Kellenspitze Westgrat


Publiziert von cardamine , 22. September 2024 um 20:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 5 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nesselwängle, Parkplatz Gimpelhaus (kostenpflichtig und schnell voll!)
Unterkunftmöglichkeiten:Gimpelhaus

Eine erste Tour aus meinem neuen Kraxelführer "Felstouren im II. und III. Grad" will ausprobiert werden. Der Westgrat auf den höchsten Gipfel der Tannheimer Berge, die Köllen- oder Kellenspitze soll laut Stephan Baur/Thomas Otto eine "schöne Übungstour für Alpinisten, die grössere Gratbegehungen planen" sein. Da wir ebensolche im Sommer planen, ziehen wir mit 30 m Seil, allerlei Eisen und Schlingen gerüstet los. Die Schwierigkeit laut Führer beträgt T6 III (Stellen), II. Wobei ich das T6 gemäss "Schweizer Interpretation" für diese Tour nicht passend finde, meiner Meinung nach ist der Weg vom Charakter T5 mit einzelnen IIIer Stellen. Ein Seil ist für den oberen, ausgesetzten Gratbereich durchaus sinnvoll, an allen schwierigen Stellen gibt es Bohrhaken, Zwischensicherungen lassen sich gut mit Schlingen an Köpfeln machen, falls man Bedarf hat. Es gibt keine Markierungen, aber die Wegfindung ist eigentlich problemlos, immer am Grat bleiben ;-)

Zustieg: Von Nesselwängle über den bestens ausgebauten Wanderweg zum Gimpelhaus. Weg mehrheitlich im Wald, ein Glück mit viel Gewicht im Rucksack. Hinter dem Gimpelhaus nehmen wir den Weg zur Nesselwängler Scharte. Ab dem Abzweig zur Roten Flüh herrscht weniger Verkehr, dafür ist der Weg von Schafen dermassen zugeschissen, dass wir in der nachfolgenden Kletterei noch Probleme haben sollten… An der Nesselwängler Scharte suchten wir die Gedenktafel von Otmar Holl, die den Einstieg markieren soll. Es sind aber nicht die Gedenktafeln in der Felsrinne vor der Scharte, wo es scheinbar auch Kletterrouten gibt. Man muss zunächst noch dem Normalweg ein gutes Stück folgen (Kletterstelle, Wiesenhang) und findet dann die Gedenktafel für Otmar Holl am Einstieg zum Westgrat.

Eine breite IIer Rinne mit nicht ganz zuverlässigem Fels leitet auf den Grat, Ausstieg nach links über Wiesentritte. Wer sich jetzt denkt, das macht keinen Spass, der sei beruhigt, der Fels am Grat ist viel besser ;-) Wir folgten dem Grat seilfrei bis zum ersten Haken an einer schräg aufgestellten Platte. Weil unsere Schuhe immer noch schmierig waren und nicht trocknen wollten, seilten wir an und übten ein bisschen Köpfchenschlingen. Unter normalen Umständen bräuchte es das Seil erst im Schlussteil… Meist im Ier Gelände geht es im Auf und Ab über Felsköpfe bis zu einer plattigen Abkletterstelle. Die erste «schwierige Stelle» ist nachfolgender Grataufschwung mit einem überhängenden Block, der entweder seeehr ausgesetzt an der Kante erklettert wird (alter Schlaghaken an Stand) oder links in einer feuchten Rinne umgangen werden könnte, wir entschieden uns aber für ersteres. Man gelangt so in die Scharte vor dem Schlussaufschwung. Dort suchten wir nach dem «Stand an der Sanduhr», es dauerte eine Weile, bis ich diesen Felshenkel entdeckte... Von der Sanduhr kletterten wir links (ausgesetzt, II, aber mit Haken) vorbei, nicht rechts durch die Rinne mit Klemmblock (III, weniger ausgesetzt). Oberhalb dieser Stelle gibt es einen Bohrhaken auf einem grossen Felsblock. Danach geht es einfacher weiter, wir packten das Seil weg, erkletterten den letzten Felsaufschwung von der linken Seite her und stiegen dann über den einfachen Grat zum Gipfelkreuz hinauf.

Der Abstieg ist kein Kinderspiel, die steile Rinne mit viel losem Geröll erfordert Vorsicht, auch um auf niemanden einen Stein zu werfen. Helm sollte man selbstverständlich aufbehalten… Ein T6 ist es aber nicht, wie manche behaupten, eher T4+.  Die Schlüsselstelle wurde mit Trittbügeln und Drahtseil entschärft, etwas luftig ist sie allzumal. Man quert einen abschüssigen Hang, wo sich lange Schnee hält, steigt dann auf der anderen Seite wieder hoch und erreicht Wiesengelände. Über den Wiesenpfad, vorbei an unserem Einstieg, erreichten wir wieder die Nesslwängler Scharte und stiegen - natürlich mit Einkehr im Gimpelhaus! - wieder nach Nesselwängle ab. 

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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