Oberaletschhütte (Versuch)


Publiziert von petitNic , 3. April 2011 um 18:31.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 2 April 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 10:00
Strecke:Hotel Belalp - fast bis zum Oberaletschgletscher und zurück mit diversen Umwegen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Belalp (Seilbahn)

Eigentlich hätte es meine Frühlingsskihochtour aufs Nesthorn oder Breithorn werden sollen – schlussendlich wurde es ein unterhaltsames Rumgurken zwischen Lawinenzügen. Wir haben einige Lektionen gelernt. Die wichtigste, die ich mit diesem Bericht weitergeben möchte ist:

Wenn der Hüttenwart sagt, man soll frühzeitig unterwegs sein, dann soll man sich das auch zu Herzen nehmen und nicht schon nach dem ersten Steilcouloir das Gefühl haben, man hätte die Gefahrhänge hinter sich.

Auf der Skitourenkarte sieht man deutlich, dass die gefährlichsten Stellen im Hüttenzustieg direkt am Anfang, nach dem Hotel Belalp liegen. Dort führt ein Weg durch unumgehbare, steile felsdurchsetzte Hänge. Nach diesen ersten Hängen zeigt die Skitourenkarte richtig, wie man die nächsten Felsköpfe unten umgehen kann (und nicht wie wir, dem oberen Sommerweg folgt). Die Streckenführung der Skitourenkarten für den Teil nach p 2053 war allerdings für diese Verhältnisse völlig unpassend, wie unser Fall aufgezeigt hat.

Wir sind mit der frühesten Verbindung von Bern aus um 9 Uhr auf der Belalp angekommen und machten uns sofort auf den Weg. Die gefährlichsten Hänge auf den ersten 500m nach dem Hotel Belalp waren technisch kein Problem. Man sollte sich vom wenigen Schnee allerdings nicht täuschen lassen. Weiter oben gibt es noch ungelöste kleine Schneeflächen, welche garantiert gross genug wären, um ein-zwei Tourenfahrer über die Felswand runter zu schubsen.
Die darauf folgenden 500m wären ebenfalls kein Problem gewesen, wenn wir wie auf der Skitourenkarte den unteren Weg eingenommen hätten. Nach diesem kleinen Zeitverlust stiegen wir hoch der Moräne entlang, welche auf c.a. 2560m scharfkantig aufsteigt. Leider folgten wir dieser Moräne bis ganz hinauf, weil wir dachten, dass es dahinter wieder flach abfällt und es etwa so auf der Skitourenkarte eingezeichnet ist. Zu diesem Zeitpunkt wähnten wir uns bereits jenseits aller grossen Gefahrenstellen, weshalb wir uns nicht mehr beeilten. Oben angekommen, erkannten wir unseren Trugschluss:
Der gesamte Hang vom Punkt 2164 (oberhalb der Brücke) bis zu den Felsen nördlich von Punkt 2272 ist durchgehend sehr steil und zwischen 30 und 60 Höhenmeter hoch.
Die Skitourenkarte schlägt vor, die Moräne etwa auf der Höhe des Sommerwegs, nordöstlich von Punkt 2272 nach rechts zu verlassen, um vom darauf folgenden Bödeli runter auf den Gletscher zu fahren. Der fast nordwärts ausgerichtete Moränenhang ist an dieser Stelle jedoch extrem Steil und war gestern noch nicht entladen und komplett durchweicht.
Wir merkten zu diesem Zeitpunkt, dass wir nur eine Lawinenschaufel dabei hatten. So entschieden wir uns, eine nach uns folgende Dreiergruppe aufschliessen zu lassen und für den Tag darauf auf eine Leihschaufel der Hütte zu hoffen.
Die nachfolgende Dreiergruppe verliess die Moräne rechtzeitig (über den oberen Sommerweg), während wir vom Moränengipfel abfuhren und dabei eine eindrückliche Demonstration der Rutschfreudigkeit des Schnees erhielten. Wegen der geringen Menge blieb dies jedoch ungefährlich. Ein einziger Blick auf den in der Skitourenkarte eingezeichneten Weg reichte, um den Versuch, an dieser Stelle zum Gletscher abzufahren, abzubrechen. So trampelten wir dem Hang entlang Richtung Osten über einen Felskopf zu einem nächsten Bödeli und tasteten uns dem Hang entlang bis wir uns auf der Höhe der Brücke befanden. Mittlerweile war Mittag und der Schnee schien sich geradezu aufs Abrutschen zu freuen.
Die am wenigsten steile Stelle liegt etwas weiter westlich der Brücke, vor dem nächsten Felskopf. Zu dieser Zeit war uns diese Stelle jedoch auch schon zu Gefährlich. Eine Skitourengruppe, welche etwa anderthalb Stunden vor uns an der Stelle angekommen sein muss, hat etwa auf der Höhe der Brücke (von P. 2164 aus startend), in den Hang hineintraversiert. Hier besteht jedoch die grosse Gefahr, schon von kleinen Schneerutschen über eine Felswand gespült zu werden. Die Spurentiefe dieser Pioniergruppe zeigte auch, dass der Schnee zu dieser Zeit noch viel weniger weich gewesen sein muss.
So blieb uns nichts anderes Übrig, als die ganze Aktion abzublasen. Da wir aber bereits gefährliche Stellen passiert hatten, mussten wir auf eine Abkühlung warten. Bei Schoggi, Stroopwafels, Schnaps und Most genossen wir den Anblick der Lawinen, die über unseren Heimweg donnerten.
Unterdessen entschieden sich noch drei weitere Personen zum Abbruch der Übung, weshalb schlussendlich wohl nur etwa ein drittel der angekündigten Gäste auf der Hütte angekommen sein müssen.
In der zweiten Hälfte des Nachmittags kamen keine neuen Lawinen. Wir wagten uns an den Heimweg, welcher abgesehen vom Einsinken keine grösseren Schwierigkeiten mehr bot.
Es wäre möglich gewesen die Oberaletschhütte an diesem heissen Tag von der 9Uhr Seilbahn aus zu erreichen. Dafür hätten wir einerseits auf den ersten zwei Kilometern nach dem Hotel Belalp etwas speditiver vorwärtskommen müssen und den unteren Weg nehmen sollen. Danach wäre es gescheiter gewesen, nicht blind der Skitourenkarte zu folgen, sondern logisch der 25.000er:
Die sicherste Stelle, den schwierigen Hang zu queren liegt nicht dem oberen Sommerweg (bei 2272) folgend, sondern nördlich der flachen Stelle 200m westlich von den Punkten 2127 (Brücke), 2164. (Bemerkung des Hüttenteams: Der Hang ist hier zwar flacher aber besteht aus glatten Felsplatten - könnte darum je nach Verhältnissen gefährlicher sein als die steilere Moräne) Hätten wir von Anfang an diese Stelle angepeilt, hätten wir es vielleicht wagen können, reinzufahren.
Jedenfalls glauben wir, dass es ein reiner Verlust wertvoller Zeit ist, der Moräne zwischen p. 2272 und 2075 zu lange zu folgen (geschweige denn bis ganz nach oben, wie wir).
Ein Dankeschön noch an das Team der Oberaletschhütte auf das selbstverständliche zur Kenntnis nehmen unserer Zahlreichen kurzfristigen Absagen. Nächstes mal wissen wir wolang! Und einen Dank an die Dreiergruppe für den schönen Nachmittag auf dem Oberaletschplateau.

