Putzhaus üf en Egge / Region Ernen 2. Tag


Publiziert von Henrik , 11. Mai 2011 um 13:19.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 7 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Strecke:Ernen - Alpe Frid - (Rappenthal)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Ernen B&B
Kartennummer:map wanderland

 .... über das Rappenthal liegen erstaunlicherweise wenige Daten vor. Hintergrund meines Unterfangens Binntal war primär damit verbunden, das Rappetal zu besuchen. Am frühmorgendlichen, reich gedeckten Tisch bei Pia und Ruedi (mit selbstgemachtem Brot und Bio- wie Demeter-Produkten) kam auch dieses Vorhaben ins Gespräch – die beiden rieten davon ab, weil zu viel Schnee noch in den Rüfen liegen würde...Das Eggerhorn war gar nicht mein Ziel. Um halb zehn, ein eher frischer Morgen, mit ein paar Schlieren am Himmel, zogen wir los: Gleich hinter der Schule führt der erste Anstieg durch feuchtes Gras zur Strasse, die die Alpe Frid mit dem Tal verbindet – durchwegs asphaltiert. Wir verblieben auf ihr bis zum Pt. 1405 (eine deutliche Linkskurve mit Holzplatz). Noch ruhte die FinePix im Rucksack, doch auf Claudia’s Bitten hin zog ich sie hervor und die erste Einstellung galt dem Marienbild aus Holz, die Claudia entzückte – s’Apparätli blieb nun den ganzen Tag in meiner Hand.
 
 .... wir wechselten den Untergrund: in Serpentinen folgten wir dem Pfad hinan „Uff en Egga“ – die Flora bestand aus Nadelgehölzen und Lärchen, knorrig und mit vielen Blütenständen. Manchmal erinnerte mich dieser Weg ans Tessin – steil, steinig-rockig, etwas staubig und immer wieder Fenster mit Tief- und Weitblicken. Keine Kippen und Plastikrückstände entlang des WWs – alles wirkte so sauber. Spinnweben und Ameisenhaufen fielen uns am Wegesrand auf. Vogelgezwitscher auch und das Blöcken von Schafen drang an unser Ohr. Es wirkte paradiesisch-idyllisch und wir waren auch heute ohne jedwelchen Gegenverkehr unterwegs – Off-Season. 

 ....  Uff en Egga ist mit dem Auto erreichbar – die Zufahrten zu den vers. Holzbauten sind befestigt. Einige der Chalets scheinen z. Z. einen Umbau zu erhalten, neues, helles Holz wird verbaut.  Es finden sich auch Infotafeln, die über den Wasserhaushalt der Region Auskunft geben: eine Bisse hatte einst auch bis  Uff en Egga bestanden – das Putzhaus, wo drei grosse Chänel das Wasser sammelten. Weiter oben dann ein betoniertes ovales Ausgleichsbecken zur Stromerzeugung, dessen aktueller Wasserstand wohl kaum für viel Energie zu reichen scheint. Anders die Sicht nach allen Seiten und für mich als Novize im Wallis unterwegs, kenne keinen einzigen Gipfel oder die Bergzüge (das richten die Kollegen hier auf hikr)! Nochmals knapp 200 HM steigen, die Claudia jetzt in die Beine gingen, meint sie beim Rastplatz mit dem Gipfelkreuz bei der Alpe Frid. Wir setzen uns auf den gewärmten flachen Boden aufs Dach des Wasserreservoirs und verbleiben eine gute Stunde dort. Die Kraft der Sonne wie die aus unseren mitgebrachten Brötli und Speck füllen die Lebens- und Freude-„Batterien“ ...lebensphilosophische Betrachtungen über das manchmal eher als ungünstig erlebte Verhältnis von Arbeit und Erholung lassen solche Augenblicke wie eine Pause in solcher Umgebung wie eine Zäsur am Mittelbaren und Unvollständigen erleben, sei es dass man so arbeitet wie ich das mit 60 % tue oder wie Claudia mit manchmal 120 %....jedenfalls geniessen wir vollen Sinnes diesen Augenblick, der in der Tat einer ist! 


 .... später spazieren wir auf dem WW Richtung Rappenthal – die üppige Flora, die jetzt schon mit Enzianen trumpft und mit Veilchen in sattem Couleur bezaubern. Wir vermuten, die sind eindeutig zu früh.  Wir stehen kurze Zeit danach am Übergang ins Rappental. Dichtes Geäst, weicher Waldboden und ein ganz offenkundig noch nicht begangener Weg machen deutlich, hier hat sich der Schnee erst vor ein paar Tagen zurückgezogen.  Ich gebe zu Bedenken, dass weiter vorne wir wahrscheinlich auf Rüfen treffen, die mindestens  für mich nicht überwindbar scheinen – einbrechen möchte ich da nicht. Der Schnee reicht auch sonst in diesem eher schattig wirkenden Tal noch weit herab (Schweifegrat). Wir kehren um....
 
 .... wir nehmen den Weg zurück zur Alpe Frid, unterhalten uns gerade über die anstehenden Arbeiten die zu bestossenen Alpen gehören, als ein Geländewagen heranfährt:  wir erfahren etwas von den Tätigkeiten, die jetzt dort oben in Angriff genommen werden müssen, dass es viel zu trocken ist im Wallis (O-Ton: alles ist verbrannt) und dass die Flora viel zu zeitig ist – die Blumenteppiche, denen wir hier begegneten, dürften erst im Juni oder Juli blühen....
 
 .... wir nehmen das offene Gelände für den Abstieg zur Uff en Egga,  folgen der bewilligungspflichtigen Strasse bis zur Stelle, die den Kapellenweg kreuzt, steigen ab in diesen zweiten Teil, unmittelbar bei der Kapelle, die uns eine kurze Rast einräumt. In Serpentinen und lichtem Nadelwald führt diese Etappe in einer Stunde zurück nach Ernen. Die Luft flirrt hochsommerlich, als wir den Dorfplatz erreichen und auch beschliessen abends im „Alpenblick“  zu speisen, wo wir am Vorabend schon mal einen Tisch reserviert haben – das Ambiente wie auch die Reichhaltigkeit überzeugten uns bei weitem. Der im Glas zu einem Konzert gereifte Salconio  (Pinot noir, Syrah, Diolinoir)  erinnerte uns stark an den Tourmentin von 1998! Claudia entschied sich für das "Black & White" (Swiss Prim-Rindshuftfilet mit Marsala- und Béarnaisesauce) mit buntem Gemüse und Pommes frites und mir wurden Lammkoteletten an Honig-Orangensauce mit Gemüse gereicht. Die blaue Stunde, das Zwielicht des zu Ende gehenden Tages, sorgte für Mystik und Entrücktheit – erinnert an Geschichten, die uns in die Nacht führen und manchmal ganz klein werden lassen – ob der Grösse dessen was über uns in die Tiefe des Universums führt ...ohne erkennbare Grenzen.
 
 .... manchmal ist uns dann kalt ... oder kurzfristig warm wie durch den Grappa oder das Espresso zum Schluss des Tages. 




Link mit bes. vielen Infos:

http://www.gps-tracks.com/gps-wanderung-wallis-smaragdweg-wallis-piemont-etappe-4-B01372.html 

Tourengänger: Henrik
Communities: Touren und Tafeln


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