Ober Gabelhorn - (kompletter Gabelhorngrat, Abstieg Wellenkuppe)


Publiziert von 3614adrian , 26. August 2024 um 23:06.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:24 August 2024
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2550 m

Einmal wollte ich auch diese Saison noch eine richtige Hochtour machen. Letztes Jahr konnte ich mir den Traum vom Eiger Integral verwirklichen. Dieses Mal zog es uns nach Zermatt. Die Verlockung des Matterhorns (in einem Push ab Dorf) war zwar gross, dennoch gaben wir dem Ober Gabelhorn den Vorrang. Von allen Aufstiegsvarianten verguckte ich mich am stärksten in den Gabelhorngrat - ein einsamer langer Grat mit perfektem Blick aufs Horu klang sehr vielversprechend, barg aber auch noch ein paar Fragezeichen. Im SAC-Tourenportal wird dieser Aufstieg als eine Tour der Superlative angepriesen. Mit 11-12h Aufstiegszeit ab Hotel Trift aber auch etwas abschreckend. Sonst fanden wir im www nicht viel, ausser dem vorzüglichen Bericht von Holzding (Danke!), wo auch klar wird, dass sich nicht alles in gutem Gestein abspielt. Mit diesen beiden Quellen fuhren wir nach Zermatt und wählten als Ausgangspunkt das liebliche Hotel Edelweiss 350 Hm oberhalb des Dorfes. Vom Hotel Trift könnte man sich für die Tour aufs Ober Gabelhron zwar noch fast 400 Höhenmeter einsparen.

Um kurz nach 10.00 sind wir in Zermatt - einfach jedes Mal eine spezielle Stimmung in diesem Dorf. Aktuell läuft gerade der Zermatt Ultraks Event und der 'EXTREME' läuft seit 08.00 Uhr. Der Weg direkt zum Hotel Edelweiss oder weiter zum Trift ist immer noch gesperrt seit den Unwettern und wird wohl erst nächste Saison offen sein. So folgen wir der Strecke des EXTREME und kommen gut verschwitzt im Hotel an, wo wir herzlich empfangen werden. Nach kurzem Umpacken und einer Stärkung folgen wir den Spuren des ULTRAKS EXTREME bis unter das Unter Gabelhorn. Hier deponieren wir einiges Material für die morgige Tour. Mit leichtem Rucksack lassen wir es uns nicht entgehen die berüchtigte Geröllrinne runter zu düsen. Wirklich beachtlich steil für einen Lauf! Unten angekommen biegen wir anstatt links zur Rothornhütte, rechts zum Hotel Edelweiss ab, wo wir unterwegs tatsächlich eine Unmenge an Edelweiss sehen.

Samstag, 24.8.2024
Ober Gabelhorn - Gabelhorngrat, ZS+

Wir starten um halb Vier morgens. Es ist angenehm warm und wenig windig und der Halbmond lässt es nicht stockdunkel sein. Der Trott bis zum Materialdepot geht zügig. Den Weg aufs Unter Gabelhorn finden wir dank einigen Steinmännern gut auch im Dunkeln. Beim Abklettern zum Tisch wird erstmals Konzentration gefordert. Die kurze Kraxeleinlage auf den Tisch ist irgendwie gespenstig im Dunkeln. Danach wieder etwas einfacher bis auf den Gipfel des Unter Gabelhorn.
Es folgt nach einem kurzen Abstieg der flache Grat zum Unter Gabeljoch, wir halten uns zwischen den Felsen und dem Firn, welcher ganz zuoberst noch wenig Schnee hat, sonst aber ausgeapert ist. Der felsige Aufschwung zum Distelhorn (3457) in etwas losen Felsen ist nicht schwierig.
Der nächste Aufschwung zu P. 3560 nehmen wir von Osten, hier ist die Kletterei zu Beginn nicht trivial und oben recht brüchig. Besser wäre es (wie es bei Holzding auch beschrieben wäre) früher auf den SE-Grat zu gelangen und dann bei der steilen Felswand kurz links durch eine Rissverschneidung auszuweichen um dann bald wieder den Grat zu erreichen.

