Wir sind mit Jumbo und Peter unterwegs - herzlichsten Dank euch dreien für die tolle Unterstützung!
Das Studium der vorhandenen hikr-Berichte stimmte mich sehr, sehr skeptisch: ein langer Grat, Einiges im 3. Grad - und v.a. Le Rasoir, das Klettern der Felsschneide lang, und dazu noch luftig. Kann das gutgehen, fragte ich mich ...
Nun, in Le Noirmont waren wir erstaunlich schnell, parkierten direkt beim Bahnhof (vis-à-vis von Georges Wengers Gourmet-Tempel), durchliefen das Dorf und folgten teilweise dem Wanderweg; nach P. 1075 die Höhe einhaltend (nicht links nach Pré Derrière hinunter). Nach dieser Abzweigung den zweiten Fahrweg abwärts benutzend, zum Weg Richtung P. 815; kurz vor diesem zweigt eine deutliche Spur ab, welche hochführt zum Einstieg in die markante Passage östlich des Gipfelpunktes 930. Hier oben angekommen, beginnt das Anseilen - das "Abenteuer": zum Einstieg wartet eine doch recht steile und hohe Felswand;
Ursula steigt wieselflink vor, ich darf, von ihr gesichert, folgen - und schaffe den ersten Felsturm.
Ein erstes Glücksgefühl - doch die weiteren eher angsteinflössenden (nur für mich: denn meine kundigen Führer sind erfahrene Kletterer) Momente folgen alsbald. Mal geht es luftig (im Gegensatz zur Einstiegswand) über Felskanzeln, mal schwieriger abwärts, mal einen Turm auf rutschigen Erd-, Waldgelände umsteigend, weiter. Dazwischen folgen angenehmere Wegpassagen auf dem fantastischen Grat; da bleibt dann eher mal Zeit, um die umliegende Juragegend zu betrachten, den weit unten fliessenden Doubs zu bewundern - oder mich zu fragen, was wohl noch alles kommt ... Vor einem weiteren Turm richten wir die erste Abseilstelle ein - nach knapp vierzig Jahren benötigt es ein klein wenig Mut; doch die Stelle ist winzig kurz - ich übe hier für eine weitere, längere ...
Es zieht sich hin, das ständige Auf und Ab auf der Arête des Sommêtres - und stets ist mir im Bewusstsein, dass die (mental) schwierigste Stelle, das Rasoir, erst am Schluss folgt; doch mit fortschreitender Gratbegehung gewinnt der Genuss etwas an Stellenwert. Auch die längere Abseilstelle wird problemlos gemeistert - doch nun wartet das Highligt:
Le Rasoir, bei dessen Anblick meinte ich erst, dass ich da nicht rüberkomme - doch mein kompetentes Begleitteam spricht mir Mut zu. Und zusätzlich macht das bereits nahe Gipfelkreuz (resp. was von ihm übriggeblieben ist) Hoffnung. So warten wir, bis Peter über den Grat des Rasoirs ein paar Sicherungen gelegt hat; ich, am Seil von
Ursula, folge nun Jumbo "auf den Fersen" - derart habe ich von hinten die physische Sicherung, von vorne die "mentale" Unterstützung unseres vielfachen Begleiters. Zudem ist der Fels äusserst fest, gutgriffig, und die Füsse finden guten Halt auf der Südseite. So schaffe ich es - erstaunlich gut.
Ein letzter Zwischenabstieg auf dem Felsgrat, und wir stehen vor dem Schlussaufstieg zum Gipfel - dieser sieht bereits von unten, zwar steil, doch meist in einer Rinne verlaufend, wie das verdiente Dessert aus: das ist es! Und wie dann die Glücksgefühle überborden, als ich die Metallstangen zum Gipfelplateau überschreite, die bewundernden Blicke und Fragen der zahlreichen Wanderer sehe resp. beantworte - unglaublich (für meine Verhältnisse)! Ich bin Jumbo, Peter und
Ursula von Herzen dankbar, dass sie mir diese Überschreitung ermöglich haben - ohne sie hätte ich ja nie an eine solche Möglichkeit gedacht.
Nach der ausgiebigen Mittagsrast auf der Kanzel - die Gratbegehung hat doch seine Zeit gedauert - folgen wir dem Wanderweg über Les Combes und Roc Montes an der Klinik vorbei hinunter nach Le Noirmont, wo wir auf der Terrasse des wohl einzig offenen Restaurants (auch hier erscheint der Name Wenger) unseren Erfolg feiern und geniessen.
Wie sagte doch Peter angemessen: "Wir sind im SAC, um einander gegenseitig zu unterstützen". Das ist - in meinen Augen - beste Clubkultur; noch einmal grössten Dank euch Huttwiler Clubfreunden!
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