VAL DI LODRINO – Sentiero Alto della Valle Teil I
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Das Val di Lodrino ist eines der abgeschiedenen Seitentäler der Riviera zwischen Biasca und Bellinzona. Unbekannt. Obere Abgrenzung ist der Grat zum Val Verzasca, besser bekannt unter Via Alta Verzasca. Zweiter Tag, ohne eine Menschenseele getroffen zu haben. In der Capanna Alpe d’Alva habe ich mich von der gestrigen Tour von Lagua über Carugo hierher teils mit Rodungs-Aktionen durchgekämpft http://www.hikr.org/tour/post28884.html. Die Müdigkeit sitzt noch recht tief in meinen Knochen. In aller Hergottsfrühe erwache ich und nutze diesen Umstand. Losziehen auf Geratewohl im Schein der Stirnlampe.
Im Tal rumort es schon (oder immer noch). In der Nacht fällt einem der Lärmpegel noch mehr auf. So trapple ich den Weg hinauf zum Kreuz gegen Westen, um dann endgültig ins Val di Lodrino einzutauchen. Das Rauschen des Baches wird stärker wie der Lärm der Zivilisation. In Piacacra ist der Weg über die ebene und gut unterhaltene Wiese auch Tags nicht gut sichtbar. Doch kenne ich ihn auswendig. Am Waldrand steht ein hölzerner Wegweiser, welcher in der Nacht gespenstisch wirkt. Im Lichtkegel der Stirnlampe lese ich: Sentiero del Valle. Schon beim letzten Mal unterwegs auf den Poncione Rosso habe ich hier gestanden und mir einen Plan ausgeheckt….
Genau – dies ist das Programm für heute. Schön horizontal von Alp zu Alp um dann ins Val di Drosina (Seitental des Val di Lodrino) abzusteigen. Unvorbereitet, wie ich bin, kann ich mir die Dimension dieses Easy-Peasy-Projektes gar nicht vorstellen. Daraus soll eine Mordstour werden mit 1400m Aufstieg und 2300m (!!!) Abstieg!
Der oberste Talkessel des Val di Lodrino ist bekränzt mit einer Kette von anmutenden Bergen: Poncione Rosso, Cima di Precastello, Poncione di Venn, Poncione dei Laghetti bis hinüber zum Poncione di Piotta, allesamt rund fünf bis sechshundert Metern sich aufbäumend. Unter dieser hindurch führt ein teils schwer auffindbarer, teils gelb bezeichneter Weg, welcher in die Flussläufe absteigt und auf die Alpanhöhen wieder ansteigt.
Ich erreiche bei Tagesanbruch Negeisc mit seiner neuen Selbstversorgerhütte (Patriziato di Lodrino) und quere zum Einstieg in den Skyrace-Weg, welcher in Direttissima zur Forcorella di Lodrino rechts steil hinauf ansteigt (somit auch zum Poncione Rosso). Ich folge dem Weg horizontal. Von hier weiter nimmt die Qualität des Weges rapide ab. Ob der Alpe Pastürescia verschwindet er gar und man ist auf die LK angewiesen. Noch ein kleiner Abstecher zur lieblichen Hütte hinunter. Am liebsten wäre ich hier geblieben. Doch reizt mich die einladende, herausgerodete Schneise gegen Punkt 1950m und somit ins Val Drosina hinüber. Also weiter zurück zum „Weg“, welcher hier auf 1750m schwer auszumachen ist. Doch finde ich ihn nach einigem Auf und Ab und gelange an das erste gelbe Zeichen. Zum Glück!
Ich folge dem vagen, leicht abfallenden Weg mit den gelben Zeichen und steige rechts des tiefen Grabens strenge 100m an. Weiter unten ist es unmöglich, direkt zu den Ruinen von Alpe della Pianca 1717m zu gelangen. So erreiche ich die stark abgebauten Ruinen der Alpe Venn 1849m. Herrlich, sich im Schosse der Felswände, durch den Einschnitt des Val di Lodrino 1600m ins Tal hinunter zu blicken. Auf der andern Seite der Riviera erhebt sich majestätisch die Gebirgskette vom Torrone Alto zum Pizzo di Claro. Links die Cima di Negrös und rechts die Cima di Vished, dazwischen der Ausläufer des Poncione dei Laghetti, welche sich bis Piansgeira hinunterzieht und das Val di Drosino vom Haupttal des Val di Lodrino trennt. Das Spiel sich wiegender Wölklein macht das ganze Spektakel zu einem einmaligen Ereignis. Mittagessen Menü 1, Krachnussschokolade und Guetsli zum Dessert im traumhaften Amphitheater.
