Einsam durchs Chalttäli
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Die einsame Tour durch die steile und unwegsame Nordwand des Glärnischmassivs ist definitiv ein Leckerbissen und gehört sicherlich zu den eindrücklichsten Anstiegen der Glarner Alpen.
Nachdem am 30.4. der erste Gipfelbuch-Eintrag zum Chalttäli dieses Jahres erfolgt, wollte ich die Sache im Auge behalten. Vor zwei Tagen bin ich deshalb mit dem Feldstecher auf den Wiggis gestiegen, und habe mir die Verhältnisse und Bedingungen genau angeschaut: Im unteren Teil kaum mehr Schnee und ab Chnoren recht viel Schnee sowie eine gut sichtbare Spur, sah also sehr gut aus. Nachdem ich das Chalttäli bereits vor zwei Jahren mit einer Kollegin durchstiegen hatte, wollte ich es dieses Mal aber alleine angehen.
Zuversichtlich stellte ich am Montagabend den Wecker auf 02:00. Als es dann klingelte war ich mir meines Vorhabens überhaupt nicht mehr sicher und entschied mich, es nicht durchzuführen, sondern weiter zu schlafen. Den ganzen Dienstag war bestes Wetter und ich nervte mich immer wie mehr, dass ich nicht gegangen war. So beschloss ich, es einfach am Mittwoch nochmals anzugehen.
So erwachte ich am Mittwoch kurz vor 02:00 voller Zuversicht und Überzeugung. Ich wusste, dass mich die Tour sehr fordern würde, war mir aber eigentlich auch klar, dass ich den Schwierigkeiten gewachsen bin.
Nach einem ausgiebigen Zmorgä verliess ich kurz nach 02:30 mit dem Velo mein Elternhaus in Ennenda.
Während der Fahrt ins Klöntal teilten mir meine Oberschenkel immer wieder mit, dass das Hinunterrennen vom Wiggis wohl doch nicht unbedingt sehr intelligent gewesen war. Ich liess mir viel Zeit und war bewusst gemächlich unterwegs, so dass ich erst nach einer Stunde beim Damm angelangt war und dort das Velo abschliessen konnte.
Zu Fuss ging es nun via Wanderweg auf die Schwammhöhe und dort weiter via Vorder Schlattalpi zu den grossen Lawinenkegeln am Fuss der Wand, welche den Einstieg darstellen.
Der Weg hinauf zum Chnoren kam mir wieder bekannt vor und ich konnte zügig hochsteigen. Wichtig hier ist, dass man eigentlich nirgends klettern muss, allenfalls etwas kraxeln, sonst ist man falsch. Zuoberst wich ich in ein firngefülltes Couloir aus. Darin konnte ich gut hochsteigen, aber stellte sich mir plötzlich eine kurze, aber sehr steile Stufe aus blankem Eis in den Weg. Puuaahh, kühlen Kopf bewahren, ein paar Stufen schlagen und dann schön sauber ankern und vorsichtig hoch steigen, links etwas im Fels verspreizen. Als dieses Hinterniss hinter mir lag, war ich sehr erleichtert.
Vom Chnoren ging es mehrheitlich älteren Spuren entlang weiter. Der Schnee war hier aber nach wie vor nur sehr mangelhaft verfestigt, so dass ich immer wieder mal bis zum Bauch stecken blieb. Die Steilheit der Schneefelder war beachtlich und forderte mir psychisch nochmals viel ab. Die Hauptschwierigkeit der Tour war die Überwindung der letzten Felsstufe. Ich konnte hier an einem etwa 3m hohen, aber nur 30-40cm breiten Eisbändchen hochklettern. Wieder war vorsichtiges Stufenschlagen und sauberes und hochkonzentriertes Ankern angesagt, nur mit einem Eisgerät musste den Füssen ganz besonders Rechnung getragen werden.
