4 Dreitausender im Regen ..


Publiziert von PStraub , 9. September 2010 um 09:16.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 5 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 5000 m
Abstieg: 3000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ab Pontresina
Kartennummer:1257 / 1277

Vier Dreitausender in vier Tagen, das tönt recht eindrücklich. Doch wenn man schon auf 1800 m startet, wie im Oberengadin, reduziert sich das auf kurze Tageswanderungen, die selbst bei garstigstem Wetter noch machbar sind. 
 
Nach der Anreise am Sonntag noch schnell vom Hotel in Pontresina aus den Hang rauf und via Alp Languard - Georgy-Hütte auf den Piz Languard (3262 m). Da war das Wetter noch prächtig und eine eindrückliche Menge Leute waren auf all diesen Wegen unterwegs. Vor allem am Gipfelhang des Piz Languard wimmelte es von Italienern, für die das Oberengadin natürlich ein Katzensprung ist.
Über den Aufstieg gibts nichts zu sagen, ausser dass der Weg unterhalb der Georgy-Hütte zeigt, wie man mit entsprechendem Aufwand quer durch Blockschutt einen wunderbar gestuften Weg anlegen kann. Und dass der Piz Languard zwar überlaufen ist, aber doch eine wunderschöne Aussicht bietet.
 
Irènes enger Zeitplan (Bikram-Yoga und so weiter) erlaubte nur kürzere Wanderungen. Darum nahmen wir am nächsten Tag die Gondelbahn von Celerina nach Marguns. So kann man den Piz Ot (3246 m) via Fuorcla Valletta in rund 2 1/2 Stunden besteigen. Auch über diese Route gibts wenig zu sagen: Blau-weiss markiert, tip-top gesichert, vom Gipfel lohnende Aussicht. Vor allem der Blick auf die türkisblauen Seen (Laj Verd) und das unendlich lange Val Bever hinunter ist faszinierend.
Der Piz Ot gehört mit dem Piz Güglia (Piz Julier) zu den Gipfeln, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts für die ersten Touristen "voll" ausgerüstet wurden. Das heisst: An allen heikleren Stellen wurden Geländer aus Eisen angebracht. Am Piz Ot sind davon nur noch wenige Relikte zu sehen, am Piz Güglia, wo sie besser unterhalten wurden, gibts noch mehr davon. 
Noch hielt sich das Wetter einigermassen. Zwar trieb der heftige Wind die Wolken der nahenden Front über die Kreten, aber es blieb trocken und ab und an gabs sogar einen Blick Sonne. 
 
Am dritten Tag hatte die Front das Engadin voll erfasst. Also keine Experimente: Mit dem Bus nach St. Moritz und alles quer hinauf auf den Piz Nair (3056 m). Wer hier versucht, den chaotischen Wegweisern oder -markierungen zu folgen, ist selber schuld. Braucht man auch nicht, das geht bis zum Schlusshang alles über offenes Gelände. Und selbst die vielen Viehzäune stören nicht gross.
Tropfnass bis auf die Haut erreichten wir nach dem Abstecher auf den Gipfel die Bergstation, nicht unglücklich darüber, von zuoberst hinunterfahren zu können. 
Im berühmten "Marmite" bei der Station Corviglia genehmigten wir uns als Seelentröster einen Trüffel-Flammkuchen, wie er vor einiger Zeit im Schweizer Fernsehen vorgestellt wurde. Vom damals angegebenen Preis von Fr. 100.- für eine Trüffelpizza ausgehend, waren wir vom Preis angenehm überrascht. Man gönnt sich ja sonst nichts .. ;-)
 
Für den vierten Tag hatte ich auf eine Wetterbesserung spekuliert; Wind ja, aber kaum mehr Niederschlag. Und so sah es anfänglich auch aus, doch kaum auf dem Weg, begann es zu regnen, stürmen, nebeln. Doch das kann den ernsthaften Wanderer nicht bremsen. Also von der Station Diavolezza bis zur Abzweigung der Wege bei P. 2222. Denn es sollte die "Senda dal Diavel" zum Munt Pers sein. Die Beschreibung im Prospekt lautet: "Leichte Kletterpassagen mit installierten Sicherungsmöglichkeiten. Schwierigkeitsgrad T4."
Das ist schlicht kriminell. 
Nach einigen Kletterstufen von 2 .. 5 m (da hatte Irène bereits aufgegeben und war auf den Wanderweg zur Diavolezza zurückgekehrt) kommt man auf knapp 2900 m an eine fast senkrechte Wand von ca. 20 m Höhe, von der ein Seil herunter hängt. Das ist bestenfalls eine Steighilfe, aber keine halbwegs professionell eingerichtete "Sicherungsmöglichkeit". 
Dazu kommt, dass die Markierungen wahrscheinlich bei schönem Wetter ausreichend sind. Aber dafür wären Markierungen nicht gedacht: Sie sollen vor allem bei Nebel zeigen, wies weiter (oder in meinem Fall zurück) geht. Ich musste nach der "Kapitulation" bis zu drei Mal zur jeweils letzten sichtbaren Markierungen zurück, um von dort aus die nächste zu suchen. 
Diese Route ist auch bei besten Verhältnissen kein T4. Über ein T4 gehe ich auch bei vom Regen glitschigem Fels, Kälte und zweifelhafter Sicht. Doch das? Nein, danke ..
Also alles zurück und auf dem (oberhalb 2600 m wunderschön angelegten) Normalweg via Sass Queder (3066 m) zur Bergstation der Bahn. Dieser Weg wurde ganz am Schluss vor einiger Zeit nach oben verlegt, denn dort wo er früher verlief, liegt heute Vlies zum Schutze des Gletschers. Oder eher der Piste des dortigen Sesselliftes? 
Immerhin verläuft der Weg jetzt so nahe unter dem Plateau des Sass Queder, dass jeder Begeher unfreiwillig die "magische" 3000er Grenze überschreitet. 
 
Damit hatten wir am letzten Tag zwar den falschen, aber immerhin doch einen 3000er bestiegen. Den Abstecher zum Munt Pers haben wir uns angesichts des besch.. Wetters geschenkt, denn mittlerweile hatte sich auch noch die Schneefallgrenze gesenkt. Und ich war anlässlich einer Piz Palü-Besteigung eh schon mal dort drüben.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (1)


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pame hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2010 um 11:32
stimmt wirklich. ich habe vor ein paar jahren mal Piz Nair kurzfristig "zwischen 2 Touren geschoben". kam mir gar nicht vor wie ein dreitausender :-). vorteil der hohen tallage.
gruss
patrick


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