Wieder einmal möchte ich am liebsten da bleiben. Doch dieses Grasband…möchte..unbedingt. Und wie das Verlangen eines kleinen Kindes („Wött au“) zieht es mich weiter. Den gelben Markierungen entlang steige ich gegen DIESES Grasband. Plötzlich verschwinden die gelben Zeichen und ein breiter Weg beginnt. Auf 2000m erreiche ich die Grasrippe und steige alsbald 50 m zur Alpe dei Laghetti hinunter. Ich schaue mir die Selbstversorgerhütte an, welche von der Raiffeisen-Bank zu ihrem Jubiläumsanlass gesponsert wurde. Alles vorhanden, was eine Übernachtung braucht. Die Fortführung des Höhenweges ist auffallend. Breite Schneise gegen die Alpe Picoll und weiter zur Alpe Piotta. Einladend. Aber die Zeit hat mich eingeholt. Rückzug!
Von jetzt an geht’s nur noch abwärts, tröste ich mich schon etwas mitgenommen. Der Weg auf der Kuppe ist im hohen Gras versunken. Nach einigem Üben finde ich ihn weiter unten. Ausgeprägt an Alpe Verzasca vorbei in den Wald. In Vallegia Scura (Dunkles Tal) ist der Weg auf 1380m Höhe einfach weg. Diese lumpigen 10m muss man sich hart erkämpfen. Umgehung unten oder oben möglich. Zurück zum Weg und bis zur massiven Steinbogenbrücke hinunter. In 30m Tiefe tost die Drosina in engem Korsett.
Schöner und leichter Talweg, denke ich mir. Denkste! Unwetterschäden haben ihm stark zugesetzt. Dazu hat es in den letzten Tagen ausgiebig geregnet. Das heisst, dass alle Steine glitschig sind wie Schmierseife. Mit starkem Stockeinsatz kämpfe ich mich abwärts. Im Sprügh di Sprüera ist der Übergang sehr schwierig (nass: T4 auf sicher), jedoch in Reparatur (Schon seit 1988 J ). In Revue lasse ich das lieb gewonnene Tal an mir vorbeiziehen: Hier der Aufstieg zur Alpe Foch, da der Anfang des Wegs nach Piansgeira, da der Anfang des Weges nach Carugo, hier der Aufstieg nach Bergnauri. So erreiche ich Dureda und gönne mir eine Pause auf dem Helilande-Plateau (eine umgebaute Ruine). Direkt gegenüber habe ich gestern den Hang von Lagua nach Carugo gequert.
Und alle Schmerzen in Beinen und Füssen sind wie weggeblasen!
Die Fortsetzung ab Alpe dei Laghetti findest Du hier:
http://www.hikr.org/tour/post29109.html
Kommst Du mit mir? Es wird abenteuerlich. Allzu abenteuerlich.
Im Tal rumort es schon (oder immer noch). In der Nacht fällt einem der Lärmpegel noch mehr auf. So trapple ich den Weg hinauf zum Kreuz gegen Westen, um dann endgültig ins Val di Lodrino einzutauchen. Das Rauschen des Baches wird stärker wie der Lärm der Zivilisation. In Piacacra ist der Weg über die ebene und gut unterhaltene Wiese auch Tags nicht gut sichtbar. Doch kenne ich ihn auswendig. Am Waldrand steht ein hölzerner Wegweiser, welcher in der Nacht gespenstisch wirkt. Im Lichtkegel der Stirnlampe lese ich: Sentiero del Valle. Schon beim letzten Mal unterwegs auf den Poncione Rosso habe ich hier gestanden und mir einen Plan ausgeheckt….
Genau – dies ist das Programm für heute. Schön horizontal von Alp zu Alp um dann ins Val di Drosina (Seitental des Val di Lodrino) abzusteigen. Unvorbereitet, wie ich bin, kann ich mir die Dimension dieses Easy-Peasy-Projektes gar nicht vorstellen. Daraus soll eine Mordstour werden mit 1400m Aufstieg und 2300m (!!!) Abstieg!
Der oberste Talkessel des Val di Lodrino ist bekränzt mit einer Kette von anmutenden Bergen: Poncione Rosso, Cima di Precastello, Poncione di Venn, Poncione dei Laghetti bis hinüber zum Poncione di Piotta, allesamt rund fünf bis sechshundert Metern sich aufbäumend. Unter dieser hindurch führt ein teils schwer auffindbarer, teils gelb bezeichneter Weg, welcher in die Flussläufe absteigt und auf die Alpanhöhen wieder ansteigt.