Als ich das Grosse Band erreicht hatte, war ich sehr beruhigt, denn die Hauptschwierigkeiten lagen nun hinter mir. Nun war auch der Schnee viel besser, ich konnte den mehrheitlich gut gefrorenen Spuren zu den Ausstiegsrinnen folgen. In dieser Passage verfolgen einem überall Spuren von Steinschlag, zügiges Vorwärtsgehen ist dringend empfohlen.
Mit dem beginnenden Aufstieg zur die Rinnen in Richtung Schwandergrat merkte ich auch langsam meine Beine. Man konnte jetzt über hart gefrorenen Firn gut hochsteigen, die Waden teilten mir mit, dass nicht viel mehr als dir Frontzacken im Schnee gesetzt wurden.
6.5 Stunden nach dem Aufbruch in Ennenda stand ich endlich auf dem Schwandergrat. Jetzt noch schnell aufs Vreneli und dann die 2000 hm hinab zum Klöntalersee. Glücklicherweise war der Glärnischfirn gut durchgefroren, so dass ich nach einer Stunde bereits bei der Glärnischhütte bin.
Da momentan noch keine Postautos unterwegs sind, nimmt mich ein freundliches Paar von Vorauen zum Rhodannenberg mit, wo mein Velo steht. Der Fahrer, ein älterer Herr, erzählt von seinen früheren Besteigungen des Chalttäli und dass damals das Grosse Band und die Ausstiegsrinnen offenbar praktisch ganzjährig mit Firn bedeckt gewesen waren. Unvorstellbar, heute ist spätestens Ende Juli kaum mehr ein sinnvolles Durchkommen möglich.
Fazit: Für mich war es die erste, richtige Solo-Tour. Sie hat mich durchwegs gefordert aber zum Glück nicht überfordert. Praktisch nirgends könnte man sichern und ein Sturz wäre fast immer fatal. Auch ein Rückzug ist nur mit grossen Anstrengungen möglich und in diesem Gelände gefährlich. Aber die Psyche spielte heute perfekt mit, ich war mir stets meiner Handlungen sicher. Eine neue und spannende Erfahrung!
Nachdem am 30.4. der erste Gipfelbuch-Eintrag zum Chalttäli dieses Jahres erfolgt, wollte ich die Sache im Auge behalten. Vor zwei Tagen bin ich deshalb mit dem Feldstecher auf den Wiggis gestiegen, und habe mir die Verhältnisse und Bedingungen genau angeschaut: Im unteren Teil kaum mehr Schnee und ab Chnoren recht viel Schnee sowie eine gut sichtbare Spur, sah also sehr gut aus. Nachdem ich das Chalttäli bereits vor zwei Jahren mit einer Kollegin durchstiegen hatte, wollte ich es dieses Mal aber alleine angehen.
Zuversichtlich stellte ich am Montagabend den Wecker auf 02:00. Als es dann klingelte war ich mir meines Vorhabens überhaupt nicht mehr sicher und entschied mich, es nicht durchzuführen, sondern weiter zu schlafen. Den ganzen Dienstag war bestes Wetter und ich nervte mich immer wie mehr, dass ich nicht gegangen war. So beschloss ich, es einfach am Mittwoch nochmals anzugehen.
So erwachte ich am Mittwoch kurz vor 02:00 voller Zuversicht und Überzeugung. Ich wusste, dass mich die Tour sehr fordern würde, war mir aber eigentlich auch klar, dass ich den Schwierigkeiten gewachsen bin.
Nach einem ausgiebigen Zmorgä verliess ich kurz nach 02:30 mit dem Velo mein Elternhaus in Ennenda.
Während der Fahrt ins Klöntal teilten mir meine Oberschenkel immer wieder mit, dass das Hinunterrennen vom Wiggis wohl doch nicht unbedingt sehr intelligent gewesen war. Ich liess mir viel Zeit und war bewusst gemächlich unterwegs, so dass ich erst nach einer Stunde beim Damm angelangt war und dort das Velo abschliessen konnte.
