Schalfkogel 3537m


Publiziert von Cubemaster , 17. September 2024 um 17:42.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:25 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Unterkunftmöglichkeiten:Ramolhaus

Einer der wesentlichen Gründe, unseren Sommerurlaub dieses Jahr in Obergurgl zu verbringen, war, dass ich den Schalfkogel besteigen wollte. Der Berg war der letzte Dreitausender der Ötztaler Alpen mit mehr als 300m Schartenhöhe, der mir noch fehlte, und zudem ein sehr interessantes Ziel für sich. Ich hatte mir zwar eine Route ausgetüftelt, die solo machbar erschien, aber Benjamin hatte auch Interesse angemeldet und so wollten wir eigentlich zu zweit gehen. Er schreckte dann jedoch vor den ungewöhnlich großen Schneemengen zurück, welche in der Höhe noch lagen. Daraufhin beschloss ich, die Tour, wie ursprünglich geplant, solo zu machen.

Ich startete um 5:30 direkt von unserer Ferienwohnung in Obergurgl, ein sehr seltener Luxus. Obwohl ich dadurch maximal viel Schlaf bekommen hatte und tags zuvor wenig gemacht hatte, war der Aufstieg Richtung Ramolhaus unglaublich zäh. Ich war zuerst nicht sicher, ob ich eine derart lange Tour an diesem Tag packen würde. Nach den unten angeschriebenen 3 3/4 Std hatte ich erst die letzte große Kehre des Wanderwegs auf gut 2900m erreicht. Von dort aus sind es noch ca. 100hm zum Ramolhaus, aber dieses lag ja jetzt in der entgegengesetzten Richtung. Also verließ ich den Wanderweg kurz oberhalb der Kehre und stieg über den Rücken in südwestlicher Richtung auf.

Ohne nennenswerte Schwierigkeiten kam ich dann auf das kleine Hochplateau mit den beiden (noch zugeschneiten) Seen. Mein Plan war nun, den Hang etwa 2,5km in südlicher Richtung zu queren bis zum Ostgrat des Schalfkogels. Also lief ich bis zum südlichen Ende des Plateaus und dann, die Höhe (knapp über 3000m) haltend, weiter am Hang entlang. Kurzzeitig war das Gelände steiler und ich musste über einige Felsen kraxeln. Dann kam ich an den Rand eines Schneefeldes und zog meine Steigeisen an. Der Hang war ab hier noch großteils schneebedeckt, eher ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit.

Über die flachen Schneefelder kam ich sehr zügig voran, vermutlich deutlich schneller als bei aperen Bedingungen, wenn man sich im Gletscherschliff seinen Weg suchen muss. Nach etwa einem halben Kilometer begann ich, dem ansteigenden Gelände folgend, etwas aufzusteigen. Bei ungefähr 3100m erreichte ich einen kleinen Buckel und versuchte, die Höhe wieder ungefähr zu halten. Ein bisschen Auf und Ab ließ sich natürlich nicht vermeiden, aber ich kam ohne größere Schwierigkeiten zum Fuß der Rippe, welche zum Nordgrat hinaufführt.

Ich zog die Steigeisen kurz aus und querte am Fuß der Rippe über Geröll weiter hinüber, was ebenfalls unproblematisch war. Dahinter ging es wieder mit Steigeisen über flache Schneefelder weiter. Der oberhalb liegende Gletscher wies sehr gute Bedingungen auf, mit Partner und Seil hätte man von hier aus einfach Richtung Gipfel marschieren können. Dennoch kam mir der Schnee auch hier zu Gute, da es mir gelang, die Höhe von 3100m fast durchgängig zu halten, obwohl das Gelände zwischenzeitlich recht steil wurde. Mit etwa 100hm Verlust könnte man aber auch durch deutlich flacheres Gelände gehen.

Immer noch ohne nennenswerte Schwierigkeiten bog ich am Ende der letzten Mulde auf den aperen Ostgrat ein. Ein kurzes Stück am Anfang war etwas steil und mühsam, aber danach ging es sehr angenehm in moderater Steigung weiter hinauf. Auf etwa 3400m traf ich eine Seilschaft im Abstieg, die den Nordgrat gemacht hatte (stellenweise wohl sehr brüchig). Das letzte Stück zum Südgrat hinauf ist nochmal steiler, aber mit etwas Vorsicht auch gut zu machen. Über ein Stück fast ebenes Gelände und ein paar einfache Felsen "spazierte" ich schließlich am Südgrat zum sehr aussichtsreichen Gipfel.

Wow, was für eine grandiose Aussicht. Der Gipfel liegt sehr zentral im Gebiet der großen Ötztaler Berge und bietet durch seine Höhe eine komplette Rundumsicht. Mit viel Zeit an diesem schönen, stabilen Tag machte ich eine ausgedehnte Gipfelpause. In der Gipfelbuchschatulle fand ich zwei völlig durchnässte Gipfelbücher, ein älteres (2014 bis 2023) in sehr schlechtem Zustand und ein relativ neues. Ich beschloss, das neue Buch mit noch recht wenigen Einträgen erstmal seinem Schicksal zu überlassen und das alte mit hinunter zu nehmen. (Ich habe es in den folgenden Tagen seitenweise getrocknet und anschließend in Obergurgl abgeben können.)

Über die gleiche Route stieg ich dann wieder ab. Den flacheren Teil des Ostgrates rutschte ich neben dem Grat im Schnee ab. Auch die lange 2,5km Querung ging wieder zügig, obwohl der Schnee natürlich etwas matschiger war als morgens. An dem Plateau mit den beiden Seen rastete ich noch einmal länger und trocknete meine Socken und Schuhe (platschnass trotz Gamaschen), bevor ich gemütlich wieder nach Obergurgl hinunter wanderte, wo ich gegen 18:30 wieder an der Ferienwohnung ankam.

Fazit:
Eine wirklich grandiose Tour, die meine Erwartungen mehr als erfüllt hat. Auf meiner Route ist mir keine wesentliche Schwierigkeit aufgefallen, alles ließ sich im moderaten Alpinwander-Bereich machen. Als Tagestour ist die Länge enorm, es sind mindestens 1700hm rauf und runter plus zwei mal etwa 2,5km Querung in hochalpinem Gelände. Das Ramolhaus würde sich gut als Stützpunkt eignen, da es sehr hoch auf über 3000m liegt. Was unter dem Schnee in der langen Querung zum Vorschein kommt, weiß ich natürlich nicht sicher. Ich vermute, dass man dort auch bei aperen Bedingungen einigermaßen entlang kommt, das müsste man dann einfach mal ausprobieren.

Tourengänger: Cubemaster


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