Des Menschen Wille ist sein Himmelreich
Gute Vorbereitung! sie macht die gelungene Wanderung. Dazu gehört das zeitige Organisieren des Rufbusses. Er muss am Vortag gebucht werden. Der erste Prontobus soll nach Fahrplan um 8:10 fahren, es wird aber 8:30 werden. Das sagt die Stimme aus Italien am Telefon, 8:30 Uhr, da zuerst die Schulkinder zur Schule gefahren werden müssen.
Gute Vorbereitung! sie macht die gelungene Wanderung. Dazu gehört die richtige Routenplanung! – Weitere Vorbereitung ist hier nicht nötig, meint der Herr Wanderleiter, ist er die Route doch schon einmal gegangen. Damals in der Gegenrichtung. Dass das schon mehr als 15 Jahre her ist, ist gewiss ganz unerheblich.
Wie lässt sich alles an, am nächsten Morgen? Kommt der Bus denn? – Er kommt brav, wie angekündigt kurz nach halb neun. Er bringt mich schnell viele hundert Höhenmeter weiter hinauf, nach San Domenico. Dort käme die erste Enttäuschung, von der der Ortsunkundige sich nicht schnell erholte: die ersten Kilometer geht es immer nur bergab, in gerader Linie. Futsch sind mindestens 100 Höhenmeter, wenn nicht mehr.
Danach folgt ein Stücklein alten Fussweges – von dem die Schilderaufsteller heftig abraten und den die Proprietà-Privata-Menschen liebend gern für sich allein haben wollen. Man darf ihnen in den Bergen nicht nachgeben, sie fressen leicht alles auf. Der Fussweg kürzt ein paar Kurven des Strässchens ab. Das Strässchen schliesslich führt auf die Alpe Veglia. Es ist einmal von den Alpini Val Toce angefertigt worden, davon zeugt die Marmor-Tafel. Das Strässchen fällt jetzt langsam in Stücken in die Schlucht hinab, wird immer etwas schmäler, dient aber bis auf Widerruf als Zubringer für alles, was zur Alpe Veglia will.
Auf der Alpe Veglia bei der ersten Abzweigung unbedingt nach rechts gehen, auf dem alten Saumpfad zur Brücke am Bach hinab. Das Stück dort ist poetisch schön. In Cornù gibt es zur Wegzehrung einen Cappuccino – zum Alpenclub mag ich die paar Meter nicht hinaufsteigen – ich nehme mir meinen Cappuccino einfach unten direkt am Weg.
Kaffeegestärkt läuft der Bergsteiger in spe leichtfüssig dem Pass zu. Er freut sich Kilometer um Kilometer auf das Schild, das nicht auftaucht, und das immer noch ein wenig tiefer im sich verengenden Tal ist, als er gewähnt hat. Jetzt kommt es schliesslich, man ist da. Das erste Mal hat es den Wanderer bezaubert, jetzt ist es eine stille Freude.
Vom hellen Sonnenschein gerät der Wandersmann in einen Wechsel von hell und dunkel. Immer wieder verdeckt der Nebel die Passage, die Wand, über die die Route führt. rojosuiza würde hier nicht mit einem Durchkommen rechnen, so wie das Gelände aussieht. Aber kennt er denn von der Wanderung vor 15 Jahren her nicht jeden Stein? Weiss er nicht, dass es den Klettersteig gibt? Die Markierungen des Wanderweges werden zwar immer spärlicher, aber ganz gewiss führen sie ihn linea recta zum Anfang der via ferrata.
