Höhlen, Spalten, Felsenfenster: Herbstrunde am Teufelstisch


Publiziert von Nik Brückner , 11. November 2024 um 14:01.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 9 November 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:24 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Start ist in der Straße In den Birken in Hinterweidenthal, am Fuß des Heufelsens.
Unterkunftmöglichkeiten:in Hinterweidenthal

Der Matthias! Lang ist's her, dass wir zusammen unterwegs waren. Im Odenwälder Felsenmeer zum Beispiel. Oder bei der herrlichen Tour auf sämtliche Churfirsten. Es wurde Zeit, wieder zusammen loszuziehen. Ich stellte zwei Touren zur Auswahl, Matthias entschied sich für die mit dem Teufelstisch - dem berühmtesten Felsen der Pfalz.


Ab ins Auto, und Actionfredags "Turist I Eget Liv" eingelegt. Diese Tour startet in Hinterweidenthal. Dort gibt es - teufelstischbedingt - viele Parkplätze, für die man - teufelstischbedingt - viel bezahlen kann. Kostenlos ist es anderswo, zum Beispiel in der Straße In den Birken. Unsere Tour sollte ohnehin hier vorbeiführen, also warum nicht gleich hier starten. Am besten unmittelbar am Heufels, einem der Highlights der Runde. Zur Ori: Auto am Seniorenpark Hinterweidenthal abstellen, von dort aus sind's nur ein paar unmarkierte Schritte auf einem Waldpfad hinauf zum Heufels (235 m).

Der schöne Turm bot im vergangenen Jahrhundert einige klassische Routen. Infolge eines Felssturzes am südseitigen Dachriegel wurden leider umfangreiche Sperrungen verfügt, die sich auch auf Routen erstrecken, die weit ab der baufälligen Zone verlaufen. Mittlerweile ist der Heufels einer der am seltensten erstiegenen Gipfel im ganzen Pfälzerwald. Routen III - VIII+. Das Gipfelbuch zählt nur 1-2 Einträge pro Jahr. 

Ausgesetzte (An-)Gelegenheit: Wer sich traut, kann auf sandigen Tritten und mit Hilfe von teils künstlichen Griffen, mal schauen, wie weit es hinausgeht auf einem Band an der schlanksten Stelle des Felsens. Es geht weiter, als man denkt....


Der pfadige Pfad führt hinter dem Turm weiter im Hang hinauf, an einem Felsenriff entlang, und erreicht dahinter die Höhe. Es geht weiter über den Rücken, wo der Pfad dann immer schlechter wird. Hier sollte man sich eher halblinks orientieren, auf eine große Lichtung zu ("Am Woggel", 258 m). 

Diese Lichtung ist zugewuchert, unter anderem mit Brennesseln. Selbst wenn es den Weg noch gäbe, der angeblich über die Lichtung führt, wäre der nicht begehbar. Klar, man könnte sich das sparen, wir suchten dennoch eine Weile herum, denn wir wollten zum Zwei-Kiefern-Fels, der sich hier irgendwo im Wald versteckt, und den wir beide noch nicht kannten. 

Am Besten hält man sich am rechten Rand der Lichtung und wandert dort in südlicher Richtung. Auch hier hat's wieder ebenso unmarkierte wie undeutliche Pfade. Wir hielten uns dann im Wald links, insbesondere an einer Stelle, wo ein wieder besserer Pfad Richtung Westen ins Tal hinunter lockt. Eine unscheinbare Kuppe im Wald bricht nach der anderen Seite senkrecht ab und entpuppt sich damit als Zwei-Kiefern-Fels (225 m). Und die Suche hat sich gelohnt: Zwischen Felstürmen und durch Felsenfenster hindurch geht es schließlich ins Tal hinunter.

Man landet im Osten einer noch größeren Lichtung, "Auf der Heide" genannt. An deren linker Seite wanderten wir nun über die freie Fläche Richtung Südwesten, wo sich der Weg mit dem von Nordosten kommenden vereinigt. Wir behielten die Richtung bei und wanderten hinaus zur L 486, an deren rechtem Rand ein hübscher Wanderweg nach Salzwoog hinüber führt. 

Am Wanderparkplatz (233 m) am Orzeingang blieben wir im Wald und stiegen rechts den Wanderweg Richtung Teufelstisch hinauf. Er quert in der Folge zwei breite Holzabfuhrwege und dreht dann ein wenig nach rechts, in eine Dell hinein. Dann erreicht er den Rücken des Etschbergs und hier einen weiteren breiten Weg. Hier endet der Pfad.

Wir wanderten nun auf dem breiten Waldweg nach Süden und bogen bei der nächsten Möglichkeit links ab. Es geht bergab, ein weiterer Waldweg wird gequert, dann zickzackt sich der Weg, nun zum Pfad geschrumpft, hinunter zur Schwambornquelle (253 m), wo auch ein Gedenkstein zu Ehren von Oberförster Groß steht. 

