Vom Flüela ins Engadin:eine wunderschöne Spätherbsttour


Publiziert von tschiin76 , 18. März 2010 um 11:41.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Davos
Tour Datum:23 September 2008
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 3 Tage


Der Herbst.....Meine liebste Wanderzeit: kaum mehr jemand unterwegs, wunderschöne Farben und intensives Licht, oft klare, weite Sicht. 


Route: Flüelapass - Val Grialetsch - Grialetschhütte - Scalettapass - Chüealpgletscher - Sertigpass - Keschütte - Val Funtauna - Val Susauna - Cinuos-chel


Dieses Mal wollen wir nicht das Zelt mitnehmen, entscheiden uns für eine Hüttentour.  Beide, die Grialetsch- sowie die Keschhütte sind noch bewartet, es ist noch nicht Ferienzeit und die Wetterprognosen sosolala.

Anreise mit dem ÖV bis cff logo Susch, Abzw.Schwarzhorn. Das Postauto fährt nur von Mitte/Ende Juni bis nach den Herbstferien. Mit uns im Bus eine lustige Rentnerwandergruppe, welche sich Richtung Schwarzhorn davon macht.

Gleich zu Beginn eine kleine Steigung auf eine Kuppe, der Blick wird frei auf das ganze Val Susasca, welches vom Flüela hinunter nach Susch führt.
Viele Wolken am Himmel aber zwischendurch immer wieder ein paar Sonnenstrahlen. Ein kalter Wind bläst uns um die Ohren, ja der Sommer ist vorbei.
Der Weg führt nun sanft ansteigend dem Val Grialetsch entlang der Hütte entgegen. Mächtig und schon mit einer Schneekappe erheben sich der Piz Sarsura und der Pitschen auf der anderen Seite des Tals.
Das wäre auch einmal ein Ziel.
Wir erreichen die Grialeschhütte. In gleissendem Abendlicht hockt sie friedlich am eigenen Seelein, wir kraxeln erst mal einbisschen an dessen Ufer herum und geniessen die friedliche Stimmung, bevor wir in die warme Stube treten.
Beim Znacht dann ein Blick aus dem Fenster: Nebel. Und es schneit.
Naja, wir werden ja sehen.

Am nächsten Tag erwartet uns eine in Kälte erstarrte Landschaft: über die Felsen und die Hütte hat sich ein feiner weisser Schleier gelegt, das Wasser ist erstarrt. Der Himmel eiskalt blau.
Herrlich! Um uns herum: Stille.
Wir machen uns auf den Weg über glitschige Steine.
Der Tag erwacht, noch immer ist es kalt. Die nächsten paar Meter zum Furggasee werden endlos: anhalten, staunen, Bild da, Bild dort, wieder anhalten, wieder staunen, geniessen.
Hier könnte ich noch eine Weile bleiben, denke ich.

Wir steigen ab über den Dürrbodenberg, haben schon von anfang an entschieden, dass wir abkürzen. Auf der Karte ist kein Verbindungsweg eingezeichnet, wir stellen dann aber fest, dass fleissige Hände einen markiert haben, so dass man nicht bis halb nach Dürrboden runter muss.

Die Sonne erreicht langsam das Tal und schmilzt in kurzer Zeit den weissen Schleier weg.
Wir sind allein auf weiter Flur, erreichen den Scalettapass.
Entdecken eine Schutzhütte, ausser einer Bank ist sie leer, aber gut zu wissen für diejenige, die im Gebiet mal in Schwierigkeiten geraten.

Wir steigen auf Richtung Chüealphorn, weglos, immer der Karte nach. Das Gelände ist verblockt und mit einer dünnen Schneeschicht überzogen. Wir kommen aber gut voran und stehen schon bald am Gletscherli.
Das Chüealphorn lockt, wir denken ganz kurz darüber nach, entscheiden uns aber für den Abstieg. Der Gletscher hat, von oben gesehen, doch noch ein paar Spalten, die aber so mit Schnee überdeckt sind, dass man sie nicht sieht, wenn man auf dem Eis steht. Und wir haben die Ausrüstung nicht dabei.
Wir kommen wieder.

Weiter gehts durch das Gletschertälli (hatten wir heute auch schon mal eins am Scalettapass) hinunter bis ca. 2640m, dort queren wir der Höhe entlang weglos.
Das Gelände ist noch etwas stärker verblockt und durch den Schnee überaus rutschig. Wir kommen nicht mehr so schnell voran, erreichen dann aber doch noch den Sertigpass.
Inzwischen ist der Himmel düsterer geworden, der Wind bläst kalt und lässt uns schnell die Flucht ergreifen.
Wir suchen uns etwas weiter unten ein windgeschütztes Plätzli und machen nochmals Pause.

Der Blick schweift vom Hoch Ducan zu den Lais da Ravais-ch und schlussendlich zum Piz Kesch, der sich allerdings mit einem Wolkenkleid vor uns versteckt.
Auf gutem, aperen Wanderweg erreichen wir die Weggabelung bei P. 2492 und damit wieder das Wandervolk.
Noch ein kurzer Anstieg und wir sind bei der Keschhütte angekommen.

Was für ein Kontrast zur heimeligen, alten Grialetschhütte, dem Inbegriff einer traditionellen SAC-Hütte!
Dort altes Gebälk, knarrende Treppe, verwinkelte Zimmer, Dunkelheit. Hier Helligkeit, Beton, helles Holz, neuste Technologie in der Küche, beim Abwasser, bei der Heizung.
Was aber gleich bleibt: die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft der Hüttencrew, an beiden Orten haben wir uns sofort wohl gefühlt.
Ich finde es lässig, wenn es beides gibt: die alten Hütten mit den Massenschlägen, dem wenigen Komfort aber der Hüttenromantik. Und die neuen Hütten, teilweise kühne Konstruktionen mit genialen Ideen und baulicher Umsetzung, mit gewissem Komfort (wobei ich nicht unbedingt eine warme Dusche brauche) und grossen Fenstern, durch die man das Panorama geniessen kann.

Der Keschhüttenwart erzählt und dann auch ausführlich, wie sich die neuen Technologien (Bioklo, Minergie ect.) bewähren und mit welchen Schwierigkeiten die Crew zu kämpfen hat.
So funktioniert halt im Hochgebirge nicht alles so, wie es im Unterland gedacht gewesen wäre....
Ein interessanter Tag geht zu Ende.

Am nächsten Tag ist das "wüste" Wetter dann definitiv da, Nebel, Nebel und Schnee, der sich schon kurz unterhalb der Hütte zu Schneeregen wandelt. Gruusig.....
Wir machen uns auf den Abstieg durchs Val dal Tschüvel, das ins Val Funtauna und schlussendlich ins Val Susauna übergeht und bei La Resgia/Cinuos-chel ind Engadin mündet.
Es schneit, es regnet, wir sind alleine.
Dann bei Plaun Margun die ersten Sonnenstrahlen, bei Susauna gibts Zmittag in der Sonne.
In Cinuos-chel nehmen wir die RhB und fahren nach Hause.



Tourengänger: tschiin76, aivla


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T4

Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: informativ, kurz - und doch eindrucksvoll,
Gesendet am 25. März 2010 um 23:55
dein Bericht:
so schätze ich sie sehr, Berichte, welche das Wesentliche in einer überschaubaren "Menge" rüberbringen - und erst noch tolle Fotos dazu liefern!

Vielen Dank tschiin76!

lg Felix


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