Letzte Wintertage auf dem Schnebelhorn


Publiziert von cicindela , 2. April 2010 um 16:04.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:18 März 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-SG   CH-ZH 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Wald - Schnebelhorn - Hulftegg ( - Bauma)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bhf Wald
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bhf Bauma
Unterkunftmöglichkeiten:Hulftegg, Hörnli
Kartennummer:226

Ein Arbeitstreffen in Zürich steht vor. Um die lange Reise aus der Niederlanden besser auszunützen, plane ich anderthalbe Tag länger ein, um eine Wanderung im Zürcher Oberland machen zu können. Der Kantonshöhenpunkt Schnebelhorn lockt. Talort Wald wäre mit S-Bahn leicht zu erreichen, und ich recherchiere das Internet für eine Unterkunft. Das Hotel in Steg hat leider zu, aber ich entdecke ein Berggasthaus auf dem Hörnli. Ich kalkuliere 6 Std Netto-gehzeit, das wäre also machbar,  und die Sonnenuntergang auf dem Hörnli zu erleben scheint mir Traumhaft. Mit dem Plan verlocke ich Kollegen Atze und Sean mich zu begleiten, und ich reserviere uns die Übernachtung auf dem Hörnli.
 

Was wäre aber mit der Schneeverhältnisse? Ist so eine Tour überhaupt machbar, oder ist meiner Plan Blödsinn die sich nur ein Flachländer ausdenken kann? Die Webcam vom Hörnli-Gasthof zeigt nur Schnee und Nebel (der Name "Schnebelhorn" ist wohl angebracht!). Ich verbringe weiteren Samstag mit Googlen für "Schnebelhorn", und finde auf hikr.org Berichte von "dabuesse" und "budget5" die eine ähnliche Tour gerade heute gemacht haben! Die Tour ist also definitiv machbar, aber die tragen Schneeschuhe, und  das sieht auch wie notwendig aus. Mieten wir uns also welche für unsere Tour 10 Tage später.


Wenn ich die Schneeschuhe am Vortag der Tour abhole, erschreckt mich aber derer Ausmass: das sollte im Rücksack wenn es weniger Schnee gäbe? Ein weiterer Blick auf der Hörnli-webcam sowie Anruf  an den Wirt des Gasthauses überzeugt uns die Schneeschuhe nicht mitzunehmen. Nach ganznächtlicher Fahrt trifft der Zug früh (7:00) in Zürich ein.  Wir hinterlassen unseres Hauptgepäck im Depot und fahren mit dem S-Bahn nach Rüti und weiter nach Wald, eifersüchtig auf den Zürcher Forensen die jeder Nachmittag in die Berge gehen könnten. In Wald kaufen wir Brot und Käse und um 8:40 kann es losgehen.


Zunächst geht es auf den Sagenrain-wanderweg dem Schmittenbach entlang. Das Bachlein sowie der Wanderweg ist hübsch verschneit, jedoch gibt es ein gutes Pfad und wir bedauern nicht, die Schneeschuhe zuhause gelassen zu haben. Beim Alp Ger wird das Gelände mehr offen, und geniessen wir Dank dem schönen Wetter Fernblicke weit über die Zürichsee.


Bei Wolfsgrüb haben wir die erste 400 Höhenmesser hinterlassen, und geht es auf einen Waldweg hinunter ins Tal der Vordertöss. In der Vortagen hat es 20cm Neuschnee  gegeben, und keiner hat bereits eine Spur gemacht. Machen wir das also, und fühlen uns wie Erstbesteiger. Das Tösstal ist reizend: wir kommen an jede Menge verfrorene Wasserfälle vorbei. Einer ist mehr als 10 Meter hoch, und wirkt wie ein Eispalast für eine Märchenkönigin. (Sonderbar, dass das alles in ein Paar Wochen wieder flüssig sein wird...). Nach weiterer, ziemlich ansterengender, Schneespur-arbeit, treffen wir bei der Tössscheidi ein.


