Wilerhorn - nächtlicher Marsch durchs Jolital


Publiziert von akka , 10. April 2010 um 18:44.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:10 April 2010
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 1830 m
Strecke:Alp Tatz 1485m - Alp Joli 1744m - Joligletscher - Wilerhorn 3307m

Das Wilerhorn war ganz klar einer meiner Ski-Topwunschgipfel für diese Saison. Endlich passte es mal. Leider sieht es mit meiner Kondition momentan etwas mau aus. Deshalb musste ich einiges an Zeit für den Gipfelgang einplanen. Wenn man nicht im Wallis nächtigt ist das ein logistisches Problem.
Mit dem ersten Zug am Samstag wäre ich erst um 6:45 startklar am Ausgagangspunkt gewesen. Gemäss der Regel, an einen sonnig prognostizierten Tag gegen 10-10:30 Uhr abzufahren, sah ich da keine andere Chance als, bereits am Freitag um 23:50 Uhr mit dem letzten Autoverlad durch den Lötschberg zu fahren.
Ich parkierte an der Alp Tatz auf 1485m und ruhte noch ein wenig. Die Nacht war recht warm mit +5° und Hochnebel. Gegen 2 Uhr lief ich gemütlich los und kam nach einer Stunde zur Alp Joli. Bis hierhin alles schneefrei. Die Skier am Rucksack aufgebunden.
An der Alp Joli 1744m  dann  ein böser fauxpas. In der Dunkelheit hatte ich keinen Überblick und stieg über Felsschrofen, und Dickicht zum Punkt 1939m. In einer Hand beide Skier (aufbinden im Dickicht nicht möglich, mit der anderen Hand Halt im Gelände (T4) suchend.  Ein grauenvoller Murks. Meine aufgrund der fehlenden Nachtruhe ohnehin eingeschränkten Energiereserven wurde hier grosssalvig verpulvert. Danach dann endlich eine geschlossene Schneedecke. Ich fühlte mich vom schaukelnden Lichtkegel der Stirnlampe irgendwie seekrank. Recht flach geht es in den Chiemattbode. Ab 2200m wird es steiler. Auch hier treffe ich es nicht optimal, aber dank Harscheisen und eines heranstürmenden Local finde ich die richtige Linie. Wir treffen zusammen und ich halte mich anschliessend im Schlepptau. Nun ja, folgen mag ich seinem Tempo nicht, aber mit Schneeschuhen hat er sicherlich auch klare Vorteile. Gegen 5 Uhr kämpfe ich schwer gegen die Müdigkeit an. Eine Stunde später wird es endlich langsam hell. Ich bin nun auf 2800m. Immer wieder muss ich trinken und Nüsse, Trockenfrüchte, Müsliriegel in mich stopfen, um den Kreislauf auf Touren zu halten.
Zwischen 2200-2400, 2600-2900m hat es ein paar kurze steilere Stellen bis zu 32°, dazwischen immer wieder flacher. Auf 3000m ist der Joligletscher erreicht und eine Pause verdient. Leider mag die Sonne noch nicht über die Felsen im Osten. Der flache Gletscher bis zum Sattel links der Jolilicka geht dann wieder mit neuer Energie. Mein Skidepot mache ich noch am Gletscher. Der Aufstieg in den Sattel hat gute Tritte. Von der hier geht es dann einen kurzen, aber recht steilen und etwas ausgesetzten Schneehang hinauf Richtung Gipfel.
Ich hatte meine Steigeisen dabei und nutze diese. Andere machten es ohne Steigeisen. Pickel ist aber Pflicht.
Die letzten Meter auf einen scharfen Schneegrat zum höchsten Punkt (Gipfelkreuz). Die Aussicht ist zu rühmen. Die Tiefblicke ins Lötschental im Winter besonders beeindruckend. Das Bietschhorn, der mächtige Nachbar ebenso. Im Süden und Westen die bekannte Kette von Monte Leone bis Mont Blanc.
Leider wurde ausgerechnet am Gipfel die Sonne von einer grossen Wolke verdeckt, was den Farbabgleich auf den Fotos etwas beieinträchtigte.
Beim Abstieg zum Skidepot war die Wolke dann verschwunden und es blieb noch ausgiebig Zeit, um eine Rast an der warmen Sonne zu geniessen und abzuwarten, bis die Schneeoberfläche ansulzt. Um 10:30 Uhr dann die Abfahrt, welche auf den ersten 200m im Bruchharst zu Bauchlandungen führte. Danach war es aber tiptop. Zunächst noch etwas hart, aber sehr griffig. Je tiefer natürlich zunehmend weicher, ohne das es pfluderig wurde. Sehr schöne und lange Abfahrtshänge. Ich hielt mich zuletzt, unterhalb von 2020m, an den östlichen Wanderweg vom Jolibach und konnte noch etwas weiter östlich davon bis 1800m abfahren. Zuletzt im Wald etwas ruppig.
Der Gang  zur Alp Tatz dann ein schöner Kontrast im Frühling. Man könnte übrigens mit dem Auto bis zur Haarnadelkurve auf 1700m hochfahren. Fast alle Tourengänger vom Tage haben dies gemacht.