Wie hat sich das Schild geäussert? – ‚Sentiero impegnativo tratti attrezzati‘ – Was kann das schon bedeuten? Dass es einen sentiero gibt, halt, einen Weg. – Vorerst lässt mich der Weg aber erst einmal im Stich. Die dürftigen Markierungen sind ganz verschwunden. Ruhiges Wandern und gemächliches Steigen, das ist vorbei. Jetzt ist es Kriechen und Rutschen, Sich Anklammern und Fluchen. Zum Glück ist kein anderer da, losgetretenes Geröll kann so unschuldig nach unten kullern. So lange nur der Bergheld nicht auch gleich selber noch hinabkullert…
Es wird hier immer scheusslicher, immer spannender. Der Nebel hüllt mir dazu das Gelände ganz ein. Es kommt ein Schneefeld / Gletscherrest. Keine Markierungen! Ja, dort drüben liegen zwei Steine aufeinander – das ist wohl Geschiebe und Geröll! – Wäre es nicht klug, eine kleine Pause einzulegen? Der Nebel kommt und geht ja immer wieder etwas, kann man etwas später nicht etwas mehr sehen? Man wartet jedoch nicht; man steigt entschlossen ins Schneefeld ein. Man muss ja doch hinauf, nur den Einstieg zum Klettersteig gilt es zu finden, wonach man dem einfach folgen kann… Das Schneefeld steilt auf, man droht zu rutschen. Noch etwas weiter nach rechts bitte, wieder ins Rutschgeröll bitte. Da müht man sich schimpfend hinauf. An seiner linken hat man einen Bergbach, rechts ist neben der Geröllschräge der Fels. Sehen tut man sonst nichts, ja, bis zum Moment, wo man die Bescherung sieht! – Man steht oben auf der Schutthalde. Links stürzt der Bach sich aus enger Schlucht. Rechts gibt es zwei schön ausgeschliffene Rillen, die scheinbar senkrecht nach oben gehen… ohne jeglichen Tritt natürlich. Ganz ohne fein vorbereitete Klettersteig-Schlosserei natürlich… Aufs falsche Pferd gesetzt! – Es muss links sein, nicht rechts!
Alles wieder absteigen? – Lieber das nicht! – Eine Sekunde lang ist der Himmel rojosuiza wirklich gnädig: der Vorhang reisst ganz weit auf. Was sieht er? – Auf der anderen Seite des wilden Bergbaches ist mehr von dem Schneefeld, hier oben nun wirklich steil. Dort drüben ist ein Art weissliche Gesteinsinsel – sie ist riesengross rot-weiss markiert. Dort also verläuft die Route. –Übersetzen über den Wildbach heisst das: nicht Rutschen, nicht Hineinfallen! – Das Wagnis gelingt. Aber das Schneefeld ist gar nicht gnädig, viel zu steil ist es. – Zuhause lachen die Steigeisen, hättest du uns halt mitgenommen! – Hat man wenigstens Stöcke? – Die sind zwar da, aber sie reichen wirklich nicht aus. – Rutscht man? – Ja, man rutscht, ein Mal, zwei Mal. – Man verliert alle Stöcke, holt sich alles wieder zurück, verliert erneut alles, holt sich einen Stock wieder zurück. Dann sieht man eine schwere Rasselkette etwas unter seinem Standort in den Bergschrund hängen. – Queren muss der Bergheld hier, ohne in den Bergschrund hinunter zu gleiten. Gottseidank, das gelingt. Ab hier hängt der Himmel voller Ketten! Aus dem Schneefeld ragt Gestein, worauf rojosuiza vorsichtig höher steigt, bis er erfolgreich an der via ferrata angekommen ist.
Das ist nicht die Tour vom letzten Mal! – Diese via ferrata ist neu, die Ketten und Eisenspangen sind keine rostigen Relikte auf dem letzten Jahrhundert. Ausgesetzt verläuft die Route, ohne die Steigehilfen für den kleinlauten Maulhelden rojosuiza nicht zu machen. Ein paar Klammern sind vom Steinschlag fast platt gehämmert, noch genügen sie aber immer für einen Stand. – Jetzt, wo er drin ist in der herbeigeflehten via ferrata, erfüllen sich alle seine Erwartungen. Nur der Einstieg muss erfolgreich gefunden werden, danach geht alles wie von selber. Rot-weiss ist verschwunden, blaue Punkte markieren die Route. Ketten – Klammern und Ketten – Ketten – Klammern und Ketten!
Seit er den Weg verloren hat, seit alles rollt und rutscht, hat rojosuiza kein einziges Foto mehr gemacht. Die Kamera ist im Rucksack: er braucht die Hände dringend für anders. Der riesige Gletscherschrund – er wird nicht fotografiert. Vorher die schön polierten Rille, wo es nicht mehr weitergeht – an Fotografieren nicht zu denken! – Das steile Schneefeld – auch das ist nicht fotografiert. Erst jetzt, wo die Kletterstellen überwunden sind, die blauen Punkte erneut übergehen in die rot-weisse Markierung, erst jetzt kommt die Kamera wieder aus dem Sack, ab und zu. Es wird fotografiert die merkwürdige Zeichnung des Gesteins, es wird nicht fotografiert die verschwundene Biwack-Schachtels des Bivacco Farello. Die Schneehühner sieht man vorbei ‚hösele‘; Fotografieren geht nicht, sie sind schon verschwunden, haben sich im Gelände und im Nebel aufgelöst. Aber die Seen sind noch da. Noch vor dem Chaltwasserseeli erscheint ein kleiner See, und hinter dem Chaltwasserseeli gibt es noch einige kleine Seelein. Die fotografiert man dann.
