Rundtour Voralphütte


Publiziert von tschiin76 , 14. Juli 2010 um 10:57. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:25 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit ÖV bis cff logo Göscheneralp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit ÖV ab cff logo Göschenen
Unterkunftmöglichkeiten:Göscheneralp Bergseehütte SAC Voralphütte SAC Salbitschijenbiwak (unbewartet) Salbithütte SAC Göschenen

Donnerstag

Am Anfang steht die Frage: übers Sustenjoch, die Salbithütte oder doch via Göscheneralp über die Bergseelücke?
Ein kurzer Anruf in die Voralphütte (wo wieviel Schnee?) und ich verwerfe die Variante Sustenjoch, da ich 1) alleine unterwegs bin und 2) am Vorabend natürlich mal wieder bis 23 Uhr gearbeitet habe.
Ich wills auch etwas easy angehen, es ist für mich einbisschen eine "Schnuppertour", was ich mit Untermieter noch schaffe und was nicht. Und grad so vorneweg: ich habe zwar das Gefühl, dass ich viel langsamer als sonst gelaufen bin und doch habe ich die angebene Zeit sogar noch etwas unterschritten und das mit Pausen. Das stimmt für weitere Unternehmungen zuversichtlich.

Mit dem 11 Uhr Poschti fahre ich von Göschenen in die Göscheneralp. Noch im Bus weiss ich immer noch nicht, ob ich nun den direkten Hüttenweg nehmen oder mich doch über die Bergseelücke wagen soll.
Das Wetter ist der Hammer, meine Stimmung gut - ich fahre bis zur Göscheneralp und von da gehts gleich weiter Richtung Bergseehütte.
Der Weg ist mir bekannt, das Hochmoor auf der Brätschenflue immer wieder eine Augenweide, ich steige schnell höher.
  Beim Alphüttli "Berg" sehe ich Zivis dabei zu wie sie entweder das schöne Wetter geniessen oder das Moor mit irgendwelchem organischen Material besteuen, um es vor dem Austrocknen zu schützen.
Ab da bin ich alleine für den Rest des Tages -  denke ich zumindest.
Bei der Abzweigung unterhalb der Hütte komme ich schon bald zu den ersten Schneeresten, ich weiche aus, so gut es geht, das Gelände ist verblockt und die Löcher nur zu erahnen.

Bald stehe ich an der Wand zur Lücke hoch, der Weg durchwegs gut markiert, nun ist etwas Kraxeln angesagt, alles ist aber gut abgesichert und ich ziehe mich am fixen Drahtseil hoch. 
Die U-Eisen gleich beim Einstieg sind total nach unten verbogen, ich frage mich, welche Kräfte dies geschafft haben, Schnee kann ich mir fast nicht vorstellen.
Auf der Lücke mache ich kurz Pause, Unterzuckerung. Ich sitze da und es stinkt zum Himmel, irgendwie habe ich das Gefühl, nicht alleine zu sein. Aber weit und breit nichts. Vermutlich einfach der bevorzugte Markierpunkt der hiesigen Steinbockfamilie.

Ich breche auf. Suche mir einen Weg neben dem vielen Schnee, ich gebs bald auf und wage mich auf das weisse Unergründliche. Es ist schon nach Mittag und ich sinke ein, und das nicht zu knapp. Von wegen knieschonender Abstieg! Vorsichtig, Schritt für Schritt, immer in der Erwartung, dass ich gleich wieder verschwinde.
Es geht, aber ich vermute, dass ich enorm langsam bin. Egal, lieber heil unten ankommen.
Der Weg geht erst gerade hinunter und dann um eine Felsnase herum, weiter immer etwa der Höhe nach Richtung  Horefellilücke, wobei die Markierung unnötigerweise relativ tief verläuft - diese zusätzlichen Höhenmeter habe ich mir gespart und bin ziemlich direkt gelaufen. Laut Hüttenwartin der Voralphütte soll dies noch korrigiert werden.
Damit ich doch noch einen Gipfel abbuchen kann (wobei mir das eigentlich ziemlich egal ist) steige ich noch die paar Meter von der Horefellilücke auf den Stock, genehmige mir ein Zvieri und erblicke weit unten im Tal die Voralphütte. Mein Blick schweift rundherum, von Galenstock bis Sustenhorn und weiter zum Salbitschijen und Richtung Andermatt.
Das Schneefeld nach der Lücke ist heute das einzige, das wirklich als knieschonend bezeichnet werden könnte. Ich steige weiter ab.
Der Schiessend Bach erweist sich als unerwartet harmlos, obwohl die Brücke noch nicht montiert ist.
Kurz nach 17 Uhr bin ich bei der Hütte, wo ich herzlich begrüsst werde.
Wir sind eine kleine, gemütliche Truppe, die heute hier übernachtet. Wie immer sind spannende Gespräche und Geschichten vorprogrammiert.
Um viertel nach neun dann noch mal Action: ziemlich erschöpft erreicht eine sechsköpfige Gruppe die Hütte: die Leiter auf dem Weg zur Salbithütte war doch etwas zu heftig, die 3 Gstältli für die 6 wohl auch etwas zu wenig und die Selbsteinschätzung nicht ganz mit kompatibel mit der tatsächlichen Bergtauglichkeit.
Eher schlecht ausgerüstet ziehen sie (wohl aus ökonomischen Gründen) dann tatsächlich noch den Abstieg ins Tal in Betracht, nach lautem Protest zweier Gruppenmitglieder entscheiden sie sich dann doch für eine Light-Hüttenübernachtung.
  Die Hüttenwartin ist so nett und rührt nochmals den Kochlöffel und wir besprechen den morgigen Tag.

