Galgen und Bissen / 3. Tag


Publiziert von Henrik , 11. Mai 2011 um 21:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 8 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2:30
Abstieg: 200 m
Strecke:Ernen – Mühlebach – Galgen – Fiesch – (Basel)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Ernen B&B
Kartennummer:map wanderland

 .... die Schlieren von gestern verdichteten sich zu Wolkenfeldern und es kühlte etwas ab. Das Frühstück war noch etwas reicher, inkl. Züpfe. Da keine Lust bestand im Lemmingenzug nach Hause zu kommen, setzten wir den Abschluss dieses WE auf den mittleren Sonntagnachmittag – das führte aber nicht dazu, dass wir eher aufbrachen. Manchmal trennt man sich ja auch nicht so gerne von etwas, das man schätzt: diese Adresse kann ich hier durchaus empfehlen. Als wir vor die Türe traten, war es noch etwas zu frisch, sich der Fleece-Jacken zu entledigen. Wir spazierten über den weitläufigen Dorfplatz, gerade fuhr das Poschti heran – nur zwei Wanderer entstiegen ihm!
 
 .... die folgenden Stunden brachten eine Fülle von Erlebnissen, Minuten des Schweigens und der Ehrfurcht über die immense Pracht der Natur und aber auch Nachdenkliches, über das Unterfangen zu Scheitern, vielleicht auch der Konsequenz, nicht das erreicht zu haben und wieder der Natur zurückzugeben (zu müssen). Wir spazierten auf dem obern Weg nach Mühlebach. Die hier an einigen Stellen klotzigen Holzbänke sind Teil der „Hörbänke“, die vom Welcome Center Ernen betrieben werden – man muss ein Handy dabei haben! Mühlebach liess allein schon namentlich nicht vermuten, dass wir auf „Grosses“ stossen würden. Die kleine Siedlung mit der mittig auf einem Hügel erbauten Dorfkirche sowie den wirklich alten Holzgebäuden vermittelte etwas Charismatisches, Beruhigendes.  Südseitig steigt das Gelände auf die Ärnergale und zum Berghaus Chäserstatt – die Seilbahn ist aber Opfer einer Spekulation geworden, sodass Besucher zu Fuss in die Höhe steigen müssen, wer dort übernachten will. Der Milibach speist die Trusera, die Teil des Landschaftsparkes Binntal ist.  Es konnte nicht ausbleiben, dass ich einen Einheimischen nach einer Trinkgelegenheit befragte und er uns das Kellerie Inn empfahl – schon um halb elf tranken wir also dann einen Johannisberger. 

 
.... hernach begaben wir uns auf den Rückweg – am Ortsausgang von Mühlebach steht auch eine Bisse auf Stelzen, sowie sie laponia41 in seinem letzten Bericht beschrieben hat. Wir schlagen den WW rechts ein, der zum Galgen führt: Hochgerichtsstätte des Zenden Goms. Einziger Galgen der Schweiz mit drei erhaltenen Originalsäulen. Die wenigen Meter hinab nach Ernen eröffnen wieder weite Sichten in das Rhonetal – nach Osten und Westen.  Nachdem wir zwar hier zwei Tage geruht haben, erkunden wir jetzt noch das Dorf Ernen und seine grosse Kirche. Gelangen später auf einem Wirtschaftsweg, der auch als WW dient. Alte Obstbäume, kleinste Parzellen zeigen, wie hier noch nach alten Mustern Landwirtschaft betrieben wird. Auf der Höhe von Niederernen folgt der WW scharf nach rechts und quert die Rotten, wo z. Z. am Kraftwerk neue Gebäude entstehen.  Kurz darauf  befinden wir uns auf der Kantonsstrasse des Goms und sozusagen zurück, wo Massen „geleitet“ werden müssen – sei es durch die Bahn, Busse und Seilbahnen, wie auch durch PP, die noch eher schwach belegt sind.  Fiesch ist ein grosser Knotenpunkt im Goms. 


 .... nochmals suchen wir ein Lokal, um den kleinen Hunger vor der halblangen Reise zu stillen. Im Hotel des Alpes, strassenseitig, aber erstaunlich ruhig, finden wir einen Platz und bitten bei der Bestellung um die Zeitvorgabe: um 14 Uhr fährt die Bahn nach Brig. Im Regionalzug Gäste aus halb Europa: es wird Italienisch gesprochen, weiter vorne klingt es wie eine asiatische Sprache, Englisch – for sure, Französisch wie auch Deutsch  und schliesslich wir aus Basilea. In Visp steigen wir um und schwupps sind wir via Bern in Basel am mym Rhy. Überschaubar das übliche Gewimmel auf der Passarelle und aber der Geräuschepegel doch störend...
 
 .... s Wallis liegt näher als das Tessin – so werde ich wahrscheinlich in nächster Zeit eher dort umherstreifen! 




Tourengänger: Henrik
Communities: Suonen / Bisses


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Kommentare (2)


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cicindela hat gesagt: Ernergalgen
Gesendet am 11. Mai 2011 um 22:23
Im Buch "Das Goms und die Gomser", Beilage zum Jahrbuch SAC 1903, schreibt F.G.Stebler über den Erner-Galgen:
"Der Galgen zu Ernen ist eines der besterhaltenen rechtshistorischen Baudenkmäler dieser Art. Aber schon nagt der Zahn der Zeit an dem Fundament, und wenn nichts zur Ausbesserung geschieht, so werden die Säulen über kurz oder lang umfallen. Es ist deshalb höchste Zeit, daß die Freunde der Erhaltung von alten Bauwerken sich zusammentun und der Nachwelt ein Monument konservieren, das von der alten Justiz beredtes Zeugnis ablegt."
Das ist offenbar gelungen, denn heute 108 Jahre später stehen die Säule noch!

Henrik hat gesagt: RE:Ernergalgen
Gesendet am 11. Mai 2011 um 23:18
Danke für deine ausführlichen Ergänzungen - ich staune immer wieder wer so in der Community von hikr "zu Hause" ist ...weltweit!

LG

silbervogel


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