Im März auf den Einstein (1866 m): Am Berg das Frühjahr, im Tal noch Winter


Published by TheSwabian , 13 March 2025, 10h10.

Region: World » Austria » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Date of the hike: 6 March 2025
Hiking grading: T3 - Difficult Mountain hike
Waypoints:
Geo-Tags: A 
Time: 5:00
Height gain: 773 m 2535 ft.
Height loss: 773 m 2535 ft.
Route:6,9 km
Access to start point:Parkplatz "Einstein", Tannheim/Tannheim-Berg
Maps: KOMPASS Wanderkarte 3 - Allgäuer Alpen

Donnerstag, der 6. März 2025. Man müsste meinen, wenn es in die Berge gehen soll, dann sollten auf jeden Fall die Skier im Gepäck sein. Aber die Neunerköpfle-Webcam im paradiesischen Tannheimer Tal macht mir gute Hoffnung, diesen wunderbaren Kaiserwetter-Tag doch auf sonnigen, südseitigen Pfaden in den Tiroler Bergen zu verbringen! Gehen soll es auf den freistehenden Einstein (1866 m) aus triassischem Hauptdolomit, Hausberg von Tannheim und für seine doch etwas bescheidene Höhe dennoch eine famose Aussichtskanzel.

Ich erreiche den Parkplatz "Einstein" auf 1093 m, direkt an der Hauptstraße zwischen Tannheim und der Teilortschaft Berg, gegen 7:00 Uhr. Rohnenspitze (1990 m) und das Tagesziel, der Einstein, begrüßen mich mit einem morgendlichen Alpenglühen. Schon beim Start wird klar: hier im flachen Tal liegt noch ordentlich Schnee, wohingegen die Südwand des Einsteins zumindest vom Tal aus vollständig eis- und schneefrei erscheint. Um 7:15 Uhr mache ich mich quasi mit dem Sonnenaufgang auf den Weg zum Gipfel, durch die gemütliche Ortschaft Berg hindurch, an der Schäferhütte kurz oberhalb des nördlichen Ortsausgangs vorbei, teils auf einem Fahrweg, bis ich nach ca. 1,2 km vollends auf den roten Wanderweg (Nr. 84 in der Kompass-Wanderkarte) abbiege, dessen Markierung fast überall schon ziemlich verblasst ist. In flacheren Waldbereichen und Talsenken am Fuß der Einstein-Südflanke liegt teilweise noch stiefeltiefer Schnee, durch den schlammige Trittspuren führen. Oberhalb 1500 m nähert sich der Wanderweg den Südwänden des Berges und wird steiler, bis nach knapp 200 weiteren Höhenmetern über Serpentinen und einer Begegnung mit einer neugierigen Gämse der östliche Kammrücken des Einsteins erreicht ist. Von hier aus sind es noch eine knappe halbe Stunde und weitere ca. 150 Höhenmeter über teils felsig-schrofiges Gelände bis zum markanten Gipfelkreuz. Zum ersten Mal eröffnet sich auch der Blick nach Norden und Nordosten zum beeindruckenden Aggenstein jenseits des Engetals. Schneewächten brechen an der Kante zum verschneiten nördlichen Kar des Einsteins hin ab, ein wenig Vorsicht ist geboten, hier nicht zu nah an den Abbruch zu treten. Auf dem restlichen, kurzen Wegstück zum Gipfel kann man hier und dort auch mal die Hand zu Hilfe nehmen, von Kletterei (I) würde ich aber noch nicht sprechen, eher von einem soliden T3-Weg mit kleineren Steilstufen im Hauptdolomit. Ich würde den Berg aber auch nicht nur als T2 einstufen wollen, wie dies manchmal geschieht.