Freitag

Nach einem feinen Zmorge mit frisch gebackenem Brot breche ich als erste gegen 8:15 auf. In gemütlichem Tempo gehts gleich steil hinter der Hütten den Berg hoch. Bald bin ich in der Sonne und lasse den Blick übers Tal und meine gestrige Route schweifen. Weiter gehts mal etwas höher mal etwas tiefer der 2500m Grenze Richtung Salbitschijenbiwak.
Kurz vor der Leiter werde ich von einem anderen Berggänger eingeholt, der eine Tagestour im Sinn hat.
Gemeinsam montieren wir die Klettersteigsets, wenn ichs schon dabei habe, ziehe ichs auch an. Technisch gesehen ginge es auch ohne, die Leiter selber bietet keine Schwierigkeit, ausser dass es "s'Loch ab gaht". Beim Übergang aufs Schneefeld bin ich dann aber doch einen Moment froh um die Sicherung, die Tritte sind noch gefroren und nicht besonders schön ausgetreten. Die Spicherribichelen, in die die Leiter hinunterführt, ist ein eindrückliches Couloir. So langsam kommen uns auch andere Berggänger entgegen, die meisten machen die Route von der Salbithütte aus.
Nach dem Couloir gehts auf einem teilweise ausgesetzten aber immer mit Drahtseil gesichterten Trampelpfad und über eine weitere kleine Leiter wieder hoch in die Sonne.
Ich muss meinen Zuckerspiegel wieder anheben und setze mich kurz hin, kurz vor dem Biwak.
Das Biwak selber ist eine hübsche kleine Schachtel mit bunkermässigem Eingang und einem Fenster,  anscheinend momentan bewohnt. Und erfreut stelle ich fest, dass alles sauber und einladend wirkt.
Nach kurzer Zeit dann erreiche ich die (ehemalige Trift-) Hängebrücke, von oben höre ich die Kletterer rufen, die im griffigen Fels die Mehrseillängen hochkraxeln. Aha, die Biwakbewohner.
Die Brücke hängt in luftiger Höhe über einem weiteren imposanten Couloir und wurde wohl schon zig-mal fotografiert in den letzten Tagen. Ich begrüsse die mir bekannte Brücke und mache Platz für die Fotografen, die sich am anderen Ende versammelt haben.
Danach gehts auf einem neuen Wanderweg durch eine wunderschöne Landschaft zur Salbithütte, wo ich mir eine Bratwurst mit Kartoffelchüechli genehmige. Inzwischen sind auch die zwei anderen, die nach mir bei der Voralphütte gestartet sind, eingetroffen.
Der Abstieg nach Göschenen ist zwar anfangs landschaftlich schön, der Weg führt durch einen lichten Lärchenwald und danach durch einen schattenspendenden Tannenwald, aber er kommt mir endlos vor und ich bin froh, als ich endlich den Bahnhof Göschenen erreiche.

Tourengänger: tschiin76, pipo


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Kommentare (2)


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Henrik hat gesagt: Do hesch aber e scheeni
Gesendet am 14. Juli 2010 um 14:43
Hampfle Bilder anglegt! Gratulation....wenn Ych dra dängg wie das no im Dezämber gsi isch, gäll....und erscht no-elai underwägs....und au no iiber die Brugg...uch, de kensch mi jo wäge driiber laufe und so...

Härzligg

silberquäki

chamuotsch hat gesagt: Klassiker
Gesendet am 15. Juli 2010 um 20:18
Hey, cool tschiin.... isch doch immer wieder e tolli Region mit dene wilde aber fründliche Granitzacke!! Danke für die tolle Bildli... und e Gruess as Chliine :)!
Salüds, Chamuotsch


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