Ich erreiche bei Tagesanbruch Negeisc mit seiner neuen Selbstversorgerhütte (Patriziato di Lodrino) und quere zum Einstieg in den Skyrace-Weg, welcher in Direttissima zur Forcorella di Lodrino rechts steil hinauf ansteigt (somit auch zum Poncione Rosso). Ich folge dem Weg horizontal. Von hier weiter nimmt die Qualität des Weges rapide ab. Ob der Alpe Pastürescia verschwindet er gar und man ist auf die LK angewiesen. Noch ein kleiner Abstecher zur lieblichen Hütte hinunter. Am liebsten wäre ich hier geblieben. Doch reizt mich die einladende, herausgerodete Schneise gegen Punkt 1950m und somit ins Val Drosina hinüber. Also weiter zurück zum „Weg“, welcher hier auf 1750m schwer auszumachen ist. Doch finde ich ihn nach einigem Auf und Ab und gelange an das erste gelbe Zeichen. Zum Glück!
Ich folge dem vagen, leicht abfallenden Weg mit den gelben Zeichen und steige rechts des tiefen Grabens strenge 100m an. Weiter unten ist es unmöglich, direkt zu den Ruinen von Alpe della Pianca 1717m zu gelangen. So erreiche ich die stark abgebauten Ruinen der Alpe Venn 1849m. Herrlich, sich im Schosse der Felswände, durch den Einschnitt des Val di Lodrino 1600m ins Tal hinunter zu blicken. Auf der andern Seite der Riviera erhebt sich majestätisch die Gebirgskette vom Torrone Alto zum Pizzo di Claro. Links die Cima di Negrös und rechts die Cima di Vished, dazwischen der Ausläufer des Poncione dei Laghetti, welche sich bis Piansgeira hinunterzieht und das Val di Drosino vom Haupttal des Val di Lodrino trennt. Das Spiel sich wiegender Wölklein macht das ganze Spektakel zu einem einmaligen Ereignis. Mittagessen Menü 1, Krachnussschokolade und Guetsli zum Dessert im traumhaften Amphitheater.
Wieder einmal möchte ich am liebsten da bleiben. Doch dieses Grasband…möchte..unbedingt. Und wie das Verlangen eines kleinen Kindes („Wött au“) zieht es mich weiter. Den gelben Markierungen entlang steige ich gegen DIESES Grasband. Plötzlich verschwinden die gelben Zeichen und ein breiter Weg beginnt. Auf 2000m erreiche ich die Grasrippe und steige alsbald 50 m zur Alpe dei Laghetti hinunter. Ich schaue mir die Selbstversorgerhütte an, welche von der Raiffeisen-Bank zu ihrem Jubiläumsanlass gesponsert wurde. Alles vorhanden, was eine Übernachtung braucht. Die Fortführung des Höhenweges ist auffallend. Breite Schneise gegen die Alpe Picoll und weiter zur Alpe Piotta. Einladend. Aber die Zeit hat mich eingeholt. Rückzug!
Von jetzt an geht’s nur noch abwärts, tröste ich mich schon etwas mitgenommen. Der Weg auf der Kuppe ist im hohen Gras versunken. Nach einigem Üben finde ich ihn weiter unten. Ausgeprägt an Alpe Verzasca vorbei in den Wald. In Vallegia Scura (Dunkles Tal) ist der Weg auf 1380m Höhe einfach weg. Diese lumpigen 10m muss man sich hart erkämpfen. Umgehung unten oder oben möglich. Zurück zum Weg und bis zur massiven Steinbogenbrücke hinunter. In 30m Tiefe tost die Drosina in engem Korsett.
Schöner und leichter Talweg, denke ich mir. Denkste! Unwetterschäden haben ihm stark zugesetzt. Dazu hat es in den letzten Tagen ausgiebig geregnet. Das heisst, dass alle Steine glitschig sind wie Schmierseife. Mit starkem Stockeinsatz kämpfe ich mich abwärts. Im Sprügh di Sprüera ist der Übergang sehr schwierig (nass: T4 auf sicher), jedoch in Reparatur (Schon seit 1988 J ). In Revue lasse ich das lieb gewonnene Tal an mir vorbeiziehen: Hier der Aufstieg zur Alpe Foch, da der Anfang des Wegs nach Piansgeira, da der Anfang des Weges nach Carugo, hier der Aufstieg nach Bergnauri. So erreiche ich Dureda und gönne mir eine Pause auf dem Helilande-Plateau (eine umgebaute Ruine). Direkt gegenüber habe ich gestern den Hang von Lagua nach Carugo gequert.
Und alle Schmerzen in Beinen und Füssen sind wie weggeblasen!
Die Fortsetzung ab Alpe dei Laghetti findest Du hier:
http://www.hikr.org/tour/post29109.html
Kommst Du mit mir? Es wird abenteuerlich. Allzu abenteuerlich.
Tourengänger:
Seeger

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