Zu Fuss ging es nun via Wanderweg auf die Schwammhöhe und dort weiter via Vorder Schlattalpi zu den grossen Lawinenkegeln am Fuss der Wand, welche den Einstieg darstellen.
Der Weg hinauf zum Chnoren kam mir wieder bekannt vor und ich konnte zügig hochsteigen. Wichtig hier ist, dass man eigentlich nirgends klettern muss, allenfalls etwas kraxeln, sonst ist man falsch. Zuoberst wich ich in ein firngefülltes Couloir aus. Darin konnte ich gut hochsteigen, aber stellte sich mir plötzlich eine kurze, aber sehr steile Stufe aus blankem Eis in den Weg. Puuaahh, kühlen Kopf bewahren, ein paar Stufen schlagen und dann schön sauber ankern und vorsichtig hoch steigen, links etwas im Fels verspreizen. Als dieses Hinterniss hinter mir lag, war ich sehr erleichtert.
Vom Chnoren ging es mehrheitlich älteren Spuren entlang weiter. Der Schnee war hier aber nach wie vor nur sehr mangelhaft verfestigt, so dass ich immer wieder mal bis zum Bauch stecken blieb. Die Steilheit der Schneefelder war beachtlich und forderte mir psychisch nochmals viel ab. Die Hauptschwierigkeit der Tour war die Überwindung der letzten Felsstufe. Ich konnte hier an einem etwa 3m hohen, aber nur 30-40cm breiten Eisbändchen hochklettern. Wieder war vorsichtiges Stufenschlagen und sauberes und hochkonzentriertes Ankern angesagt, nur mit einem Eisgerät musste den Füssen ganz besonders Rechnung getragen werden.
Als ich das Grosse Band erreicht hatte, war ich sehr beruhigt, denn die Hauptschwierigkeiten lagen nun hinter mir. Nun war auch der Schnee viel besser, ich konnte den mehrheitlich gut gefrorenen Spuren zu den Ausstiegsrinnen folgen. In dieser Passage verfolgen einem überall Spuren von Steinschlag, zügiges Vorwärtsgehen ist dringend empfohlen.
Mit dem beginnenden Aufstieg zur die Rinnen in Richtung Schwandergrat merkte ich auch langsam meine Beine. Man konnte jetzt über hart gefrorenen Firn gut hochsteigen, die Waden teilten mir mit, dass nicht viel mehr als dir Frontzacken im Schnee gesetzt wurden.
6.5 Stunden nach dem Aufbruch in Ennenda stand ich endlich auf dem Schwandergrat. Jetzt noch schnell aufs Vreneli und dann die 2000 hm hinab zum Klöntalersee. Glücklicherweise war der Glärnischfirn gut durchgefroren, so dass ich nach einer Stunde bereits bei der Glärnischhütte bin.
Da momentan noch keine Postautos unterwegs sind, nimmt mich ein freundliches Paar von Vorauen zum Rhodannenberg mit, wo mein Velo steht. Der Fahrer, ein älterer Herr, erzählt von seinen früheren Besteigungen des Chalttäli und dass damals das Grosse Band und die Ausstiegsrinnen offenbar praktisch ganzjährig mit Firn bedeckt gewesen waren. Unvorstellbar, heute ist spätestens Ende Juli kaum mehr ein sinnvolles Durchkommen möglich.
Fazit: Für mich war es die erste, richtige Solo-Tour. Sie hat mich durchwegs gefordert aber zum Glück nicht überfordert. Praktisch nirgends könnte man sichern und ein Sturz wäre fast immer fatal. Auch ein Rückzug ist nur mit grossen Anstrengungen möglich und in diesem Gelände gefährlich. Aber die Psyche spielte heute perfekt mit, ich war mir stets meiner Handlungen sicher. Eine neue und spannende Erfahrung!
Tourengänger:
whannes

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