Bächistock, 2914m - bei winterlichen Verhältnissen


Publiziert von Linard03 , 27. November 2024 um 06:45.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:21 September 2024
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2145 m
Abstieg: 1730 m
Strecke:Plätz - Glärnischhütte - Bächistock - Chäseren
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per PW bis Parkplatz "Plätz"

Infolge heikler Schnee-Verhältnisse musste eine ursprünglich geplante Tour abgesagt werden. So ergab sich die Möglichkeit für eine ungeplante Hochtour. Die Befürchtung, dass meine Kondition dafür ungenügend sein könnte, erwies sich dabei als das kleinere Problem; doch der Reihe nach.
 
Der Plan war: individueller Aufstieg auf die Glärnischhütte, am zweiten Tag die Tour auf den Bächistock. Per PW gelangte ich zum Parkplatz Plätz. Um ca. 11 Uhr lief ich gemütlich los und erreichte nach ca. 1 ¼ Std. Chäseren (1270m), wo ich eine Rast hielt.
Hier traf ich zunächst G.; sie wollte die Zeit nutzen und via Zeinenstafel aufsteigen. Wenige Minuten später traf ich S.; gemeinsam nahmen wir den Aufstieg zur Hütte unter die Füsse.
 
Der Hüttenweg war heute deutlich anspruchsvoller als üblich: der viele Schnee liess den Wanderweg verschwinden, teilweise schmieriger Matsch, teils wandern im Bach, Schneebrücken, welche noch knapp hielten, etc.
 
S. und ich führten ein interessantes Gespräch, sodass wir kaum vom Fleck kamen und entsprechend langsam unterwegs waren ... ;-) Da wir jedoch genügend Zeit hatten, spielte dies keine Rolle. Inzwischen holte uns der später gestartete BF ein, sodass wir den verbleibenden Weg zusammen unter die Füsse nahmen.
 
Die frisch umgebaute Glärnischhütte (1989m) hat zwar eine neue, schöne Terrasse erhalten, neue Sanitärinstallationen und eine neue Küche. Aber insgesamt ist es halt nur eine Teil-Renovation; vermutlich hat das Geld für die Schlafräume nicht mehr ausgereicht. Trotzdem: wenn man schon am Umbauen ist – ein 24er-Schlag mit ultra-engen Verhältnissen ist halt nicht mehr so zeitgemäss …
 
Kaum zu glauben, dass es bereits 10 Jahre her sind, als ich das letzte Mal hier war ... - die angebotenen Kuchen sind nach wie vor sehr lecker!
Das Nachtessen startete mit einer Suppe, welche draussen auf der Feuerstelle selbst geschöpft wurde. Danach gab’s ein feines Raclette à Discretion – ein zwar eher unüblicher Hütten-Znacht, hat jedoch ausgezeichnet geschmeckt.
 
Gipfeltag
Ob’s am schwer aufliegenden Käse oder doch an einer Nonstop-Schnarchlerin lag: jedenfalls kriegte ich kaum ein Auge zu und war entsprechend gerädert, als es Zeit war aufzustehen.
Sämtliche Seilschaften zogen in Richtung Vreneli los, während wir die einzige Seilschaft waren, welche sich den Bächistock zum Ziel gesetzt hatte.
 
Um ca. 5.45 Uhr marschierten wir los; die Wegfindung war beim vielen Schnee nicht ganz trivial, zumal offensichtlich schon länger niemand mehr in Richtung Bächistock unterwegs gewesen war. Leider zerschlug sich die Hoffnung, dass die Schneedecke tragen würde, schon bald. Dauernd brachen wir wieder ein, was natürlich v.a. für den BF Schwerstarbeit beim Spuren bedeutete, aber auch für die Nachfolgenden ziemlich mühsam bzw. anstrengend war.
 
Die Option einer Überschreitung (das eine Couloir rauf, das andere runter) war dann auch schnell vom Tisch: das untere Couloir war nicht machbar; zuviel Schnee im steilen Gelände. Das obere Couloir hingegen war mit dem Trittschnee relativ gut zu begehen, auch wenn es zuweilen eine Wühlerei war. Tatsache ist, dass der Weg über das obere Couloir um einiges länger ist.
 
Beim Sattel / Graterhebung (von wo aus man eine phantastische Sicht zum Vreneli hat) angekommen hat man das Gefühl, kurz vor dem Ziel zu sein. Dem ist jedoch nicht so; es zieht sich dann noch ziemlich dahin. Hat man die Kuppe überkraxelt, kommt das eigentliche Ziel erst ins Blickfeld. Es geht zunächst auf Firn wieder etwas hinunter, es folgt eine Querung und schliesslich noch eine teils exponierte Kraxelei auf den eigentlichen Gipfel des Bächistock (2914m).
 
Wir genossen eine Pause mit mässigem Fernblick (etwas mehr Bewölkung als erwartet), danach stiegen wir wieder ab. Im steilsten Bereich des Couloirs wurde es nochmals anspruchsvoll. Zur fortgeschrittenen Zeit wurde der Schnee natürlich noch weicher, was das Vorankommen noch anstrengender machte – es kostete richtig viel Energie. Einmal sank ich hüfttief ein und kam selbst nicht mehr raus; der eine Fuss hatte sich so richtig verkeilt und liess sich keinen Millimeter bewegen – der Schnee wurde zu Beton … Danke an S. für’s Ausbuddeln … ;-)
 
Ich war jedenfalls froh, als die Hütte wieder in Sichtweite rückte.
Hier, etwas oberhalb der Hütte, war gerade ein Team für die Gletschermessung unterwegs.

Wir sassen nochmals gemütlich auf der Terrasse, genossen Kaffee & Kuchen, bevor wir uns an den Schlussabstieg machten. Hatten die Knie schon vorher gelitten, wurde der Abstieg nach Chäseren (nicht ganz unerwartet) zur Tortur.
Erstaunlich war, wieviel Schnee innerhalb von 24 Std. geschmolzen war. Folge davon war natürlich ein matschiger, rutschiger Wanderweg …
Um 18.15 Uhr kam das von uns bestellte Alpentaxi in Chäseren an. Nicht nur ich war froh, die steile Strasse nicht mehr runterlaufen zu müssen …
 
Fazit:
eine tolle, aber auch sehr lange und anstrengende Tour bei den beschriebenen Verhältnissen.
Eine coole Truppe, gute Gespräche, schönes Wetter.
 
Gleichzeitig die ernüchternde Erkenntnis, dass meine Gelenke (v.a. Knie, aber nicht nur ...) solch’ lange Touren mit so vielen Höhenmetern kaum mehr ertragen. Mit einem leichten Muskelkater am nächsten Tag habe ich überhaupt kein Problem, aber wenn die Gelenkschmerzen noch 2, 3 Tage nach der Tour anhalten, macht das eigentlich nur noch bedingt Spass.
Ich lasse es deshalb auf mich zukommen, was künftig noch möglich sein wird und was nicht … Wie eingangs erwähnt: die Kondition war das kleinere Problem, diese reicht nämlich trotz fehlendem Training bzw. Praxis aus.
 
Zeiten (inkl. allen Pausen):
PP Plätz – Chäseren: 1 ¼ Std.
Chäseren – Glärnischhütte: ca. 2 ½ Std.
Glärnischhütte – Bächistock: ca. 5 Std.
Bächistock – Glärnischhütte: ca. 4 Std.
Glärnischhütte – Chäseren: ca. 1 ½ Std.

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
 64544.gpx Glärnischhütte
 64545.gpx Bächistock

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