Eine dick markierte Route läuft um das Chaltwasserseeli, rojosuiza aber verlässt sie bald und steigt über das alte Gletscherbett ab, wo der Gletscher den Stein glatt abgeschliffen hat. Ausnahmsweise fliesst nur wenig Wasser. An einigen Stellen entsteht neues Pflanzenleben, ist kleinstes Grün.
Der Verhauer beim Aufstieg hat Zeit gekostet. Das will der Dumme jetzt wieder wettmachen, und so vielleicht das letzte Postauto doch noch schaffen. Es folgt die Abkürzung. Es ist gar nicht ratsam, der Bergziege hier nachzufolgen. Bald genug kommt der Esel zur Einsicht: hier geht es nicht mehr weiter nach unten ohne garantierten Absturz. Was bleibt da übrig, als alles wieder aufzusteigen, was man gerade wild abgestiegen ist, nur um schliesslich den Wanderweg wiederzugewinnen?
Das Schicksal meint es aber trotzdem gut mit dem Toren. Er ist nicht zur Zeit für sein Postauto, seine Abkürzung ist ein rechter Reinfall, dafür ist er zeitig zu einem betörenden Sonnenuntergang. Man blickt von seinen Steinen auf, und man darf das sehen! Die Fotografie fängt das Wunder nicht sauber ein, nur eine Ahnung ist auszumachen.
Was tut einer in finsterer Nach auf dem einsamen Pass? – Ratsam wäre es, Unterkunft zu suchen im Simplon-Hospiz. – Was tut ein Narr? – Er läuft den langen Weg ins Tal gleich noch dazu, erst auf der Passstrasse und ab Schallbett über den dunklen Fussweg.
Auch ein langer Marsch geht zu Ende: Es ist halb eins, da sinkt das Wandererlein in sein eigenes Ferienbett und fällt kurz darauf in eine tiefen Schlaf.
All dies ist zusammenzufassen mit dem überaus wahren Spruch: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich!
Gute Vorbereitung! sie macht die gelungene Wanderung. Dazu gehört die richtige Routenplanung! – Weitere Vorbereitung ist hier nicht nötig, meint der Herr Wanderleiter, ist er die Route doch schon einmal gegangen. Damals in der Gegenrichtung. Dass das schon mehr als 15 Jahre her ist, ist gewiss ganz unerheblich.
Wie lässt sich alles an, am nächsten Morgen? Kommt der Bus denn? – Er kommt brav, wie angekündigt kurz nach halb neun. Er bringt mich schnell viele hundert Höhenmeter weiter hinauf, nach San Domenico. Dort käme die erste Enttäuschung, von der der Ortsunkundige sich nicht schnell erholte: die ersten Kilometer geht es immer nur bergab, in gerader Linie. Futsch sind mindestens 100 Höhenmeter, wenn nicht mehr.
Danach folgt ein Stücklein alten Fussweges – von dem die Schilderaufsteller heftig abraten und den die Proprietà-Privata-Menschen liebend gern für sich allein haben wollen. Man darf ihnen in den Bergen nicht nachgeben, sie fressen leicht alles auf. Der Fussweg kürzt ein paar Kurven des Strässchens ab. Das Strässchen schliesslich führt auf die Alpe Veglia. Es ist einmal von den Alpini Val Toce angefertigt worden, davon zeugt die Marmor-Tafel. Das Strässchen fällt jetzt langsam in Stücken in die Schlucht hinab, wird immer etwas schmäler, dient aber bis auf Widerruf als Zubringer für alles, was zur Alpe Veglia will.
Auf der Alpe Veglia bei der ersten Abzweigung unbedingt nach rechts gehen, auf dem alten Saumpfad zur Brücke am Bach hinab. Das Stück dort ist poetisch schön. In Cornù gibt es zur Wegzehrung einen Cappuccino – zum Alpenclub mag ich die paar Meter nicht hinaufsteigen – ich nehme mir meinen Cappuccino einfach unten direkt am Weg.