SLF: 2 mässig
Bewertung SAC Führer Berner Alpen Ost: WS
Aufgrund des doch etwas anspruchsvolleren Gipfelaufschwungs hänge ich ein + hinten dran.

Tourengänger: akka


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Kommentare (10)


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Zaza hat gesagt: Bravo!
Gesendet am 10. April 2010 um 19:54
Diese Tour habe ich seit langem im Visier, aber irgendwie hatte ich immer den Eindruck, dass ich mit dem letzten Zug am Vorabend zu früh und mit dem ersten Morgenzug zu spät dran sein würde. Da hast du wohl die beste Lösung gefunden. So kritisch kann es jedenfalls mit der Kondition nicht stehen ;-)

Gruess, zaza

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Bravo!
Gesendet am 10. April 2010 um 23:18
Schliess mich den Gratulationen ebenfalls an, tolle Fotos von einer Traumtour. Und den Plänen von Zaza ebenfalls. Lass mich wissen, falls du jemanden brauchst, der dich durch die Nacht bremst ;-)
G, Rise

Zaza hat gesagt: RE:Bravo!
Gesendet am 11. April 2010 um 20:40
Pass auf, ich nehm dich noch beim Wort...und dann musst du eine lange Anreise auf dich nehmen ;-)

Gruess, zaza

Zaza hat gesagt: RE:Bravo!
Gesendet am 29. April 2010 um 08:13
Just did it...und grossartig war's! Ich glaub, ich werd zum Alpin_Greis, bevor ich dich wieder mal für eine Tour gewinnen kann ;-)

Gruess, zaza

akka hat gesagt: Vollmondtour?
Gesendet am 29. April 2010 um 12:56
Glückwunsch Euch Beiden!
Ich es folgt noch näheres dazu auf hikr.org...

Gruss
Jörg

Zaza hat gesagt: RE:Vollmondtour?
Gesendet am 29. April 2010 um 13:43
Genau...und 360 wurde als Freiwilliger bestimmt, um den Bericht zu verfassen. So sind auch schöne Fotos zu erwarten...

Gruess, zaza

akka hat gesagt:
Gesendet am 11. April 2010 um 09:24
Ciao Zaza

Du warst also noch gar nicht am Wilerhorn, respektive zumendest im Winter? Da fehlt dem Guru aber noch ein highlight im einem seiner bevorzugten Reviere!
Ich habe sogar noch an Dich gedacht, als ich am Donnerstag diese Tour ins Auge fasste und überlegte, ob ich mir einen Tourenpartner suchen sollte.
Allerdings wäs recht kurzfristig gewesen und die Tatsache, so wie es auch Rise befürchtet, ich Dich zur Zeit nur bremsen würde...
Meine Entscheidung für Skier viel übrigens erst spät. Mit Schneeschuhen ist man flexibler und muss weniger Gewicht schleppen. Die Verhältnisse wären beim Aufstieg für SS optimal gewesen. Für den Abstieg sind bei Frühjahrstouren die Schneeschuhe aus meiner Sicht unterm Strich mühsamer (was ja auch durchaus reizvoll sein kann).
Da ich auch die Freude am Skifahren entdeckt habe, war eine Skitour für mich bei dieser Tour die richtige Wahl.