Noch oberhalb des Gedenksteins, direkt vom kleinen Teich, führt ein weiterer Pfad nach Nordosten. Einen Rechtsabzweig ignorierend, wanderten wir hinüber zur Hochdruckpumpstation Hinterweidenthal, an der Südecke einer weiteren großen Lichtung im Windelstal. Hier dreht der Weg nach links, und führt hinauf zu einem weiteren breiten Weg, wo er endet.

Auf diesem wanderten wir nun rechts hinunter, auf die Nordseite der großen Lichtung bzw. des Windelstals. Bei der nächsten Möglichkeit kurz links und gleich wieder rechts, hier führt ein hübscher Wanderpfad hinauf zu einem breiten Waldweg. Auf diesem ging's nach rechts, bis die Schöne Aussicht (295m) angeschrieben ist, eine Felskanzel, von der aus man, naja, eben eine schöne Aussicht hat.

Unterhalb der Kanzel umwanderten wir nun auf dem breiten Weg den Etschberg. Man passiert nochmal einen Aussichtspunkt, an dem zwei Bänke stehen, sowie eine der wenigen Pfälzer Höhlen. Ein Stückerl weiter, schon über den Ortskern von Hinterweidenthal, kommen dann drei Wege zusammen, und bilden eine Sechserkreuzung. Hier stiegen wir halblinks auf einem hübschen Pad hinauf zur Lipselust (280 m). Dort überschaut man den Ort, dann geht's weiter den Berg hinauf, an den nächsten Felsen vorbei zum Sender Hinterweidenthal 3027 (304 m) und dort auf den nächsten breiten Weg. Auf diesem ein kurzes Stück nach links, dann führt rechts ein kaum noch erkennbarer, nicht markierter Pfad hinauf auf den Etschberg (352 m), der nun in westlicher, bald südwestlicher Richtung überschritten wird. Es geht hinunter in eine Dell, wo Steinmänner stehen, und nach rechts weiter zu einem kleinen Fels namens Teufelsschmiede (318 m). Womit sich das große Highlight der Tour, der berühmteste Felsen der Pfalz, bereits ankündigt. Hier links, und optional gleich nochmal nach links, auf einen Abstecher zu Fuchs und Hase (323 m) und Teufels Kochlöffel (303 m), kleinen Felsen abseits des Wegs. Der Hauptweg führt nun aber stracks hinunter zum Teufelstisch (284 m).

Der Teufelstisch ist ein vierzehn Meter hoher, an einen Tisch erinnernder Felsen, und eins der Wahrzeichen der Pfalz. Auf einem elf Meter hohen Tischbein ruht eine etwa 50 m² große Tischplatte von drei bis vier Metern Stärke. Das Gesamtgewicht wird auf 284 Tonnen geschätzt.

Der Teufelstisch ist berühmt, aber nicht der einzige Tischfelsen der Gegend. Insgesamt gibt es im Pfälzerwald mehr als zwanzig solcher Felsen. Einfache auf das Schlagwort "Tischfelsen" klicken. Es sind vor allem die so genannten Rehberg-Schichten, die zur Ausbildung von Tischfelsen neigen. Diese Schichten bestehen aus einer Abfolge von härteren Felssandsteinen und weicheren Sandsteinen, den "Dünnschichten", die entsprechend schneller erodieren. Bei den Tischfelsen liegen die verkieselten härteren Felszonen über weicheren Dünnschichtlagen. Der tischartige Block schützt dabei die weicheren Dünnschichten vor der endgültigen Abtragung. So entstehen die tischartigen Formen. Im Falle des Teufelstischs entsprechen die Unter- und die Oberseite der Tischplatte Schichtgrenzen.

Wer sich das Ganze mal ansehen möchte, aber keine Möglichkeit hat, in den Pfälzerwald zu kommen, kann sich auf dieser Seite ein 3D-Modell ansehen. Dort gibt's auch detaillierte geologische Infos zu diesem Felsen.


Und klettern kann man natürlich hier auch. Bei meiner Geburtstagstour vor ein paar Jahren sind yuki und Peter da mal raufgestiegen (Route "Teufelsdach", VII-, ein Video gibt's hier).


Oh, es gibt - natürlich - eine Sage! Der Pfälzer Heimatdichter Johann Martin Jäger (Fritz Claus, 1853–1923) erzählt sie so:

Im Kaltenbacher Tale
Ein Tisch von Felsen steht.
Dort saß der Teufel beim Mahle.
Hört, wie die Sage geht:
 
Einst schritt in jenem Walde
Durch nächt’ges Dunkel schnell
Hinauf die Bergeshalde
Ein finsterer Gesell.
 
Hell lodert in seinen Blicken
Unheimlich wilde Hast.
Nun will er sich erquicken,
Er schaut nach guter Rast.
 
Umsonst! Kein Stein zum Sitzen,
Kein Tisch zum nächt’gen Mahl.
Vor Zorn seine Augen blitzen
Hin über Berg und Tal.
 
Da – wie mit Blitzesschnelle
Packt jetzt zwei Felsen frisch
Der grimmige Geselle
Und stellt sie auf als Tisch.
 
Nachdem er dran gegessen,
Ging durch die Nacht er fort.
Den Tisch, wo er gesessen,
Den ließ er einfach dort.
      