Nach 3,3 km und gut 770 Höhenmetern bin ich 9:40 Uhr auf dem Gipfel - ich war sicher nicht der Schnellste, aber das ist mir wurscht. Das Panorama vom Einstein ist wirklich beeindruckend! Im Norden schaut man weit ins Alpenvorland, bis im Nordosten Breitenberg (1838 m) und der steil aufragende Aggenstein (1985 m) das Blickfeld dominieren. Gegen Osten gesellen sich Brentenjoch (2000 m), der von hier aus extrem spitz wirkende Säuling (2047 m), Ammergauer Kreuzspitze (2185 m) und die Große Schlicke (2059 m) hinzu, bevor sich die mächtigen Tannheimer Gipfel um Gehrenspitze (2163 m), Köllenspitz (2238 m), Gimpel (2173 m) und Rote Flüh (2108 m) ins Bild drängen. Die Zugspitze versteckt sich zwar genau hinter dem Gimpel, aber der Schneefernerkopf (2875 m) im Wetterstein schaut noch rechts daneben heraus. Für alle, die sich das erhoffen: Der Einstein bietet also keinen Zugspitzblick! Ich freue mich aber, gegen Südosten auch den mächtigen Thaneller (2341 m) prominent im Panorama zu sehen, ist er doch einer meiner absoluten Lieblings-Aussichtsberge im Land Tirol, den ich im September 2024 schon mal bei reichlich Schnee im Gipfelbereich bestiegen hatte (siehe hikr-Report Thaneller). Hinter dem Thaneller erstreckt sich die Mieminger Kette, die von der Hohen Munde (2663 m) im Osten über den Hochplattig (2758 m) bis hin zum Wannig (2493 m) an ihrem Westende mit im Panorama steht (auch den Wannig, aka "Hochwannig", durfte ich im Herbst 2024 als wahnsinnig lohnenden Aussichtsgipfel, mit Blick von Großglockner und Großvenediger bis zur Wildspitze und zur Bernina, kennenlernen; s. hikr-Report Wannig). Im Südosten stehen in der Distanz einige markante Gipfel der Sellrainer Berge und Stubaier Alpen. Höchster Gipfel und damit Schmankerl der Einstein-Gipfelschau ist das rund 79 km entfernte Zuckerhütl (3507 m), das etwas links der markanten Heiterwand in den Lechtaler Alpen deutlich herausragt. In näherer Entfernung steht die Krinnenspitze (2000 m) direkt hinter dem teils noch zugefrorenen Haldensee (1124 m) im Tannheimer Tal. Mit Namloser Wetterspitze (2553 m), Imster Muttekopf (2774 m) und Leiterspitze (2750 m) nehmen die Lechtaler Alpen nun einen großen Teil des Panoramas ein, wenn auch nur in zweiter Reihe hinter den Vilsalpseebergen, die von der kegelförmigen Leilachspitze (2274 m) dominiert werden. Gleich jenseits des Tannheimer Tals kann man dem Skibetrieb am Neunerköpfle (1862 m) zuschauen. Der Vilsalpsee versteckt sich leider im Talkessel hinter dem Rossberg. Zwischen Süden und Südwesten beherrschen König Hochvogel (2594 m) und das Tannheimer Gaishorn (2247 m; im Kleinwalsertal gibt es nochmal eins, das dementsprechend "Walser Geißhorn" genannt wird, sich aber auch anders schreibt) ganz klar die Szenerie, etwas weiter im Hintergrund erkennt man auch gut die Mädelegabel (2645 m) mit dem markanten Allgäuer "Mini-Matterhorn" der Trettachspitze (2595 m), dahinter auch den Biberkopf (2599 m), den südlichsten echten Berg Deutschlands. Weiter gegen Westen strahlt mir das nordseitig verschneite Dreigestirn Rohnenspitze (1990 m), Ponten (2045 m) und B'schießer (2000 m) entgegen - alle drei Gipfel habe ich im vergangenen Herbst von Schattwald aus überschritten (siehe hikr-Report Ponten). Weil sich der Große Daumen (2280 m) direkt hinter dem Ponten erhebt, schaut letzterer auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich aus. Zwischen B'schießer und Kühgundkopf (1907 m) vermag man den Hohen Ifen (2230 m) zu erkennen, der charakteristisch aus dem verkarsteten Gottesackerplateau herausragt. Genau im Westen steht die Nagelfluhkette mit Hochgrat (1830 m), Rindalphorn (1821 m) und Stuiben (1749 m); diese Berge sind allesamt aus grobkörnigem Konglomerat aufgebaut. Der Grünten (1738 m), Wächter des Allgäus, und der zackig-felsige Sorgschrofen (1636 m) runden die Allgäuer Berge im Nordwesten ab, davor der gutmütige Schönkahler (1688 m), bis gegen Norden, die 360°-Sichtrunde ist nun fast vollkommen, Reuterwanne (1546 m) und Edelsberg (1630 m) das Panorama komplettieren. Eine absolut fantastische Rundsicht für einen "Achtzehnhunderter", würde ich meinen! Ich gönne mir den Kaiserwetter-Blick gute 20 Minuten lang und mache mich nach einem Eintrag ins Gipfelbuch wieder auf den Weg ins Tal, welches mit deutlicher "Schneelinie" unter mir liegt. Die Südhälfte des Tals mit Tannheim liegt im Schnee, die Nordhälfte mit der Ortschaft Berg ist fast gänzlich schneefrei.

Der Abstieg erfolgt wie der Aufstieg, allerdings nun mit zahlreichen Wanderern, die sich ebenfalls auf den Weg zum Einsteingipfel gemacht haben. Etwas unterhalb des Gipfels, dort oben war es doch recht windig, genieße ich noch einmal auf dem weichen, warmen Südhang-Gras die Frühjahrssonne und gönne mir meine Brotzeit bei schönstem Gaishorn-Blick. Der Weg bergab an den steilen Felswänden vorbei ist nochmal richtig beeindruckend. Quasi genau zur Mittagszeit bin ich wieder in Berg und statte der schmucken Kapelle St. Sebastian, sie wurde 1653 erbaut und 1757 erweitert und barockisiert, einen kurzen Besuch ab. Aus dem Türrahmen grüßt, wie sollte es anders sein, der Einstein. Ich danke dem Herrn für einen wunderbaren (wenn auch nur halben) Wandertag!

Fazit: Der Einstein von Süden ist eine ungemein lohnende, kürzere Tour insbesondere für die Übergangszeit im Frühjahr, wenn man sich noch nicht so recht über die 2000 m-Marke hinaustraut. Der Rundblick über die Berge und ins Tannheimer Tal ist einfach nur phänomenal. Besonders im Gipfelbereich ist Trittsicherheit notwendig, Schwindelfreiheit kann sicher nicht schaden. Solides T3-Wandern, gut 7 km mit 770 Höhenmetern.
 

Hike partners: TheSwabian


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Comments (2)


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Ray says: Einfach toll
Sent 13 March 2025, 17h19
War selbst aucham Sonntag aufm Einstein, einfach Klasse im Frühling. Aber lieber über den Ostgrat, ist abwechslungsreicher.

TheSwabian says: RE:Einfach toll
Sent 13 March 2025, 19h22
Ja, das macht sicher Laune!


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