Bezüglich der Lötschberg-Anbindung hatte ich immer den gleichen Zwiespalt, wie Du auch. Deshalb war mein ursprünglicher Favourit eine Anfahrt am Vorabend und Übernachtung im Zelt am Ausgangspunkt (wurde übrigens auch gestern so von einem Paar gemacht). Da ich am Freitag allerdings noch bis Abend zu schaffen hatte, war mir dann der Stress mit Zelt packen und aufbauen im Dunkeln zu gross und wenig gewinnbringend.

P.S. wenn Du Anfang Mai von Jungu aus etwas ins Auge fasst, dann wär in an Wochenendtag dabei.

Gruss
akka

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. April 2010 um 20:46
Hallo,

naja, Freitag und Samstag waren bei mir eh schon verplant, sonst wäre ich gerne mitgekommen. Und bei Nachttouren ist es in meinem eigenen Interesse, nicht zu schnell zu sein ;-)

In der Zone habe ich bisher im Winter nur Blattjigrat und Schilthorn besucht. Auf der Wunschliste stehen nebst dem Wilerhorn auch Strahlhorn und Baltschiederjoch-Traverse. Wobei ich mir beim Wilerhorn auch schon überlegt habe, von Norden übers Wilerjoch aufzusteigen, dann über die Ostcouloirs zum Gipfelgrat. Dürfte aber meist heikel sein, weil man dann zu spät bei den Ostcouloirs wäre.

Ja, Jungu wäre eine gute Sache...am meisten würde mich das Rothorn reizen (Traverse Jungu - Turtmanntal).

Gruess, zaza

akka hat gesagt:
Gesendet am 12. April 2010 um 20:22
Hola, da hast Du aber spannende Brocken auf deiner Liste. Die Lötschentaler Seite wär mir zu derb. Das Wilerhorn Ostcouloir sah von oben auch sausteil aus. Dürfte bei knapp 45° liegen.

Das Strahlhorn/Baltschiedertal im Winter? Uffff.
Ich erinnere mich, das ich im November mal von Baltschieder zur Klause und retour gelaufen bin. War ein erstaunlich langer Marsch. Im Winter sicherlich eine harte Sache.
Das Strahlhorn sah sehr happig aus.

Rothorn Traverse ist dageben ja ein reiner "Spaziergang". Der Abstieg ins Turtmanntal sicherlich überaus reizvoll. Mich würde ja das Wasuhorn glusten. Von dem Du ja einen hübschen Bericht vor zwei Jahren eingestellt hast. Mal sehen, was die Zeit so bringt...

Gruss
akka

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. April 2010 um 07:52
Moin,

naja, früher hätte man gesagt, Papier sei geduldig. D.h.: Es ist ein Leichtes, kühne Pläne zu schwingen, die Umsetzung ist dann eine andere Geschichte...

Gut geschätzt, gemäss dem SAC-Führer ist das Ostcouloir oben 44 Grad. Mit Steigeisen sicher machbar, aber eben, das Timing...nun gut, man könnte in der Bietschi-Hütte nächtigen und dann aus dem Bietschtal aufsteigen.

Das Strahlhorn habe ich mal im Sommer besucht (sehr schön!), dürfte im Winter gar nicht so arg sein...abgesehen von der Länge. Und auf dem Baltschiederjoch war ich im Winter mal von Norden her, habe mich dann aber solo nicht getraut, über den Gletscher nach S abzusteigen.

Wasuhorn ist gegen Saisonende fast überlaufen, weil dann die Leute auf dem Weg zur Turtmannhütte dort vorbeikommen. Aber anfangs Mai ist das womöglich schon vorbei.

Wie auch immer; vielleicht wär's schlau, mal einen Tag ins Auge zu fassen, sonst ist dann wieder alles verplant.

Gruess, zaza






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