Wilerhorn (3307m) und Gletscherhorn (3222m)

Ein wunderbarer Berg, das Wilerhorn! Die weiten Gletscherhänge scheinen fürs Skifahren geschaffen, der Einstieg ins urtümliche Jolital (oui, très joli!) überzeugt auch mit gebuckelten Ski. Jedoch ist für ÖV-only Tourengänger etwas Fantasie in der Planung gefragt, da die ideale Abfahrtszeit an einem warmen Frühlingstag deutlich vor Mittag liegt.
Nachdem ich vor zwei Jahren mit 360 und Zaza nicht mittun konnte, musste dies nachgeholt werden. Im Winter 2010/2011 ist die Schneelage in der Gegend etwa so, wie man sie erst mehr als einen Monat später erwarten würde...


Wunderbare Frühlingsskitour mit "neuartiger" Logistik

Die ÖV-Variante "by fair means" mit dem letzten Zug um 1 Uhr Nachts ab Hohtenn Bahnhof, ist doch etwas genussfeindlich... so fahren wir am Vorabend mit Mobility bis zum üblichen Ausgangspunkt, der Haarnadelkurve P. 1640.

Nach einer kurzen Nacht starten wir um vier Uhr in die Dunkelheit hinein; oberhalb der Alp Joli finden wir den Weg fast auf Anhieb, dann auf nicht immer deutlichen Wegspuren westlich des Baches bis in die Ebene der Chienmatt. Dort ist die Schneedecke endlich geschlossen und wir montieren die Skiausrüstung. Flüssig gewinnen wir an Höhe - unfreiwillig ohne Harscheisen - während sich die Walliser Riesen im Rücken rot färben. Das Gelände ist nirgens durchgehend steil, wenige kurze Passagen über der 30° Marke, oben am Joligletscher wirds richtig flach.
Die ersten Sonnenstrahlen und der famose Blick aufs Bietschorn erwarten uns kurz vor dem Gletscherhorn 3222m, der schnapszahlige Aperitiv zum Wilerhorn. Problemlos mit Ski bis fast auf den Gipfel (erst auf den "falschen"rechten, der linke, nördliche Buckel ist höher!), den wir nach gut 4 Stunden ab Auto erreichen.

Kurze Abfahrt und Aufstieg zum Skidepot am Wilerhorn. Der Hang bis in die Lücke unter dem Schlussaufstieg kann bei viel Schnee mit Ski begangen werden, dieses Jahr deutlich zu wenig. Nun steil, zuoberst gegen 50° zu den fast aperen Gipfelfelsen; über diese leicht zum kleinen, schmucken Gipfelkreuz (WS, I). Steigeisen waren obligatorisch, nur seichte Trittspuren der wenigen Vorgänger vorhanden.
Der Gipfel gehört uns alleine, weit und breit niemand zu sehen, unglaublich...! Darum nehmen wir uns viel Zeit, die fantastische Aussicht zu bewundern und im Gipfelbuch "the usual suspects" zu ermitteln, bevor wir uns etwas vor 10 Uhr, nach dem vorsichtigen Abstieg zum Skidepot,  zur Abfahrt bereit machen.
Die obersten Hänge sind noch griffig-hart, nach einer weiteren Pause sind dann die idealen Hänge ein veritabler Sulztraum, sogar in der Schussfahrt über die Ebene trägt uns der Schnee noch gut. Ein kurzer Frühlingsspaziergang bringt uns zurück zum roten Wundermobil, in selbigem runter in den gefühlten Sommer - und das Anfang April...!

Verhältnisse: geschlossene Schneedecke ab Beginn Chiematt, gut gefroren im Aufstieg. Gipfelanstieg Wilerhorn angenehmer mit Steigeisen und Pickel. Abfahrt optimal zwischen 10 und 11, Schnee jedoch gut gesetzt unten, bald schon Altschneeverhältnisse.

Am Rande: Lange hab ich studiert, ob das Wilerhorn nochmals einen gleichartigen Tourenbericht erträgt; die gelungene alternative Logistik, das runde Gesamterlebnis und schliesslich ein kleines Jubiläum - der 250. Gipfel per Ski - liess mich doch in die Tasten greifen.