. Und 20. Juni 1940 haben etwa 50‘000 Soldaten aus ganz Europa die Schweizergrenze bei der Flucht vor den Deutschen Truppen überschritten, ohne eine andere Wahl gehabt zu haben. Unter den Flüchtlingen waren 13‘000 Polen, davon etwa 500 Offiziere. Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat ihnen die Möglichkeit gegeben, Kurse, Schulen und Universität zu besuchen. Daraus gingen 111 Diplome der Technischen Hochschule, 53 Maturanden und 10 Doktoranden der Wissenschaft hervor.
Ursprünglich galt ein Arbeitsverbot für die Internierten. Doch der „Plan Wahlen“ hat angeordnet, sie in Arbeiten verschiedener Sektoren einzusetzen. Die Polen haben beigetragen bei 450km Strassenbau – darunter der Sustenpass – beim Bau oder Renovation von 63 Brücken, bei der Urbarmachung von 1000 ha Land, Roden von 1300 ha Wald und haben in Minen und der Landwirtschaft gearbeitet.
1945 kam eine zweite Welle von Flüchtlingen, doch ihr Los hat total gewechselt: Sie arbeiteten 14 Stunde pro Tag, wurden ausgenützt und unterzahlt….
Allerbeste Grüsse
Ewa“
Die Tour wurde bereits verschiedene Male beschrieben (z.B.:


Nachtrag vom 4. Oktober 2017: ES WAREN NICHT DIE POLNISCHEN INTERNIERTEN
David Coulin hat in einem interessanten Artikel im "Die Alpen" des SAC die fundierte Erkenntnis geäussert, dass diese Polenmauer nicht von den Internierten Polen des II. Weltkrieges erstellt wurde. Aufmerksam wurde er, als er die eingemeisselte 1948 entdeckte. Die polnischen Internierten wurden jedoch bei Kriegsende 1945 entlassen. Dazu hat das Forstamt in Gorduno einen Abrechnungsrodel von 1950. Daraus geht hervor, dass Einheimische am Mauerbau arbeiteten.
Inwieweit Polnische Internierte eine bereits bestehende Mauer flickten oder auch nach 1945 daran arbeiteten, ist offen. Ein Arbeitslager befand sich in Gorduno. Sicher ist, dass Einheimische traditionsgemäss noch heute die "Polenmauer" unterhalten und ausforsten.
Tourengänger:
Seeger

Communities: Ticino Selvaggio
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (25)