Kaffeegestärkt läuft der Bergsteiger in spe leichtfüssig dem Pass zu. Er freut sich Kilometer um Kilometer auf das Schild, das nicht auftaucht, und das immer noch ein wenig tiefer im sich verengenden Tal ist, als er gewähnt hat. Jetzt kommt es schliesslich, man ist da. Das erste Mal hat es den Wanderer bezaubert, jetzt ist es eine stille Freude.
Vom hellen Sonnenschein gerät der Wandersmann in einen Wechsel von hell und dunkel. Immer wieder verdeckt der Nebel die Passage, die Wand, über die die Route führt. rojosuiza würde hier nicht mit einem Durchkommen rechnen, so wie das Gelände aussieht. Aber kennt er denn von der Wanderung vor 15 Jahren her nicht jeden Stein? Weiss er nicht, dass es den Klettersteig gibt? Die Markierungen des Wanderweges werden zwar immer spärlicher, aber ganz gewiss führen sie ihn linea recta zum Anfang der via ferrata.
Wie hat sich das Schild geäussert? – ‚Sentiero impegnativo tratti attrezzati‘ – Was kann das schon bedeuten? Dass es einen sentiero gibt, halt, einen Weg. – Vorerst lässt mich der Weg aber erst einmal im Stich. Die dürftigen Markierungen sind ganz verschwunden. Ruhiges Wandern und gemächliches Steigen, das ist vorbei. Jetzt ist es Kriechen und Rutschen, Sich Anklammern und Fluchen. Zum Glück ist kein anderer da, losgetretenes Geröll kann so unschuldig nach unten kullern. So lange nur der Bergheld nicht auch gleich selber noch hinabkullert…
Es wird hier immer scheusslicher, immer spannender. Der Nebel hüllt mir dazu das Gelände ganz ein. Es kommt ein Schneefeld / Gletscherrest. Keine Markierungen! Ja, dort drüben liegen zwei Steine aufeinander – das ist wohl Geschiebe und Geröll! – Wäre es nicht klug, eine kleine Pause einzulegen? Der Nebel kommt und geht ja immer wieder etwas, kann man etwas später nicht etwas mehr sehen? Man wartet jedoch nicht; man steigt entschlossen ins Schneefeld ein. Man muss ja doch hinauf, nur den Einstieg zum Klettersteig gilt es zu finden, wonach man dem einfach folgen kann… Das Schneefeld steilt auf, man droht zu rutschen. Noch etwas weiter nach rechts bitte, wieder ins Rutschgeröll bitte. Da müht man sich schimpfend hinauf. An seiner linken hat man einen Bergbach, rechts ist neben der Geröllschräge der Fels. Sehen tut man sonst nichts, ja, bis zum Moment, wo man die Bescherung sieht! – Man steht oben auf der Schutthalde. Links stürzt der Bach sich aus enger Schlucht. Rechts gibt es zwei schön ausgeschliffene Rillen, die scheinbar senkrecht nach oben gehen… ohne jeglichen Tritt natürlich. Ganz ohne fein vorbereitete Klettersteig-Schlosserei natürlich… Aufs falsche Pferd gesetzt! – Es muss links sein, nicht rechts!
Alles wieder absteigen? – Lieber das nicht! – Eine Sekunde lang ist der Himmel rojosuiza wirklich gnädig: der Vorhang reisst ganz weit auf. Was sieht er? – Auf der anderen Seite des wilden Bergbaches ist mehr von dem Schneefeld, hier oben nun wirklich steil. Dort drüben ist ein Art weissliche Gesteinsinsel – sie ist riesengross rot-weiss markiert. Dort also verläuft die Route. –Übersetzen über den Wildbach heisst das: nicht Rutschen, nicht Hineinfallen! – Das Wagnis gelingt. Aber das Schneefeld ist gar nicht gnädig, viel zu steil ist es. – Zuhause lachen die Steigeisen, hättest du uns halt mitgenommen! – Hat man wenigstens Stöcke? – Die sind zwar da, aber sie reichen wirklich nicht aus. – Rutscht man? – Ja, man rutscht, ein Mal, zwei Mal. – Man verliert alle Stöcke, holt sich alles wieder zurück, verliert erneut alles, holt sich einen Stock wieder zurück. Dann sieht man eine schwere Rasselkette etwas unter seinem Standort in den Bergschrund hängen. – Queren muss der Bergheld hier, ohne in den Bergschrund hinunter zu gleiten. Gottseidank, das gelingt. Ab hier hängt der Himmel voller Ketten! Aus dem Schneefeld ragt Gestein, worauf rojosuiza vorsichtig höher steigt, bis er erfolgreich an der via ferrata angekommen ist.
