Tamer Grande (2547m) und Cima Nord di San Sebastiano (2488m) - Unbekannte Südliche Dolomiten


Publiziert von Andy84 , 26. März 2025 um 14:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 November 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Ca. 11,5km

Nach den wunderschönen Touren auf einige Bekannte und sehr Imposante Dolomitengipfel in den letzten Tagen (Cristallo, Pelmo, Furchetta, Sorapis) möchte ich heute als Abschluss meiner Dolomitenwoche noch eine Tour in einer eher unbekannteren Ecke durchführen.

Die kleine Tamergruppe stellt ein Ziel für die Individualisten unter den Bergsteigern dar, die von den Einblicken in die geheimen Winkel der Südlichen Dolomiten garantiert begeistert sein werden (Auszug "Alpine Bergtouren Dolomiten")

So mache ich mich nach einer weiteren ruhigen Nacht in San Vito di Cadore auf den Weg zum Passo Duran. Die Fahrt dorthin ist schon genial, linkerhand bauen sich die steilen Gipfel der Bosconerogruppe und um den Spiz di Mezzodi auf, kurz vor Forno di Zoldo und bei der Auffahrt zum Pass fährt man direkt auf die steilen Ostwände der Civetta-Gruppe zu. So ist die Fahrt schon ein Erlebnis, weswegen ich am Passo Duran erst um 12 Uhr mit der heutigen Tour beginne.
Der schöne Wanderweg 524 führt unter der Westflanke der Cima Nord di San Sebastiano hindurch in das Van de Caleda. Der Weg hinein ins Kar führt mit jedem Schritt aus dem Grün heraus hinein in die graue Geröllfläche der steilen Westwand der Cima Sud di San Sebastiano entgegen.
Direkt unter der Wand zweigen die beiden Gipfelanstiege ab, ich folge zunächst dem rechten Weg, welcher immer am linken Rand des Schuttkessels hinauf zur Forcella la Porta führt.
Im Aufstieg fallen vor allem der Tamer Piccolo und der Tamer Davanti auf, der Tamer Grande versteckt sich etwas. Von der Forcella la Porta bekommt man einen schönen Blick nach Osten in weitere sehr ruhige Ecken der Südlichen Dolomiten.
Von der Scharte folgt man nun einem Querband nach Süden und unterwandert auf diesem den Tamer Piccolo. Das Band ist gut zu gehen, bei hartem Schnee sind aber auf jeden Fall Steigeisen notwendig, ausrutschen sollte man hier tunlichst vermeiden.
Schnell gelangt man in die Scharte zwischen Tamer Piccolo und Tamer Grande, nun kommen die Hände aus den Hosentaschen, es darf geklettert werden. Etwas erstaunt bin ich von den zwei Seilen in der Kletterstelle, diese lässt sich auch ohne schön erklimmen, ein 2-er im teils schönen festen Fels ist dafür erforderlich.
Sind mehrere Begeher unterwegs, muss man darüber auf Steinschlag achten, hier liegt einiges an losem Gestein herum.
Der Tamer Grande wird von zwei Steinmännern gekrönt, die beiden Punkte sind annähernd gleich hoch.
Lustigerweise ist der Tamer Grande nicht der höchste Gipfel der Gruppe, diese Ehre gebührt dem 3m höheren Tamer Piccolo.
Der Aussicht tut dies jedoch keinen Schaden, alles was Rang und Namen in den Südlichen Dolomiten hat ist zu sehen.
Im Norden die gewaltige Civetta Gruppe, im Nordosten Pelmo, Sorapis, Antelao. Im Osten die einsame Bosconerogruppe, dahinter die Friaulischen Dolomiten mit dem sehr markanten Monte Duranno.
Im Westen die Pale die San Martino und im Südwesten die tolle Schiara Gruppe.

Da ich heute recht spät losgekommen bin, entschließe ich mich, den wilden Tamer Piccolo auszulassen und stattdessen lieber noch gemütlich auf die Cima Nord di San Sebastiano zu wandern.

So geht es auf dem gleichen Weg wieder hinunter in das Van de Caleda und auf dem markierten Weg nach Norden hinauf in die Forcella di San Sebastiano und weiter auf den zweiten Gipfel des Tages. Der Anstieg ist einfacher wie auf den Tamer Grande, leichte Kletterei ist aber auch hier erforderlich.
Am Gipfel unterhalte ich mich lange mit einem Einheimischen aus Agordo, welcher sich richtig freut, dass sich auch mal ein Deutscher hierher verirrt. Es ist für beide die einzige Begegnung des heutigen Tages.
Nach einer langen Gipfelpause mache ich mich dann auf bekannten Wege an den Abstieg.
Ein toller Tag und eine noch schönere Tourenwoche in den Dolomiten geht zu Ende.

Schwierigkeiten:
Tamer Grande                                     T5, II
Cima Nord di San Sebastiano             T4, I

Fazit:
Ein klasse Abschluss meiner Dolomitenwoche, viele Wunschziele erreicht, dafür doppelt so viele neue dazugekommen. Die einsame Tamer-Gruppe ist extrem zu empfehlen, hier ist noch ursprüngliches Bergsteigen möglich fernab vom Tourismus. Das liegt sicherlich auch daran, das es hier keine Hütten gibt.
Mich wird diese schöne Ecke sicherlich mal wieder sehen


Tourengänger: Andy84


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

wf42 hat gesagt: Schöne Bilder
Gesendet am 27. März 2025 um 13:45
Hallo Andy,
bei diesen wunderschönen Bildern kommen mir Erinnerungen an eine 30 Jahre zurückliegende Tour auf den Tamer Grande zurück. Diese Ecke der Alpen ist ja bisher bei Hikr noch kaum vertreten.
Gruß Walter

Andy84 hat gesagt: RE:Schöne Bilder
Gesendet am 28. März 2025 um 09:37
Hallo Walter,
vielen lieben Dank und gerne geschehen :-)
Ja, der Südöstliche Teil der Dolomiten ist im deutschsprachigen Raum eher recht unbekannt, bzw. zieht es die meisten zu den Namhaften Zielen.
LG Andy

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 28. März 2025 um 19:58
Grandiose Bilder und ein Eldorado für ganz viele Spielarten und Bergsteiger-Generationen
Danke für die herrlichen Ein- und Ausblicke

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. März 2025 um 10:07
Danke Markus,
gerne geschehen, die Dolomiten ziehen einen immer wieder in den Bann.
Aber das brauch ich dir ja nicht erzählen ;-)


Kommentar hinzufügen»