Bis zum Mittler Gabelhorn ist es ein langes Stück, es folgt aber ziemlich direkt dem Grat und bietet keine nennenswerten Schwierigkeiten.
Über das Firnfeld gelangen wir ins Ober Gabeljoch und weiter zum eigentlichen Gipfelaufschwung. Der beschriebene, sehr scharfe Firngrat existiert nicht mehr...
Den SE-Grat zum Ober Gabelhorn klettern wir eher intuitiv, einzig der erst markante grosse Turm erkennen wir aus dem Beschrieb und überklettern ihn. Das letzte Wändchen zum Gipfel erklimmen wir ziemlich direkt in ansprechender Kletterei (rechts rum eventuell einfacher).
(Aufstiegszeit: 6h06min. Gemäss Tourenportal 11-12h ab Hotel Trift)

Abstieg Wellenkuppe
Steiler als erwartet gehts runter und wir seilen 1-2 Seillängen ab. Die Fixseile erleichtern den Abstieg vom Grand Gendarme. Zur Wellenkuppe rauf gerade noch mit knapp genug Schnee, teils auch schon apere Stellen. Der offenbar nicht ganz offensichtliche Abstieg von der Wellenkuppe führt uns entlang Steinmännern südlich des Grates durch und wir gelangen so ohne Abseilen, dafür in etwas schuttigem Gelände problemlos zum Ausläufer des Triftgletschers. Hier sind zu Beginn Steigeisen zwingend. In einem grossen Bogen gelangen wir als Erste der Ober Gabelhornbesteiger nach exakt 9h seit dem Start im Hotel Edelweiss zur Rothornhütte.
Die Hütte ist neu und hat die erste Saison offen. Wir lassen uns diesen Komfort nicht nehmen und entscheiden spontan hier zu bleiben und den Tag ausklingen zu lassen. Trotz angesagtem Wetterumschwung könnten wir am nächsten Vormittag vielleicht noch das Rothorn anpacken...

Uns hat diese Tour grossen Spass gemacht - ja, es war obergabelgeil! Für M.F. war es der erste Viertausender - wenn das kein gelungener Einstieg ist!
Klar, das Gestein ist nicht immer zuverlässig, immer wieder Bruch, zwischendurch immer auch wieder schöne Passagen. Als Gesamterlebnis durchaus lohnend. Das Zeitmanagement muss sicher im Auge behalten werden. Wir haben im Aufstieg nirgens gesichert, was natürlich schneller geht.



Sonntag, 25.08.2024, Zinal Rothorn (bis Gabel)
Das Radar stimmt morgens etwas optimistischer als am Vortag, beim Firngrat beginnt es dann aber zu schneien und es wird auch bald unangenehm kühl. Wir hoffen immer noch auf Besserung, sehen bei der Gabel, ca. 100 Hm unter dem Gipfel dann aber ein, dass es keinen Sinn mehr macht. Der letzte Abschnitt über den Grat mit der Binerplatte ist windexponiert und so kehren wir um.
Um ca. 05.00 Uhr kommen uns beim Aufstieg unterhalb des Firngrates die drei Bersteiger entgegen, welche sich gestern Abend bei der Hüttenwartin gemeldet haben, da sie nicht rechtzeitig zum Znacht hier sein werden. Sie sind zu diesem Zeitpunkt bereits 25h unterwegs und dies non Stop seit Start in der  Mountet Hütte. Das heftige Gewitter Stufe 4 hat sie zum Glück nur gestreift. Um 18.00 Uhr waren sie noch in Kontakt mit der Air Zermatt, entschieden sich aber offenbar gegen das Rausfliegen. Wohl nur eine von vielen Geschichten, welche das Team einer SAC-Hütte erlebt.
Das andere Extrem bietet Kilian Jornet, welcher tags zuvor an der Hütte vorbeikam während seines unglaublichen ALPINE CONNECTION Projektes.



Tourengänger: 3614adrian


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Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 28. August 2024 um 14:39
Grandiose Tour, Gratulation und weiterhin schöne Touren!
Gruss Roger

3614adrian hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. August 2024 um 20:58
Danke dir! Ja, es hat uns sehr gut gefallen und es war ein richtig gelungener Tag.
Dir auch schöne Touren.

Gruss
Adrian

Delta Pro hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2024 um 20:24
Eine ganz grosse Unternehmung, untermalt mit super Bildern! Herzliche Gratulation euch beiden!

jfk hat gesagt:
Gesendet am 4. September 2024 um 06:33
Der komplette Gabelhorngrat schwirrt mir auch schon länger im Kopf herum. Da ihr am ganzen Grat seilfrei gegangen seit, intepretiere ich das ensprechend richtig, dass das Gelände gut gestuft und dier IVer-Stellen kurz und nicht all zu hart sind? Auf jeden Fall Gratulation zur fantastischen Tour & zur Speedbegehung!
Gruss Jonas

3614adrian hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. September 2024 um 07:05
Danke dir!
Die Kletterschwierigkeiten sind moderat. Wenn überhaupt, dann nur kurze IVer Stellen.
Das Gestein ist halt nicht über so berauschend, die Aussicht dafür umso mehr!
Wir waren tatsächlich deutlich schneller als die Zeitvorgabe, eine Speedbegehung stand aber nicht im Vordergrund.
Lg
Adrian


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