Das war ein ängstlich Schauen
Des Morgens drunten im Tal!
Ein jeder sprach mit Grauen:
„Dort hielt der Teufel Mahl!“
 
Nur einer voller Zweifel
Die Andern hell verlacht:
„Ich geh“, spricht er, „zum Teufel
Zum Mahle dort heut Nacht!“
 
Man warnt ihn in der Runde,
Er lacht und geht. Vom Turm
Tönt laut die zwölfte Stunde –
Da! – Welch ein Wind! Ein Sturm?
 
Und jetzt? – Was ist geschehen?
Welch grässlicher Todesschrei!
Entsetzt die Lauscher stehen:
„Mit dem dort ist’s vorbei!“
 
Der Keckste nimmer weilte
Vorm Dorfe länger draus;
Er schlug ein Kreuz und eilte
Leis schauernd fort nach Haus.


Wir wanderten in den Sattel nördlich des Teufelstisches und umrundeten drüben noch den Handschuhkopf (329 m). Unspektakulär, vergleichsweise, trotzdem schöne Felsen dort.

Im Tal unterhalb des Teufelstisches wurde vor einigen Jahren ein Erlebnispark angelegt, eine Art Mischung aus Park und Spielplatz. Wir nahmen die lange Rutsche hinunter, und wanderten durch den Park hinaus und hinein nach Hinterweidenthal (242 m). Dort überquerten wir die Bahnlinie und wanderten die Bahnhofstraße hinaus zur Hauptstraße. Hier kurz rechts und gleich wieder links, in die Wartbachstraße.

Rätselhaft: Es gibt in Hinterweidenthal zwar eine Wartbachstraße, aber keinen Wartbach.... Warum das so ist, weiß ich seit damals.

Bei der ersten Möglichkeit nun rechts hinauf in den Wald und gleich wieder rechts. Wir umrundeten die Rippe des Mühlfelsens und wanderten nach Süden, zuletzt halblinks hinauf zum Hinterweidenthaler Rappenfels (229 m).

Das ist ein 25 Meter hoher Felsturm direkt über der Hauptstraße und den Häusern von Hinterweidenthal. Der Normalweg hinauf ist IV+, ein kleines Abenteuer gab es aber auch für uns: Einen schönen Felsspalt zum Durchkraxeln. Mach ich hier immer gern, neulich erst, auf dieser langen Tour.

Wir stiegen dann hinter dem Fels die Stufen hinauf zu einem breiten Weg, auf dem wir den Kleinen Mühlberg südseitig umrundeten, bis zu einem Sattel, in dem der Gedenkstein für den Förster J. Gethmann (299 m) steht. Hier folgten wir der Beschilderung zum Birkenblick (324 m), von wo aus man tatsächlich eine schöne Aussicht auf ein paar Birken, Hinterweidenthal und ins Tal der Wieslauter hat.

Dann wanderten wir den Rücken hinauf, an weiteren Felsen vorbei, und nahmen den zweiten Weg nach rechts. Er führt ziemlich genau nach Süden, zu einem Sattel zwischen Glockenhorn (geradeaus) und Wieselberg (links).

Auf der anderen Seite des Sattels zwogen wir links ab, und wanderten auf einem hübschen, wenig begangenen Pfad hinunter zum nächsten breiten Holzabfuhrweg. Hier scharf rechts, und erst nach etwa 600 Metern ganz hinunter ins Tal des Mühlenbachs. 

Wir wanderten talauswärts, bis sich das Tal am Waldrand weitet. Hier könnte man schon zum Ausgangspunkt zurückstracksen, wir bogen hier aber nochmal links ab, und wanderten an der A. B. M. Quelle vorbei zu einem hübsch im Wald gelegenen Badesee. Auf dessen gegenüberliegender Seite ging es dann aber nun auch für uns aus dem Tal heraus, vorbei am Parkplatz Badesee (221 m) und hinaus zur B427.

Hier am Waldeck stehen links oben auf einer Kuppe die Dreikönigsfelsen (231 m), die wir auch diesmal nicht auslassen wollten.

Dort bin ich noch nie hinaufgekommen (eigentlich eine I-II), das war dieses mal leider auch wieder so. Schon der erste von mehreren künstlichen Tritten war nass und glitschig.

Also zurück zur Straße, über sie hinüber und an der Sonne vorbei zurück zum Heufels (235 m), an der wir unsere Runde beschlossen.


Fazit:

Naja, der Teufelstisch ist schon eine der Hauptattraktionen des Pfälzerwalds. Ein echtes Getüm - entsprechend tummelt sich hier das Getümmel. Und zu Recht, der Fels ist selbst in einer Gegend, die an Tischfelsen ebensowenig arm ist wie an Felsentischen, etwas B-sonderes. 

Aber man kann hier auch eine schöne, lange und teils einsame Wanderung drehen, bei der nicht einmal ihre anderen Highlights - Heufels - die Heide, Rappenfelsen, und Dreikönigsfelsen viel besucht sind. 

Und am Schönsten ist das Ganze mit guten Freunden. Schön, dasste derbei wars, Matthias! Ärs näxte Mal klappt es bestimmt auch mit der Marijke.

Tourengänger: Nik Brückner


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