Tourengänger: petitNic


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

ZS- II
31 Jul 22
Aletschhorn 4194, SW-Rippe · Patrik Caspar
ZS II
T3 WS+ II
T3+
3 Aug 08
Oberaletsch hutte m.2640 · Alberto
T5 ZS- II
T6 ZS- II
22 Aug 23
Hochtour von Belalp zum Gross Fusshorn über SW-Flanke,... · Steppenwolf (Born to be wild)
ZS- II
3 Jul 20
Aletschhorn Südwestrippe · Matthias Pilz
ZS- II
4 Sep 19
Aletschhorn · WoPo1961
S- III
19 Jun 19
Nesthorn NE-Grat · jfk

Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

chrismo77 hat gesagt: Fixseile bei Pkt. 2272m
Gesendet am 3. April 2011 um 21:03
...also wir sind damals in der Nähe von Pkt. 2272m (Steinmann) an Fixseilen über die Moräne ab- resp. wieder aufgestiegen (siehe http://www.chmoser.ch/trips/berichte/tourendetail.php?TourId=490). Ich nehme an diese existierten nicht mehr, oder waren vom Schnee begraben?! Gruss chrismo77

petitNic hat gesagt: RE:Fixseile bei Pkt. 2272m
Gesendet am 3. April 2011 um 22:55
Falls dort Fixseile installiert sind, waren sie unter dem Schnee. Vermutlich hätten wir es auch mit fixseilen nicht probiert, da ich auch angebunden lieber nicht unter eine Nassschneelawine kommen will...
Bei Ausaperung macht ein Fixseil hier aber sicher sehr viel Sinn!

Alpin_Rise hat gesagt: Mortränengewatschel
Gesendet am 3. April 2011 um 21:49
Ciao Nic!
Retour von Flachlanden?

Wir sind nach unserer Speed-Aletschthorntour auch etwas ratlos an der Moräne gestanden, haben dann diese ziemlich genau bei der von dir empfohlenen Route passiert - ziemlich mühsam.
Das Nesthorn ist übrigens auch noch auf dem Programm, dabei?
G, Rise

petitNic hat gesagt: RE:Mortränengewatschel
Gesendet am 3. April 2011 um 22:57
Ja, Holland - Oberaletsch diretissima ist in die Hose gegangen! Die Alpen sind klein! Wir haben uns beim Warten aufs Abkühlen gefragt, wie die Tourenfahrer wohl morgen auf dem Heimweg wohl durch diesen Hang kommen werden...
G Nic


Kommentar hinzufügen»