Ein Blick auf die Uhr lehrt das wir schon 4 Stunden unterwegs sind, wo eigentlich nur 2 Stunden  geplant waren. Vom lauter Staunen in dieser Eiswelt, extra Fotostops, sowie dem ziemlich mühsamen Vorankommen im Tiefschnee haben wir wohl zu viel Zeit verpasst. Wenn wir die Tour vollenden wollen, sollten wir nunmal Tempo machen. Glücklicherweise ist das Pfad hinauf zur Sennhütte nicht so tief verschneit, und gibt es hier wieder eine Spur. Für den Aufstieg zur Sennhütte und weiter nach Tierhag benötigen wir genau die auf den Wegweisern erwähnte 1Std10Min. Den ergebenen Durst wird mit Apfelsaft in der Alpwirtschaft gelöscht.


Jetzt bleibt nur noch ein kürzer Steilhang zum Gipfel der Schnebelhorn. Trotz der Höhe von 1200m gibt es auf dem offenen Südhang nicht viel Schnee. Das Gehen wird deswegen aber eher bemüht, da es auf die vielen Übergänge von Schnee auf Gras ziemlich rutschig ist. Um 14:40 erreichen wir den Gipfel. Wir rufen das Hörnli-gasthof an, um unseren Vortschritt zu bestätigen. Der Wirt mahnt uns zu eilen, das Gasthof schliesse doch spätestens um 18:00, und eigentlich schon vorher. Wir erlauben uns jedoch noch ein Viertelstündchen Gipfelglück: das Brot und die Käse müssen schliesslich auch noch verspeist werden.


Dann geht es rasch Bergab; eine schöne Gratwanderung mit Fernblicke in alle Richtungen steht voran. Für 3km geht es so, über Hirzegg, östlich entlang dem Roten, bis wir bei Älpli die  schneefreie Waldstrasse erreichen. Je nach der momentanen Geschwindigheit zeigt das GPS eine Ankunftzeit zwischen 17:30 und 18:30 - das wird also noch knapp... Pünktlich um 16:50 treffen wir aber auf der Passstrasse bei Hulftegg ein. Von hier soll es noch 1Std10 bis zum Hörnli sein. Wir rufen nochmal Hörnli an. Der Wirt verlacht uns (mit Recht) wegen unserer mangelhaften Zeitplanung, macht aber kein Problem daraus, dass wir unsere Reservierung annulieren. Das ist eine Erleichterung: nun können wir im Hotel am Hulftegg bleiben (merkwürdig dass ich den bei der Internetrecherche übersehen habe, eigentlich wäre dies sowieso der natürliche Etappen-endpunkt). Wir sind schon ziemlich erschöpft, und Dusche, Mahlzeit und Bett locken.


Am nächsten Tag erfassen wir mit neuer Kraft die Wanderung zum Hörnli. Es ist gut dass wir das nicht gestern eilig machen haben müssen, denn die ideale Wintersportverhältnisse auf der verschneiten Wiesen nötigen zum ausführlichen Geniessen. Wir brauchen jetzt nur bis zum Gipfel der Chlihörnli zu steigen. Hier kommen uns zwei Radler in Schnee entgegen - die einzige Touristen die wir während dieser zwei Tage überhaupt gesehen haben. Jetzt folgt noch eine schöne Gratwanderung hinunter nach Bauma. Während des Abstiegs verschwindet allmählich der Schnee: Frühling kann kommen!
 


Tourengänger: cicindela


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Geodaten
 2165.kmz

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Kommentare (1)


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dabuesse hat gesagt: Züri Oberland goes Dutsch
Gesendet am 2. April 2010 um 21:02
Hallo Jeroen

bereits bei unserer Tour, hätte man die Schneeschuhe bei guter Routenwahl wohl auf Zuhause lassen können. Es ist viel geschmolzen in der Zwischenzeit (siehe mein neuster Bericht).

Schöner Bericht übrigens mit schönen Fotos.

gruss David


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