Das ist nicht die Tour vom letzten Mal! – Diese via ferrata ist neu, die Ketten und Eisenspangen sind keine rostigen Relikte auf dem letzten Jahrhundert. Ausgesetzt verläuft die Route, ohne die Steigehilfen für den kleinlauten Maulhelden rojosuiza nicht zu machen. Ein paar Klammern sind vom Steinschlag fast platt gehämmert, noch genügen sie aber immer für einen Stand. – Jetzt, wo er drin ist in der herbeigeflehten via ferrata, erfüllen sich alle seine Erwartungen. Nur der Einstieg muss erfolgreich gefunden werden, danach geht alles wie von selber. Rot-weiss ist verschwunden, blaue Punkte markieren die Route. Ketten – Klammern und Ketten – Ketten – Klammern und Ketten!
Seit er den Weg verloren hat, seit alles rollt und rutscht, hat rojosuiza kein einziges Foto mehr gemacht. Die Kamera ist im Rucksack: er braucht die Hände dringend für anders. Der riesige Gletscherschrund – er wird nicht fotografiert. Vorher die schön polierten Rille, wo es nicht mehr weitergeht – an Fotografieren nicht zu denken! – Das steile Schneefeld – auch das ist nicht fotografiert. Erst jetzt, wo die Kletterstellen überwunden sind, die blauen Punkte erneut übergehen in die rot-weisse Markierung, erst jetzt kommt die Kamera wieder aus dem Sack, ab und zu. Es wird fotografiert die merkwürdige Zeichnung des Gesteins, es wird nicht fotografiert die verschwundene Biwack-Schachtels des Bivacco Farello. Die Schneehühner sieht man vorbei ‚hösele‘; Fotografieren geht nicht, sie sind schon verschwunden, haben sich im Gelände und im Nebel aufgelöst. Aber die Seen sind noch da. Noch vor dem Chaltwasserseeli erscheint ein kleiner See, und hinter dem Chaltwasserseeli gibt es noch einige kleine Seelein. Die fotografiert man dann.
Eine dick markierte Route läuft um das Chaltwasserseeli, rojosuiza aber verlässt sie bald und steigt über das alte Gletscherbett ab, wo der Gletscher den Stein glatt abgeschliffen hat. Ausnahmsweise fliesst nur wenig Wasser. An einigen Stellen entsteht neues Pflanzenleben, ist kleinstes Grün.
Der Verhauer beim Aufstieg hat Zeit gekostet. Das will der Dumme jetzt wieder wettmachen, und so vielleicht das letzte Postauto doch noch schaffen. Es folgt die Abkürzung. Es ist gar nicht ratsam, der Bergziege hier nachzufolgen. Bald genug kommt der Esel zur Einsicht: hier geht es nicht mehr weiter nach unten ohne garantierten Absturz. Was bleibt da übrig, als alles wieder aufzusteigen, was man gerade wild abgestiegen ist, nur um schliesslich den Wanderweg wiederzugewinnen?
Das Schicksal meint es aber trotzdem gut mit dem Toren. Er ist nicht zur Zeit für sein Postauto, seine Abkürzung ist ein rechter Reinfall, dafür ist er zeitig zu einem betörenden Sonnenuntergang. Man blickt von seinen Steinen auf, und man darf das sehen! Die Fotografie fängt das Wunder nicht sauber ein, nur eine Ahnung ist auszumachen.
Was tut einer in finsterer Nach auf dem einsamen Pass? – Ratsam wäre es, Unterkunft zu suchen im Simplon-Hospiz. – Was tut ein Narr? – Er läuft den langen Weg ins Tal gleich noch dazu, erst auf der Passstrasse und ab Schallbett über den dunklen Fussweg.
Auch ein langer Marsch geht zu Ende: Es ist halb eins, da sinkt das Wandererlein in sein eigenes Ferienbett und fällt kurz darauf in eine tiefen Schlaf.
All dies ist zusammenzufassen mit dem überaus wahren Spruch: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich!
Tourengänger:
rojosuiza

Communities: Alleingänge/Solo, Passwanderungen
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (10)